Das Leid des Menschen

vom 16.12.2009, 19:23 Uhr

Die Frage, die schon seit Jahrtausenden besteht und sich mit der Gerechtigkeit Gottes angesichts von Schmerz und Leid auf der Welt befasst, wird als Theodizee - Frage bezeichnet. Inwiefern kann also, der allgütige, allmächtige Gott, an den das Christentum glaubt, allgütig und allmächtig sein, wenn die Existenz von Übel auf der Welt nicht zu leugnen ist?

Dieses Problem wurde erstmals im 3. Jahrhundert vor Christ Geburt vom griechischen Philosophen Epikur behandelt, er soll folgendes formuliert haben: " Der Gott will entweder die Übel abschaffen und kann es nicht, oder kann und will es nicht oder er will es und kann es nicht oder er will und kann." Spinnt man diese vier einzelnen Ansätze weiter, so findet man in allen Erklärungsversuchen Schwächen.

1) Gott will aber kann nicht: Hiermit handelte es sich also um einen schwachen Gott, der aber bestrebt ist zu handeln. Die Diskrepanz ergibt sich mit der Allmacht Gottes, an die das Christentum glaubt.

2) Gott kann, aber will nicht: Gott, ein allmächtiges Wesen nimmt sich den Problemen der Menschen aus Neid oder Missgunst nicht an. Die Diskrepanz, die mit dieser Theorie einhergeht besteht zur grenzenlosen Güte Gottes.

3) Gott kann nicht und will nicht: Gott ist also weder allmächtig, noch allgütig, er entspricht also nicht dem Gott an den wir glauben.

4) Gott kann und will: Entweder würden Übel nie entstanden sein oder zumindest hätte Gott sie schon längst abgeschafft. Da die Existenz von Übeln ( malum metaphysicum, malum physicum, malum morale in diesem Zusammenhang) nicht zu leugnen ist kann Gott entweder nicht (all-) mächtig oder nicht (all-) gütig oder beides zusammen sein. Dann jedoch kann von Gott keine Rede mehr sein, womit es für seine Existenz keine Beweise gibt.

Sichtbar also, eine äußerst komplexe Problematik, mit der sich verschiedene große Philosophen und Denker auseinander gesetzt haben, ich möchte drei sehr interessante Ansätze kurz erläutern, was nicht heißen soll dass es noch weitere gibt.

Schopenhauers Theorie ist die der schlechtesten aller denkbaren Welten. Er vertrat die Ansicht, dass das Nichtsein der Welt ihrer Existenz vorzuziehen wäre, weil die pure Existenz des Übels (was dem scheinbar Guten immer überwiegt) Beleg dafür ist, dass die Welt und der Mensch, als Gottes Abbild schlecht sind und es keine Rechtfertigung der Welt gibt.

Gegensätzlich dazu, gibt es, vom Philosophen Gottfried Wilhelm, Freiherr von Leibniz die Theorie der besten aller Welten. Sie besagt, dass die Perfektion der Welt, als Abbild Gottes aus Gut und Böse bestehen muss, da ohne das Böse sonst ein Teil zur Perfektion fehle.Gott sein die Quelle aller Wesenheiten und Existenzen, durch seine Perfektion handelt es sich also um die beste denkbare Welt.

Als drittes erwähne ich Kant, der im Wesentlichen besagt, dass die Frage nach der Rechtfertigung des Leides überflüssig ist, da sie nicht mit der menschlichen Vernunft begriffen werden kann. Dem Menschen sind klare Grenzen gesetzt, im Gegensatz zu Gott, wodurch er Gottes Werk nicht begreifen kann.

Es handelt sich also um eine wirklich komplexe Thematik, die den Menschen schon seit langer Zeit beschäftigt, sogar in der Bibel, im Buch Ijob, gibt es schon Anzeichen auf das Erkennen eines solchen Problemes. Was mich brennend interessiert ist eure Ansicht. Wie rechtfertigt ihr die Existenz von Leid? Gibt es gar kein Leid? Inwiefern könnt ihr euch mit den Theorien der drei großen, erwähnten, Philosophen identifizieren? Jede Meinung ist hilfreich.

» d1lger » Beiträge: 116 » Talkpoints: 0,81 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich als Atheist muss mir die Frage um die Problematik des gütigen Gottes, der aber Leid zulässt, wieso auch immer, gar nicht stellen.

"Leid" ist ohnehin kein sehr eindeutiger Begriff, da es nicht nur vom Standpunkt abhängt sondern auch noch von der Betrachtungsweise. Worunter der eine leidet kann der andere glücklich sein, einen Unfall zu haben und schwerverletzt zu überleben kann leiden heißen, aber auch Glück gehabt haben, dass man überlebt hat. Alles relative Pampe.

Definiert man "Leid" nun einfach mal als etwas, das einem Individuum Schaden zufügt oder es einfach nur unglücklich macht, kann man nicht erwarten, dass es dieses Leid nicht gibt. Es ist unmöglich, verschiedenen (gegensätzlichen) Positionen gleichzeitig alles recht zu machen, irgendeine Seite muss immer Einbußen in Kauf nehmen. "Leid" ist einfach ein Teil des ganzen und betrachtet man "Glück" als ebenso dehnbar, kann man sogar so weit gehen zu sagen dass Leid = Glück weil man nie eindeutig zuordnen kann, was ein Ereignis denn nun ist, sondern diese Meinung immer subjektiv gefärbt ist. Es ist einfach so, wie es ist, kein Leid, kein Glück, einfach nur ein Ereignis.

» AP Nova » Beiträge: 336 » Talkpoints: 19,85 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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