Kann man Fremdverlieben in Partnerschaft überhaupt abstellen

Früher ist es mir oft passiert, dass ich mich trotz bestehender Beziehung in jemand anderen verliebt habe. Vielleicht war es auch manchmal nur eine Schwärmerei. Es kam nie zum Fremdgehen, das wollte ich auch gar nicht. Aber der andere hat dann meine Gedanken eine gewisse Zeit lang geprägt. Ich hatte nicht das Gefühl, etwas dagegen machen zu können. Der Drang, dann mit dem anderen Mails auszutauschen oder zu telefonieren war zu groß. Das konnte ich mir nicht verkneifen.

Aber ich habe auch gemerkt, dass diese Fremdverliebtheit manchmal von alleine wieder wegging. Nach einer gewissen Zeit war es weg, spätestens wenn der andere sich nicht mehr so bemüht hat und mir nicht mehr so viel Aufmerksamkeit entgegenbrachte. Dabei ist s nicht so, dass ich nach Aufmerksamkeit gieren würde oder wenig Selbstwert hätte. Ich mag mich eigentlich gern, aber jeder hat mal einen Tag, an dem man schlecht drauf ist und da ist es schön, wenn einen da jemand so mit Aufmerksamkeit überschüttet. Unabhängig davon ging es aber auch so weg, irgendwann. Genauso wie Verliebtheit generell irgendwann endet.

Kann man das Fremdverlieben somit einfach aussitzen und warten, bis es vorbei ist? Kann man einfach darauf warten, dass die Gefühle ohnehin irgendwann weg sind? Oder kann man das Fremdverlieben unterdrücken, wenn man es nicht will? Und wie?

In einer funktionierenden Beziehung sollte man in meinen Augen gar nicht erst das Bedürfnis haben, sein Kommunikationsbedürfnis außerhalb der Beziehung ausleben zu müssen. Dann verguckt man sich gar nicht erst in Menschen, die mit der Beziehung nichts zu tun haben wie ein Kollege oder Nachbar von mir aus.

Irgendwo habe ich einmal ein Zitat gelesen, welches ich allerdings nur sinngemäß wiedergeben kann. Es ging ungefähr so: Wenn man mit jemandem zusammen ist und sich in jemand anderen verliebt, sollte man sich für "Nummer 2" entscheiden. Wenn "Nummer 1" der Richtige gewesen wäre, hätte man die andere Person nämlich gar nicht wahrgenommen.

Das ist natürlich sehr plump und plakativ formuliert (das Original war auch um Einiges eleganter), aber ich finde es durchaus einleuchtend. Natürlich kann man auch in einer Beziehung andere Leute interessant und attraktiv finden und auch Freundschaften pflegen. Aber ich kenne es eigentlich nur so, dass die Stelle in meinem Herz und Hirn, die für meinen Partner reserviert ist, keinen Platz für "Fremdverlieben" lässt, weil ich für niemand anderen so viel emotionale Energie aufbringen kann.

Allerdings bin ich auch aus den hormonell aufgeheizten Jahren schon lange heraus und war nie ein sexuell abenteuerlustiger oder schnell gelangweilter Mensch. Es gibt ja auch Leute, die mit Monogamie überhaupt nichts anfangen können und von sich behaupten, mehrere Menschen auf diese Art lieben können, die eine Partnerschaft ausmachen kann. Da muss Fremdverlieben nicht unbedingt ein Problem sein. Ich selber kenne eigentlich nur gelegentliches "Fremd-auf-den-Hintern-Gucken" und musste daher noch nie versuchen, hier etwas abzustellen oder zu unterdrücken.

Ich denke, dass das in einer funktionierenden Beziehung nicht vorkommt. Deswegen muss man dann entweder an der Beziehung arbeiten oder kann Schluss machen, wenn das doch passiert. Immerhin sollte man ja mit dem eigenen Partner glücklich sein und da ist einfach kein Platz um sich neu zu verlieben.

Es kann schon sein, dass manche Menschen generell gerne schauen, was es sonst noch so gibt, aber ich denke, dass man in einer funktionierenden Beziehung nicht den Drang empfindet sich nach anderen Menschen umzusehen und dann auch solche Gefühle entstehen.

Warum soll das in einer funktionierenden Beziehung nicht vorkommen? Man wird immer einen Menschen treffen, bei dem der Blitz einschlägt und bei dem man ins Schwärmen gerät. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber vielleicht übermorgen. Schwärmen darf man zudem immer, aber man muss auch wissen, was man an dem Partner hat.

Ich bin immer ganz offen mit dem Thema umgegangen und mein Partner ebenfalls. Ich habe ihm auch immer ganz offen gesagt, dass ich für jemanden Gefühle hege, es aber als normale Schwärmerei abgetan und irgendwann sind die Gefühle auch wieder verebbt.

Ich bin aber mittlerweile auch der Ansicht, dass Menschen trotz funktionierenden Beziehungen nur bedingt monogam sind und dass man sich trotz Partner auch mal umschaut, selbst wenn man sich nicht anbietet. Das ist zudem wunderbarer Stoff für sogenannte Schmonzetten. Wenn man sich also fremdverliebt, dann kann man es durchaus aussitzen, aber wenn es extremer wird und zusätzlich beidseitig ist, dann sollte man vielleicht über einen Partnerwechsel nachdenken.

Aber grundsätzlich kann sowas jedem passieren, außer man lebt komplett von der Außenwelt isoliert und kennt keine anderen Männer, bzw. Frauen. Und so ein bisschen Fremdverlieben hält die Beziehung in Schwung und beide geben sich wieder mehr Mühe, weil irgendwann kehrt die Routine ein. Ich sehe in Fremdverlieben oftmals eine gewisse Schwärmerei und auch die Chance was in einer existierenden Beziehung besser zu machen.

Mir ist das jetzt schon wieder passiert. Ich habe was über eine Kleinanzeigenbörse verkaufen wollen und mich mit einem Interessenten getroffen. Der war mir gleich sympathisch und sah optisch aus wie einer meiner Ex-Freunde. Dann hatte ich etwas später, als ich einkaufen war, Probleme mit der Batterie meines Wagens. Genau zu dem Zeitpunkt schrieb er mir eine SMS, dass er das, was ich da über die Kleinanzeigen angeboten habe, auch kaufen will und wollte einen Termin zum Abholen wissen. Da habe ich zurückgerufen, ob er sich mit Autobatterien auskenne, herkommen kann und meine wechseln kann.

Hat er dann auch gemacht. Er stand dann mit mir auf dem Parkplatz vor ATU und hat meine Autobatterie gewechselt und irgendwie sah das so toll aus, wie er da stand und an meinem Auto schraubte, so männlich, da hatte ich mich gleich wieder verguckt. Dabei kannte ich den ja nur vielleicht 30 Minuten lang, wenn man das alles zusammenrechnet. Jetzt hab ich andauernd diesen Mann im Kopf. Das ist echt schlimm, ich verknalle mich total schnell, obwohl ich ja nicht Single bin und ich mag meine Beziehung eigentlich.

Ich habe fast den Eindruck, das wird immer so sein. Mir werden andauernd irgendwelche Männer über den Weg laufen, die mir gefallen. Das war früher so, in früheren Beziehungen und das scheint auch jetzt so zu sein. Schade eigentlich, dass man nicht mehrere haben kann.

Für mich ist es ein ganz klares Zeichen, dass in meiner Beziehung etwas nicht stimmt, wenn ich einen anderen Mann mehr als nett finde. Funktioniert die Beziehung, dann kann kommen, wer möchte, es berührt mich nicht. Ist es anders, dann gibt es definitiv ein Problem mit dem Partner und da meine ich keinen Streit.

Meine jetzige Beziehung ist älter als das Jahrtausend. Natürlich habe ich in der Zeit sehr nette, attraktive und faszinierende Männer getroffen. Da waren durchaus welche dabei, die hätten etwas sein können, wäre ich Single gewesen. Aber länger als für den Moment ist da keiner im Gedächtnis geblieben.

Wäre das so, würde ich mir Sorgen machen. Denn wenn das früher so gewesen ist, ist die Beziehung irgendwann in den nächsten Monaten oder Jahren an etwas anderem gescheitert. Dann gab es solche Störfaktoren, die eine langfristige Zukunft einfach ausgeschlossen haben.

Schmetterlinge im Bauch und Sehnsucht, Lust auf den anderen und Momente, in denen ein Blick die ganze Welt ausblendet, erlebe ich heute noch genauso mit meinem Partner wie damals. Einerseits ist die Beziehung uralt, gleichzeitig fühlt es sich an, als wäre es erst gestern gewesen. Bei dem anderen Mann, der für's Leben hätte sein können, war es nicht anders.

[Talkmaster]

Schmetterlinge im Bauch und Sehnsucht, Lust auf den anderen und Momente, in denen ein Blick die ganze Welt ausblendet, erlebe ich heute noch genauso mit meinem Partner wie damals. Einerseits ist die Beziehung uralt, gleichzeitig fühlt es sich an, als wäre es erst gestern gewesen. Bei dem anderen Mann, der für's Leben hätte sein können, war es nicht anders.

Das klingt gut, richtig gut, beneidenswert. Du hast Glück. Aber denkst du, dass das jeder erreichen kann? Dass jeder jemanden finden kann, mit dem er das erlebt?

Ich hatte früher immer den Eindruck, dass ich mich fremdverliebe, weil mich in der Beziehung etwas gestört hat, weil es Streit gab oder ich nicht genug Aufmerksamkeit bekam. Aber in meiner aktuellen Beziehung ist das gar nicht so - kein Streit, viel Aufmerksamkeit, viele Komplimente. Ich habe eigentlich nichts auszusetzen.

Vielleicht interessiert mich der andere nun, weil ich das irgendwie männlich finde, wenn Männer an Autos schrauben. Das ist irgendwie so markant und urig, wenn da die Klamotten mit Öl verschmiert sind und die schmutzige Haut von der Sonne beschienen wird. Aber soll ich jetzt meinem Freund sagen, er soll auch mal lernen, Autos zu reparieren, weil mich das anmacht? Das würde gar nicht zu ihm passen.

Vielleicht gefällt mir der andere auch, weil er so ein wenig "abgewrackt" aussah, wie so ein alter Rocker. Ansonsten gefallen mir eher softe Männer. Mich würde es bestimmt aber nach einer Weile stören, wenn der "alte Rocker" dann im Alltag nicht sensibel genug auf mich eingeht. Irgendwie müsste ein Mann beides haben - softiger Milchbubi sein, der aber dennoch rockig aussieht, männlich an Autos schraubt und gerne stundenlang mit mir kuschelt. Den gibt es aber wohl nicht.

Puh, ich denke, so etwas zu finden, hat ziemlich viel mit Glück zu tun. Ich habe nie gesucht, ich bin immer darüber gestolpert. Und dann muss es auch noch auf beiden Seiten passen. Das hat es bei mir beim ersten "Mann für's Leben" zum Beispiel auch nicht. Da hätte man über den kleinen Fehler der Untreue hinwegsehen müssen.

Aber ein nach allen Maßstäben, die man irgendwie fassen und beschreiben kann, passender Partner muss nicht passend sein. Während ich mit dem ersten für mich besonderen Mann zusammen war, hat ein anderer toller Mann tatsächlich die ganzen Jahre gewartet. Etwa ein Jahr nach der Trennung sind wir zusammengekommen.

Er sieht gut aus, ist gebildet, beruflich etabliert, charmant, hat Humor, ist als Liebhaber ungeschlagen, ich habe ihn gerne um mich und vertraue ihm vollkommen. Er hat mir die Sterne vom Himmel geholt und ist tatsächlich der beste Mann, den ich kenne. Wir haben nie gestritten, wir hatten eine richtig tolle Zeit.

Dieser Kerl ist ein echter Glücksgriff, ich kann bis heute nicht sagen, was gefehlt hat, denn ich war verrückt nach ihm. Aber es hat definitiv etwas gefehlt. So verrückt ich nach ihm war, irgendwann fand ich die Vorstellung, dass das jetzt mein Leben sein soll, erschreckend. Jeder hat mich für bekloppt erklärt, als ich ihn verlassen habe.

Würdest du mir einen Rat geben, was ich machen soll? Meinen derzeitigen Freund verlassen möchte ich eigentlich nicht. Ich bin ziemlich zufrieden mit ihm und er passt besser zu mir als alle, die ich davor hatte und das waren schon einige. Ich denke, dass es schwer werden würde, einen besseren zu finden und ich möchte auch nicht alleine sein. Da behalte ich ihn lieber als mich dem recht hohen Risiko auszusetzen, niemanden sonst zu finden, der ihm das Wasser reichen kann. Ich brauche die Sicherheit einfach, ich will nicht als einsame alte Frau enden.

Dass ich mich ab und an verknalle kann ich nicht abstellen. Zumindest wüsste ich nicht wie. Ich weiß, dass das manchmal recht schnell wieder weggeht. Wer weiß, vielleicht interessiert mich der Autoschrauber in einem Monat schon nicht mehr. Manchmal lodert dieses Fremdverknallen auf wie eine Strohfeuer und ist dann bald wieder weg.

Früher habe ich es immer so gemacht, dass ich versucht habe, zu denjenigen, in die ich mich fremdverknallt habe, irgendwie Kontakt zu halten oder die ab und an zu treffen. Natürlich lief da nichts, ich bin auch nicht der Typ für One Night Stands. Wir haben vielleicht mal gequatscht, waren einkaufen oder einen Kaffee trinken, haben ab und an telefoniert oder Mails geschrieben.

Dann hat sich das meistens selektiert, manche wollten dann keinen Kontakt und haben das einschlafen lassen, manche wurden mir unsympathisch, bei manchen entstand eine Freundschaft und bei anderen hat man die Nähe so gespürt, dass man doch den Partner irgendwann gewechselt hat. Mein bester Freund ist beispielsweise einer der früheren Kandidaten. Vielleicht wird der Autoschrauber auch mal ein „Freund“ von mir?

Ich kenne den ja nicht. Ich habe mit dem eine halbe Stunde Kontakt gehabt und ihm begeistert zugesehen, wie er an meinem Wagen gebastelt hat. Vielleicht hat der eine Freundin, vielleicht ist der homosexuell, vielleicht hat der Kinder oder es treffen irgendwelche anderen Kriterien auf ihn zu, die eine Beziehung von vorne herein ausschließen.

Vielleicht würde ich merken, dass der Charakterzüge hat, die mich stören, wenn ich ihn näher kennenlernen würde. Das weiß ich ja alles nicht. Vielleicht findet der mich unsympathisch oder würde mich unsympathisch finden, wenn er mich näher kennenlernen würde, wer weiß? Und selbst wenn sich herausstellen sollte, dass wir, wenn wir weiter Kontakt haben, einander mögen, dann muss das ja nicht unbedingt eine Beziehung werden, wir können die Anziehung ja auch in Form einer Freundschaft ausleben. Die Grenze zwischen Freundschaft und Beziehung ist ja manchmal ohnehin fließend.