Kann und darf Kind sich gegen die Pläne der Eltern wehren

vom 19.02.2015, 15:47 Uhr

Punktedieb hat geschrieben:Gerade Ballett und Klavier sind keine Sachen, wo es mit ein oder zwei Mal die Woche Unterricht abgetan ist. Aber egal, wie man es dreht und wendet. Für euch scheint es richtig zu sein, dass Kinder dazu gezwungen werden, weil man ja Zukunftsträume für sie hat beziehungsweise schon viel Geld investiert wurde.

Es geht doch den Eltern aus dem Beispiel nur um die gute Haltung beim Ballett. Und auch beim Klavier-Beispiel konnte ich keine Ambitionen herauslesen, dass der Junge wahnsinnig gut werden muss. Nur beim letzten Beispiel wird eine Profikarriere angestrebt. Aber bei Klavier und Ballett bin ich tatsächlich von ein Mal die Woche ausgegangen.

Ich sehe es anders und damit ist das Thema für mich auch erledigt.

Nein, wir brauchen nicht weiter zu diskutieren. Aber ich finde es schade, dass du nun sauer aus der Diskussion rausgehst, obwohl wir gar nicht so unterschiedlicher Meinung sind. Wir reden nur irgendwie aneinander vorbei, verstehen die Ausgangslage unterschiedlich und ich habe auch das Gefühl, dass du mich (und Little Sister) falsch verstehen willst.

Ich würde mein Kind nie dazu zwingen. Wenn Eltern ihre Kinder zu Profis ausbilden lassen wollen und sie fünf Mal die Woche zum Unterricht prügeln, finde ich das schrecklich. Aber ich würde auch beim Thema Hobby eine gewisse Konsequenz in der Erziehung walten lassen. Und ich glaube, dass das Jugendamt das Thema nicht so ernst nimmt, solange es keine Nebenwirkungen wie schlechte Noten, selbstverletzendes Verhalten, Lehrer, die sich einsetzen oder ähnliches gibt.

Denn so beklagenswert es ist, es darf jeder Kinder bekommen und mit denen im gewissen Rahmen machen, was er will. Niemand kann Eltern dazu zwingen, das Kind ein Hobby ausüben zu lassen, obwohl es wissenschaftlich bewiesen ist, dass es bei der Entwicklung hilft. Und wenn die Eltern sich einbilden, dass es ein bestimmtes Hobby aus irgendwelchen Gründen sein muss, kann das Jugendamt nichts tun, solange es nicht solche Nebenwirkungen wie oben erwähnt gibt.

Wenn der Druck wirklich da ist, wie du ihn vermutest, dann wird das Kind leiden. Da gebe ich dir Recht. Und ich wäre froh, wenn sich jemand für das Kind einsetzt und auch, wenn das Jugendamt etwas unternimmt. Da bin ich doch voll und ganz deiner Meinung.

Ich kann mir irgendwie gar nicht vorstellen, dass es nicht der Fall ist. Wenn ich als Kind unter so einem Vater gelitten hätte, wäre ich jedesmal um mich tretend und heulend beim Fußballtraining angekommen. Da muss doch ein Trainer reagieren. Ich hätte mich bei meiner Mutter ausgeheult, bis zur Hysterie. Wie kann man da als Mutter dann nicht reagieren und wenn die Reaktion so aussieht, dass man den Mann rauswirft, wenn er es nicht einsieht?

Daher klingen die Beispiele aus dem Eröffnungsthread für mich so ruhig, unscheinbar und als ob nicht wirklich ein großes Problem vorliegen würde, sondern eben nur nach keine Lust auf ein Mal die Woche Klavierstunden und konsequente Eltern. Und darin sehe ich kein Problem, dass das Jugendamt etwas angehen würde. Noch nicht.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Erstaunlich, dass sich hier die Leute beschimpfen, bevor der Thread-Ersteller für Klärung gesorgt hat.

Warum geht man eigentlich nicht den nahe liegendsten Weg? Muss man gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen oder anders gesagt mit dem Jugendamt auf Helikoptereltern? Ich meine nicht. Angebracht wäre hier, wenn andere Erwachsene, am besten selbst Eltern, mal das ruhige Gespräch mit den geschilderten Eltern suchen und versuchen ein ruhiges Gespräch anzubahnen. Eventuell sogar zwischen Eltern und Kindern. Durch ein Gespräch lässt sich manches aus dem Wege schaffen.

Letztlich glaube ich auch nicht, dass die allermeisten Jugendämter überhaupt die Kapazität hätten, sich eingehend mit solchen Fällen zu beschäftigen, wenn das alles ist, was dort schief läuft. Ich finde es auch etwas ungerecht den Kinder gegenüber, die wirklich misshandelt, vernachlässigt, missbraucht oder geschlagen werden, wenn man deren Leid auf eine Stufe mit unerwünschtem Bildungsprogramm stellt. Das eine ist strafbar, das andere einfach nicht schön.

Ich kenne im übrigen auch kein Gesetz, dass es Eltern verbietet, Bildungsentscheidungen für die Kinder zu treffen. So lange die Kinder minderjährig sind, wird da den Eltern eben viel Freiheit gegeben. Eltern können sogar ein Kind aufs Gymnasium schicken (so die Leistungen vorhanden sind) das gar nicht aufs Gymnasium will und da Stress machen. Ich glaube auch nicht, dass da ein Jugendamt Handlungsbedarf sähe.

Und Ballett ist wirklich gut für die Haltung. Klar könnte man statt dessen auch zur Physiotherapie gehen, wenn das Kind da Förderbedarf hat. Aber ich stelle das mal in Frage, dass dem Kind eine Therapie mehr Spaß machen würde?

In einer Idealen Welt müsste man natürlich keinen Druck bei der Erziehung ausüben. Aber weder Eltern noch Kinder sind perfekte Wesen. Wenn ich also Miss Marple wäre, würde ich mir zumindest mal die andere Seite in der Angelegenheit anhören. Vielleicht hört sich da ja auch alles ganz anders an? Vielleicht wollen die Kinder ja einfach nur Mitleid schinden und verhalten sich bei den Eltern ganz anders? Wäre ja auch denkbar!

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich finde, dass man bei so etwas schon die Umstände beachten sollte. Ich kenne zum Beispiel einen Fall, bei dem das Kind unbedingt Tanzunterricht haben wollte und die Eltern diesen dann auch gewährt haben nach ein paar Probestunden und nachdem das Kind vehement bestätigt hat, dass es das unbedingt möchte. Mittlerweile hat das Kind schon einige Jahre entsprechenden Unterricht und langsam verliert es das Interesse daran.

Der Vater hat aber dem Kind gesagt, dass es erst mit dem Tanzen aufhören darf, wenn es eine Alternative gefunden hat - also beispielsweise eine Form von Sport wie Basketball, Fußball, Volleyball oder eine andere Aktivität. Das Kind ist bei der Auswahl gar nicht eingeschränkt, sondern kann wählen was es möchte. Der Vater ist nämlich der Ansicht, dass bei solchen Hobbies das soziale Miteinander gefördert wird und er weiß, dass sein Kind sich ansonsten zu Hause einigeln und "asozial" werden würde und das möchte er nicht. Es geht dem Vater gar nicht um die Leistung an sich oder dass das Kind möglichst häufig aus dem Haus ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mein Cousin hatte mal eine Phase, in der er quasi jede Woche etwas anderes machen wollte. Er hat dann mit dem Fußball angefangen, dann war er im Schwimmverein, ging zum Turnen, war beim Handball und so weiter. Letztendlich hat er nichts davon lange gemacht, hat sich aber immer alles dafür neu kaufen lassen. Das ging wirklich ins Geld und meine Tante hat die Krise bekommen. Allerdings fing er jedes Mal wieder an Desinteresse zu zeigen, fing an zu weinen und sich über das Hobby zu beschweren, richtige Wutanfälle waren da auch dabei. Ich finde das schon wirklich heftig, wenn es so läuft.

Ich denke wenn ein Kind eine ganze Weile etwas konsequent gemacht hat und es dann keine Lust mehr hat ist das schon in Ordnung, auch wenn der Versuch nicht so gut geklappt hat, allerdings würde ich auch nicht jede Woche eine komplette Ausrüstung für das nächste Hobby kaufen wollen. Da sollte man dann schon miteinander reden und eine Lösung finden. Zumal ja nicht immer alles gleich beim ersten Mal toll ist.

Als Kind würde ich wahrscheinlich einfach auf Emotionen setzen, wenn ich etwas nicht mehr machen wollen würde, was ich schon lange gemacht habe. Bei mir war es als Kind eher so, dass ich Dinge machen wollte und nicht machen durfte. So wollte ich gerne Fußball spielen, aber durfte es nicht und später hätte ich gerne Karate gelernt, aber auch das war mir verboten und so durfte ich solche Sachen nicht machen. Ich hatte da immer einige Argumente und habe auch geweint und geschimpft, aber ich kam nicht weiter. Ich denke aber schon, dass man damit bei anderen Eltern schon punkten kann und wenn das alles nichts bringt, kann man sich ja immer noch an den eigenen Trainer oder Lehrer wenden und da Hilfe suchen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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