Sportliches Heimspiel: Deutschland - Türkei

vom 09.10.2010, 00:54 Uhr

Deutschland hat das brisante Fußballduell in der Qualifikationsgruppe A zur Europameisterschaft gegen die Türkei mit 3:0 für sich entschieden. Dabei kann man bei zwei Drittel türkischer Anhänger im ausverkauften Berliner Olympiastadion nicht von einem "echten" Heimspiel sprechen. Das Schönste zu Beginn: Es war ein Fußballfest im wahrsten Sinne. Obgleich beide Lager ihre Teams anfeuerten, blieben verbale Tiefschläge gegeneinander weitgehend auf der Strecke. Für "normale" Verhältnisse von Fußballspielen dieser Größenordnung muss man schon fast von einem äußerst fairen Spiel sprechen. In der derzeit überstrapazierten Inegrationsdebatte kann dieser Abend als klarer Erfolg für ein friedliches Miteinander gewertet werden.

In sportlicher Hinsicht ging es weitaus differenzierter zur Sache. Der nominelle Gast aus der Türkei konnte der DFB-Elf über weite Strecken nicht das Wasser reichen. In aller erster Linie lag das am schnellen Umkehrspiel von Abwehr auf Angriff der Schwarz-Weißen, das zeitweise an einige Auftritte bei der Weltmeisterschaft in Südafrika erinnerte. Vor allem Klose, Müller und Kroos taten sich im flüssigen Kombinationsspiel hervor und stellten die unsichere Viererkette der Türken vor scheinbar unlösbare Probleme. Einzig im Abschluss und der Genauigkeit beim "letzten" Pass schwächelte die Deutsche Offensive, so dass die Gäste noch glimpflich davon kaman.

Klarer Matchwinner war Miro Klose durch zwei Treffer. Was dem mittlerweile Fünffach-Schützen in der EM-Quali im Trikot mit dem Bundesadler gelingt, wünschten sich vermutlich die Bayern nur zur Hälfte in der Meisterschaft. Das 1:0 kurz vor der Pause war sogar eine Dreier-Kombi über Lahm (Flanke), Müller (Kopfball) und Torjäger Klose (Abstauber) der Bayern. Auch wenn der Kollege Bela R. vom ZDF ein ausgeglichenes Duell bis dahin gesehen haben will, sollten doch dem ein oder anderen Fußballkenner insbesondere individuelle Unterschiede einiger Akteure aufgefallen sein, die diese Halbzeitführung Jogis Mannen rechtfertigte. Vor allem die unfassbaren Fehler im Aufbau der Türken ließen die im Gesamten keinesfalls überragenden Deutschen immer wieder gefährlich kontern.

Beste Beispiele für erfolgreiche Verwertungen dieser Situationen bot dann der zweite Durchgang, in dem Özil und noch einmal Klose eben nach gravierenden Schnitzern zuschlugen. Konsequenter gespielt und konzentrierter abgeschlossen, wäre sogar ein noch höherer Sieg möglich gewesen; für die Hausherren. Das zumindest waren sie sportlich, da sie derzeit dem Fußball deutlich heimischer sind als die Türken.

Dass diese nicht ohne Chance bleiben würden, war den meisten vor dem Spiel allerdings auch klar. Kurz nach der Pause hatte Frankfurts Altintop nach einem der viel zu reichlichen Aussetzer der klar leistungsabfallenden deutschen linken Seite die Riesenchance. Frei vor Neuer blieb er aber gegen seinen alten Schalker Vereinskameraden zweiter Sieger - wie am Ende auch sein Team. Diesem bleibt nicht viel übrig, als sich auf das Rückspiel vorzubereiten. Wiewohl in der Türkei, bleibt die Frage, ob es ein komplettes Heimspiel für die Türkei wird. Denn Fußball spielt sie im Moment einfach nicht so gut wie Deutschland.

» concordia » Beiträge: 21 » Talkpoints: 4,40 »



Das Rückspiel wurde mit 3:1 gewonnen. Hier wurde Özil eben noch von den türkischen Fans ausgebuht, weil er gegen sein Land spielte. Seit 2011 hat die Deutsche Mannschaft nicht mehr gegen die Türkei gespielt. Es wäre interessant, ob sie Özil oder jemand anderen diesmal auch noch so auspfeifen würden.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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