Wie vererbt sich die Blutgruppe?

vom 26.02.2009, 13:26 Uhr

Hallo!

eine Freundin von mir hat die Blutgruppe 0 Negativ und der Mann 0 Positiv. Sie musste bei ihren Schwangerschaften immer eine Spritze bekommen, damit die Kinder keine Blutunverträglichkeit haben. Anders wäre es gewesen, wenn der Mann Negativ gewesen wäre und sie Positiv. Warum ist das so? Und warum ist das auch in den Schwangerschaften nur bei jeder ungeraden Schwangerschaft der Fall? Bei meiner Freundin wurde gesagt, dass beim ersten, 3. und 5. usw. Kind das der Fall wäre, dass eine Blutgruppenunverträglichkeit da sein kann. Aber vorsorglich wird auch bei allen Schwangerschaften diese Spritzentherapie gemacht.

Wie vererben sich Blutgruppen? Wenn der Mann 0 Positiv hat und die Frau AB Negativ. Welche Kombinationen kommen dann in Frage? Kennt ihr die Blutgruppe von euch und euren Kindern? Ich kenne nur meine Blutgruppe und da sie 0 Positiv ist, wurden meine Kinder nciht getestet, weil es keine Blutgruppenunverträglichkeit gibt, wenn die Mutter diese Blutgruppe hat.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Blutgruppen gibt es eigentlich nur A, B, AB und 0. "Positiv" oder "Negativ" bezeichnet den Rhesus-Faktor und dieser wird unabhängig von der Blutgruppe vererbt.

Der Rhesusfaktor sitzt auf insgesamt 3 Genen und wird nach dem dominant-rezessiven Verfahren vererbt. Der Positive Faktor ist dabei dominant. Dadurch ist das Verhältnis, wie viele Menschen positiv und wie viele Menschen negativ haben auch nicht 50-50, sondern haben deutlich weniger Leute negativ. Wenn eine Frau nun negativ hat und ihr Mann positiv, dann ist es sehr wahrscheinlich (aber natürlich nicht mit Sicherheit zu sagen), dass das Kind auch positiv würde. Da die Blutkreisläufe von Mutter und Kind in der Schwangerschaft fließend ineinander übergehen, und da bei Menschen mit negativen Rhesusfaktor die Möglichkeit besteht, dass Antikörper gegen den positiven Rhesusfaktor vorliegen, besteht die Gefahr, dass das Kind eventuell Behinderungen davon tragen könnte. Zur Vermeidung einer Behinderung nur aus diesem einen Grund ist deswegen diese einfache Spritze völlig ausreichend.

Dass es nur bei "ungeraden Schwangerschaften" der Fall wäre ist völliger Quatsch. Die Möglichkeit besteht theoretisch bei jeder einzelnen Schwangerschaft einer Frau mit negativem Rhesusfaktor, weshalb man dann auch immer zur Sicherheit die Spritze verabreicht. Die Wahrscheinlichkeit sagt aber, dass weniger als 50% der geborenen Kinder dieser Frau davon betroffen sind.

Bei Rhesus-positiven sind die Folgen, wenn das Kind negativ wird, keine schwerwiegenden, beziehungsweise passiert da einfach gar nichts. Deshalb wäre das egal, wenn die Frau rhesus-positiv und der Mann rhesus-negativ wäre.

Falls du auch noch einen Exkurs zur Vererbung der Blutgruppen (A, B, AB und 0) haben willst sag Bescheid ;) Hierbei handelt es sich übrigens um eine Mischung aus intermediärer und dominant-rezessiver Vererbung, um das schonmal gesagt zu haben.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Taline hat geschrieben:Dass es nur bei "ungeraden Schwangerschaften" der Fall wäre ist völliger Quatsch. Die Möglichkeit besteht theoretisch bei jeder einzelnen Schwangerschaft einer Frau mit negativem Rhesusfaktor

Ist so nicht ganz richtig. Erst bei der zweiten Schwangerschaft mit einem rhesuspostiven Kind kann es für das Kind Probleme geben (siehe Morbus haemolyticus neonatorum). Es ist nämlich nicht so wie du es geschrieben hast, dass die Kreisläufe von Mutter und Kind fließend ineinander übergehen. Beide Kreisläufe werden durch die Plazenta getrennt. Dort ist zwar eine Diffusion einiger Stoffe möglich, aber es vermischt sich kein Blut.

Solange die Mutter nicht mit einem ihr fremden Blutgruppenmerkmal in Berührung kommt bildet sie auch keine Antikörper gegen dieses Merkmal. In unserem Fall wären das Antikörper gegen den Rhesusfaktor. Bei einer normalverlaufenden Schwangerschaft kommt es erst bei der Geburt zu einer Blutübertragung von Kind auf die Mutter. Daraufhin bildet die Mutter dann Antikörper gegen den Rhesusfaktor. Diese Antikörper (nur gewisse Klassen können die Plazenta passieren) aber können dann über die Plazenta in den kindlichen Kreislauf gelangen. Ist das Kind ebenfalls Rhesus-negativ passiert nichts, da die Antikörper quasi nichts finden, was zu angreifen können.

Bei einem Rhesus-positiven Kind dagegen führt die Reaktion der Antikörper dazu, dass die roten Blutkörperchen schneller abgebaut werden. Kann das Kind dann nicht schnell genug neue Blutkörperchen nachproduzieren kommt es zur Anämie und Sauerstoffunterversorgung, was sehr schnell lebensbedrohlich sein kann. Damit dies nicht passiert und man ja auch nicht weiß wieviel Kinder eine Frau noch bekommt bzw. welche Blutgruppenmerkmale die folgenden Kinder haben werden, gibt man schon bei der ersten Schwangerschaft eine Anti-D-Prophylaxe, damit die Mutter keine Antikörper bildet.

Also kurz zusammengefasst. Probleme bekommen nur rhesuspostive Kinder und da erst das zweite oder schon beim ersten wenn es eine Blutübertragung während der Schwangerschaft gibt. Vielleicht kam daher ja diese komische Aussage mit den ungeraden Schwangerschaften, die aber so einfach falsch ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



@Klehmchen: Vielleicht wollte Taline auch darauf hinaus, dass man als schwangere Frau mit negativem Rhesusfaktor prophylaktisch zwischen der 28. und 30. SSW Antikörper injiziert bekommt. Hattest Du ja schon erwähnt. Das kann dann schon mal zu Missverständnissen führen und man der Meinung ist, der negative Rhesusfaktor wäre schon bei der ersten Schwangerschaft ein Problem.

Und nur der Vollständigkeit halber: sollte das Kind Rhesus-positiv sein, dann wird die Gabe des Antikörpers innerhalb der ersten 72 Stunden nach der Geburt des Kindes wiederholt. Das weiß ich, weil selbst die Blutgruppe A negativ habe, mein Sohn auch.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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