Wenn jemandem euer Essen nicht schmeckt

vom 16.04.2010, 15:59 Uhr

Ich koche ziemlich gerne und eigentlich auch jeden Tag. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht immer nur Lob ernte für das, was so auf dem Teller landet. Mein Freund ist sehr empfindlich und oft passiert es, dass ihm etwas gar nicht schmeckt und er das offen auch zu gibt. Ich probiere gerne mal etwas Neues und selbst bin ich damit immer recht zufrieden. Es ist nicht immer perfekt, aber in meinen Augen eben auch nicht ungenießbar und ich feile eben gerne an den Dingen, die ich esse. Ich glaube auch, dass man in meinem Alter bestimmt noch viel lernt.

Trotzdem ist mir aufgefallen, dass es mir total weh tut und mich richtig verletzt, wenn jemandem mein Essen nicht so gut schmeckt. Ich empfinde das zwar nicht unbedingt als persönlichen Angriff oder vermute sogar, dass jemand mir damit etwas Böses will, aber ich bin verletzt. Ich suche sofort den Fehler bei mir, frage mich, was ich falsch gemacht haben könnte und bin wütend auf mich selbst und halte mich für unfähig. Denn ich glaube, dass man den allgemeinen Geschmack schon immer irgendwie treffen kann. Ein gutes Restaurant muss das doch auch schaffen. Da kommen ja auch Leute mit unterschiedlichen Geschmäckern und ein Spitzenkoch trifft im Normalfall den Geschmack eines jeden Gastes. Also bin ich oft richtig traurig und niedergeschlagen, wenn mein Essen nicht gut ankommt. Und ich fühle mich ein bisschen wie ein Versager.

Wie ist das bei euch? Wenn ihr Mütter seid, seid ihr das dann gewohnt, dass jemand am Tisch sitzt und sagt 'bäh!' und wie geht ihr damit um? Wenn ihr keine Mütter seid und öfter mal Besuch habt, erntet ihr da offene und ehrliche Kritik und wenn ja, wie kommt ihr damit klar?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin Mutter, und ich kann es mir fast täglich anhören, das mein essen "Bäh" ist. Nicht weil es nicht gut wäre, sondern die Gentlemen das nicht gerne essen. Da ich aber 3 Kinder habe, plus noch einen Mann, die komplett andere Geschmäcker haben, finde ich selten etwas was allen schmeckt.

Natürlich verletzt es mich auch, besonders wenn ich so wie du gerne herum experimentiere bzw. neues probiere und ich dann auf dem essen sitzen bleibe, doch mittlerweile stört es mich nicht so viel, wie am Anfang.

Meistens versuche ich dann wenigstens 2 verschiedene Gericht zu machen, damit alle zufrieden sind. Heute habe ich sogar 3 gemacht, nur weil ich weiß, das das was ich mir heute zum essen gemacht habe (gebackene Champions) keiner von meinen Kindern gerne isst, für die anderen habe ich Spagetti gemacht und die anderen haben gebackene Brötchen mit Ei bekommen.

Somit konnte ich jeden Glücklich machen. Ist zwar etwas mehr Arbeit, aber warum sollte immer ich auf ein essen verzichten, nur weil es den andern nicht schmeckt? Ein Restaurant kannst du leider nicht vergleichen (obwohl ich mich manchmal so fühle, weil ich verschiedene Menüs am Tag koche), den da kann sich jeder das aussuchen, was er gerne essen würde.

» Redangel » Beiträge: 1289 » Talkpoints: 2,82 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich glaube, es geht gar nicht so sehr um das Gericht selbst. Natürlich kann ich verstehen, dass man bei 3 Kindern und einem Mann nicht immer etwas machen kann, das allen schmeckt. Nun sind wir aber nur zwei Leute und ich koche ja immer nur Sachen, von denen ich weiss, dass wir beide sie mögen. Nun habe ich beispielsweise gestern eine Möhrensuppe gemacht und weiß, dass mein Freund die eigentlich mag. Aber er mochte sie eben nicht, weil er fand, dass sie zu sehr Curry geschmeckt hat und den Ingwer darin konnte er auch nicht leiden. Deshalb der Vergleich mit einem Restaurant: Es gibt doch welche, die etwas hinzaubern, das immer schmeckt. Und wenn sich da jemand eine Möhrensuppe bestellt, schmeckt die in der Regel ja auch jedem Gast. Die treffen ja also tatsächlich die Geschmäcker der unterschiedlichsten Gäste.

Deshalb fühle ich mich dann eben wirklich oft wie ein Idiot, der das nicht schafft. Ich koche ja eh schon nichts, von dem ich weiß, dass es ihm oder meinen Gäste nicht schmeckt - Und ich glaube, dass das der Unterschied ist. Deine Kinder sagen 'bäh', weil sie das Gericht nicht mögen. Wenn es Spaghetti Bolognese gibt, sagen sie nicht 'bäh', oder?! Weil es ihnen schmeckt WIE du es kochst.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann das gut nachvollziehen. Ich koche auch ganz gerne und backe noch viel lieber. Ich habe vor ein paar Wochen für die Familie meines Freundes Muffins gebacken und wollte ihnen damit eine Freude machen. Jedoch sind die Muffins etwas trocken geworden, aber man konnte sie essen. Es wurde dann gesagt, wie trocken die Muffins doch wären und alle haben höchstens einen davon gegessen. Das zeigte mir ganz eindeutig, dass sie nicht schmeckten. Mich hat das auch ziemlich getroffen und ich war verletzt. Ich hatte auch das Gefühl, dass es natürlich allen anderen gelungen wäre.

Mein Freund mäkelt auch gerne am Essen rum. Da macht es mir dann schon oft keinen Spaß mehr, etwas für uns zu kochen. Allerdings weiß ich da, dass er das schon so bei seinen Eltern gemacht hat und es nicht nur speziell an meinem Essen liegt. Aber trotzdem verletzt es mich dann und fühle mich auch so, als würde ich nichts zustande bringen. Ich denke, dass man sich da schon ein dickeres Fell zulegen sollte. Aber das ist mir bisher auch nicht gelungen. Ich nehme dann solche Kritik auch viel zu persönlich.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn jemand mein Essen nicht mag ist derjenige erst einmal selber blöd (ironisch). Wenn ich dann eine Erklärung dafür bekomme, kann ich nochmal in mich gehen, und mir überlegen, ob ich daran schuld bin oder was dazu wirklich beigetragen hat. Ich esse zum Beispiel sehr gerne ausländische Sachen, indisch mag ich sehr und halt die anderen üblichen Gerichte aus den Restaurants. Wenn ich dann selber koche, was ich nicht sehr häufig tue, ist es dann auch oft etwas, wo ich mir zuvor dann ein Rezept nach stundenlanger Recherche im Internet ausgesucht habe, und wo ich der Meinung bin, dass es gut schmecken wird.

Ein Rezept habe ich dann aber auch mal aus Versehen selbst erstellt, was für mich jedoch wirklich gut schmeckt. Ich habe das dann zusammen mit meinem Freund für seine Familie gekocht. Seine Mutter kocht sehr gut und immer frisch, so dass es mich gefreut hat, dass es seinen Eltern anscheinend wirklich gut geschmeckt hat. Nur meinem Freund, den hat es nicht geschmeckt. Mittlerweile kann ich aber auch besser verstehen, warum es wohl so ist. Weil er – ganz im Gegensatz zu mir eigentlich immer Fleisch auf seinem Teller braucht, und das nicht wie bei mir in Putenstreifen, sondern am besten das ganze Rind im Stück. Der isst halt nicht gerne exotisch mit Früchten oder so.

Daher mache ich mir darum auch keine Gedanken mehr, solange es mir schmeckt, reicht es schon. Wenn ich mal bei Anderen gekocht habe, wurde es auch immer sehr gerne gegessen, manchmal war jemanden zu wenig Fleisch im essen, aber so etwas kann ich dann gut verschmerzen. Ich habe ja nun auch noch keine Kinder und glücklicherweise ein gutes Händchen für Männer, die gerne kochen. Für dieselbe Familie habe ich mal einen Kuchen gebacken, den man zu Weihnachten isst, er sah nicht sonderlich gut aus, als er fertig war, so dass ich schon etwas von mir selbst enttäuscht war. Der Geschmack war auch nicht schlecht, aber für die aufgewendeter Zeit einfach nicht gut genug. Die Mutter meinte allerdings dazu, dass Kuchen immer so aussieht, wenn man nicht noch irgendetwas oben drauf gibt. Einen Tag später kam Sie zu mir an und meinte, dass der Kuchen wohl noch durchziehen musste, denn er hätte jetzt viel mehr Geschmack und sei viel besser. Ich probierte also nochmal und bis zum Abend hatte ich dann auch die Reste davon verputzt, weil er wirklich sehr viel besser geschmeckt hat. Da hatte sich die Mühe dann doch noch gelohnt.

Wenn Du Dir wirklich Mühe gegeben hast und es schmeckt jemanden nicht, muss es doch noch nicht gleich heißen, dass es generell nicht schmeckt. Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, dass muss aber, wenn es nur ab und an mal vorkommt, nicht gleich bedeuten, dass Du nicht kochen kannst.

In Restaurants wird ja auch häufig dasselbe gekocht und „verkauft". Ein Schnitzel ist nun mal ein Schnitzel, welches vielen Männern gut schmeckt. Ich mag sehr gerne Brokkoli oder Spinat, der kann auch lecker schmecken oder halt sehr gut, wobei er sehr selten sehr gut schmeckt. Im Restaurant findest Du doch nicht etwa, dass immer alles total gut schmeckt? Bedenke dabei auch, dass Du Dir da dein Essen aussuchst und das es sich hierbei um eine vorgegebene Karte handelt, wo man dein Essen vermutlich des öfteren schon gekocht hat. Es gibt genug Gründe, warum es nicht gleich an Dir liegen muss, wenn es mal nicht schmeckt.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich glaube ich bin in dieser Hinsicht viel zu abgehärtet. Du könntest mir verkünden, dass du mein von mir gekochtes Essen "scheiße" findest und es eben "scheiße schmeckt", das würde mich nicht die Bohne jucken. Ich bin realistisch genug, um eben zu wissen, dass die Geschmäcker eben verschieden sind und jemand mag mehr süßes essen, der andere mag es lieber salzig oder scharf. Auch bilde ich mir nicht ein, absolut perfekt zu sein in jeder Hinsicht, sodass ich in allem Verbesserungspotential sehe, egal was ich tue oder nicht tue. Es ist eben alles Einstellungssache finde ich.

Mein Partner übt auch gerne Kritik an meinem gekochten Essen. Aber das sieht dann so aus, dass er zum Beispiel Vorschläge macht und dann meint, dass man beim nächsten Mal, wo dasselbe Gericht gekocht werden soll, diese Zutat hinzufügt oder weglässt oder etwas mehr würzt oder was auch immer. Ich glaube, dass manche Menschen nur deswegen so überempfindlich auf Kritik reagieren, weil sie ihren Selbstwert davon abhängig machen. Da das bei mir aber nicht der Fall ist, bin ich da sehr unempfindlich und sehe das viel nüchterner.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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