Aus welchen Gründen müsst/wollt ihr für den Job pendeln?

vom 07.02.2020, 00:32 Uhr

Eine Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zeigt, dass immer mehr Berufstätige sich fürs Pendeln entscheiden. Der Arbeitsweg deutscher Arbeitnehmer wird immer länger und die Pendlerzahl steigt auf Rekordwerte - 2018 mussten/wollten bereits 19,3 Millionen Arbeitnehmer zu ihrem Arbeitsort pendeln.

Das sind 5 Millionen Menschen mehr als noch vor 20 Jahren. 2019 pendelten insgesamt 3,4 Millionen Arbeitnehmer für ihren Arbeitsort sogar in ein anderes Bundesland. Nach wie vor pendelten wesentlich mehr Menschen aus dem Osten für ihren Arbeitsplatz in westdeutsche Bundesländer als umgekehrt. Aus welchen Gründen wollt/müsst ihr zu eurem Job pendeln? Was für einen Weg müsst ihr dafür zurücklegen? Empfindet ihr das Pendeln als Belastung?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich selbst pendele nicht im üblichen Sinne zwischen zwei unterschiedlichen Städten (sondern nur innerhalb der Großstadt). Fürs Pendeln gibt es aber mehrere denkbare Gründe, z.B. wenn eben die Immobilienpreise in der Großstadt, in der sich der Arbeitgeber befindet, nicht mehr zu bezahlen wären. Umgekehrt würde ich wohl auch pendeln, wenn mein Arbeitsplatz plötzlich in eine kleinere Stadt verlagert werden würde, da ich eben gern in der Großstadt lebe und hier soweit möglich auch bleiben wollte.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Bei mir sind es eindeutig die Immobilienpreise in München, um die Katze mal aus dem Sack zu lassen. Für meinen normalen Angestellten-Lohn bekäme ich, wenn überhaupt, nach langem Suchen bestenfalls eine Schuhschachtel von einer Wohnung, wahrscheinlich auch nicht gerade in einer schönen Gegend mit viel Grün.

Auch von den kulturellen und sonstigen Angeboten der Großstadt könnte ich wohl kaum etwas wahrnehmen, da der allergrößte Anteil meines Gehalts dafür draufgehen würde, schlicht am Leben zu bleiben. Außerdem kann man auch innerhalb der Stadt durchaus eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu seinem Arbeitsplatz unterwegs sein. In München zu wohnen ist selten gleichbedeutend mit "10 Minuten mit dem Fahrrad ins Büro".

Deswegen pendele ich mit anderthalb Stunden einfach und ca. 80 Kilometern Strecke schon extrem weit verglichen mit anderen 08/15-Angestellten. Aber in meiner speziellen Branche sind gute Jobs noch dazu schwer zu finden, und ich habe wirklich Glück mit meinem aktuellen Arbeitgeber, sodass das Pendeln zwar manchmal stressig sein kann, aber die Arbeit selbst mir eher Spaß macht als irgendwas sonst.

Und wie so oft im Leben ist es auch zu einem gewissen Grad Einstellungssache, ob man etwas als "Belastung" oder als Teil des Alltags empfindet, und ich sehe keinen Zugewinn darin, mich durchgehend als schwer belastet anzusehen, nur weil ich nicht in jedem Dorf irgendeinen Job finden würde. Ich habe recht viel Zeit zum Nachdenken und zum Lesen, und so wie andere Leute morgens am Küchentisch mit Zeitung und Kaffeetasse sitzen, handle ich das Ganze eben im Zug ab. Ich habe mich dafür entschieden und mich entsprechend arrangiert. Das gehört zum Berufsleben für mich einfach dazu, sich auch mit Nachteilen abzufinden. Egal ob das der nutzlose Chef, die unbezahlten Überstunden oder in meinem Fall eben die tägliche Zugfahrt ist.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Ich habe recht viel Zeit zum Nachdenken und zum Lesen, und so wie andere Leute morgens am Küchentisch mit Zeitung und Kaffeetasse sitzen, handle ich das Ganze eben im Zug ab.

Da ich sowieso ganz gern Zug fahre, würde mich daher das Pendeln mit der Bahn gar nicht allzu sehr stören, und ich würde die Fahrzeit eben zum Lesen, Entspannen und Musikhören nutzen. Nerven würde es mich aber, wenn häufig die Züge ausfallen oder gewohnheitsmäßig so überfüllt sind, dass man die ganze Fahrt über im Gang stehen muss. Müsste ich aus der Stadt rausziehen, würde ich daher auch darauf achten, dass die Linie etwas weniger stark überlastet ist. Im Falle von München könnte ich mir vorstellen, dass es entlang der Strecke nach Kochel weniger voll ist.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich glaube der Grund ist bei den meisten Leuten der gleiche - man will nicht umziehen für den Job. Warum man nicht umziehen will kann aber natürlich unterschiedliche Gründe haben. Man findet zum Beispiel am Arbeitsort keine vergleichbare Wohnung zu einem vergleichbaren Preis. Oder man kann sich am Wohnort eine deutlich bessere Wohnung leisten. Oder die Kinder müssten bei einem Umzug die Schule wechseln. Oder man hat am Wohnort soziale Strukturen, die man nicht aufgeben möchte.

Dazu kommt außerdem, dass viele Arbeitnehmer heute erst mal keinen festen Vertrag bekommen. Wahrscheinlich sind bei den 19,3 Millionen schon Leute dabei, die nicht dauerhaft pendeln wollen, für die ein Umzug aber erst dann Sinn macht wenn sie wissen, dass sie ihren neuen Arbeitsplatz länger als 6 Monate oder ein Jahr haben werden. Ich bin auch erst umgezogen als ich den unbefristeten Vertrag hatte.

Müsste ich aus der Stadt rausziehen, würde ich daher auch darauf achten, dass die Linie etwas weniger stark überlastet ist.

Aktuell pendle ich etwa einmal die Woche zu unserem zweiten Standort und habe auf dieser Strecke tatsächlich kaum mit Bahnproblemen zu kämpfen, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich nicht den Nahverkehr nutze sondern den ICE. Der ist zwar immer gut gefüllt aber nie überfüllt.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Aktuell pendle ich etwa einmal die Woche zu unserem zweiten Standort und habe auf dieser Strecke tatsächlich kaum mit Bahnproblemen zu kämpfen, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich nicht den Nahverkehr nutze sondern den ICE. Der ist zwar immer gut gefüllt aber nie überfüllt.

An diese Option habe ich auch schon gedacht. Allerdings halten die ICEs ja überwiegend nur in Städten, die ihrerseits ebenfalls mit hohen Immobilienpreisen und knappem Wohnraum zu kämpfen haben (von München aus gesehen wäre das überwiegend Ingolstadt, Augsburg, Nürnberg oder Ulm). Eventuell wäre Donauwörth eine Option, allerdings wird die Stadt nur etwa alle zwei Stunden von einem ICE bedient.

Benutzeravatar

» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Sicher ist das nicht für jeden eine Option bzw. man muss dann doch erst mal den Regionalverkehr nehmen um zum nächsten größeren Bahnhof zu kommen und hat dann den Stress und die Verspätungen auf dieser kurzen Strecke.

In meinem Fall ist es halt so, dass ich nach Basel fahre und da scheinen die Mieten deutlich teurer zu sein als in deutschen Städten. Ich habe mich jedenfalls schon mit Leuten unterhalten, die jeden Tag pendeln und statt in die Schweiz zu ziehen lieber in eine deutsche Stadt mit ICE Verbindung nach Basel gezogen sind weil das wesentlich günstiger ist.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^