Gleicher Lohn in West und Ost geht das überhaupt?

vom 16.01.2010, 14:49 Uhr

Gut 20 Jahre nach der Wiedervereinigung klaffen die Löhne und Gehälter in den neuen Ländern im Gegensatz zu den alten Ländern weit auseinander. Dieser Zustand ist allerdings in der Praxis real nachvollziehbar und hat somit auch Gründe und Ursachen. Diese muss man auch ganz objektiv betrachten. In den neuen Ländern sind sehr viele kleine und mittelständische Betriebe nach der Wende entstanden, denn viele hatten den Mut zur Selbständigkeit. Allerdings fehlte vielen logischerweise das nötige Eigenkapital zum Start. Daher konnten hier auch keine hohen Löhne wie im Westen gezahlt werden. Aber die Leute hatten hier erst einmal Arbeit.

Ein weiterer nicht zu übersehender Aspekt ist die hohe Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern in Bezug auf die dortige Einwohnerzahl gesehen. Dadurch sank natürlich die Kaufkraft insgesamt enorm ab. So konnten Produkte einfach nicht an den Mann gebracht werden. Aber auch in den alten Ländern gibt es von Bundesland zu Bundesland regionale Unterschiede. Beispielsweise ist der Lohn für einen bestimmten Beruf in Bayern anders als in Hamburg. Und so wie an diesem Beispiel gibt es noch mehr Unterschiede beim Lohn.

Es wird hier immer regionale Unterschiede geben, denn das war schon vor der Wende in der alten BRD so. Auch Bayern war beispielsweise nicht immer schon so ein gut strukturiertes Bundesland wie jetzt. Das hat sich erst mit der Zeit dahin entwickelt. Auch der Osten wird sich weiter entwickeln, aber das braucht Zeit und nicht nicht sofort realisierbar. Gleiche Löhne in West und Ost sind daher völlig unrealistisch.

Benutzeravatar

» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



karlchen66 hat geschrieben:Gleiche Löhne in West und Ost sind daher völlig unrealistisch.

Naja, ausgehend davon würde ich das erweitern auf "Gleiche Löhne in ganz Deutschland sind unrealistisch" sowie "Gleiche Löhne in einem Bundesland sind unrealistisch" da wie erwähnt neben dem Ost-West auch ein Nord-Süd Gefälle existiert sowie ein Stadt-Land Gefälle (in München verdient man mehr für die gleiche Arbeit als in Altötting) - das wird ja gerne immer wieder vergessen (auch wenn es hier teilweise erwähnt wurde) in der West-Ost Diskussion.

Natürlich könnte man über den Lohn viele Faktoren angleichen, denn wenn die Löhne höher wären würde auch die Kaufkraft steigen - aber in gleichem Maß natürlich auch die Kosten, die bisher niedriger waren (durch die höheren Löhne). Ein Vorteil wäre trotzdem, dass dadurch mehr Wettbewerb geschaffen werden würde, da hohe Kosten = Preise (und somit für Außenstehende zuerst: hohe Gewinne) Mitbewerber auf den Markt locken, die sich vorher von diesem fernhielten was wiederum einen positiven Impuls für mehr Arbeitskräfte auslösen könnte. Allerdings würde ich das für den Osten nicht ohne Weiteres unterschreiben, da hier sehr viel mehr im argen liegt.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@Subbotnik
Ich stimme dir bei deinen Aussagen uneingeschränkt zu, denn so ist es in der Realität. Wenn man hier die Löhne erhöhen würde und ich nehme als Beispiel einmal Greifswald, wären Arbeitsplätze in Gefahr. Ist die Kaufkraft generell sehr gering werden auch keine Umsätze erzielt, dass heißt im Klartext der Unternehmer verdient nichts oder sehr wenig. Dann wird es schwer die Mitarbeiter am Monatsende zu bezahlen. In Greifswald hat eine solche Lohnerhöhung schon zu massiven Arbeitsplatzverlusten geführt leider.

Wir haben aber auch ganz andere Nebenkosten sprich Miete. Die Mieten in Greifswald sind viel geringer als beispielsweise in München. Leider wollen das nicht viele Leute wahr haben. Ein anderer Aspekt besteht darin, dass wir bei einer eventuellen Arbeitslosigkeit oder genauer gesagt beim Hartz 4 Bezug weniger finanzielle Verluste haben als beispielsweise in westlichen Bundesländer. Dort haben einige richtige finanzielle Einschnitte und nicht nur beispielsweise 100,. Euro.

Deshalb muss es auch so bleiben wie es ist, damit neue Arbeitsplätze entstehen und die wirtschaftliche Struktur der Region weiter ausgebaut werden kann. Alles andere hilft uns in der Tat nicht weiter, sondern ist dann nur kontraproduktiv. Ich hoffe das dies noch mehr Leute so real sehen und es auch verstehen.

Benutzeravatar

» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Langfristig müssen die Löhne da schon steigen, dagegen bin ich ja nicht ;), denn die Kaufkraft muss im Osten angehoben werden und der Osten insgesamt attraktiver werden. Damit meine ich nicht einmal Investoren, sondern für die, die da wohnen damit sie nicht nach und nach Abwandern um die Überalterung zu stoppen! Für Teile Ostdeutschlands mit besonders hoher Arbeitslosigkeit (z. B. Sangerhausen und drumrum) und demzufolge hohen Abwanderungsraten junger Menschen wird für die nächsten 20 Jahre ein Rückgang der Arbeitskraft bis zu 60 % prognostiziert was dann wiederum Investoren abschreckt.

Nur wird das wohl eher ein langsamer Prozess werden, da rein theoretisch eine sofortige drastische Lohnerhöhung halt die Wirtschaft belasten würde. Zwar haben die Unternehmen hier auch etwas davon, aber sie müssen erst einmal auf "Vertrauensbasis" Geld dafür vorschießen und darauf hoffen, dass der Kaufkraftzuwachs der dadurch bewirkt wird auch wieder ihnen zugute kommt. Und ganz ehrlich: Das macht kein Unternehmer, da sind selbst Risikozertifikate sicherer.

Und noch zum Lohngefälle: Was ich bedenkenswert finde ist, dass man hier noch die "großen" Einkommen ausblenden kann, denn ein Angestellter in Brandenburg oder Sachsen verdient mittlerweile auf dem gleichen Niveau wie einer in Bochum - nur der Niedriglohnsektor hat hier ja ein richtig krasses Gefalle. Als Frisör kann man z. B. im Westen trotz des niedrigen Einkommens noch davon leben (wenn auch nicht im Luxus), im Osten ist man hier aber teilweise gezwungen einen Zweitjob anzunehmen oder zusätzlich trotz Arbeit stempeln zu gehen. Und das kann`s nicht sein.

Mindestlöhne wären hier sinnvoll, aber da überdurchschnittlich viele Arbeitskräfte im Osten im Niedriglohnsektor beschäftigt sind kann das hier das Gegenteil von dem Erreichen was man will (Firmenpleiten statt gerechter Lohn) obwohl es im Westen problemlos funktionieren kann - eben aufgrund des wesentlich geringen Anteils am gesamten Arbeitsmarkt.

Am sinnvollsten um hier Lohngerechtigkeit bzw. eine Nivellierung des Kaufkraftniveaus deutschlandweit zu erreichen (ein mittleres Niveau, nicht orientiert an den einkommensstarken Ländern BaWü und Bayern, sondern darunter) denke ich, dass man das am ehesten mit dem bedingungslosen Grundeinkommen erreichen könnte. Das wäre nichts anderes als die "Lohnerhöhung" seitens des Staates für Niedriglohnempfänger und Geringverdiener ohne das unternehmerische Risiko. Der einzige Nachteil wäre hier höchstens im Osten, dass einem dann die Arbeitskräfte weglaufen könnten, da sie nun die Möglichkeit hätten sich selbstständig ohne größere Risiken zu machen.

Das einzige was aus meiner Sicht dagegen spricht sind wiederum diejenigen im Osten die es sich aufgrund von Langzeitarbeitslosigkeit schon bequem gemacht haben und für die man Motivationsinstrumente finden müsste (die auch wirken, nicht den Müll den die ARGE seit Jahren durchzieht).

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Man kann aber auch nicht so ganz prinzipiell über einen Kamm scheren, dass die Lebenshaltungskosten im Westen prinzipiell höher sind, als im Westen. Wer Lebensmittelpreise gut im Kopf hat, wir sich beispielsweise sehr wundern, wie viel man mehr zahlt, wenn man beispielsweise in Ostseestrandnähe die Preise mit den Preisen in der Filiale des selben Discounters in einer ländlichen Gegend in Westdeutschland vergleicht.

Auch mit den Mieten sollte man das nicht so voreilig betrachten. Klar gibt es in unrenovierten, abgewirtschafteten Ost-Plattensiedlungen unwahrscheinlich preiswerte Wohnungen. Es gibt auch noch einige unrenovierte Altbauten, wo die Heizung über Kohleöfen und die Warmwasserbereitung über Badeöfen läuft. Es gibt durchaus auch noch Wohnungen im Raum Berlin mit Außentoiletten. Das ist für wenig kaufkräftige Leute wie Studenten praktisch, aber in den alten Bundesländern habe ich so einen niedrigen Standard nicht kennen gelernt.

Aber wer, der sich besseres leisten kann, zieht da freiwillig hin? Durch Harz 4 hat in vielen Orten schon so etwas wie eine Ghettoisierung begonnen. Und wer geht schon als Frau nachts gerne allein durch solche Viertel, wo so viele traurige und gestrandete Menschen mit solchen Schicksalen leben. Es hebt auf jeden Fall nicht das Lebensgefühl.

Man sollte da schon, wenn man Mietpreise vergleicht auch eine Wohnung in verschiedenen Gebieten mit etwa vergleichbarm Umfeld und Comfort vergleichen.

Und einen Löwenanteil an der Mietkosten fressen ja schon seit einiger Zeit die Nebenkosten. Und dank der Strommarktliberalisierung bekommt man der Strom bundesweit zum nahezu gleichen Tarif geliefert, wenn man nicht unbedingt den lokalen Platzhirschen als Versorger wählt. Müll- und Wassergebühren sollten sich auch nicht signifikant unterscheiden.

Die Spritpreise sind bundesweit relativ gleich. In der groben Nähe von Ingolstadt, mitten im Bayern tankt man oft sogar deutlich preiswerter, als in manch anderen, raffineriefernen Gebieten.

Im Blick auf kleine und mittelständische Unternehmen finde ich es durchaus nachvollziehbar, wenn ein Lohngefälle besteht.

Was ich allerdings in keiner Weise verstehe ist, warum Staatsdiener auch unterschiedlich bezahlt werden. Warum gibt es z. B. immer noch einen BAT-Ost? Mehr als 20 Jahre nach der Vereinigung. Alle diese Leute arbeiten für den Staat, alle verrichten die selbe Arbeit, ob in München oder Leipzig. Da kann ich schon verstehen, dass das gehörigen Frust auslöst. Meiner Meinung nach sollte der Staat da schon längst ein Signal gegen die Zweiklassengesellschaft gesetzt haben.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


@trüffelsucher
Das mit den von dir angesprochenen Staatsdienern kann ich dir erklären. Diese Verträge wurden mit unserer Zustimmung so abgeschlossen. In Greifswald beispielsweise ist viel mehr Personal in Bezug auf die Einwohner gesehen wie beispielsweise in Köln. Das hat hier speziell mit den gesamten Problemfeldern zu tun.

Und es sind für einige Aufgabenbereiche leider immer noch zu wenig, sodass wir hier auch sehr lange Wartezeiten haben. Ein anderer Aspekt besteht darin, dass hier auch berufsfremde Personen eingestellt werden. Diese sind zwar geschult worden, aber es sind Neueinsteiger. Diese erhalten dann auch BAT-Ost Tarif als Gehalt. Wenn sich die soziale Situation verbessert, wird es hier auch zu Änderungen kommen. Aber wir sind erst einmal froh, dass wir eine Arbeit haben und uns nicht ständig neu bewerben müssen.

Benutzeravatar

» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Wer Lebensmittelpreise gut im Kopf hat, wir sich beispielsweise sehr wundern, wie viel man mehr zahlt, wenn man beispielsweise in Ostseestrandnähe die Preise mit den Preisen in der Filiale des selben Discounters in einer ländlichen Gegend in Westdeutschland vergleicht.

Das Gefälle hast Du aber in jeder touristischen Region, auch im Westen. Siehe Sylt und mal 20 km ostwärts. Dafür fallen die Löhne in diesen Regionen auch wieder meist höher aus als im Umland, es kompensiert sich also wieder.

trüffelsucher hat geschrieben:Das ist für wenig kaufkräftige Leute wie Studenten praktisch, aber in den alten Bundesländern habe ich so einen niedrigen Standard nicht kennen gelernt.

Das hast Du stellenweise auch noch im Ruhrgebiet wo es je nach Ort völlig unsanierte Straßenzüge und Stadtteile gibt und hier natürlich auch die Mieten niedriger sind. Das mit den Klos ist natürlich extrem, aber Wohnungen mit Etagen Flurbädern in Altbauten sind noch relaitv weit verbreitet.

trüffelsucher hat geschrieben:Was ich allerdings in keiner Weise verstehe ist, warum Staatsdiener auch unterschiedlich bezahlt werden. Warum gibt es z. B. immer noch einen BAT-Ost? Mehr als 20 Jahre nach der Vereinigung. Alle diese Leute arbeiten für den Staat, alle verrichten die selbe Arbeit, ob in München oder Leipzig. Da kann ich schon verstehen, dass das gehörigen Frust auslöst.

Eine Angleichung des BAT wäre zwar gerecht im Blick auf die Arbeit, geringqualifizierte und neue Beamte jetzt mal ausgeschlossen, die gibt es auch im Westen, und würde auch eine Kaufkraftsteigerung bewirken aber dann hat man wieder das Problem der sozialen Gerechtigkeit im Osten. Auch wenn sich nachträglich dadurch auch die Kaufkraft der anderen steigern würde hat man immer das Problem der Vermittelbarkeit wenn man einen sowieso geringer bezahlten Arbeitnehmer erklären muss, warum Staatsbedienstete soviel exorbitant mehr an Gehalt bekommen bei gleicher Ausgabensituation.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das Gefälle hat man natürlich in jeder touristischen Region. Das nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland so. Nur, Sylt liegt eben bekanntlich nicht in den neuen Bundesländern. Und auf Sylt werden die Mitarbeiter eben auch nicht nach Osttarif bezahlt. Aber die Situation in Sylt widerspricht ja auch nicht meiner These. Natürlich gibt es genügend Regionen im Westen, die weit teurer sind, als alle Regionen im Osten. Aber es sind eben nicht überall im Westen die Lebenshaltungskosten billiger, als im Osten. Nur das wird eben von vielen Ignoranten oft behauptet.

Es ging mir nur um ein Beispiel um zu entkräften, dass nicht überall im Osten die Lebenshaltungskosten unter Westniveau liegen. Es ist halt leider ein altbekanntes Stammtischargument, dass die Kosten im Osten angeblich niedriger sind, als im Westen. Interessanterweise sagen sowas oft Leute, die noch niemals persönlich die neun Länder nach der Vereinigung besucht haben.

Natürlich wird ein Teil des Volkes neidisch sein, wenn die Staatsdiener OST eines Tages genauso viel verdienen, wie die Staatsdiener West, nicht aber die Arbeitnehmer auf dem freien Markt. Aber ist Neid ein Argument, um eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung zu zementieren? Ich sehe hier vor allem eine Vorbildfunktion. Wenn der Staat bei der Vergütung mit zweierlei Maß misst, dann ist das für große Unternehmen auch vollkommen legitim, nichts zu verändern. Auch bei diesen, die es sich prinzipiell leisten könnten, auch höhere Löhne zu zahlen. Wenn allerdings der Staat das Signal setzt, würden sicherlich auch die ersten Großunternehmen aus Prestigegründen über eine Gehaltsanhebung nachdenken. Das käme der Kaufkraft und letzlich auch dem Mittelstand und den Kleinunternehmern zu Gute. Und das könnte man dem Volk sicherlich auch vermitteln, dass der Staat hier mit gutem Beispiel voran geht und das das den strukturschwachen Regionen Auftrieb und einen Synergieeffekt gibt.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Aber es sind eben nicht überall im Westen die Lebenshaltungskosten billiger, als im Osten. Nur das wird eben von vielen Ignoranten oft behauptet.

Wer behauptet denn dass die Lebenshaltungskosten im Westen billiger sind als im Osten? Wenn wird diese Behauptung zu Recht umgedreht aufgestellt da im statistischen Mittel nun einmal das Gegenteil der Fall ist.

trüffelsucher hat geschrieben: Es ging mir nur um ein Beispiel um zu entkräften, dass nicht überall im Osten die Lebenshaltungskosten unter Westniveau liegen. Es ist halt leider ein altbekanntes Stammtischargument, dass die Kosten im Osten angeblich niedriger sind, als im Westen.

Das ist kein Stammtischargument, sondern das kann man sich vom statistischen Bundesamt bestätigen lassen. Da ändern auch einzelne HotSpots nichts daran, vor allem wenn hier der Effekt der teureren Lebenshaltungskosten durch höhere Einkommen kompensiert wird. Das kann man auch am Beispiel Berlin sehen, wo es durchaus Regionen gibt wo selbst Nobelviertel im Westen noch als Billiggegend betrachtet werden könnten - trotzdem würde man niemals behaupten, dass Berlin nun die Stadt der Besserverdienenden ist, da die wenigen Spots von der Masse ausgeglichen werden und die Lebenshaltungskosten in Gesamtberlin nun einmal deutlich unter denen in Bayern liegen.

Statistische Ausreißer ändern nichts am Gesamtbild, sonst würden sie es auch nach oben drücken. Dazu kommt, dass die Mehrheit der Beamten nicht nur da konzentriert ist, wo die Lebenshaltungskosten über dem Schnitt im Osten leben - so gesehen hat eine Minderheit durch das BAT-OST einen Nachteil (halt die, die da wirklich leben muss).

trüffelsucher hat geschrieben:Natürlich wird ein Teil des Volkes neidisch sein, wenn die Staatsdiener OST eines Tages genauso viel verdienen, wie die Staatsdiener West, nicht aber die Arbeitnehmer auf dem freien Markt. Aber ist Neid ein Argument, um eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung zu zementieren?

Doch gerade die Arbeitnehmer auf dem "freien Markt" haben hier ein Neidproblem wenn sie verhältnismäßig noch weniger bekommen. Und Neid ist schon seit der letzten SPD Regierung ein entscheidendes Wahlkampfargument geworden wo man dem ALG II Empfänger nicht den Billig DVD Player im Wohnzimmer und das Stück Butter mehr auf dem Tisch gönnt weil man trotz Arbeit das nicht hat - oder es ihm nicht gönnen will da er nicht arbeitet. Genauso sieht es umgedreht aus - die Mehrheit hat eben echte Probleme damit, wenn es anderen besser geht wenn es ihnen selber schlecht geht (was das Problem vieler Ossis und mittlerweile auch Wessis ist). Sonst würde sich auch die BILD nicht verkaufen, wenn man sich nicht am Leid anderer ergötzen könnte ;) (neben anderen Faktoren).

trüffelsucher hat geschrieben:Ich sehe hier vor allem eine Vorbildfunktion. Wenn der Staat bei der Vergütung mit zweierlei Maß misst, dann ist das für große Unternehmen auch vollkommen legitim, nichts zu verändern. Auch bei diesen, die es sich prinzipiell leisten könnten, auch höhere Löhne zu zahlen. Wenn allerdings der Staat das Signal setzt, würden sicherlich auch die ersten Großunternehmen aus Prestigegründen über eine Gehaltsanhebung nachdenken.

Naja, da sind aber zwei dicke Fehler drin: Erstens haben die Unternehmen im Osten viele Druckmöglichkeiten, die fast schon amerikanische Züge haben nach dem Motto "Willst Du nicht, dann gehen wir (oder Du - gegenüber Arbeitnehmern)! Nicht alle, aber viele, gerade die Kernbranchen. Die wissen leider nur zu gut, welche Bedeutung sie gerade im strukturschwachen Osten haben (wo man im Westen nur tendenziell damit Erfolg hat solange es wirklich eine Region gefährdet) und dass man eher dass die Landespolitik nach ihrer Pfeife tanzt als nach der derer, die sie vertreten sollen. Anders kann man die Subventionserpressung und Zusagen die da teils abgegeben werden und auf Kosten der Steuerzahler gehen kaum noch nachvollziehen.

Und zweitens: Ossis kaufen nicht das, was sie selber herstellen aufgrund der fehlenden Kaufkraft (was zynischerweise natürlich durch die niedrigen Löhne bedingt ist). Das ist fast wie in Malaysia und sonstwo wo man schön outgesourct hat, da schert man sich auch nicht um das regionale Image der Marke, da die Kaufkraft dieser Kundenschicht keine Bedeutung hat verglichen mit den Stammkäufern. Da muss man sich nur Absatzzahlen ansehen - Ossis sind im Schnitt Billigkäufer ohne Markenvorlieben. Und der Trend stört Konzerne nur in der Hinsicht dass das aufgrund der Krisenstimmung seit Jahren im Westen langsam genauso wird.

Benutzeravatar

» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Das Problem ist natürlich auch, dass die gesamten Hartz 4 Empfänger nur im sogenannten Billig Sektor überhaupt kaufen können, weil das Einkommen einfach nicht vorhanden ist. Diese Bevölkerungsschicht kann auch keine Rücklagen durch eventuelles Sparen sich schaffen. Gerade in Greifswald haben wir eine aktuelle Quote von ca. 21 Prozent nach der neuesten Bekanntgabe.

Hinzu kommt es handelt sich um eine Uni Stadt, daher ziehe ich einmal die 10000 Studenten von der Einwohnerzahl ab. Jetzt habe ich ca. 35000 Einwohner die noch relativ gut einkaufen können, weil es Rentner und Arbeitnehmer sind. Und diese Leute werfen ihr Geld nicht zum Fenster raus, sondern sie bilden Rücklagen und Sparen. Da die eigenen Produkte vom Preis her viel zu teuer sind, kauft auch dieser Personenkreis entweder gar nicht oder ganz selten solche Artikel. Spätestens jetzt kann man sich die Niedriglöhne auch erklären.

Benutzeravatar

» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^