Magersucht - Erfahrungen?

vom 09.01.2008, 20:59 Uhr

Hi Sippschaft,

Du meinst also, dass Magersüchtige ihre Krankheit oft dazu nutzen, um selbst im Mittelpunkt zu stehen und so Aufmerksamkeit auf sich ziehen?
Was Deine Freundin betrifft, war es schon extrem, das stimmt. Andererseits denke ich, dass jemand mit solch einer Krankheit einfach in einen Wahn ist, dass er keine Empathie mehr zeigen kann. Er oder sie ist letztendlich in einem Teufelskreis gefangen und kommt wohl nur selten alleine daraus. Zudem heisst es doch immer, dass Magersüchtige sich mit anderen Augen sehen, als sie eigentlich sind. Was, wenn sie dann die Welt auch mit anderen Augen sehen, als sie eigentlich ist (sofern man dann noch in der Lage ist, mehr als sich selbst wahrzunehmen, was ja auch ein Symptom sein kann)? Ich weiss nicht, wie ich das sonst umschreiben soll. Aber vielleicht verstehst Du ja, was ich meine.

Gruss, Steph

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Guten tag,

Selbst betroffen war ich von Magersucht nocht nicht - zum Glück.
Aber es kamm leider in unsere Familie mal zum einen Vorfall von Magersucht und zwar bei meiner Cousin (Damals 16 Jahre alt) sie hatte immer eine gute Figur und wurde nach ein paar Wochen immer dünner am Ende war sie leider so extrem dünn das sie als magersüchtig gillt .
Zum Glück ist nicht weiteres passiert und sie wurde in einer Klinik eingewießen das ist jetzt um die 10 Jahre her und heute lebt sie wieder ein total normales Leben und ernährt sich wieder regelmäßig und Gesund.

Ich hoffe aber das meiner Familie und Bekanntschaft niemals wieder so etwas wiederfährt. :(

Liebe Grüße euer Knorre

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» Knorre » Beiträge: 850 » Talkpoints: -25,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge


*steph* hat geschrieben:Hi Sippschaft,

Du meinst also, dass Magersüchtige ihre Krankheit oft dazu nutzen, um selbst im Mittelpunkt zu stehen und so Aufmerksamkeit auf sich ziehen?
Was Deine Freundin betrifft, war es schon extrem, das stimmt. Andererseits denke ich, dass jemand mit solch einer Krankheit einfach in einen Wahn ist, dass er keine Empathie mehr zeigen kann. Er oder sie ist letztendlich in einem Teufelskreis gefangen und kommt wohl nur selten alleine daraus. Zudem heisst es doch immer, dass Magersüchtige sich mit anderen Augen sehen, als sie eigentlich sind. Was, wenn sie dann die Welt auch mit anderen Augen sehen, als sie eigentlich ist (sofern man dann noch in der Lage ist, mehr als sich selbst wahrzunehmen, was ja auch ein Symptom sein kann)? Ich weiss nicht, wie ich das sonst umschreiben soll. Aber vielleicht verstehst Du ja, was ich meine.

Gruss, Steph


Ich weiss was du meinst, ja. Man könnte also iegentlich sagen, die Person sei gar nicht selbst Schuld an ihren Charaktereigenschaften, weil die natürlich Teil ihrer Krankheit sind. Aber sobald man anfängt, diese Leute mit Samthandschuhen anufassen haben sie ja erreicht, was sie möchten: Sie ernten Mitleid.
Klar, sind sie krank, sie haben eine psychische Krankheit und dadurch ist natürlich auch ihr Denken stark verändert. Das sollte man auch akzeptieren und immer auch beachten. Aber alles hat Grenzen. Und wer jedes Verhalten mit seiner psychischen Krankheit entschuldigt, oder meint entschuldigen zu können, der macht es sich im Leben auch sehr sehr einfach. Für alles hab ich dann nicht mehr Verständnis.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Hallöchen,

Wenn ich sowas lese, platzt mir ziemlich oft díe Hutschnur. Sicher ist es bei einigen Betroffenen so, dass sie Mitleid wollen - zweifelsohne. bei vielen spielt das aber auch nicht die geringste Rolle - im Gegenteil: sie wollen verschwinden: klein, schlank, unauffällig. Es freut sie, wenn man sagt, sie hätten abgenommen, und es freut sie auch, wenn sie hören, dass man sagt, dass es nicht mehr schön aussieht, dass man wirkt wie ein Porzelanpüppchen, zerbrechlich und blass. Aber auffallen wollen sie nicht. Viele sind stark introvertiert und verabscheuen es, wenn man sie beachtet - oder schlecht über sie redet. Es ist eine Frechheit, wenn man behauptet sie würden Mitleid wollen.

Sicher sieht man sich mit anderen Augen. Man sieht Fett, wo keines ist - und es ist immer da, egal wieviel man abzunehmen scheint. Das ist das groß Problem. Und die Angst vor dem zunehmen macht es meist unmöglich alleine rauszukommen (weil man ja auch nicht sieht, dass man zunehmen muss) - jedes Kilo mehr macht einen unatraktiv und häßlich.

Ja, ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Magersüchtige oft ein sehr egoistisches Verhalten an den Tag legen.

Und was ist an ihrem Verhalten egoistisch? Es hat nichts damit zu tun, dass sie nicht Essen (oder wenig; es gibt kaum eine, die vollständig nichts isst.) um andere damit zu verletzen. Sie können nicht anders. Stell dir vor, auf den Lebensmiteln die du isst ist Schimmel..... du riechst ihn und du schmäckst ihn - du willst sowas nicht wirklcih essen, oder? Viele haben einfach panische Angst davor. Für Aussenstehende scheint es aber so, als würden sie genau das machen. Man bietet ihnen viel an, damit sie endlich essen - und sie lehnen alles, wirklich alles ab, sei es Liebe, sei es Materielles, sei es Hilfe. Mit Egoismus hat das aber weniger zu tun.

Liebe Grüße
winny

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» winny2311 » Beiträge: 14978 » Talkpoints: 2,62 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Aufgrund Sorae's Aufforderung in diesem Thread schreibe ich hier mal einen persönlichen Erfahrungsbericht hier herein!

Angefangen hat das Alles in der Mitte des Jahres 2005, ich war zu diesem Zeitpunkt noch mit ihr zusammen ( als Zwischen-Information: Sie heißt Jana :) und war zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre Alt), als sie begann sich dick zu finden. Sie begann einfach mal aus Protest und Testwillens weniger zu essen ( damals wog sie an die 55 Kilogramm ). Das Ganze artete ziemlich schnell ins Extreme aus, innerhalb eines halben Jahres begann sie an die 10-15 kg abzunehmen, ich musste ihr das Essen schon in den Mund pressen, sie nahm einfach immer mehr ab. Ich sagte ihr jeden Tag, dass sie zu dünn sei und das nicht so weiter gehen könne. Sie war teils so geschwächt und ohne Vitamine, dass sie sich teils nur Vitamin-Drinks reinkippte und das Ganze so lange nur im Körper behielt, bis die Vitamine aufgenommen waren und dann Alles wieder los wurde. Sie war als zu schwach um sich lediglich anzuziehen oder gar aus dem Haus unsere Treppen runter zu steigen. Ich drohte ihr damals mit einer Beendigung unserer Beziehung und Trennung, denn mir war zu diesem Zeitpunkt der Ernst der Lage nicht bewusst, oder besser gesagt: Ich wollte das Ganze nicht wahrhaben! Naja, sie hörte immernoch nicht auf mich und machte genauso weiter, ich trennte mich und nahm vorerst Abstand ( Wäre ich heute in der Lage, würde ich das nie wieder machen, aber ich war einfach zu uninformiert über das Thema ). Eines Tages bekam ich einen Anruf von einer Stimme, die ich noch nie gehört hatte und sie bat mich zu Jana zu fahren. Als ich bei ihr ankam ( Ich hatte noch einen Schlüssel ) lag sie auf dem Bett und regt sie nicht mehr, bleich im Gesicht wie eine Tote und war bis auf die Knochen dünn geworden. Ich packte sie, brachte sie ins Krankenhaus und kam gerade noch rechtzeitig. Der Arzt erklärte mir sie hätte einen extremen Eisenmangel ( kommt durch zu wenig Fleisch-Nahrung) und sie mussten sie langsam wieder mit Vitaminen versorgen. Langsam, weil hätten sie sie damit vollgestopft, hätte sie womöglich noch einen Vitaminschock bekommen. Der Körper hängt hinterher, d.h. als Beispiel:
Du spritz einer Person eine Dosis, die Blutwerte sagen noch nichts darüber aus und man denkt Das wäre zu wenig gewesen. Jedoch muss der Körper alles erst verarbeiten.
Kaum war sie aus dem Krankenhaus, fing sie genauso wieder an , also hatte nichts großartig daraus gelernt. Ah doch , sie nahm Eisen zu sich via Tabletten :?
Dann wurde es mir zuviel, ich zog wieder bei ihr ein, regelte ihre Bewegung ( nicht zu viel, nicht zu wenig ) indem ich mit ihr spazieren ging, passte auf, dass sie genug und vorallem, das Richtige aß und nicht wieder alles loswurde. Nach einem halben Jahr investierter Zeit sah sie ihre Probleme auch an und ihr Körpergewicht steigerte sich von 32 Kilogramm innerhalb eines halben Jahres auf 45 Kilogramm. Ein großer Fortschritt, wenn man die zuvorige Lage betrachtet. Ihre Blutwerte und ihr Gewicht gingen ins positive über und heute ist sie sportlicher als ich :roll: . Sie macht bei jedem 2. Stadtrennen mit, geht wöchentlich schwimmen und geniesst ihr Leben und das allerwichtigste: Das Essen!

mfg
guner

PS: Wenn ich daheim bin und nicht mehr auf der Arbeit, kann ich euch aktuelle Bilder von ihr zeigen. Ihr werdet sehen, sie ist einer der hübschesten Mädchen, die ich kenne. : )

» guner » Beiträge: 72 » Talkpoints: 0,12 »


guner hat geschrieben:PS: Wenn ich daheim bin und nicht mehr auf der Arbeit, kann ich euch aktuelle Bilder von ihr zeigen. Ihr werdet sehen, sie ist einer der hübschesten Mädchen, die ich kenne. : )


Dankeschön für deinen Bericht :)
Poste bitte keine Bilder von ihr, wenn sie es selbst nicht möchte. Denn mich persönlich würde es auch stören, wenn jemand ungefragt Bilder von mir im Internet veröffentlicht.

Liebe Grüße
Sorae

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Sie ist stolz auf ihr Aussehen, also wird sie das womöglich nicht stören. Aber ich frage sie auch mal sicherheitshalber ;)

mfg
guner

» guner » Beiträge: 72 » Talkpoints: 0,12 »



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