Als Verkäufer zuerst lügen und dies dann noch zugeben?

vom 09.06.2017, 19:46 Uhr

Eine Freundin wollte eine Nähmaschine über ebay Kleinanzeigen kaufen. Sie hatte vom Verkäufer auch schon eine feste Zusage erhalten und einen Abholtermin vereinbart. Sie hatte einen Bekannten gefragt, ob er sie fährt, da sie selbst kein Auto hat.

Am Nachmittag des Abholtages bekam sie dann aber eine Nachricht, dass der Verkäufer angeblich nochmal mit seinen Verwandten gesprochen hätte, in deren Auftrag er die Nähmaschine verkaufen würde und ihnen wäre der ausgemachte Preis zu niedrig. Es täte ihm sehr leid, aber so würde man dann doch nicht zusammenkommen. Meine Freundin fragte dann, welcher Preis denn genehm wäre und der Verkäufer nannte eine Summe, die gleich 100 Euro Aufschlag enthielt. Darauf sagte meine Freundin dann, dass ihr dies eindeutig zu teuer wäre.

Sie hat sich schon wirklich sehr geärgert, weil sie eben eine feste Zusage bekommen hatte. Allerdings bekam sie dann noch eine Nachricht vom Verkäufer, er entschuldigte sich dafür, dass er gelogen hätte. Er hätte die Nähmaschine höherpreisig an jemand anderen verkauft. Daraufhin hat meine Freundin dann wohl gar nicht mehr geantwortet.

Als sie mir das erzählte, meinte sie auch, dass der Verkäufer doch die Lüge hätte aufrecht erhalten können, sie hätte doch nicht gemerkt, dass er die Nähmaschine anderweitig verkauft hätte. Der Verkäufer wollte wohl anscheinend doch sein schlechtes Gewissen beruhigen. Ich muss sagen, dass ich das Verhalten auch irgendwie seltsam finde. Meine Freundin ist nicht weniger sauer und finde das wirklich unverschämt.

Würdet ihr als Verkäufer zuerst lügen und dann doch noch zugeben, dass es eben nicht die Wahrheit war? Ist das nicht irgendwie albern? Möchte man damit nur sein Gewissen erleichtern? Könnt ihr das Verhalten nachvollziehen? Habt ihr mal etwas ähnliches erlebt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



So etwas habe ich noch nicht erlebt und ich kann mir vorstellen, dass dies bei deiner Freundin nicht gerade dazu führt, dass sie weniger sauer und enttäuscht über die Situation ist. Ich wüsste für dieses Verhalten auch keinen anderen Grund als den, dass der Verkäufer ein schlechtes Gewissen hatte und dieses erleichtern wollte, indem er dann doch die Wahrheit noch geschrieben hat.

Aber ich muss auch sagen, dass ich es komisch finde, dass er es überhaupt so gemacht hat, nachdem der Fall schon quasi mit der Lüge abgeschlossen war und eben auch kein Grund für die Wahrheit da war, da deine Freundin diese vermutlich sowieso nicht erfahren hätte. Ich würde als Verkäufer sicher nicht so handeln, wie dieser Verkäufer es getan hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich habe natürlich vollstes Verständnis dafür, dass deine Freundin sauer und enttäuscht ist. Das ist sie wirklich zu recht. Aber mir tut der Verkäufer auch irgendwie leid. Er hat eben ein besseres Angebot bekommen. Und deine Freundin ist eine Fremde, der man sich nicht so verpflichtet fühlt. Da hat das Geld halt einfach zu sehr gelockt.

Dann hat er noch versucht, ob deine Freundin den gleichen Preis zahlt. Und zum Schluss hatte er so ein schlechtes Gewissen, dass er die ganze Täuschung eingestand. Wahrscheinlich ist er selbst enttäuscht von sich, dass er so gehandelt hat und hat sich mit dem Eingestehen irgendwie selbst bestraft.

Und das ist doch schon mal was. Er hat daraus gelernt. Das nächste Mal wird er sich sicherlich anders entscheiden und wenigstens die Geschichte mit den unzufriedenen Verwandten weglassen. Dass er ein so viel besseres Angebot angenommen hat, kann man ihm ja irgendwie nicht verdenken, auch wenn er schon zugesagt hatte. Das allein wäre zwar auch schon sehr ärgerlich gewesen, aber der Kauf kommt halt erst zustande, wenn man Geld gegen Ware tauscht.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Bei ebay habe ich schon schlimmere Dinge erlebt, etwa dass man einen Übergabetermin ausgemacht hat mit einem Käufer und dass der dann einfach nicht kam und auch nicht ans Telefon gegangen ist. Habe ich sogar schon mehrfach erlebt. Man trifft da eben auf Fremde und denen fühlt man sich nicht verpflichtet.

Letztlich verkauft man ja auch, um möglichst viel dafür einzunehmen und wenn es dann jemanden gibt, der mehr bezahlt, dann ist es logisch, dass der es bekommt. Es kann schon sein, dass man sich da an eine vorherige Zusage gebunden fühlt. Aber wenn jemand 100 Euro mehr bezahlt, mal ehrlich, wer würde das Geld nicht haben wollen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wobei es ja auch sein kann, dass die Summe von 100 Euro mehr nur genannt wurde, weil er genau wusste, dass niemand so einen Aufpreis zahlen würde und er gut aus der Sache herauskommt. Am Ende hat er von dem anderen Interessenten vielleicht auch nur zehn oder 20 Euro mehr bekommen.

Dass Leute Schuld eingestehen, damit die Sache bereinigt ist und es dem anderen besser geht, glaube ich eher nicht. Das dient nur dem eigenen schlechten Gewissen und der erhofften Absolution durch den Angelogenen und war zudem in diesem Fall auch einfach ziemlich dumm. Ich hätte das an seiner Stelle auch nicht gemacht, wem ist da am Ende mit geholfen? Die Freundin wird sich da doch eher noch mehr ärgern als im zuerst dargestellten Fall. Dann hat der Verkauf eben nicht geklappt und weiter geht es. So fühlt man sich doppelt veräppelt.

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wie ich als Verkäufer reagieren würde, wenn mir jemand jetzt überraschend signifikant mehr bieten würde als mit dem ersten Käufer ausgemacht wäre. Bei wirklich 100 Euro oder mehr würde ich vielleicht auch in Versuchung kommen doch noch abzuspringen, aber vielleicht würde ich das dem ersten Käufer auch einfach so sagen.

» Verbena » Beiträge: 5156 » Talkpoints: 0,93 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Er hat daraus gelernt. Das nächste Mal wird er sich sicherlich anders entscheiden

Tut mir Leid, aber diese Logik verstehe ich nicht. Wie kommst du darauf, dass der Mann aus seinem Verhalten gelernt hat und sich beim nächsten Mal anders verhalten wird? Es ist unwahrscheinlich, dass man in seinem Leben zufällig an den selben Privathändler bei Ebay Kleinanzeigen gerät, daher wird man eine derartige Vermutung kaum überprüfen können und ich finde nicht, dass ein gewisser "Lerneffekt" oder eine Einsicht von Seiten des Verkäufers aus dem Text hervor geht. Dass ihm alles Leid tun soll ist für mich eher eine Floskel und keine echte Entschuldigung.

Bienenkönigin hat geschrieben:Dass er ein so viel besseres Angebot angenommen hat, kann man ihm ja irgendwie nicht verdenken, auch wenn er schon zugesagt hatte. Das allein wäre zwar auch schon sehr ärgerlich gewesen, aber der Kauf kommt halt erst zustande, wenn man Geld gegen Ware tauscht.

So sehe ich das auch. Eine mündliche Zusage ist für mich kein zustande gekommener Kaufvertrag. Dementsprechend verstehe ich nicht, was man da bitteschön anzeigen oder verklagen möchte. Für mich haben rechtliche Schritte in diesem Fall gar keine Grundlage.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Mal ganz davon abgesehen, dass ich es als Verkäufer nicht notwendig habe zu lügen und auch nicht wegen ein paar Kröten mehr meine Zusage revidiere nachdem alles schon ausgemacht worden ist, ist es dennoch unterirdisch aber kommt vor. Internet verleitet immer mehr zum Lügen als wenn man sich gegenüber steht und manche haben dann hinterher Gewissensbisse und wollen das wieder gerade biegen, auch wenn es damit nicht besser wird. Kommt vor, ist eher selten die meisten halten ihre Lügen aufrecht.

Wie ich schon im anderen Beitrag geschrieben hatte, hatte ich solche Fälle auch schon. Am ärgerlichsten war es, dass ich in mein Auto gestiegen bin und 200 Kilometer gefahren bin zum abholen nachdem der Termin vereinbart worden bin. An der Tür sagte man mir dann erst, dass ein anderer Interessent am Vortag schon da war und mehr gezahlt hat und die Ware mitgenommen. Warum konnte man das vorher nicht sagen und mir das fahren ersparen?

Man ist davon ausgegangen, dass ich nicht komme und die Lüge damit nicht auffliegt. Ich war natürlich richtig wild und sauer über die verschwendete Zeit und das Spritgeld, welches dann ohne Murren auch vom Verkäufer Bar in die Hand gedrückt wurde. Damit hat er dann auch nichts gewonnen, 20 Euro mehr bekommen von einem anderen, durfte aber mir 60 Euro Spritgeld geben für die Fahrt von der verschwendeten Lebenszeit mal abgesehen.

Zugeben musste man es hier zwangsläufig was damit passiert ist, denn wenn er gesagt hätte, dass daran etwas kaputt gegangen ist, dann hätte ich auch gefordert mir das zu zeigen und man könnte neu verhandeln. Sprich es wäre in meinem Fall so oder so aufgeflogen und man hat schon gemerkt, wie unangenehm es dem Verkäufer war und ich denke dieser hat auch daraus gelernt, denn nochmals jemanden vor der Tür haben wo man meinte, dass dieser nicht kommt und es vorher weiter verkaufen, wird er sich nicht trauen. Der nächste haut ihm dafür vielleicht die Fresse ein.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Zugeben musste man es hier zwangsläufig was damit passiert ist, denn wenn er gesagt hätte, dass daran etwas kaputt gegangen ist, dann hätte ich auch gefordert mir das zu zeigen und man könnte neu verhandeln. Sprich es wäre in meinem Fall so oder so aufgeflogen und man hat schon gemerkt, wie unangenehm es dem Verkäufer war und ich denke dieser hat auch daraus gelernt, denn nochmals jemanden vor der Tür haben wo man meinte, dass dieser nicht kommt und es vorher weiter verkaufen, wird er sich nicht trauen. Der nächste haut ihm dafür vielleicht die Fresse ein.

Dass man dann verärgert ist, kann ich ja verstehen, aber rein rechtlich gesehen dürfte man doch keine Entschädigung fordern oder? Denn es kam doch kein verbindlicher Vertrag zustande. Und es verbraucht ja auch jeder unterschiedlich; wenn du 400 km weit fährst, dann hast du vielleicht 60 Euro getankt, wenn ich 400 km fahre, komme ich mit 15 Euro für Diesel hin. Da müsste man doch auch genau nachweisen, wie viel man verbraucht hat und das belegen, wenn man da wirklich eine Entschädigung durchsetzen wöllte.

Und jemandem die Fresse dafür einzuhauen finde ich jetzt aber auch etwas übertrieben. Wegen irgendeinem Artikel, den man nicht bekommt so auszurasten, das würde demjenigen ja hinterher auch rechtlich einige Probleme bereiten. Es ist eben so, dass Online-Privatgeschäfte keine richtige Verbindlichkeit haben, das muss man akzeptieren, auch wenn es blöd ist.

Ich bin auch schon für jemanden, der eine Garage mieten wollte, von meinem Nebenwohnsitz 100 km extra zu der Garage gefahren und es war vereinbart, dass man sich dort trifft und es kam keiner und war niemand erreichbar. Das ist dann ärgerlich, aber was soll ich machen? Das kam sogar schon mehrfach vor. Lebensrisiko eben. Man ärgert sich, aber letztlich sind das fremde Menschen und man muss da irgendwie drüber stehen.

Selbst wenn ich dann sauer bin und mir denke, denen würde ich jetzt gerne ein knallen. Was würde mir das bringen? Da kommt das Geschäft erst recht nicht zustande. Zudem nehme ich nicht an, dass sich andere dann bereitwillig meinen Ärger anhören oder die andere Wange hinhalten, sondern die würden dann vielleicht zurückschlagen und dann schieße ich mir ein Eigentor.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Zitronengras hat geschrieben:Da müsste man doch auch genau nachweisen, wie viel man verbraucht hat und das belegen, wenn man da wirklich eine Entschädigung durchsetzen wöllte.

Mit dem Nachweis hast du recht, aber dieser Verkäufer war so dermaßen eingeschüchtert und verlegen als ich dann vor seiner Tür stand und meinem Frust freien lauf gelassen hatte, dass er es von sich aus angeboten hatte nachdem ich ihm das vorgehalten habe. Ich wurde nach meinen genauen Spritkosten gefragt, ich meinte 60 Euro und er holte diese Bar und drückte sie mir in die Hand. Damit wurde es zumindest ein wenig besser, sauer war ich dennoch wegen der verschwendeten Zeit die ich hatte.

Und mit dem Fresse einhauen. Sicherlich ist es das nicht Wert und ich haue auch nicht wild und einfach drauf los wegen so etwas. Aber kannst du es ausschließen? Es gibt solche Menschen die sich dann komplett vergessen wenn sie das an der Tür erfahren und auch mal direkt draufhauen ohne darüber nachzudenken was sie dort gerade gemacht haben. Du weißt nie an wen du gerätst als Verkäufer und wer am Ende vor deiner Tür steht und was der mit dir anstellt, wenn du ihn so dermaßen belogen und verarscht hast und noch extra antanzen lässt, auch wenn der Artikel bereits verkauft ist an einen anderen Interessenten.

Und das Online Privatgeschäfte keine Verbindlichkeit sein sollen, woher ziehst du diese Information? Dann lass dir gesagt sein, dass du einfach mal einen Blick in das BGB mit dem Kaufrecht werfen solltest, dazu noch in das Handelsrecht und das Strafgesetzbuch. Ein Privatverkauf ist da nicht anders gestellt als ein Kauf zwischen Gewerblich und Privat in den größten Zügen.

Auch hier kommt da Fernabsatzrecht zum Tragen, gerade wenn vorher gezahlt oder angezahlt worden ist. Auch ein Zug um Zug Geschäft kann man daraus ableiten, man spricht etwas Online ab und kauft es dann persönlich vor Ort. Wird es dort einem zugesichert und ist dann nicht da, kann man mit entsprechendem Nachweis auch da gegen weitere Private Personen vorgehen die so verfahren. Auch Wortlaute wie "verbindlich" machen das Geschäft schon vor Angesicht zu Angesicht klar und damit ist der Kaufvertrag bereits Online geschlossen, auch wenn es zur Waren- und Geldübergabe erst nachträglich kommt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Auch Wortlaute wie "verbindlich" machen das Geschäft schon vor Angesicht zu Angesicht klar und damit ist der Kaufvertrag bereits Online geschlossen, auch wenn es zur Waren- und Geldübergabe erst nachträglich kommt.

Ok, das kann sein. Ich denke nur, dass es oft gar nicht so verbindlich abgeht. Wenn ich mich an meine letzten Kontakte aus den ebay Kleinanzeigen erinnere, dann lief das eher so: "Ist das noch da?", "Ja, können Sie sich am Tag A oder B um Zeit soundso ansehen". "Ok, würde ich nehmen, komme um x vorbei".

Oder man telefoniert und macht einen Termin aus. Das klingt für mich nicht nach einem Kaufvertrag, also ich würde basierend auf solchen Aussagen zwar hoffen, dass ein Geschäft zustandekommt, es aber nicht als rechtsverbindlich ansehen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 22.06.2017, 20:57, insgesamt 2-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

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