Sich weigern Rezepte weitergeben zu wollen?

Eine Freundin hatte am Wochenende Geburtstag und einen tollen Kuchen dafür gebacken. Dieser hat mir so gut geschmeckt, dass ich dann auch nach dem Rezept gefragt habe und darum gebeten habe, ob ich das nicht auch bekommen könnte.

Meine Freundin war daraufhin fast empört und meinte, dass sie dieses Rezept nie und nimmer herausgeben würde. Es würde sich um ein gut gehütetes Familienrezept handeln, dass immer an die Frauen in der Familie weitergegeben würde. Sie fände es nicht richtig, wenn sie mir dieses Rezept dann aushändigen würde. Sie würde die Tradition aufrecht erhalten wollten.

Ich war doch sehr überrascht und fand das auch schon ein bisschen komisch. So etwas habe ich bisher noch nicht erlebt. Normal freuen sich die Personen doch, dass ihr Essen so gut angekommen ist. Ich habe mich bisher nie geweigert ein Rezept heraus zu geben.

Würdet ihr bestimmte Rezepte auch nicht weitergeben? Warum würdet ihr das nicht? Könnt ihr meine Freundin verstehen, dass sie es mir nicht geben wollte oder findet ihr das Quatsch?

Ich kann das schon verstehen, da es immer wieder gut gehütete Familiengeheimnisse zu Rezepten gibt die man nicht weitergeben möchte. Würde es das nicht geben, dann würden Firmen wie Verpoorten gar nicht existieren, wenn sie jedermann ihr Eierlikör Rezept unter die Nase reiben würden, genauso wie Coca Cola.

Nun hat deine Freundin wahrscheinlich kein Unternehmen hinten dran stehen mit dem sie sich eine goldene Nase als Marktführer für ihren Kuchen verdient, aber dennoch muss man nicht alles weitergeben was in der Familie entwickelt worden ist. Auch nicht an die beste Freundin.

Auch bei mir gibt es das Familienkochbuch in dem nur Rezepte von meinen Großeltern, Urgroßeltern und deren Eltern drinnen stehen. Diese binde ich auch nicht jedermann auf die Nase und selbst wenn ich danach gefragt werde, weigere ich mich diese Rezepte herauszugeben.

Denn in diesem Buch steht auch drinnen, dass das immer an die älteste Tochter der Familie weitergegeben werden soll wenn diese den Elterlichen Hausstand verlässt. Somit kann man es auch als "letzten Wunsch" meiner Ur-Ur-Großmutter sehen und daher kann ich das schon nachvollziehen.

Ich habe so etwas noch nicht persönlich erlebt, sondern kenne es vor allem aus Büchern und Filmen, dass da Szenen vorkommen, dass jemand nach einem Rezept fragt, was aber nicht herausgegeben wird, weil es ein Familienrezept ist. In meiner Familie gibt es meines Wissens nicht so spezielle Rezepte, die nur innerhalb der Familie weitergegeben werden dürfen.

Darum habe ich Rezepte bisher schon bereitwillig abgegeben, wenn mich jemand gefragt hat. Aber wenn es so eine Tradition in einer Familie gibt, dass die Rezepte eben nur an die Verwandtschaft weitergegeben werden dürfen, dann finde ich das irgendwie auch ganz schön, weil ich es mag, wenn Traditionen gepflegt werden. Somit würde ich es dann auch verstehen, wenn ich nach einem Rezept frage und dieses nicht bekomme.

Ich kann deine Freundin da schon verstehen, wenn gleich ich kein Familienrezept habe, dessen Geheimnis ich für mich behalten müsste. Dennoch würde ich ein solches Rezept auch nicht verraten, sondern für mich behalten. So eine Tradition zu haben ist doch eine schöne Sache und es ist ehrvoll ein solches Rezept zu erhalten.

Also bei uns gibt es die Tradition nun nicht, dass man Familienrezepte von Generation zu Generation weitergibt. Aber es gibt durchaus Rezepte, die ich einfach nicht herausgebe, auch wenn ich dazu befragt werde und wenn sie sehr lecker sind. Aber ich möchte sie einfach nicht herausgeben, da ich sie von meiner Mutter und meiner Großmutter übernommen habe.

Sicher gibt es Rezepte, die gebe ich niemals her. Mein Klassiker sind Waffeln, die sehr nahe an Gerd's Waffeln aus Bochum kommen. Besucher des Ruhrparks und Gäste auf den Weihnachtsmärkten der Region kennen die Häuschen mit den orangefarbenen Schildern und dem verführerischen Duft. Diese dünnen, weichen, ja fast schwabbeligen Waffeln sind gemein. Seit rund 40 Jahren kramt man automatisch nach Kleingeld, wenn einen diese Dinger einmal süchtig gemacht haben.

Nach mehreren Jahren intensiver Versuche und vielen Enttäuschungen habe ich, angespornt durch den Entzug im Ausland, irgendwann ein Rezept entworfen, dass es fast trifft. Das gebe ich nicht her. Es macht die Familie glücklich und bringt den Vereinen am Tag der offenen Tür oder bei Prüfungen richtig viel Geld ein. So mancher Gast kommt tatsächlich nur wegen der Waffeln. Danke Gerd! Die Inspiration ist unbezahlbar gewesen.

Dazu gibt es einige Rezepte der Familie, die bleiben auch innerhalb derselben. Der wirklich ungewöhnliche Schmorbraten gehört da beispielsweise zu. Das sind so kleine Besonderheiten, die schmeckt man eben nur daheim. Andere Rezepte dagegen gebe ich auf Wunsch gerne weiter.

Ich kenne das von mir gar nicht so. Bei mir ist es stattdessen so, dass ich mich freue, wenn ich nach einem Rezept gefragt werde. Ich sehe das als Kompliment an. Immerhin hat mein Essen jemandem so gut geschmeckt, dass er das noch öfter essen möchte. Das schmeichelt mir und in so einem Fall gebe ich das Rezept auch gerne her. Warum auch nicht?? Es ist ja nicht so, als wenn ich nun Geld mit dem Rezept verdienen würde, was ich dann nicht mehr könnte.

Ich sehe Familienrezepte nun auch nicht als so wichtig und besonders an, dass man sie nun geheim halten müsste. Aber im Endeffekt muss das ja jeder für sich entscheiden. Ich kann aber einfach keinen Nachteil erkennen, der sich daraus für mich ergeben würde, wenn ich mein Rezept jemandem gebe. Dann kann die Person unter Umständen das Gericht genauso lecker zubereiten, wie ich. Na und? Warum sollte mich das dann stören? Dass die andere Person dann von anderen Personen Lob für mein Rezept einheimst? Das ist mir ehrlich gesagt egal und das kann sie gerne so machen.

Ich freue mich auch, wenn ich anderen meine Rezepte weiter geben kann, weil dann eben andere auch so etwas unglaublich leckeres essen können, wie ich es tue. Das ist doch schön und gut. Vielleicht kann die Person das Rezept ja irgendwann noch weiter optimieren und mir dann wiederum davon berichten.

Die meisten "streng geheimen Familienrezepte" findet man im Internet wenn man in etwa weiß, was für Zutaten verwendet wurden. Niemand erfindet das Rad neu, es gibt nur eine endliche Anzahl an Möglichkeiten wie man Zutaten kombinieren kann damit auch etwas essbares dabei heraus kommt.

Ich hatte den Fall mal mit einer Nusstorte, da hat sich die Bäckerin auch so angestellt und war glaube ich auch stolz, dass sie damit im Mittelpunkt stand und hat sich als etwas Besonderes gefühlt. Ein Runde googeln und ein paar Versuche später und ich hatte die Nusstorte nach "streng geheimem Familienrezept" auf dem Tisch stehen, nur schöner dekoriert, und natürlich gebe ich das Rezept nur zu bereitwillig weiter.

Ich gebe generell jedes Rezept weiter wenn ich mich erinnern kann wo ich es her habe, warum denn auch nicht? Wenn andere Leute meinen Kuchen backen habe ich dadurch doch überhaupt nichts verloren, ich kann meinen Kuchen immer noch genauso oft backen wie ich möchte. Und wenn ich etwas lecker finde gönne ich das jedem anderen auch.

Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, warum man sich hier so anstellt. Wenn es um große Firmen geht, dann kann ich schon verstehen, wenn man ein Familienrezept nicht weitergeben möchte, um die Konkurrenz eben zu vermeiden. Wenn jeder wüsste, wie Milka seine Cookies macht oder Homann seine Salate, dann würde man diese Sachen ja eher selbst machen statt sie zu kaufen. Das will natürlich keine Firma.

Aber bei privaten Familienrezepten, mit denen eh kein Geld verdient wird, finde ich das ziemlich übertrieben und auch sinnlos. Wie jemand hier schon sagte, niemand erfindet das Rad neu, jedes Rezept gibt es irgendwo im Internet oder sonstwo. Daher finde ich, dass sich solche Menschen nur unnötig wichtig machen wollen, wenn sie ein Rezept nicht herausgeben wollen. Man sollte vielleicht erwähnen, dass es weder in meiner noch in meiner Schwiegerfamilie diese Tradition mit den Familienrezepten gibt, die man auf gar keinen Fall weitergeben sollte. Daher fehlt mir vermutlich einfach das Verständnis.