Ärztl. Attest beim Sport und dennoch Anwesenheitspflicht?

Wir haben nie theoretischen Sportunterricht gehabt. Das kenne ich (ebenfalls aus NRW) in der Form überhaupt nicht. Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung berichten, wie es bei uns abgelaufen ist. Ich konnte die letzten 2 Schuljahre nicht am Sportunterricht teilnehmen und musste dennoch die Doppelstunden am Nachmittag anwesend sein. Das war damals richtig frustrierend den anderen bis fast 15Uhr zusehen zu müssen. Ich saß da immer etwas verloren auf der Bank und durfte zu der vom Sportlehrer gewählten Sportart einen kleinen Aufsatz schreiben. Ganz schlimm war es, wenn jemand mal wieder sein Sportzeug vergessen hatte und sich dann zu mir gesetzt hat. Diese Person musste nichts Schreiben und konnte mir die ganze Zeit auf den Sender gehen.

Statt der Note für meine sportliche Leistung wurden meine Texte bewertet. Allerdings wurden die Noten später nicht auf dem Zeugnis benutzt. Darauf stand bei Bemerkungen, dass ich laut ärztlichem Attest vom Sportunterricht befreit gewesen bin. Deswegen habe ich im letzten Schuljahr dann komplett alles verweigert. Wozu sich Mühe geben, wenn es völlig für die Katz ist. Es war mir auch einfach zu blöd zum 3. Mal über Volleyball, Hockey oder sonstiges zu schreiben. Anwesend war ich aber dennoch um keinen Tadel (blauen Brief) zu bekommen oder später gar die vielen Fehlstunden auf dem Zeugnis stehen zu haben.

Nur weil man nicht teilnehmen kann, kann man nicht darauf bestehen weniger Stunden in der Woche zu machen. Die Kinder, die weder katholisch noch evangelisch sind, können während des Religionsunterrichts auch nicht einfach gehen. Bei uns war es jedenfalls so, dass diese sich entweder für eine Religionsunterricht entscheiden oder aber am Ethikunterricht teilnehmen mussten. Oder wurde Ethik später als Ersatz eingeführt, damit ihnen der fremde Glaube nicht mehr aufgedrängt wurde?

@Crispin: Ich weiß nicht, ob ich dich jetzt richtig verstanden habe, aber wenn man freigestellt, also krankgeschrieben ist, dann darf man eigentlich gar nicht zur Schule gehen. Man kann sich also nicht krankschreiben lassen und dann trotzdem am Unterricht teilnehmen und von der Krankschreibung nur beim Sportunterricht Gebrauch machen. Das ist aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht möglich. Denn wenn dann im Unterricht etwas passieren würde, würde keine Versicherung zahlen, denn man hätte ja gar nicht in der Schule sein dürfen.

Beim ''normalen'' Attest. Vielleicht sollte man da beim Arzt anfragen, welche Möglichkeiten es gibt, aber ich weiß, dass eine Bekannte von mir, die Skoliose hat, wegen immer wieder auftretender Rückenschmerzen das gleiche Attest bekommen hat, wie ich es hatte. Wo genau da der Unterschied ist, weiß ich nicht unbedingt zu sagen, aber bei dem Attest was ich bekommen habe, war es mir so gesehen freigestellt, zu Hause zu bleiben, wann immer ich wollte, ich war entschuldigt egal an welchem Tag ich fehlte und da ich den Sport ohnehin nicht mitmachen durfte, nahm ich natürlich auch die Anwesenheitspflicht nicht wahr.

A hat doch nur die Befreiung für den Sport an sich und nicht für den gesamten Unterricht. Daher ist es normal, das er eben als Zuschauer dabei ist. Immerhin kann aber auch vom Sportlehrer andere Aufgaben bekommen. Schüler, die dann nach Hause gehen dürfen, haben eben einfach nur Glück, das es dort die Lehrer etwas großzügiger sehen. Aber insgesamt gilt eben die Anwesenheitspflicht.

Das Beispiel mit dem gebrochenen Arm war da schon gut gewählt. Vor allem, wenn es sich um den Arm handelt, welchen man eben zum schreiben oder zeichnen benutzt. Der verletzte Schüler lernt ja im Unterricht trotzdem, auch wenn er nicht selbst mitschreiben kann.

Und so kann man das auch auf den Sportunterricht übertragen. Denn auch da gibt es vielleicht neue Übungen, die A dann eben schon ansehen kann. Das A nun in dieser Zeit nicht nach Hause kann, ist dann wohl einfach nur Pech. Aber Sonderregelungen werden dabei halt nicht unbedingt an jeder Schule gemacht für solche Fälle. Ansonsten muss sich A eben komplett arbeits- bzw. schulunfähig schreiben lassen.

Gerade habe ich noch einmal gelesen, dass A. eben erst in der fünften Klasse ist und da würde ich dann als Mutter auf jeden Fall noch einmal in die Schule gehen und die Sache klären. Sonst soll er sich vom Arzt eben ein Attest geben lassen, dass er komplett vom Sportunterricht befreit ist und auch nicht hingehen braucht, da das nicht zumutbar ist, wenn er so viele Stunden am Stück nichts für sein Knie tun kann.

Allerdings finde ich es wirklich komisch, dass der Arzt ihm eine komplette Schulbefreiung anbietet. Wäre das wirklich für das ganze halbe Jahre gewesen oder nur für wenige Wochen? Ich kann es mir absolut nicht vorstellen, dass man für ein gebrochenes Körperteil eine komplette Befreiung der Schule bekommt. So etwas würde es bei uns auf jeden Fall nicht geben.

Die komplette Schulbefreiung bzw. Krankschreibung sollte nur in der Zeit sein, wo er das eine Knie gar nicht belasten darf. Er muss deswegen ja auch noch ständig das Bein hochlegen und auch kühlen, was eben in der Zeit zwischen Unterricht und Sport und auch im Sport nicht zu machen ist und auch im Unterricht am Morgen eben auch nur bedingt, weil die Kühlakkus schon nach der ersten Pause warm sind.

Diese Krankschreibung wäre also für ein paar Wochen. Das wollte A aber nicht, weil er Angst hat, sonst auf dem Gymnasium, auf das er ja gerade erst im Sommer gekommen ist, sonst nicht mitkommen würde. Deswegen hat er freiwillig auf die komplette Krankschreibung verzichtet und hat nur ein Attest für den Sportunterricht bekommen. Und die ist vorraussichtlich ein halbes Jahr. Eher mehr als ein halbes Jahr.

Ich komme aus Österreich und kann demnach nicht berichten, wie es in deutschen Schulen aussieht. In Österreich ist es jedoch auch so, dass A wohl oder übel am Sportunterricht auch passiv teilnehmen müsste. Einen wirklichen Sinn sehe ich dahinter leider auch nicht und ich kann A verstehen, dass das mehr als nur umständlich und ärgerlich ist.

Es bleibt noch ein Gespräch mit dem Direktor zu suchen, aber das dürfte es scheinbar schon gegeben haben, weil du ja geschrieben hast, dass der Direktor ebenfalls auf eine Anwesenheit besteht. Bei dem Gespräch würde es natürlich auch positiv sein, wenn man eben erwähnt, dass A nach der Schule sein Bein hochlagern sollte und so weiter, aber wie andere schon geschrieben haben, kann es durchaus sein, dass man dann als Antwort bekommt, dass man eben einen zweiten Stuhl sucht wo er den Fuß dann hochlagern kann.

Es bleibt A leider wohl nichts anderes über, als eine eigene Lösung mit dem Direktor zu finden. Rein theoretisch und eben auch praktisch, kann die Schule durchaus verlangen, dass A zumindest passiv am Turnunterricht teilnehmen muss. So kenne ich das aus meiner Schulzeit auch.

Aus meiner Schulzeit, die schon einige Jährchen her ist, war es auch so üblich, das man passiv am Sport- bzw. Schwimmunterricht teilnehmen musste. Ich hatte mal ein Attest für 2 Jahre, indem stand, das ich nicht am Sport- und Schwimmunterricht teilnehmen darf anhand einiger Erkrankungen. Ich musste die kompletten 2 Jahre passiv am Unterricht teilnehmen und die beiden Stunden absitzen, die ich immer sinnvoll nutzte um die Hausaufgaben zu erledigen.

Ich hatte gefragt, ob ich nicht heim gehen könne, denn so hätte ich um 12.10 Uhr Schluss gehabt, aber das wurde verweigert. Ich musste somit diese beiden Schulstunden auf der Bank verbringen und beim Schwimmunterricht auch im Bus in den nächstgrößeren Ort mitfahren und dort die Zeit absitzen. Es war echt lästig und nervig, dieses ganze Trara mit zu machen mit dem Bus fahren usw. aber ich hatte keine andere Wahl. Ich bekam sogar als Dank, des Absitzens noch eine 5 im Zeugnis mit dem Vermerk, das ich anhand eines ärztlichen Attests am Sport- und Schwimmunterricht nicht teilnehmen konnte. Das mit der Note 5 fand ich mehr als unfair, denn man sagte mir in diesen beiden Stunden nur, das ich diese doch bitte sinnvoll nutzen soll und bitte in diesen beiden Schulstunden meine Hausaufgaben erledigen sollte. Ich tat dies auch immer und als Dank diese Note.

Jedoch hat man leider wenig Chancen an diesen Schulstunden nicht teilnehmen zu müssen, denn man kann ja passiv anwesend sein. Mir haben diese 2 Jahre des Absitzens nicht wirklich was gebracht und es war nur aktiver Unterricht abgehalten worden. Niemals wurde Theorie abgehalten.

Eine Möglichkeit gäbe es dennoch: einige Schüler an unserer Schule sind durchaus dazu übergegangen ihren Sportunterricht im ersten Block abzusitzen, anstatt im zweiten, wenn sie nicht mitmachen können. Das sollte man mit dem Sportlehrer abklären und ich denke, wenn man da hin geht und ihm erklärt, dass der Junge da insgesamt vier Stunden am Nachmittag untätig rumsitzen muss, würde es doch bestimmt eine Möglichkeit geben, ihn im ersten Block auf die Bank zu setzen. Vielleicht hat dort ja auch ein Kurs aus seiner Stufe Sport, dann ist das doch eh egal. Bei uns wird das durchaus so praktiziert, man muss sich nur eben absprechen. Und hochlegen kann der Junge das Bein auch während der Wartezeit in der Schule und beim Sport.

Es gibt einfach Anwesenheitspflicht und ein solches Attest gilt eben nur dafür, dass man nicht mitmachen muss. Letzten Endes verpasst man ja sonst alle Übungen und wenn das Kind gesund ist, kann es dann immer sagen, dass es die Übung nicht kennt und ich denke, dass man da vorbeugen muss. Ich persönlich kann das zwar auch nicht nachvollziehen, aber da gibt es nichts dran zu rütteln.

Ich kann mir nur vorstellen, dass man da nur an einer Stelle ansetzen kann: Wenn das Kind wirklich Schmerzen hat während des Sitzens, dass man da sagt, dass es unzumutbar ist, wenn es da noch ewig herum sitzt. Aber in dem Fall ist es ja nun einmal so, dass es auch in die Schule gehen und sitzen kann. Das wäre dann hier also auch irgendwie hinfällig. Und bei uns war es damals auch so, dass es keinen interessiert hat, ob der Verletzte dann vielleicht Probleme mit dem nach Hause kommen hat oder nicht. Es gibt eine Schulpflicht und da hat man bei allen Stunden anwesend zu sein, wenn man keine richtige Krankschreibung hat.

Mein Bruder hat sich mal das Bein gebrochen und war darauf angewiesen, dass er gebracht und geholt wurde und da hat es leider auch keinen interessiert, dass er dann die zwei Stunden warten musste, bis in der neunten und zehnten Stunde dann eben Sport war. Unglaublich finde ich das, aber machen kann man da wirklich eher nichts.

Er muss deswegen ja auch noch ständig das Bein hochlegen und auch kühlen, was eben in der Zeit zwischen Unterricht und Sport und auch im Sport nicht zu machen ist und auch im Unterricht am Morgen eben auch nur bedingt, weil die Kühlakkus schon nach der ersten Pause warm sind.

Es wird doch irgendwo in der Schule die Möglichkeit geben, die Kühlakkus wieder neu aufzuladen, wenn sie warm sind. Da sollte die Schule einem schon entgegen kommen, wenn man darum bittet. Gerade im Sportunterricht gibt es doch immer Kühlakkus, die ja auch irgendwo gelagert werden. Dann würde ich also darum bitten, die eigenen Kühlakkus dort mit unterzubringen, sodass ich diese während des Sportunterrichts wieder nutzen kann, weil sie bis dahin wieder kalt sind.

Ich sehe hier keine wirkliche Möglichkeit, etwas zu ändern. Wie gesagt hätte A sonst eine komplette Schulbefreiung nehmen müssen, wenn er nicht in der Lage ist, den gesamte Schultag (der ja vorher bekannt ist) in der Schule sitzend zu verbringen.