Ramsauer will Anglizismen verbannen

vom 29.12.2010, 11:56 Uhr

Ich verstehe diese ganze Aufregung wegen der Angliszismen gar nicht. Sicherlich sind manche Begriffe kompliziert und in Englisch unverständlich, aber man gewöhnt sich doch daran. Warum versucht man plötzlich Begriffe, die schon längst eingebürgert sind, mit aller Gewalt ins Deutsche zu übersetzen? Zum Beispiel "Laptop", es ist doch der größte Schwachsinn, das jetzt zum "Klapprechner" zu machen. Das klingt einfach nur furchtbar.

Generell bin ich aber der Meinung, gibt es wichtigeres als das. Angliszismen hin oder her, die Jugend wächst doch damit auf. Dort sind viele Begriffe wie Ticket, Laptop, Flyer oder Counter schon längst bekannt. Das will man da denn jetzt noch dran ändern? Ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn man hier andere Begriffe verwendet. Die Deutschen sind meistens nicht so kurz und prägnant, da gibt es nur ewig lange Begriffe, die schlecht auf ein kleines Schild passen.

Ich bin an Englische Wörter im Deutschen Sprachgebrach längst gewöhnt und finde das einfach unsinnig, was hier nun wieder geplant ist. Haben wir in Deutschland nichts mehr zutun, außer uns um solche Nichtigkeiten zu kümmern? Es gibt so vieles, dass verändert gehört, aber das gehört meiner Meinung nach nicht dazu.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Daß ein ewiggestriger bayrischer CSU-Wichtigtuer solche Briefe bekommt, auch tausendfach, kann ich mir schon vorstellen. Die kommen natürlich von entsprechend ewiggestrigen Menschen, die noch glauben, in der Bild am Sonntag stehe die Wahrheit, Talkshows oder Frauentausch seinen nicht gestaged, und katholische Geistliche können nie im Leben pädophil sein.

Sicher ist das überspitzt - und manche Anglizismen nerven vielleicht, aber bedenkt, wieviele Fremdworte das Deutsche aus zig anderen Sprachen hat - sei es Latein, Griechisch, Französisch - das passiert ganz normal in der Zeit, in mancher anderen Sprache noch viel mehr als im Deutschen (es nehmen sich auch viele Sprachen deutsche Worte in den eigenen Sprachschatz, Russisch zum Beispiel) - wißt ihr zum Beispiel wozu im Japanischen Katakana benutzt werden? Zur Lautmalerei der - meist englischen - übernommenen Worte, weil es dafür schlicht und einfach kein Wort vorher gab.

Meist sind diese Worte, die andere Sprachen aus dem Englischen importieren, Dinge aus der modernen Technik, die es schlicht und einfach vorher nicht gab. Und was "modern" klingt, verkauft sich gut. Vielleicht nicht bei der o.g. "Klientel" des Hernn Ramsauer. Aber diese ewiggestrigen sind schon alt, und werden der Erfahrung nach doch eher bald (in Relation zur Sprachentwicklung) sterben - die nachfolgende Generation wächst ohnehin mit den Anglizismen auf und verwendet sie.

Aber solch idiotische Vorschläge aus den Reihen der CSU beweisen einmal mehr, daß so eine Partei nicht wählenswert ist. Irgendwie kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, daß diese "Idee" dem Herrn Ramsauer auf dem Lokus gekommen ist - ach ja, übrigens das lateinische Wort für "Ort". Und "Toilette" ist genauso ein Fremdwort wie "Klosett", was man heute eben mit "Klo" abkürzt. Das deutsche Wort dafür? "Abort". Sagt das noch irgendjemand? Ich denke, das war mal deutlich. Und dieser Vorschlag gehört in eines der eben genannten Fremdworte.

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» fushicho » Beiträge: 371 » Talkpoints: 17,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde die Idee Anglizismen zu verbieten an sich gut. Die deutsche Sprache hat eine sehr lange und interessante Entwicklung hinter sich. Durch die Anglizismen, die wir im Allgememeinen nur aus Bequemlichkeit und aus " Coolheit" benutzen, führt "on the long run", um mal einen zu benutzen, nur dazu, dass unsere Sprache, die existenziell für ein Land ist, langsam aber sicher aussterben wird.

Man mag das Anfangs nicht glauben und es klingt wahrlich schwachsinnig, allerdings ist da wirklich was dran. Mehrere Forscher, Politiker(Ramsauer) und auch "einfache" Leute der Oberschicht angehörend, sind davon überzeugt, dass eine Gefährdung der deutschen Sprache tatsächlich gegeben ist.

Es scheint jedoch schier unmöglich, dies aufzuhalten. Besonders Jugendliche werden sich kaum ändern und da es wirklich einfach und bequem ist, glaube ich, dass ein Verbot nicht wirklich greifen würde. Man könnte es aber zumindest offiziell verbieten, damit wenigstens Geschäfte u.Ä. die Ausbreitung nicht noch beschleunigen.

Ich persönlich benutze Anglizismen tagtäglich. Es vereinfacht unser leben NOCH mehr und es ist einfach "lässig" diese zu benutzen und es ist schon eine Art "peer pressure" entstanden. Selbst Begriffe, wie dieser inklusive Fachbegriffe sind mittlerweile geradezu unentbehrlich.

» Hermi93 » Beiträge: 7 » Talkpoints: 2,32 »




Man mag das Anfangs nicht glauben und es klingt wahrlich schwachsinnig, allerdings ist da wirklich was dran. Mehrere Forscher, Politiker(Ramsauer) und auch "einfache" Leute der Oberschicht angehörend, sind davon überzeugt, dass eine Gefährdung der deutschen Sprache tatsächlich gegeben ist.


Und das beweist nur, daß die Leute keine Ahnung von Sprachentwicklung haben. Denn genau das tun Sprachen - sich entwickeln. Wir sprechen schließlich nicht mehr "urgermanisch" oder sonstwas, da gab es Einflüsse aus allen möglichen Ecken, Heutzutage kommen die eben aus der englischen Sprache (die übrigens genau wie Deutsch eine germanische Sprache ist und damit weit weniger "fremd" als bspw. Französisch oder Latein, was romanische Sprachen sind, aus denen wir aber nen ganzen Haufen Wörter "übernommen" haben).

Insofern - vermutlich haben nur die Bayern Schiß, daß noch weniger Leute ihren seltsamen Dialekt verstehen werden, weil sie wohl zu unterbelichtet sind, um mit der Zeit zu gehen und die englischen Begriffe zu verstehen. Die versteht doch mittlerweile sogar die BLÖD-Zeitung, also können das auch Bayern lernen. Vielleicht lernen sie dann ja auch mal, daß CSU für chauvinistisch - schwachsinnig - unwählbar steht.

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» fushicho » Beiträge: 371 » Talkpoints: 17,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es gut, wenn zumindest ein wenig der englische Sprachgebrauch eingedämmt wird. Manchmal hat man den Eindruck, dass Dinge, die wichtig erscheinen müssen (Werbung lässt grüßen) erst ins Englische übersetzt werden müssen, damit man diese anschließend nicht mehr versteht. Das sieht wichtig aus. Und nach Meinung von Marketingexperten steigert das auch den Wert eines Produkts. Das ganze geht mittlerweile so weit, dass auch Berufsbezeichnungen ins Englische transferiert werden, nur um den Hausmeister als Object Manager darzustellen. Das Aufgabenspektrum ändert sich dabei nicht. In manchen Branchen scheint man nicht mehr umhin zu kommen, bei Gesprächen ein Wörterbuch griffbereit zu halten.

Ich bin der Meinung, dass wir uns mehr der deutschen Sprache bewußt werden sollten. Unsere Sprache ist reichhaltig und bietet für die meisten Gegenstände das passende Wort. Letztendlich obliegt es jedem selbst, für die Sprache etwas zu tun. Man merkt schnell, dass Klapprechner komisch oder zumindest ungewohnt klingt. Den Object Manager würde ich aber problemlos als Hausmeister titulieren.

» dhammer » Beiträge: 234 » Talkpoints: 105,69 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Anscheinend ist es dringend nötig, dass sich der ein oder andere mal mit der deutschen Sprache beschäftigt - anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum aus dem "verbannen" im ersten Beitrag ein "verbieten" wird. Es ist doch etwas völlig anderes, ob sich jemand dafür ausspricht, dass weniger Anglizismen verwendet werden und in seinem Ministerium vielleicht ein entsprechendes Memo - oder sollte ich das nun "Rundschreiben" nennen? - verschickt oder ob er ein offizielles Verbot anstrebt.

Etablierte Begriffe wie "Laptop" zu ersetzen ist natürlich Quatsch, aber genauso blödsinnig ist es doch, wenn man etablierte deutsche Begriffe plötzlich durch englische Worte ersetzt. In Deutschland versteht doch zum Beispiel jeder, was mit "Schlussverkauf" gemeint ist, warum werden plötzliche alle Schaufenster mit "Sale" beklebt?

Bei den Anglizismen muss man aber denke ich zwischen dem unterscheiden, was betriebsintern verwendet wird und dem, was in der Kommunikation mit dem Kunden verwendet wird. Dem Kunden gegenüber ist es sicher sinnvoll unnötige Anglizismen zu vermeiden, weil das zu weniger Missverständnissen führt. Aber in einem international agierenden Konzern mit internationalen Mitarbeitern wird das Ersetzen von englischen Begriffen eher eine gegenteilige Wirkung haben.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Erdbeereis hat geschrieben:"Ticket" will der CDU/CSU Politiker durch "Fahrschein" ersetzen.


Das ist ja nun zunächst mal kein Ersatz. "Fahrschein" ist ein existierendes und bekanntes deutsches Wort, dass auch von vielen Menschen nach wie vor benutzt wird. Da stellt sich mir eher die Frage, ob nicht "Fahrschein" gerade dabei ist durch "Ticket" ersetzt zu werden.

Im allgemeinen Sprachgebrauch kann der Gebrauch von Fremdwörtern meiner Meinung nach nicht so ohne weiteres gesteuert werden. Wie Dinge umgangssprachlich bezeichnet werden hängt stark davon ab, wie die jeweiligen Produkte in der Werbung genannt werden und wie erfolgreich sie dann sind. Zum Beispiel ist "Föhn" eigentlich auch der Name einer Produkts der Firma Braun, jeder Haartrockner wird aber umgangssprachlich so bezeichnet.

Erdbeereis hat geschrieben:In der Verkehrsbehörde sollen schon seit längerem Begriffe wie "Second Level Support für die Hotline", "Travel Management" oder "Kickoffmeeting" durch "ergänzende Hilfsstelle für telefonische Notrufe", "Reisestelle" und "Auftaktveranstaltung" ersetzt worden sein.


Ganz ehrlich - das finde ich auch richtig so. Das Problem ist doch, dass diese englischen Begriffe die wenigsten Menschen richtig verstehen. Sie werden bewusst als Teil einer Marketingstrategie verwendet, die die Menschen verwirren soll. Wenn ich nicht weiß, was "Second Level Support für die Hotline" ist, weiß ich auch nicht, was ich davon erwarten kann und soll, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass ich Schwachstellen bemerke oder meiner Unzufriedenheit darüber Luft mache, gering ist. Und es benutzt auch keiner diese englischen Begriffe auf ganz natürliche Art und Weise. Sie sind merkwürdig und passen nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch, sodass es auch keinen Sinn macht, sie an öffentlichen Stellen zu benutzen.

Andere Begriffe wie "Laptop" oder "Internet" hingegen werden von den meisten Menschen bereits automatisch benutzt, während die deutschen Übersetzungen fremd und unbequem klingen. Insofern ist es natürlich Unsinn, diese Begriffe auszutauschen.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich denke, dass es da auch immer auf den Bereich ankommt, wo man welches Wort verwendet. Es gibt halt immer irgendwelche Fachbegriffe und um sich leichter verständigen zu können finde ich manche Anglizismen schon durchaus praktisch.

Anders ist es bei mir jedoch bei Begriffen wie z.B. das hier erwähnte "Call a bike", ich meine, weiß man denn automatisch, worum es hier geht, wenn man das hört oder müsste man doch erst einmal nachlesen auf der Seite der deutschen Bahn? Wörter, die eh schon mit der Zeit im Deutschen geläufig wurden, weil diese so einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt haben, braucht man auch nicht weiter zu erklären.

Wie man selber spricht bleibt einem dabei ja eigentlich relativ frei überlassen, bei manchen älteren Menschen ist es wohl auch praktischer andere Begriffe mit gleicher Bedeutung zu verwenden, damit man versteht, um was es geht.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Bei Wörtern, die sich im Alltagsgebrauch regelrecht eingedeutscht haben und man kaum noch die originale deutsche Alternative kennt, finde ich es absolut angebracht, die englische Alternative zu verwenden. Bei vielen Worten realisiert man kaum noch, dass sie eigentlich nicht dem deutschen Sprachgebrauch entspirngen. Solche Worte gehören nunmal einfach zum alltäglichen Leben dazu. Was ich aber mehr als lächerlich finde ist dieses "Manager-Deutsch".

Für mich zumindest hört es sich so an, als ob sich aufgeblasene Möchtegern Businessmenschen damit noch wichtiger machen wollen. Obwohl sie sich sowieso schon für viel zu wichtig halten. Und dann noch diese aufgesetzten Begriffe, von denen nie ein Deutscher je was gehört hat, treibt das noch auf die Spitze. Dagegen sollte man meiner Meinung nach mit gut gut verständlichen Deutschen Begirffen vorgehen, ansonsten kann man das so lassen wie es ist, zumindest für mich.

» crazykris1 » Beiträge: 605 » Talkpoints: 37,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde es gut, das endlich mal jemand bereit ist, etwas gegen die Verdenglischung der deutschen Sprache zu tun. Wenn Dr. Peter Ramsauer, der Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung anfängt, werden vielleicht weitere folgen. Nicht nur er, sondern viele Menschen möchten da eine Änderung haben. Es geht nicht um Begriffe wie Laptop oder Internet - die werden wohl bleiben, weil sie nur schlecht zu ersetzen sind durch andere deutsche Begriffe. Denn wer will oder wagt schon "Klapprechner" zu sagen, derjenige würde befremdet angesehen und das mit Recht. Die vielen bei der Bahn AG verwandten "Anglizismen" möchte ich nicht alle wiederholen. Die sind in den vorstehenden Berichten schon genannt.

Dr.Peter Ramsauer wurde zum Sprachwahrer des 2010 ernannt. Das Wort kannte ich noch nicht. Brauchen wir in der deutschen Sprache Worte wie "Sale", "To Go", die auch gut in deutschen Begriffen auszusprechen sind? Im Fernsehen, Funk und in der Presse und auch im täglichen Leben werden immer neue Wortschöpfungen erfunden. Heißt es doch "Gender Pay Gap", Pressestelle des Landes NRW. Klingt das nicht grauenvoll? Gerade weil die "Deutsche Sprache" schon genügend Fremdwörter aus vielen Sprachen in sich vereint, sollte auf das Denglische wie z.B. "gecancelt" verzichtet werden.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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