Kann und darf Kind sich gegen die Pläne der Eltern wehren

vom 19.02.2015, 15:47 Uhr

Kind A ist 8 Jahre alt und nimmt seit dem Kindergartenalter Ballettunterricht. Mittlerweile mag das Kind A kein Ballett mehr und möchte am liebsten aufhören. Aber die Eltern bestehen darauf, dass es weiter macht, weil es gut für die Haltung ist und das Kind dann auch Chancen hat Tänzerin zu werden.

Kind B ist 10 Jahre alt. Er hat von Klein auf Klavierunterricht und die Eltern haben extra für ihn ein Klavier gekauft. Aber der Junge hat mittlerweile andere Interessen. Die Eltern aber bestehen darauf, dass er weiter macht und weiter Klavier spielt. Denn Schließlich haben sie schon sehr viel Geld in dieses Hobby gesteckt.

Kind C ist ein Kind, welches vom Vater gedrillt wird Fußball zu spielen und immer besser zu werden. Kind C hat aber kein Interesse an Fußball und würde lieber was anderes machen. Da der Vater durch einen Unfall aber kein Fußball mehr spielen kann und er ohne Unfall wohl auch weit gekommen wäre, möchte er das für seinen Sohn gerne so haben, dass er Profifußballer wird.

Alle drei haben ein Problem. Nämlich dass sie noch minderjährig sind und die Eltern das Hobby finanzieren und alle drei Eltern nicht gewillt sind ein anderes Hobby zu zahlen als dass, was sie schon immer gezahlt haben.

Wie kann und darf sich ein Kind dagegen wehren? Kann ein Kind denn auch mitbestimmen, was es gerne machen will und was ist, wenn die Eltern nichts anderes bezahlen wollen? Hat ein Kind ein Recht auf ein Hobby seiner Wahl oder liegt es an den Eltern ob sie es erlauben? Inwieweit hat ein Kind Mitspracherecht? Habt ihr ein Hobby gehabt, was die Eltern wollten oder was ihr wolltet?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich hatte als Kind auch Klavierunterricht. Allerdings zeigte ich überhaupt kein Talent, daher hat es auch nicht viel Spaß gemacht. Meine Mutter hat aber natürlich trotzdem darauf bestanden, was ich im gewissen Maße auch richtig finde. Kinder finden sonst jede Woche was anderes toll. Ich habe mich jedenfalls vor dem Haus meines Klavierlehrers absetzen lassen, habe so getan, als würde ich reingehen, bin dann aber mit dem Geld für die Klavierstunde in die Stadt gegangen und habe Eis gegessen. Als es nach wenigen Wochen aufflog, musste ich nicht mehr hin.

Ich denke, einem Kind bleibt nicht viel mehr übrig als Rebellion. Die meisten Eltern lassen sich davon erweichen. Wenn das Kind jedes Mal heult und brüllt, macht das ja auch den Eltern keinen Spaß. Aber rechtlich gibt es da wohl keine Mittel. Ein Hobby ist ja keine Kindeswohlgefährdung. Die Eltern haben halt Prinzipien, die sie einhalten. Das tut dem Kind physisch überhaupt nicht und psychisch auch nicht wirklich weh.

Es ist halt eine Erziehungsentscheidung. Wie gesagt, wenn es nach dem Kind ginge, wäre es womöglich in zehn verschiedenen Vereinen und Malkursen angemeldet, daheim würden teure Gerätschaften für zig Sportarten rumliegen. Weil eben oft die Begeisterung für ein neues Hobby schnell wieder nachlässt. Das sollte man als Eltern nicht fördern und grenzenlos durchgehen lassen.

Also solange diese Kinder körperlich in der Lage dazu sind, Ballett zu tanzen und Fußball zu spielen. Wenn sie im Ball nicht den Teufel persönlich sehen und höllische Angst vor ihm haben. Dann handelt es sich hier einfach nur um Eltern, die konsequent sind. Wobei ich damit nicht verteidigen will, dass man seine Kinder zu Hobbys zwingt, weil man selber die Fußballkarriere an den Nagel hängen musste. Für mich wäre die Grenze wohl in allen drei Fällen erreicht und ich würde meinen Kind erlauben, sich sehr wohlüberlegt für ein anderes Hobby zu entscheiden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich musste seit meinem sechsten Lebensjahr Klavierstunden nehmen und ich musste im Tennisverein mitmachen. Mein Vater hat große Ambitionen in mich gesetzt. Nebenbei war ich im Schwimmverein, was mir aber Spaß gemacht hat. Irgendwann stand ich so unter dem Druck meines Vaters, dann ich aufhören wollte. Aber er hat immer weiter gedrängt.

Die Moral von der Geschichte, mit 13 Jahren wurde ich in beiden ungeliebten Hobbies immer schlechter und untalentierter, dass der Trainer, beziehungsweise der Klavierlehrer meinen Eltern klargemacht hat, dass es sinnlos geworden ist. Danach erst durfte ich mir meine Hobbies teilweise selbst aussuchen. Wenn die Kinder wirklich keine Lust mehr haben, ein Hobby auszuüben, dann kommen sie wahrscheinlich irgendwann selbst auf den Gedanken einfach schlechter zu werden, gerade weil Druck der Eltern dahinter steht.

In meinen Augen darf ein Kind ein Mitspracherecht bei den Hobbys haben. Aber die Eltern sollten sich nicht erweichen lassen, jedes Hobby, welches dem Kind in den Sinn kommt, mitzumachen. Das kann man dem Kind aber bestimmt auch beibringen ohne dass es in dem Kindergeschrei endet. Ich denke auch, dass Eltern sich nicht nur auf ein Hobby beschränken sollten, nur weil das Kind dann besonders gebildet und gefördert rüberkommt. Wenn das Kind Kickboxen will, dann sollte es kickboxen und nicht zu Ballettstunden gezwungen werden. Da sollten manche Eltern vielleicht mal lockerer werden.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Letztlich ist es wohl wirklich die einzige Möglichkeit sich bei extrem autoritären oder erfolgsgeilen Eltern so zu wehren, dass man einfach keine Leistung mehr bringt. Die allermeisten Lehrer oder Trainer würden dann den Eltern schon sagen, dass es bei dem Kind wenig Sinn macht.

Aber ehrlich gesagt verstehe ich solche Eltern nicht. Ein Klavier kann man auch verkaufen und dafür dann z.B. ein Schlagzeug anschaffen, wenn das Kind dann andere Instrumente spannender findet. Dass längst nicht jedes Kind dazu geschaffen ist, eine Karriere als Supertalent zu beschreiten, sollte heute eigentlich allen aufgeklärten Eltern klar sein.

Wenn Kinder vor der Pubertät schon die Interessen wecken, wird es Zeit für ein Gespräch. Ist das wirklich die echte Meinung des Kindes oder will es vielleicht nicht mehr das Hobby ausüben, weil so genannte Freunde gesagt haben, dass das Hobby nicht cool genug ist? Oder hat tatsächlich das Interesse nachgelassen? Und bei Kindern in der Pubertät sollten Eltern schon versuchen zu akzeptieren, dass sich da die Interessen ändern können.

Wenn Eltern wie bei dem Beispiel Fußball ihren eigenen gescheiterten Traum durch ihr Kind ausleben lassen wollen, dann ist das meiner Meinung nach ziemlich grenzwertig. Ich konnte damals aus gesundheitlichen Gründen auch nicht den Beruf meiner Träume ergreifen. Aber wenn ich meine Kinder dazu zwingen würde, in meine Fußstapfen zu treten und mein Trauma aufzuarbeiten, davon werde ich doch nicht glücklicher? Letztlich bin ich persönlich dann doch trotzdem daran gescheitert? Das sollte mal ein anderer Erwachsener diesem Vater klar machen. Kinder sind nicht die Eltern in jung und identisch geklont, sondern eigenständige Wesen mit Recht auf eigene Fehler und eigene Interessen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich habe das auch bei Bekannten schon erlebt, dass viele Eltern meinen, dass das Töchterchen Ballettunterricht haben muss aus Prestige-Gründen. Ich finde das völlig unfair dem Kind gegenüber. Wenn einem Kind das Spaß macht, gerne, aber wenn es ungerne hingeht und keinerlei Interesse zeigt, dann sollten die Eltern es auch lassen.

Genauso ist es mit dem Klavierunterricht. Ständiges Üben macht den wenigsten Kindern Freude. Wenn sie es nicht selbst wollen, bringt es nichts. Nicht jedes Kind ist oder kann ein kleiner Mozart werden.

Nicht anders ist es beim Fußballspielen. Der Vater konnte es nicht, nun muss der Sohn für ihn ran, obwohl er vielleicht lieber Hockey spielen würde. Warum zwingen die Eltern ihren Kindern ihre eigenen Wünsche auf? Sie selbst haben sich doch bestimmt auch ein Hobby aussuchen dürfen. Es ist doch viel wichtiger ein Hobby zu haben, das dem Kind Spaß macht, wo es sich auch anstrengt und etwas leistet, anstatt mühsam eine Stunde mit ausgesuchten Hobbys der Eltern zu vertrödeln, die nur Geld kosten und nichts bringen.

Man kann einem Kind allerdings nicht erlauben, jeden Monat ein anderes Hobby zu haben. Es sollte schon mit den Eltern besprochen werden, warum gerade das Hobby. Und die Eltern können auch abschätzen, wie sich ihr Kind in der Vergangenheit über das von ihm ausgesuchte Hobby geäußert hat. Die Eltern selbst suchen sich doch auch ein Hobby, was ihnen Spaß macht, also sollten sie es ihrem Kind auch gönnen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich würde mal sagen, dass Kinder nicht ganz so ohne Rechte dastehen, wie hier manche meinen. Wenn der Druck durch die Eltern zu groß wird, hat auch ein Kind entsprechende Möglichkeiten sich zu wehren. Das geht über Vertrauenslehrer bis hin zum Jugendamt. Nur sollten davor halt auch Eltern einsichtig werden und eben davon ablassen, das Kind weiterhin etwas üben zu lassen, was es gar nicht will.

Nehmen wir allein das erste Beispiel mit dem Ballettunterricht. Wer sagt denn, dass das Kind wirklich Tänzerin werden will? Im Moment die Eltern und nicht das Kind. Wer wirklich großes Talent mitbringt würde mit acht Jahren schon nicht mehr an der örtlichen Ballettschule trainieren. Da wären schon Angebote für eine bessere Ausbildung inklusive Internat und Schule gekommen.

Aber viele Eltern wollen halt über die Kinder das verwirklichen, was sie selbst nicht konnten. Was sie dabei den Kindern antun, ist ihnen dabei nicht wirklich bewusst. Meine Töchter besuchen seit Beginn der Schule verschiedene Arbeitsgemeinschaften. Zwar hatten sie meist jedes Schuljahr eine andere Arbeitsgemeinschaft gewählt, aber das allein und nur mit zwei Bedingungen von mir. Zum einen durften es nicht mehr als zwei Arbeitsgemeinschaften sein und diese sollten auch an verschiedenen Tagen stattfinden.

Damit konnten sie sich eben ausprobieren, was ihnen Spaß macht und sie haben das auch mit viel Freude ausgeübt. Aber was hätte ich davon gehabt, wenn ich sie für etwas einschreibe, was sie gar nicht wollen? Am Ende wohl auch die Variante, dass sie die Termine geschwänzt hätten. So kommen sie aber nach Hause und freuen sich schon auf die kommende Woche, wenn der Termin wieder ansteht.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich finde es schon irgendwie witzig, dass man den Begriff Hobby in einem Satz mit Worten wie "nicht durchgehen lassen", "konsequent sein" oder "Erziehungsentscheidung" zu lesen. Ist ein Hobby doch etwas, dass man freiwillig und gerne ausübt.

Klavierstunden, Ballett, Tennis oder was auch immer sich die Eltern wünschen, würde ich nicht als Hobby des Kindes bezeichnen. Sollten sich die Ambitionen der Eltern mit den Interessen des Kindes decken, dann ist sicherlich alles gut und das ist die ideale Lösung: Aber das ist ja nicht immer so.

Ich hatte Klavierunterricht, weil sich das so gehört. Das war Termin, der wichtig für meine Bildung war. Das sahen meine Eltern ebenso wie ich. Niemand von uns hätte das als Hobby bezeichnet. Da hätte ich mich auch massiv gegen gewehrt. Als Teil der von meiner Familie als wichtig angesehenen Allgemeinbildung konnte ich es akzeptieren.

Beim Reiten waren unsere Interessen deckungsgleich. Ich habe den Dressursport für mich entdeckt, da war ich noch nicht einmal in der Schule. Meine Eltern fanden diesen Sport zum Glück standesgemäß. Daher gab es an diesem Punkt nur selten Diskussionen. Wobei man schon sagen muss, dass mein Elternhaus leistungsorientierter war als ich. Da wurde auch mal über meinen Kopf hinweg der Stall gewechselt. Das fand ich nicht toll, aber so lange ich an Pferde herankam, habe ich es hingenommen.

Und dann gab es da noch den unseligen Hundesport. Das war wirklich nur mein Hobby. Das haben meine Eltern erlaubt, weil die Leistungen in der Schule und beim Rest gut waren. Denn die damaligen Schutzhundeprüfungen waren für meine Eltern etwas für Proleten in Jogginganzügen. :whistle: Da hat mich auch nie jemand aus der Familie begleitet. Ich hätte Deutsche Meisterin werden können und hätte nur meine Vereinskollegen gehabt. Aber immerhin haben sie mit immer brav die notwendigen Papiere unterschrieben, damit ich schon mit 10 Jahren meinen Hund in Prüfungen führen durfte. Auch wenn sie dabei aussahen, als ob sie jetzt Sozialhilfe oder so etwas ähnlich "Schlimmes" beantragen müssten. :lol:

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich würde mal sagen, dass Kinder nicht ganz so ohne Rechte dastehen, wie hier manche meinen. Wenn der Druck durch die Eltern zu groß wird, hat auch ein Kind entsprechende Möglichkeiten sich zu wehren. Das geht über Vertrauenslehrer bis hin zum Jugendamt.

cooper75 hat geschrieben:Ich finde es schon irgendwie witzig, dass man den Begriff Hobby in einem Satz mit Worten wie "nicht durchgehen lassen", "konsequent sein" oder "Erziehungsentscheidung" zu lesen. Ist ein Hobby doch etwas, dass man freiwillig und gerne ausübt.

Wie man "Hobby" nun genau definiert, ist doch nebensächlich. Es ist eine Beschäftigung, die nichts mit der Schule zu tun hat. Worauf ich auch hinaus wollte, ist, dass es für das Kind praktisch keine rechtlichen Mittel gibt. Das Jugendamt hat sicherlich besseres zu tun, als sich mit Eltern rumzuschlagen, die ihre Kinder zwingen Fußball zu spielen. Wie gesagt, solange das Kind keine höllische Angst vor dem Ball hat oder körperliche Behinderungen, die im Gegensatz dazu stehen, ist es einfach eine Entscheidung der Eltern, in die sich das Jugendamt nicht einmischen wird.

Aber ja, ich würde es meinem Kind nicht durchgehen lassen, jede Woche das Hobby zu wechseln. Das passt für mich wunderbar in einen Satz. Da zahlt man dann einen Jahresbeitrag und das Kind will nicht mehr. Das trifft auf die Beispiele aus dem Ausgangsthread vielleicht nicht zu. Wobei mir da auch zu viele Informationen fehlen. Die kleine Ballettänzerin hatte doch wohl mal Freude daran. Wie lange hat sie denn jetzt schon keine Freude mehr? Warum hat sie keine Freude mehr daran?

Hobbys sollen Spaß machen. Aber wir reden hier immerhin über Kinder. Eltern entscheiden ständig für ihre Kinder. Ansonsten würden diese sich ausschließlich von Süßigkeiten ernähren. Daher finde ich es nicht verkehrt, wenn nicht jedem Wunsch nach einem Hobbywechsel sofort nachgegeben wird. Denn es geht nicht ausschließlich um Spaß. Das Kind soll doch dabei auch was lernen, Erfahrungen machen. Ansonsten reicht als Hobby auch eine Matschpfütze oder eine Playstation.

Das trifft alles nicht so recht auf die Beispiele zu. In diesen wurden einige Grenzen überschritten. Ich würde mein Kind nicht wegen der Haltung zum Ballett schicken und ich würde auch nicht meine verlorene Karriere durch mein Kind nachholen wollen. Aber allgemein zum Thema Kinder und Hobbys ist es meiner Meinung nach schon auch eine Frage der Erziehung. Ich würde mir da ungern vom Jugendamt reinreden lassen. Aber wie gesagt, ich denke, die haben ganz andere Probleme.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Nur weil etwas außerhalb der Schule stattfindet, ist es doch noch lange kein Hobby. Dann wären mein Klavierunterricht, die blöden Stunden Konversation und Französisch und die ekelhafte Stimmbildung ja auch Hobby gewesen. Das waren sie aber ganz bestimmt nicht. Das waren Dinge, die meine Eltern wichtig fanden.

Wenn man sein Kind ein Hobby selbst aussuchen und erstmal eine Weile probieren lässt, dann passiert auch nicht jede Woche ein Wechsel. Meine Jungs sind alle im Kindergarten zum Fußball gegangen. Da gingen eben auch ihre Freunde hin.

Mir war völlig klar, dass ich bei jedem dieser Kinder irgendwann einen Jahresbeitrag für den Verein zum verschenken werde. Denn wirklich begeistert waren sie von diesem Sport nicht, es war ein Gruppending. Und diese Gruppe löste sich eben mit dem Übergang in die Grundschule auf.

Da wollten sie dann nach einigen Wochen nicht mehr zum Fußball. Danach haben sie eine Weile gesucht und dann ihre Nische gefunden. Manchmal hat das noch gewechselt. aber insgesamt waren sie sehr stabil. Ich finde diesen Satz "Du hast das angefangen, das machst du jetzt auch erstmal weiter" gruselig.

Wenn man sich die Mühe macht und sein Kind ernst nimmt, dann erfährt man selbst von Sechsjährigen sehr genau, warum sie etwas lieber nicht mehr machen möchten. Warum sollte man das als Elternteil nicht akzeptieren? Haben Kinder keine Meinung zu haben? Sie sollen sich zu eigenständigen, verantwortungsbewussten Persönlichkeiten entwickeln. Aber den Eltern gegenüber dann bitte doch lieber nicht?

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Nur weil etwas außerhalb der Schule stattfindet, ist es doch noch lange kein Hobby. Dann wären mein Klavierunterricht, die blöden Stunden Konversation und Französisch und die ekelhafte Stimmbildung ja auch Hobby gewesen. Das waren sie aber ganz bestimmt nicht. Das waren Dinge, die meine Eltern wichtig fanden.

Jetzt reite doch nicht so auf dem Begriff herum. Man könnte es auch sehr viel Platz einnehmend umschreiben. Wir wissen doch alle, worum es geht. Wie man das wirklich nennt, ist doch egal. Und eigentlich ist auch egal, ob es sich das Kind selber ausgesucht hat und dann die Lust daran verliert oder ob die Eltern von Anfang an die Einzigen waren, die das wollten. Die Frage ist, wie ein Kind da wieder rauskommt.

Zum Rest gebe ich dir ja Recht. Ich würde mein Kind doch auch zu nichts zwingen. Und ich finde ja auch, dass die Eltern in den Beispielen zu weit gehen. Und ich würde es ganz anders machen. Ja, sie sollen sich zu eigenständigen, veranwortungsbewussten Persönlichkeiten entwickeln. Daher würde ich sie nicht nach Lust und Laune wechseln lassen, sondern wirklich herausfinden wollen, warum sie wechseln wollen, was sie stattdessen machen wollen, etc.

Wenn wir hier nur darüber reden, ob ein Kind zu seinen Eltern "nein" sagen darf, praktisch als universelles Recht. Dann ja, absolut. Und Eltern sollten sich das anhören und nicht gegen den Willen des Kindes entscheiden, wenn es keine gesundheitlichen oder anderen Schäden dadurch erleiden muss. Wenn es hier um deutsches Recht geht, um die Möglichkeiten, die ein Kind hat, rechtliche Schritte gegen seine Eltern einzuleiten, wenn es etwas gegen die Gestaltung seiner Freizeit hat, dann nein. Es bleibt ihm nicht viel übrig, als das selber zu regeln. Weil es für den Staat eine Entscheidung ist, die die Eltern zu treffen haben. Anders als beispielsweise, ob das Kind in die Schule geht oder nicht.

Bring das bitte nicht durcheinander, wie ich persönlich mit meinem Kind umgehen würde und was ich glaube, wie der Staat die Sache sieht. Ich persönlich würde nie in die Verlegenheit kommen, dass mein Kind ein Hobby ausübt, nur weil ich eine Karriere in dem Bereich verpasst habe. Und die anderen Beispiele gehen auch weit über das hinaus, was ich von meinem Kind verlangen würde.

Aber grundsätzlich müsste mein Kind schon mehr dazu sagen, als nur "hab keinen Bock mehr". Denn man will es zu einem Menschen erziehen, der seine eigenen Entscheidungen treffen kann. Aber solange es noch ein Kind ist, ist diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen und die letzte Entscheidung treffen die Eltern. Somit ist ein Hobby etwas, was man freiwillig und zum Spaß macht. Aber die Eltern spielen doch dabei auch eine Rolle.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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