Chance auf Jobs als Quereinsteiger?

vom 13.02.2011, 19:18 Uhr

Derzeit beschäftige ich mich wieder intensiver mit der Jobsuche. Ich denke, so schnell werde ich nichts mehr in meinem erlernten Beruf finde. Parallel zu meinem jetzigen Midi-Job würde ich noch einen zweiten Job annehmen. Vollzeit ist bei mir etwas schlecht, aber alles um die 30 Stunden würde ich annehmen, wenn mir der Job zusagt.

Nun ist es so, dass ich bei den meisten Stellenangeboten lese, man brauche eine passende oder verwandte Berufsausbildung dazu. Diese Stellenangebote lasse ich meistens links liegen und schaue einfach weiter. So habe ich endlich von einer Stelle gelesen, die wohl für mich in Frage kommen könnte, bei der man zwar keine Ausildung in diesem Bereich benötigt, da eine Einarbeitung stattfindet. Man müsse nur 2, 3 Schlüsselqualifikationen mitbringen. Ich werde mich auf diese Stelle wohl bewerben und schauen, was sich dann ergibt.

Wenn nun solche Jobs nicht ausgeschrieben werden, wie findet man sonst einen Job, bei dem man gefordert ist und als Quereinsteiger eine gute Chance hat? Ich meine nun nicht so etwas wie Fließbandarbeit, sondern schon eine Arbeit, die auch etwas Abwechslung verspricht und bei der man seine Gehirnzellen anstrengen muss. Ist es möglich, auch eine Chance zu haben, wenn man sich auf eine ausgeschriebene Stelle bewirbt, ohne eine entsprechende Ausbildung zu haben? Wie kann ich bei so etwas eine Bewerbung gestalten? Gibt es überhaupt noch Arbeitsstellen, bei denen man durch einen Quereinstieg ähnliche Chancen wie eine gelernte Arbeitskraft hat? Habt Ihr selbst einen Quereinstieg ins Berufsleben gewagt und würdest Ihr diesen heute wieder versuchen?

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich glaube, dass es gerade in der heutigen Zeit schwieriger ist, als Quereinsteiger in einen guten Job hinein zu rutschen. Zwar nicht unmöglich aber eben auch nicht so einfach. Gerade weil es ja schon für die Leute, die den entsprechenden Beruf gelernt haben oder relevante zum Job passende Qualifikationen erworben haben (durch Studium etc.), immer schwerer wird, eine passende Stelle zu finden.

Die Anforderungen in vielen Jobs sind werden ja mitunter auch immer umfangreicher, meist wird nicht nur die Ausbildung (oder das Studium) an sich voraus gesetzt, oftmals muss man als Bewerber ja auch jahrelange Berufserfahrung in dem Bereich vorweisen können, damit man überhaupt eine Chance hat eingestellt zu werden. Wenn dann nun jemand sich um einen Job bewirbt, der weder die Ausbildung noch ausreichende Berufserfahrung hat, dann hat er es, meiner Ansicht nach, doppelt schwer den Job am Ende auch zu bekommen.

Das klingt jetzt natürlich sehr pessimistisch, aber da spielt auch meine eigene Erfahrung und was ich von vielen anderen Leute höre, mit hinein. Die Konkurrenz ist einfach sehr groß und Leute, die eben aus einem ganz anderen Bereich kommen, sehen sich dann natürlich ggf. einer sehr großen Hürde gegenüber stehen. Ich denke aber trotzdem nicht, dass man sich davon entmutigen lassen sollte. Man kann auch Glück haben und der Chef, oder wer immer für die Besetzung des Jobs verantwortlich ist, findet den Bewerber als Menschen interessant oder die sogenannten "Soft-Skills" passen ins Job Profil. In vielen Bereichen ist es eh so, dass der Mitarbeiter ins sein Arbeitsumfeld firmenspezifisch eingearbeitet wird und da kann dann ein Quereinsteiger sich sicher genauso beweisen, er muss nur die Chance bekommen und das ist oft das Problem, da viele Firmen sich zu sehr auf Zeugnisse und Zertifikate verlassen.

Die Jobs findet man sicher nicht so einfach, ich denke man kann sich einfach nur auf ausgeschriebene Jobs bewerben auch wenn man nicht alle Qualifikationen erfüllt. Ich wüsste nicht, wie man es sonst angehen sollte. Vielleicht könnte man noch in den Firmen anrufen und sich nach Stellen erkundigen aber ich denke, das ist eher mühsam. Sich auf Stellen zu bewerben, die offen zu sein scheinen, kann ja auch klappen und man bekommt eine Chance. Ich denke, dass dann die Soft Skills eine große Rolle spielen können und die sollte man dann in der Bewerbung in den Vordergrund stellen, ebenso wie anderes Gelerntes, das für das gewünschte Berufsfeld nützlich sein könnte.

Was ich dennoch als Problem sehe für Leute, die als Quereinsteiger einen Job gefunden habe, ist dass es sein kann, dass sie nie den gleichen Lohn bekommen, da man ihnen immer vorhalten kann, dass sie den Beruf ja nie "richtig gelernt" hätten. Das muss nicht sein aber man trifft ja nicht immer überall auf faire Arbeitgeber und manche nutzen das dann vielleicht als Argument.

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich habe selber versucht als Quereinsteiger in einen anderen Beruf zu kommen. Dass Problem ist glaube ich, es bewerben sich viele Personen auf ausgeschriebene Stellen. Wenn sich da von 10 Bewerbern 9 Fachkräfte bewerben und eine ungelernte Kraft, werden sicher die Fachkräfte bevorzugt. Ich habe keine Stelle als Quereinsteiger gefunden. Aber ich hatte das Glück, eine Umschulung finanziert zu bekommen. Und eine Ausbildung die normal 3 Jahre dauert in 2 Jahren zu schaffen, ist Gehirnjogging genug. Auf der Arbeit kommen ja auch noch neue Dinge dazu die ich lernen muss. Also es fordert und fördert mich. Vielleicht ist das ja auch eine Möglichkeit für dich?

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» aranka05 » Beiträge: 366 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Yazz, danke für Deine Ausführungen. Ich sehe es ja so ähnlich wie Du. Die Möglichkeiten, als Quereinsteiger überhaupt in einem Betrieb unterzukommen, ist gar nicht so einfach. Zumindest dann nicht, wenn es sich um mehr als Fließbandarbeit handelt. Bei Produktionsarbeit wird manchesmal auch Köpfchen gefördert, so dass man da als Quereinsteiger Erfolg haben kann. Aber in der Regel wird auch für die Produktion eher jemand mit einer handwerklichen Ausbildung oder Erfahrung eingestellt, als jemand, der damit bislang noch nichts zu tun hatte.

Die gewünschten Erfahrungen kommen ja noch dazu - aber ich gehe einfach von einem Job aus, bei denen man vielleicht auch nur eine Einarbeitung oder eben die Ausbildung benötigt. Aber allgemein ist es auch schon so, dass viele Arbeitgeber sich einen Mitarbeiter wünschen, der jung, belastbar, flexibel, aber zig Jahre Berufserfahrung hat. So etwas kann man ja immer wieder zwischen den Zeilen von Stellenangeboten herauslesen.

Gut, dass die Quereinsteiger weniger verdienen, ist ein weiterer Aspekt und ich kann es auch verstehen, dass man aufgrund der mangelnden Qualifikation weniger verdient. Wenn aber die Arbeit gut gemacht wird und man durchaus auch mindestens so viel wie jemand mit einer Ausbildung in diesem Bereich leistet, wäre es fair, demjenigen dann den gleichen Lohn zu zahlen. Nicht immer ist es möglich, aber am Beispiel Kinderpfleger - Erzieher ist es schon so, dass trotz der gleichen Aufgabe die Erzieher finanziell etwas besser dastehen. Sie haben die Möglichkeit, mehr Verantwortung zu tragen und entsprechend weniger verdient dann ein Kinderpfleger. Die Schwester eines Freundes holt deswegen die eigentliche Erzieher-Ausbildung noch nach, weil sie trotz der gleichen Verantwortung und Aufgaben einfach weniger verdient.

Ich denke einfach, dass es früher einfacher gewesen ist, als ungelernte Kraft, also gänzlich ohne Ausbildung oder aber als Quereinsteiger eine Stelle zu bekommen. Die Vorraussetzungen sind heute anders und ich habe auch wirklich den Eindruck, dass die Ansprüche wesentlich gestiegen sind, auch an die, die ein entsprechendes Studium oder eine entsprechende Ausbildung absolviert haben.

Aranka, auch Dir danke ich. Eine Umschulung wird wohl nur finanziert, wenn man eine gewisse Zeit arbeitslos war und man es wohl glaubhaft begründen kann, eine Umschulung machen zu wollen. Ich habe so etwas versucht, als ich längere Zeit arbeitslos gewesen bin, aber meine Sachbearbeiterin war einfach der Meinung, mich in meinem alten Beruf unterbringen zu wollen. Gut, ich habe ja danach etwas in dieser Richtung gefunden. Nun ist es aber so, dass ich gänzlich etwas anderes arbeite und mir diese Arbeit nicht mehr genügt. Durch die nicht vorhandene Arbeitslosigkeit ist also die Grundvorraussetzung, eine Umschulung zu machen, absolut nicht gegeben.

Quereinstieg wäre etwas für mich gewesen, aber mir war schon vornerein klar, dass es heutzutage einfach schwerer ist. Sofern es überhaupt noch möglich ist, etwas passendes zu finden.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Also im Moment haben wir so extremen Lehrermangel, dass sogar Quereinsteiger angeworben werden. Nun weiß ich gar nicht, was für Voraussetzungen du hast und ob das bei dir überhaupt möglich wäre. Auch weiß ich gar nicht, ob du überhaupt Interesse an einer Lehrtätigkeit hättest. Ansonsten werden oft Paketboten gesucht, die nicht mal eine Ausbildung haben müssen, aber ich gehe davon aus, dass das für dich eher nicht in Frage kommt wegen der fehlenden Abwechslung.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Da habe ich so einiges gesehen, als ich arbeitslos war. "Quereinsteiger" war einer der Suchbegriffe, den ich immer in der Suchmaske der Jobcenter-Stellenbörse eingab. Ich selbst habe über diesen Weg ein paar Monate als angelernter Kammerjäger bei recht guter Bezahlung gearbeitet.

Sehr viele Stellen gibt es im Bereich Vertrieb, da herrscht scheinbar immer Mangel. Das wundert mich nicht so sehr, denn anderen Leuten provisionsabhängig irgendetwas aufzuschwatzen ist nicht jedermanns Sache. Interessant fand ich auch die Angebote der Bahn, die haben scheinbar großen Nachwuchsmangel. So bietet diese interessierten Quereinsteigern Schnellausbildungen zum Zugbegleiter, Triebwagen- oder Lokführer, Fahrdienstleiter, im Sicherheitsdienst und vielem mehr. Allerdings erwarten die für manche Schulungen schon eine technische Ausbildung, aber nicht für alles. Jedoch wird die Qualität dieser Turbo-Ausbildungen unter Bahnern sehr kritisch betrachtet.

Dann gab es hier eine Kabelfirma, die Quereinsteiger zum Monteur suchte. Nach einer mehrwöchigen Schulung sollten die Leute dann im Kundendienst zum Beispiel Satellitenantennen warten und montieren und alles mögliche drum herum. Die angegebene Bezahlung von über 2000 € plus Zulagen hörte sich ganz gut an. Wenn man also flexibel ist, findet sich durchaus so einiges.

» Paulie » Beiträge: 554 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Also ich arbeite in der Energiebranche und in meinem Unternehmen gibt es auch sehr viele Quereinsteiger, so habe ich z.B. auch eine Kollegin, die vorher Soziale Arbeit studiert hat und sich nun mit der Abrechnung von Photovoltaik-Anlagen beschäftigt. Das liegt auch vor allem daran, dass es in unserer Branche schwierig ist, geeignetes Fachpersonal zu finden, das bereits Berufserfahrungen in dem jeweiligen Bereich mitbringt.

Meiner Meinung nach ist Berufserfahrung definitiv wichtig - ich finde es aber auch gut, dass man auch Menschen, die sich beruflich verändern wollen oder irgendwelche Nischenausbildungen oder Nischenstudiengänge absolviert haben und darauf keine Stelle finden, eine Chance gibt, sich zu beweisen. Denn wenn man das notwendige Interesse mitbringt kann man finde ich sowieso alles lernen.

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» Pointer » Beiträge: 1772 » Talkpoints: 20,77 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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