Nervös werden, wenn man privat mit Polizisten zu tun hat?

Ich war ja an Silvester mit meinem Partner und etlichen seiner Cousins und Cousinen feiern. Eine seiner Cousinen hatte ihren Freund mitgebracht, der Berufspolizist ist. Einige Anwesenden schien diese bekannte Tatsache jedoch ein wenig unbehaglich zu sein. Ein Gast beispielsweise unterhielt sich einmal mit dem Polizisten und meinte dann schon fast zwanghaft nach jedem Satz betonen zu müssen, dass etwas absolut "legal" sei.

Ich fand das schon ein wenig übertrieben. Polizisten sind schließlich auch nur Menschen und deswegen kann man sich doch auch unterhalten ohne eine ständige Anspielung auf den Beruf zu machen.

Wie ist das bei euch? Könnt ihr euch privat ganz normal mit einem Polizisten auf einer Feier unterhalten oder werdet ihr wegen dem Beruf eures Gesprächspartners auch so schnell nervös wie der oben geschilderte Gast? Warum ist das so? Was können die Betroffenen gegen diese Nervosität machen? Ist es immer ein Zeichen, dass man "Dreck am Stecken" hat, wenn man nervös wird in Gegenwart eines Polizisten?

In der Gegenwart eines Polizisten würde ich mich auch anders als normalerweise verhalten. Zwar ist der Polizist nicht im Dienst, aber auch auf privaten Feiern herrscht eine gewisse Distanz, die nicht leicht zu durchbrechen ist. Ich würde zwar nicht nervös werden, weil ich nichts Verbotenes tue, aber trotzdem auf jedes Wort genauestens achten. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass man nach längerer Bekanntschaft seine Bedenken vollständig zur Seite legen kann. Gegen eine solche Nervosität hilft wohl nur die Zeit, in welcher man seine Ängste und Vorurteile verliert und neues Vertrauen schöpft.

Ich verhalte mich in Anwesenheit eines Polizisten nicht anders als sonst. Warum auch? Ich benehme mich nie so, dass die Polizei eingreifen müsste. Also kann ich mich auch nicht anders verhalten oder ich muss mich auch nicht anders verhalten. Ich habe einige sehr gute Bekannte, die bei der Polizei sind in meiner alten Heimat. Wir sind immer gemeinsam aus gegangen. Und wenn man sich da anders verhalten soll, kann man ja nie so sein, wie man wirklich ist.

Ich bin auch nicht nervös, wenn mich ein fremder Polizist anspricht oder mit dem Auto anhält. Ein Polizist ist auch nur ein Mensch und warum sollte ich mich da anders verhalten. Wenn allerdings ein fremder Polizist hier klingeln würde, wäre ich nervös, weil Polizisten ja nicht nur einfach so zu einem nach hause kommen. Dann ist ja meist was passiert. Aber privat verhalte ich mich nicht anders und bin auch nicht nervös.

Mein Cousin ist Kriminologe und hat vor dem Studium eine Ausbildung bei der Polizei gemacht. Er hat eigentlich keine große Lust sich privat überhaupt über seinen Beruf zu unterhalten, was ich gut verstehen kann, weil man ja in dem Job nicht unbedingt mit den besten menschlichen Eigenschaften konfrontiert wird. Da schaltet man doch sicher gerne mal ab und unterhält sich dann eben lieber über Sport oder Filme oder sonst irgendwas, das mehr Spaß verspricht als Mord und Totschlag.

Natürlich habe ich zu einem Menschen, den ich schon mein ganzes Leben lang kenne, ein anderes Verhältnis als zu einer flüchtigen Partybekanntschaft, aber mir ist es eigentlich generell nicht wirklich wichtig, was jemand beruflich macht und ich reduziere niemanden auf seinen Beruf. Eine Freundin ist mit ihrem Partner zum Beispiel schon über ein Jahr zusammen und ich habe mich schon oft mit ihm unterhalten und erst jetzt an Silvester ist das Gespräch zufällig über Umwege auf die Tatsache gekommen, dass er nun einen kürzeren Arbeitsweg hat und ich habe gefragt, was er eigentlich beruflich macht. Die Frage hat sich vorher einfach nie ergeben.

Ich finde, dass das ein sehr spannender Beruf ist und so würde ich keine Angst haben etwas falsches zu sagen, sondern müsste mich wohl eher bremsen, dass ich nicht so viele Fragen zum beruflichen Alltag stellen würde. Dennoch würde ich mich nun nicht anders verhalten, man muss sich ja nicht über den Beruf definieren und andere darüber definieren.

Ein Polizist wäre für mich ein Partygast wie jeder andere auch. Ich fände es ungewöhnlich und albern, mich wegen seines Berufes anders zu benehmen als sonst auch. Wenn ein Polizist das merken würde, wäre es bestimmt für ihn sehr nervig. Man sollte schon zwischen beruflich und privat unterscheiden. Theoretisch kann eine Person, die sich gehemmt fühlt in Gegenwart eines Polizisten ja denken, dass dort ein Beamter sitzt und nicht ein Polizist.

Meine Tochter hat zwei Klassenkameraden wo jeweils ein Elternteil bei der Polizei ist. In der Grundschulklasse meiner anderen Tochter ist die Mutter einer damaligen Schulfreundin bei der Polizei. Unwohl fühle ich mich in Gegenwart dieser Berufsgruppe gar nicht. Ich werde da auch nicht nervös und frage mich warum man sich da anders verhalten sollte als sonst.

Das sind auch nur Menschen, die mit Wasser kochen und mit Sicherheit nicht hinter jedem privaten Gespräch ein Verbrechen wittern. In den meisten Fällen will man doch auch gar nicht über berufliche Dinge reden, wenn man sich in privater Runde trifft.

Ich würde sagen, dass du dich so verhalten kannst, wie immer. Wenn der Polizist seinen Job gut macht, sollte er privates und dienstliches auseinander halten können. Immerhin sind Polizisten auch nur Menschen. Außerdem ist es bestimmt auch für Polizisten unangenehm, wenn man sich ihnen gegenüber immer verstellt, nur weil sie Polizisten sind. Privat sind Polizisten genauso lustig und humorvoll, wie alle anderen und verstehen auch mal Witze.

Wenn du Dreck am stecken hast, solltest du es ihm natürlich nicht erzählen. Auch wenn es privat ist, wird er, wenn er wieder im Dienst ist, sich dir annehmen. Umso enger du mit einem Polizist befreundet bist, desto mehr kannst du mit ihm auch reden und vertrauen.

Ein ziemlich großer Teil unserer Bekannten sind bei Polizei oder Zoll in Deutschland, Belgien oder den Niederlanden. Da ist vom Polizeiobermeister bis zum Polizeioberrat alles dabei. Wobei, bei unserem Hobby nahe liegend, gehören ziemlich viele Diensthundeführer dazu. Als ich noch in Deutschland sportlich aktiv war, war mein Sportwart im Verein auch gleichzeitig Leiter einer Diensthundestaffel.

Außerdem hatte ich meine Pferde viele Jahre im Stall einer Reiterstaffel stehen. Auch da ist man im Training gerne zusammen ausgeritten oder hat einfach mal zusammen gesessen und sich unterhalten. Der Vater meiner besten Freundin war Polizist, heute ist sie ebenfalls in blau unterwegs.

Warum sollte man sich anders verhalten, wenn jemand Polizist ist? Das sind normale Menschen mit normalen Problemen und vor allem normaler Freizeit. Ich verhalte mich ja auch nicht anders, wenn ich mit einem Anwalt oder einem Richter privat Zeit verbringe. Wovor sollte man sich dabei fürchten?

Ich kenne nun keinen Polizisten privat, aber in meinem Beruf habe ich schon mal Kunden, die Polizisten sind. Dabei verhalte ich mich dann auch nicht anders, als ich mich anderen Kunden gegenüber verhalte. Ich denke, dass ich auf einer solchen Feier einem Polizisten gegenüber nicht befangener wäre, als das bei anderen Gästen der Fall wäre, die ich nicht kenne. Ich halte mich an die Gesetze und so habe ich auch keinen Grund, in der Gegenwart eines Polizisten nervös zu sein.