Beruflichen Werdegang von Eltern bestimmen lassen?

vom 11.11.2015, 17:15 Uhr

In vielen Kulturen und selbst noch in einigen Kreisen in Deutschland ist es durchaus normal, dass Kinder, beziehungsweise Jugendliche, die Entscheidung über ihren beruflichen Werdegang in die Hände ihrer Eltern legen.

Das ist für viele Menschen zwar nicht nachvollziehbar, da sie ein selbstbestimmtes Leben führen und daher auch die Wahl über ihren Beruf treffen wollen. Für andere Menschen ist es aber gar nicht ungewöhnlich, da sie dabei auf die Lebenserfahrung der Eltern zurückgreifen. Außerdem vertrauen sie ihren Eltern, den für sie richtigen und passenden Beruf auszuwählen.

Die entsprechenden Noten und auch körperlichen Fähigkeiten müssen dafür natürlich immer vorausgesetzt sein, denn daran können auch die Eltern nichts ändern. Aber so kann es beispielsweise sein, dass die Eltern dem Kind einen Beruf aussuchen, für den sich dieses an sich gar nicht interessiert oder auf den es gar nicht selbst gekommen wäre.

Wie findet ihr ein solches Verhalten denn? Könnt ihr euch vorstellen, dass euch eure Eltern den Beruf aussuchen? Oder ist das eine Entscheidung, die nur die Person selbst treffen kann? Kennt ihr Personen, deren Eltern bei der Berufswahl das entscheidende Wort gesprochen haben?

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Dass die Entscheidung über den eigenen beruflichen Werdegang vollständig an die Eltern abgegeben wurde, habe ich in meinem erweiterten Bekanntenkreis noch nicht mitbekommen. Ich könnte mir so etwas für mich persönlich auch niemals vorstellen, weder aus der einen noch aus der anderen Perspektive. Man weiß doch schließlich selbst am besten um seine eigenen Stärken, Schwächen und Interessen und möchte selber bestimmen, was für einer Tätigkeit man für den Großteil seines Lebens nachgehen wird. Auch würde ich meinen eigenen Kindern später niemals eine bestimmte Berufswahl aufzwingen.

Was ich hingegen häufiger sehe, ist, dass Kinder einen Beruf wählen, der bereits in der Familie liegt. Das ist allerdings auch logisch nachvollziehbar, denn man wird über seine gesamte Kindheit ja stark von den Eltern geprägt und sieht diese in der Regel als Vorbilder an, denen man nacheifert. Auch hat man einen völlig anderen Zugang und ein viel breiteres Vorwissen in einem Berufsfeld, das man aus dem Familienkreis kennt, während man zu anderen Jobs möglicherweise gar keinen Bezug hat und somit auch schwer Interesse daran entwickelt.

Allerdings finde ich es falsch, wenn Eltern ihre Kinder bewusst in Richtung der eigenen Karriere lenken, weil sie sich zum Beispiel wünschen, dass eine Tradition fortgeführt wird. Das Kind sollte selber entscheiden können, ob es diesen Weg gehen möchte, denn nur weil sämtliche Vorfahren einen Beruf ausgeübt haben, muss dieser ja nicht geeignet oder interessant für einen Menschen sein. Möglicherweise liegt das persönliche Potential in einem völlig anderen Bereich und ginge bei einer mehr oder weniger aufgedrängten Entscheidung verloren.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Es stimmt schon, dass Eltern ihre Kinder theoretisch gut genug kennen sollten, um zu wissen welcher Beruf am besten zu ihnen passen würde. Aber nicht alle Eltern würden einen Beruf für ihr Kind nach dessen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen aussuchen.

So wollten meine Eltern immer, dass ich Lehrerin werde wegen dem Beamtenstatus. Es war ihnen egal, was ich auf Lehramt studiere, hauptsache ich tue es. Damit war ich jedoch überhaupt nicht einverstanden, weil ich einfach nicht den Charakter habe, den man als Lehrer haben müsste. So habe ich keine Geduld ständig etwas zu erklären und in der Lehre tätig zu sein.

Bei Schreibtischarbeit würde ich persönlich durchdrehen. Noch dazu kommt der Krach und die Respektlosigkeit verursacht durch ein paar "Klassenclowns", die es überall gibt. Dann kommt noch der Stress mit den Helikopter-Eltern, weil der Lehrer das Kind angeblich zu schlecht bewerten würde.

Dafür, dass der Beruf wegen dem Beamtenstatus als sicher gilt, kann ich damit aber trotzdem nichts anfangen. Ich werde den Job ja schließlich 40 Jahre ausüben müssen und da bringt es mir nichts, in einem Job zu arbeiten, der mir keinen Spaß macht und der mich eher in den Wahnsinn treiben würde.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



So etwas habe ich bei mir selber und auch in meinem Umfeld noch nicht erlebt. Ich finde es schon richtig und wichtig, sich mit den Eltern zu besprechen, was für einen der richtige Job sein kann. Die Eltern kennen ihr Kind in der Regel ja ziemlich gut und sollten auch bei solchen Fragen helfen können. Aber wirklich entscheiden muss man selber, das ist zumindest meine Meinung. Immerhin muss man selber in der Regel sehr lange mit diesem Beruf leben.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Das jemand seinen beruflichen Werdegang komplett von den Eltern bestimmen ließ habe ich bisher noch nicht in meinem Bekanntenkreis mitbekommen. Aber leider mischen sich Eltern in manchen Dingen ein bisschen zu sehr ein.

Mein Vater war beispielsweise komplett gegen meine Berufswunsch und wollte das ich einen ganz anderen Werdegang einschlage. Ich musste mich damals ganz schön wehren und mit der Hilfe meiner Mutter konnte ich ihn aber letztlich dennoch überzeugen. Bisher habe ich keinen Tag bereut, das ich meinen Traumberuf ergriffen habe und bin froh darüber meinen Vater die Stirn geboten zu haben.

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» Kayra » Beiträge: 692 » Talkpoints: 1,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


So richtig bestimmt haben meine Eltern meinen beruflichen Werdegang nun nicht, wobei es aber leider schon so war, dass sie immer recht viel Druck auf mich ausgeübt haben. Meine Eltern haben schulisch und beruflich leider nicht so viel erreicht, so dass sie schon immer von mir forderten, dass ich unbedingt etwas aus mir und meinem Leben machen müsse. Meine Eltern wollten auch immer, dass ich studiere und dann eben etwas "Besseres" mache als sie und auch mehr verdiene.

Natürlich haben sie mich zu nichts gezwungen, allerdings hat man es schon immer gemerkt, wie wichtig es ihnen war und ist, was ich mache. Ich fand diesen Druck natürlich schon immer alles andere als schön. Allerdings war für mich selbst schon immer klar, dass ich beruflich in eine bestimmte Richtung gehen will, wobei sich da auch seit der Grundschule nicht viel dran geändert hat.

Für mich ist es schon verständlich, dass man sich für seine Kinder wünscht, dass sie einen guten Beruf erlernen, in dem sie auch ordentlich Geld verdienen. Da aber irgendwelche Ansprüche oder gar Forderungen zu stellen und das Kind in bestimmte Richtungen zu drängen, finde ich falsch. Im Endeffekt muss ja das Kind den Beruf viele Jahrzehnte ausüben und darin glücklich werden und nicht die Eltern.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Den beruflichen Werdegang würde ich mir von meinen Eltern nie bestimmen lassen und habe ich auch nicht. Die hatten durchaus ein Ziel, wo ich zumindest schulisch hingehe und was ich machen könnte, aber den Wind habe ich denen sofort aus den Segeln genommen. Niemand in meiner Familie hatte mir zu sagen, was ich tun und lassen soll.

Ich kenne aber eine Mama, die Filialleiterin bei einem Discounter ist. Sie verdient da nicht schlecht und hat für ihre bereits in einer Ausbildung befindlichen Kinder andere Wünsche. Diese äußerst sie mit Druck und auch das soziale Jahr des Sohnes hat sie gehasst, aber er hat sich dem entgegengestellt. Sie baut sehr großen Druck auf.

Das muss so sein, da musst du hin, das muss du machen. Das macht sie aber nicht nur beruflich, sondern auch im Alltag. Sie ist ein Feldwebel und erwartet alles, absolute Gehorsamkeit. Ihre Begründung, auch beruflich, weil sie will, dass die Kids am besten zum Discounter kommen, ist immer, dass sie die Mutter ist und solange sie zu Hause wohnen hat sie, egal wie alt das Sagen.

Ganz ätzend ist diese Frau und da macht das Unterhalten auch wirklich keine Lust. Die Kids kommen öfters, weil sie Jugendliche sind, zu meinem Freund und mir. Da reden wir dann darüber und stärken sie auch ein wenig mit Hilfe etc. Das scheint denen ganz gut zu tun.

Ich würde mich nichts sagen lassen, aber das ist bei manchen Eltern auch einfacher gesagt, wenn da solch ein Druck herrscht. Das kann schon echt weh tun.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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