Kleine Geschenke von Patienten annehmen oder ablehnen?

Ich helfe zur Zeit in der Küche eines Altenheimes aus. Dort ist eine Frau, die stark erkältet ist. Vom Personal hat sie bisher immer nicht ausreichend Tücher für die Nacht bekommen. Diese Tücher verwendet sie, weil sie in der Nacht stark schleimhaltigen Husten hat. Von mir hat sie dann immer mal kleinere Küchentücher für Patienten bekommen und sie hat sich darüber so gefreut, dass sie mir nun Schokolade angeboten hat. Normalerweise bin ich ja nicht so der Schokoladenmensch, aber sie hat so sehr darauf bestanden, dass ich diese dann genommen habe. War das so in Ordnung oder sollte ich von den Patienten nichts nehmen?

Ich habe ihr auch deutlich gesagt, dass sie mir nichts geben muss und ich ihr das auch so gebe, weil sie es ja braucht. Sie wollte es also von sich aus geben und ist auch vom Kopf her noch total klar da, hat also auch keine Demenz oder so. Was würdet ihr machen?

Ich kenne es nur so, dass Personal absolut nichts von Patienten annehmen darf. Da kann eine Tafel Schokolade schon zur Kündigung führen. Denn man weiß nie wie klar alte Menschen wirklich sind. Im Krankenhaus darf das Personal auch nur für die Allgemeinheit was annehmen, also wenn ein Patient das Krankenhaus verlässt etwas für die Kaffeekasse oder eben Kekse für das Schwesternzimmer.

Was steht denn in deinem Vertrag? Oft wird das im Vertrag auch festgehalten, dass man nichts annehmen darf. Und ich muss auch zugeben, dass ich das gut finde, wenn man nichts annehmen darf. Meine Mutter hat mal in einem Altenheim gearbeitet und dort war es vertraglich festgesetzt, dass man nur etwas im Wert von 2 DM von einem Patienten im Monat annehmen durfte. Aber Bargeld war ausgeschlossen.

Ich bin dort ehrenamtlich mit Aufwandsentschädigung eingestellt. In meinem Vertrag ist so etwas nicht festgehalten. Mitbekommen hat das auch keiner, denn sie weiß ja, dass das Personal nichts annehmen darf und sagt auch niemanden etwas über die Tücher. Wie gesagt mir war es auch unangenehm, weil ich so etwas sonst nicht machen würde, aber die Frau ist noch in geistig bestem Zustand und hat nur körperliche Probleme, die das Leben in ihrem Haus nicht mehr möglich machten und deswegen ist sie nun im Heim.

Um ehrlich zu sein finde ich es völlig okay, dass Ramones die Schokolade von der Frau angenommen hat, denn immerhin war es der Frau sehr wichtig gewesen, dass sie ihre Dankbarkeit ausdrücken kann. Ramones hat absolut richtig gehandelt, da sie anfangs die Schokolade abgelehnt hat und nur auf Nachdruck von der Frau diese angenommen hat. Außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass die Schokolade übertrieben teuer gewesen ist. Ich glaube, dass man da am besten bei Kollegen oder beim Chef nachfragen soll, wahrscheinlich haben die Kollegen doch auch schon einmal so eine Situation gehabt?

In meinem Vertrag stand drin, dass ich nur Geschenke bis zu einem gewissen Wert annehmen durfte. Ich bekam auch oft Schokolade angeboten, habe sie jedoch freundlich abgelehnt. Offene Schokoladen durften wir aus hygienischer Sicht gar nicht annehmen, auch keine Pralinen.

Wenn in Ramones Vertrag drin steht, dass sie kleine Gesten annehmen darf, dann sollte das kein Problem darstellen. Notfalls kann sie es ja immer noch mit dem Team abklären, wenn sie sich nicht sicher ist, ihr wird bestimmt keiner den Kopf deswegen abreißen. Ansonsten hat Ramones richtig reagiert und die Schokolade erst auf den expliziten Wunsch der Patientin angenommen.

Ich weiß nicht, warum jemand wegen einer Tafel Schokolade Schwierigkeiten bekommen sollte. Die Frau hat ihr die Schokolade gerne gegeben und wäre beleidigt gewesen, wenn sie zurückgewiesen wurde. Die Schokolade kostet nicht die Welt, auch wenn die Patienten nur ein geringes Taschengeld bekommen.

Ich wundere mich, warum die Frau nicht die Tücher bekommt von anderen Mitarbeiterinnen, die sie braucht. Dafür brauchen andere Bewohner vielleicht keine. Das gleicht sich dann aus. Also den benötigten Bedarf sollte man Altenheimbewohnern schon zu gestehen.