Merkwürdige Methoden in Krankenhäusern zur DDR-Zeit

vom 17.07.2011, 16:46 Uhr

Mir ist gerade eine Geschichte von früher eingefallen, da war ich wohl 4 Jahre alt, genau weiß ich es nicht mehr. Ich hatte schon die ganze Zeit eine Art grippalen Infekt mit mir herum geschleppt, der aber trotz Medikamente immer schlimmer wurde. Irgendwann dann, kam ich mit fast 42°C Fieber in ein kleines Krankenhaus in unserer Stadt. Das hatte nur insgesamt 5 Betten oder so, es war nicht groß.

Jedenfalls brachte meine Mutter mir irgendwann während des Aufenthaltes teuren Saft mit, den sie extra im so genannten "Delikat"-Laden gekauft hatte. Sie wollte mir eben was Gutes tun. Als mich meine Eltern dann am nächsten Tag besuchten, wunderte sich meine Mutter, dass bei mir auf dem Nachttisch plötzlich ein anderer Saft stand, ein ganz normaler aus dem "Osten" sozusagen. Ich meinte nur, dass die Krankenschwester den wohl ausgetauscht hätte und meinen Saft einem anderen Kind gegeben hätte.

Da ist meine Mutter natürlich fast im Dreieck gesprungen und das auch völlig zu Recht, wie ich finde. Sie hat sich sofort bei der Oberärztin beschwert und gefragt, was das soll. Da wurde ihr irgendwie erklärt, dass das wohl normal wäre, damit sich kein Kind benachteiligt fühlt oder sowas, genau weiß ich es heute auch nicht mehr. Ich hatte das ja damals alles nicht so wahrgenommen. Aber im Nachhinein empfinde ich dieses Verhalten, das jeder Grundlage entbehrt, auch unter aller Sau! Zum einen konnten die Kinder, die eventuell in einem anderen Zimmer gelegen haben, gar nicht sehen, was ich für einen Saft trinke, zum anderen hat es auch niemanden etwas anzugehen!

Was meint Ihr dazu? Gibt es hier jemanden, der früher solche oder ähnliche Erfahrungen machen "durfte"? Und wenn ja, wie kann so etwas sein?! Vorallem, mit welcher Begründung? Es stand doch auch den anderen Eltern frei, was sie für ihre Kinder kaufen, oder?

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Solch Erfahrungen habe ich weder früher, noch heute gemacht. Meine Kinder waren auch schon mal im Krankenhaus und da verwöhnt man sie doch ein wenig mehr als sonst. Es kam aber keinerlei Abneigung dagegen oder irgendwelche Verbote. Ich denke mal die heutige Zeit ist ein wenig anders als damals und in der Hinsicht hat sich einiges zum guten entwickelt.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich habe sowas noch nicht erfahren müssen. Ich komme auch nicht aus der früheren DDR. Aber dass dort solche Methode herrschten, wusste ich auch nicht. Das grenzt für mich ja schon fast an Diebstahl. Es ist doch noch immer jedem selbst überlassen, was er sich ins Krankenhaus bringen lässt. Und man hat doch dann auch das Recht dazu, die Sache für sich zu behalten. Die Begründung, dass sich andere Kinder benachteiligt fühlen könnten, finde ich auch unsinnig.

Wenn ich hier im Krankenhaus war, auch als Kind, dann haben meine Eltern mir auch immer besonders gute Sachen mit gebracht. Das hat mich dann wenigstens etwas aufgemuntert. Aber auch da kam nie eine Krankenschwester, die das Essen oder Trinken unter den anderen Kindern aufgeteilt hat. Wenn ich was hatte, habe ich es von alleine mit der Bettnachbarin geteilt. Aber selbst wenn nicht, hätte sich doch niemand benachteiligt fühlen müssen.

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» senny » Beiträge: 2589 » Talkpoints: 9,37 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Das nenne ich dreist, einfach den teuren Saft gegen anderen austauschen. Ich habe keine Erfahrung mit der ehemaligen DDR, aber hier ist mir das noch nicht passiert. Die Begründung der Oberärztin ist ja schon mehr als bei den Haaren herbeigezogen. Ich an Stelle deiner Mutter wäre noch mehr als nur im Dreieck gesprungen. Wenn das angeblich so ausgelegt wurde, hätte man ja vorher schon Anweisungen geben können, was mitgebracht werden durfte.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich hatte damals in einen Krankenhaus ein ähnliches Problem, denn es ging um eine Dose Coca Cola. Und genau diese Dose erzeugte einen heftigen Streit. Kurzum eine entfernte Tante konnte mich nicht im Krankenhaus besuchen und schickte daher eine Cola Dose und etwas Gebäck.

Als dort eine Schwester das Zimmer betrat, begann ein lebhaftes Gespräch mit meinen Eltern. Die Cola Dose mussten sie wieder mit nach Hause nehmen. Ich war schon 17 Jahre und war darüber empört. Wir konnten aber nichts dagegen machen. Als ich einen Arzt mit einem Parteiabzeichen sah, fragte ich ihm was dieses Abzeichen nun mit Medizin zu tun habe. Ich bat ihm darum das er es verdeckte denn ich empfand es als Provokation. Ende der Kalenderwoche wurde ich entlassen. Aber die Sache war schon echt die Krönung.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Sehr merkwürdig. So etwas habe ich noch nicht gehört. Es gibt ja nun viele Eltern, die Säfte und auch Süßigkeiten noch und nöcher mitbringen und je nach Krankheitsbild geht das einfach mal gar nicht (zum Beispiel ein Kind soll auf Diabetes eingestellt werden, hat heimlich lauter Schokoriegel im Schrank und man wundert sich über die Werte). Da werden die Sachen dann verwahrt und gekennzeichnet, wem sie gehören und wenn die Krankheit am Abklingen ist oder bei der Entlassung gibt es komplett alles wieder. Die Eltern werden darüber auch in Kenntnis gesetzt, aber man muss einfach sagen, dass manche Eltern da uneinsichtig sind (weil das Kind ja krank ist) - nur schadet das in dem Falle dann mehr.

Es gibt auch einfach Getränke, die man bei gewissen Krankheiten eher nicht trinken sollte. Nur bei dir wurde ja der Saft gegen einen Saft ausgetauscht - da ist das dann schon komisch. Vielleicht wussten die ja, dass es teurer Saft aus einem extra Laden war und haben ihn selbst getrunken ;) Vielleicht dachte man, es würde nicht auffallen. Nein, das möchte ich niemandem unterstellen. Heute würde das auch absolut gar nicht gehen und das würde auch nicht mal jemandem einfallen. Aber gut, heute bekommt man eben auch alles, dass war zu DDR-Zeiten ja schon etwas anders.

Wenn es keinen medizinischen Grund dafür gibt, dann ist es eine Frechheit. So oder so hätte man deinen Eltern den Saft aber wieder mitgeben müssen, wenn man ihn dir schon nicht geben will. Und das hätte man ja machen können, wenn es wirklich wegen der Benachteiligung wäre (was ja wohl auch mal Quark ist). Ich fand es damals nur so schlimm, dass die Eltern nicht mit aufgenommen werden konnte und es kurze Besuchszeiten gab. Das finde ich, geht gar nicht bei kranken Kindern. Das hat sich zum Glück ja auch geändert.

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» winny2311 » Beiträge: 14978 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich kann zwar mit reichlich Krankenhauserfahrung und auch mit entsprechenden Geschichten dienen, die ich bis heute nicht verstehe, allerdings habe ich so etwas wie Du es hier schilderst auch noch nicht erlebt und kann das auch nicht wirklich nachvollziehen. Die Erklärung dieser Oberärztin hört sich für mich nach einer unglaubwürdigen Ausrede an, und wer weiß, vielleicht ist Deinem Saft irgendetwas zugestoßen und er wurde deshalb ausgetauscht und der Austausch mit dieser Erklärung vertuscht.

Eine medizinische Begründung als Erklärung für die Entfernung Deines Saftes wäre ja wohl durchaus noch gut nachvollziehbar gewesen und hätte insofern einfach gegeben werden können. Die Erklärung, die Deine Mutter erhalten hat, lief ja aber überhaupt nicht auf eine medizinische Begründung hinaus und ich vermute daher wirklich, dass Dein Saft vielleicht versehentlich verschüttet wurde oder irgendetwas in dieser Richtung.

Als ich damals im Krankenhaus war, allerdings nicht in der ehemaligen DDR, konnten mir meine Eltern natürlich all das mitbringen, was ich im Krankenhaus entbehren musste, solange ich es zu mir nehmen durfte und konnte. Diesbezüglich war ich allerdings des Öfteren eingeschränkt, aber irgendein Extra fand sich doch jedes Mal, das für mich organisiert oder mir mitgebracht wurde. Entfernt wurde da von den Krankenschwestern oder gar den Oberärzten gar nichts, und ich bin mir sicher, dass auch mein Vater einen entsprechenden Aufstand geprobt hätte, wenn das auch nur ein einziges Mal vorgekommen wäre.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



@karlchen: eine Dose Cola war da wohl noch etwas anderes. Denn es gab ja schon Ärger wenn mal eine Plastiktüte aus dem Westen mit in die Schule oder in einen VEB mitgebracht wurde.

@Jacqui_77: Ich glaube, dass Dich Deine Erinnerung da etwas täuscht. Ich kann zumindest aus meiner Erfahrung sagen, dass mitgebrachtes an alle Kinder verteilt wurde und nicht dem eigenen Kind weggenommen und einem anderen gegeben wurde. Bei meinen Krankenhausaufenthalten wurde das aber den Eltern vorher gesagt und es war zuvor auch üblich, die Schwestern zu fragen, ob das Mitbringsel bei der Erkrankung denn überhaupt erlaubt war. Die gaben dann eben auch gleich den entsprechenden Hinweis zur Aufteilung unter den Kindern. So brachten die meisten Eltern dann gleich etwas mehr mit und wir Kinder kamen so in die Genüsse unterschiedlichster Dinge.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich lag auch schon zu DDR-Zeiten im Krankenhaus und kann sowas nicht bestätigen. Im Gegenteil, solange man halt Produkte mitbrachte, welche man in den eigenen Geschäften kaufen konnte, hat da kein Hahn danach gekräht. Außer, wenn es halt aus medizinischen Gründen nicht verzehrt werden durfte.

Vor allem schreibst du ja auch, das du sich selbst kaum daran erinnern kannst. Und bei erzählten Geschichten verändert sich der Inhalt auch im Laufe der Jahre. Sicher war bei uns in den Krankenhäusern nicht alles so toll und ich habe es selbst erleben dürfen, das man als Kind bis nacht umd 2 Uhr auf der Unfallstation auf seine Behandlung warten musste. Ankunft war damals gegen 17 Uhr dort.

Aber das sich das Personal an den Dingen der Patienten vergreift und diese einfach verschwinden lässt, war nicht die Regel. Wobei ich es sicherlich auch Personal gab, welches das gemacht hat. Nur gibt es solche Menschen auch heute noch und man kann es nicht pauschal für die DDR-Krankenhäuser aussprechen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Du weißt ja letzlich gar nicht, was wirklich vorgefallen war. Es gibt so viele mögliche Erklärungen – vielleicht hat eine Schwester die Flasche versehentlich heruntergestoßen, sie ging kaputt und die Schwester wollte das nachher nur nicht zugeben. Oder vielleicht gab es da wirklich eine Oberschwester mit langen Fingern. Vielleicht hat sich auch ein anderes Kind ins Zimmer geschlichen und die Flasche mitgenommen und das wiederum wollten die Schwestern nicht zugeben, weil das für mangelnde Aufsicht sprechen würde – man weiß das alles doch nicht.

Was den später genannten Fall mit der Cola-Dose betrifft, muss ich aber mal sagen, dass man sich das doch hätte denken können. Wer in der DDR offenkundig West-Produkte mit sich herumtragen musste, der brauchte sich halt nicht wundern, wenn er damit aneckte. Das erscheint aus heutiger Sicht alles merkwürdig und verschroben, aber es war halt DDR und da lief manches etwas anders. Da hätte man sich ja auch etwas zurückhalten und unauffällig verhalten können.

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