Sollte man Griechenland aus der Eu ausschließen?

vom 04.10.2011, 02:30 Uhr

Die Griechen scheinen das Sorgenkind der EU zu sein und man hat das Gefühl, dass diese Geschichte kein gutes Ende nimmt. So hat man sich verpflichtet eine Defizitgrenze von 7,4 Prozent einzuhalten, diese wurde in diesem Jahr schon um 1,1 Prozent überschritten und das Jahr ist noch nicht zu Ende.

Man befürchtet nun sogar ein Defizit von bis zu 12 % Defizit, also das vierfache, was die EU-Verträge überhaupt zulassen. Da fragt man sich doch echt, ob die Griechen die Europäische Union überhaupt noch ernst nehmen? Dass ganze erinnert mich an die Fernsehsendung "Raus aus den Schulden" und den Schuldenberater Peter Zwegat, der versucht den uneinsichtigen Schuldnern den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und keinen Erfolg hat. Ein zweites Rettungspaket würde 109 Milliarden Euro betragen. In der EU fragt man sich, ob das überhaupt noch Sinn machen würde? Sogar ein vorübergehender Austritt aus der EU wird erwogen.

Irgendwie glaube ich, dass diese ganze EU wie ein Kartenhaus ist. Kippt einer um, kippen andere mit, wie mit den Banken. Was haben wir eigentlich für Vorteile aus der EU? Gut, Deutschland profitiert vom Binnenhandel, aber was noch? Was meint ihr dazu?

» Der Mati » Beiträge: 39 » Talkpoints: 1,00 »



Was wegen Griechenland noch auf uns zukommt, mag ich mir gar nicht ausmalen. Deutschland ist der größte Zahler in der EU und kann die EU auch nicht alleine retten. Immerhin soll die EU e9ine Gemeinschaft sein und alles einfacher machen. Aber was die Griechen hier gemacht haben, geht einfach nicht. Alle leben in Saus und Braus, aber den Staatsfinanzen geht es gar nicht gut. Hier muss in allen Bereichen der Rotstift angesetzt werden und fortan heißt es nur Sparen, Sparen und Sparen, Logisch, dass bei Sozialleistungen jetzt stark eingespart werden muss.

Manchmal frage ich mich, wie es die Griechen überhaupt geschafft hat, in der EU beizutreten. Jedes Beitrittsland muss bestimmte Kriterien erfüllen und die Griechen müssen bei ihrem Antrag so einiges verschwiegen haben. Anders kann ich mir diese ganze Fast-Insolvenz nicht mehr vorstellen.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Meiner Meinung nach würde ein Ausschluss aus der EU Griechenland den Rest geben. Kürzlich habe ich einen Bericht im TV gesehen, dort ging es eigentlich um die Schweiz, die sich bisher erfolgreich aus dem Euro rausgehalten hat. Nun ist der Franken sehr hoch im Kurs, was für dieses Land momentan sehr viele Nachteile hat. Es kommen nicht mehr so viele Urlauber, die Produkte werden sehr viel teurer und auch für die dortigen Unternehmen ist es schwierig zu bestehen, denn die dort hergestellten Produkte müssen auch teurer verkauft werden. Es ging um die Schweiz, man wollte an dem Beispiel aber zeigen, dass es auch anderen Ländern so ginge, würden sie nun beispielsweise wieder ihre alte Währung zurück erhalten und den Euro abschaffen. Da hat man als Beispiel gleich mal Deutschland heran gezogen. Für Deutschland wäre die Abschaffung des Euro und damit Wiederherstellung der D-Mark eine Katastrophe. Wir profitieren vom Export und hätten hier große Einbußen zu erwarten, denn selbst wenn unsere Währung dann stark wäre, gingen unsere Exporte zurück. Und es wäre auch für die Bewohner unseres Landes schwieriger, wie man am Beispiel der Schweiz sehen kann.

Nun kann man das auch auf Griechenland umlegen. Wenn man dort die Drachme wieder einführt und Griechenland aus der Eurozone ausschließt, hätte es das Land nicht einfacher. Ganz im Gegenteil sogar, denn auch dort würden sich die gleichen Szenarien abspielen wie momentan in der Schweiz. Hinzu käme noch, dass keiner mehr kontrollieren würde, ob Griechenland an seinen Schulden arbeitet und hier etwas verbessert. Weiterhin käme noch hinzu, dass ein Ausschluss Griechenlands, oder egal welches anderen Landes auch immer, eine ungemeine Unsicherheit auf den Börsenmärkten auslösen würde. Man sieht ja aktuell, wie sich der Dax verhält und würde man ein Land ausschließen, käme die Angst auf, dass es auch mit anderen Ländern so laufen könnte, die momentan schlecht da stehen. Das hätte zur Folge, dass die Aktien abstürzen und was das heißt, muss ich wohl nicht auch noch explizit erklären.

Das Problem meiner Meinung nach mit Griechenland ist, dass das Land einen unheimlichen Staatsapparat hat, den keiner überblicken kann. Dort weiß kein Mensch, was eigentlich wer genau macht und niemand kümmert sich darum, dass etwas getan wird. Hier müsste eigentlich mal zuerst angesetzt werden. Natürlich muss das Land auch sparen, aber dazu benötigt es eine vernünftige Infrastruktur, die Behören müssten komplett umgekrempelt werden, hier müsste Ordnung rein gebracht werden. Nur das würde zu lange dauern und die Schulden müssen jetzt angepackt werden und nicht erst in ein paar Jahren. Doch solange hier keiner eine richtige Übersicht hat, wird es Griechenland schwer haben, die Schulden wirklich in den Griff zu bekommen. Denn irgendwann gibt es kein Sparpotenzial mehr, dann muss man vielleicht mal drastisch etwas umbauen, wozu dieses Land aber schon aufgrund seiner Struktur nicht geeignet ist.

Aus der EU haben wir viele Vorteile. Ich finde es immer naiv zu sagen, dass durch die EU oder den Euro alles schlechter geworden ist. Das ist so nicht richtig, denn gerade der Handel profitiert von dieser Konstellation. Meiner Meinung nach hätte man aber bei der Aufnahme der einzelnen Mitgliedsstaaten etwas besser hinschauen müssen. Gerade bei Griechenland war bekannt, dass die finanzielle Lage prekär ist, aber es hat niemanden interessiert, denn man hat das Land trotzdem aufgenommen. Da ist es kein Wunder, dass solche Dinge passieren wie wir sie momentan erleben. Man hat auf Teufel komm raus die EU erweitert, ohne darauf zu achten, dass die einzelnen Länder nicht zum Problem werden irgendwann. Nun müssen aber alle Mitgliedsstaaten, die es noch können, dafür sorgen, dass diese Länder auf die Beine kommen. Wenn wir das nicht tun würden, würde letztendlich jeder Staat, der den Euro hat, darunter leiden. Ich glaube, das würden wir nicht wollen.

Benutzeravatar

» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Es ist furchtbar witzig ständig von allen "Spekulationen" (wobei auch das schon zu weit hergeholt ist) zum "Sorgenkind" Griechenland zu lesen und zu hören, wenn doch von den Experten genau gewusst wird, dass z.B. Irland ein signifikant höheres Defizit hat, als z.B eben genanntes Griechenland. Und wenn man ein Ranking der Staaten machen will, dann folgen Großbritannien (von denen hört man eher nichts weil sie nicht den Euro haben) und Spanien (was wiederum den Euro hat und zu den Schwergewichten in der EU gehört!). Griechenland steht also weder in einer herausragenden Position noch steht Griechenland alleine da. Alle aus der EU ausschließen? Oder, sofern möglich, aus der Eurozone? Und was wäre die Konsequenz? Schließlich "müssen" die Schulden bedient werden (warum eigentlich) und ohne Verbund ist stark anzunehmen, dass neues Geld noch teurer werden würde. Das kann nicht der Schritt aus der Krise sein. Nebenbei würde bei den exportorientierten Staaten (in der EU trifft das eigentlich in erster Linie nur einen Staat) eine ganz massive Krise auslösen. Es ist nämlich weniger dumm zu sehen, dass mit den griechischen Schulden deutsche Produkte gekauft wurden - anstatt davon zu schwadronieren, die Griechen hätten "in Saus und Braus" gelebt.

Und auch um auf den im Thread erwähnten "Peter Zwegart" zurückzukommen: riesig wäre ja der Aufschrei, wenn der Staat Griechenland mit den Gläubigern sich auf einen Vergleich (also konkret Schuldenerlass!) einigen würde. Das wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, dass Staaten sich so ihrer Schulden entledigen. Ein solcher Schritt wird aber leider eher nicht diskutiert. Statt dessen mahnt ein Guido Westerwelle den griechischen Staat an, auf jeden Fall die bestellten Waffenlieferungen abzunehmen und diese ebenfalls zu bezahlen! Denn wenn es um Krauss-Maffei Wegmann geht, sind die Griechen immer noch sehr Kreditwürdig.

Ich persönlich lehne eigentlich den Blick über die Grenzen immer ab, weil vor der eigenen Haustür noch genug zu kehren ist. Aber wenn man sich mal anschaut, was mit dem vorhandenen Geld vom Staat gemacht wird und wer den Staat dann letztlich "bezahlt", gleichen sich die Bilder zwischen Griechenland und auch Deutschland. Klar sollte langsam werden, dass diese Form der Umverteilung in keinem Fall zu einer "sinnvollen" Entwicklung beitragen kann (oder soll?).

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Der Mati hat geschrieben:Die Griechen scheinen das Sorgenkind der EU zu sein[...]

Und damit endet eigentlich der stimmige Teil deines Beitrages. Leider ist ein Großteil dieser Diskussion um "das Sorgenkind", die Krise und vor allem die Ursache der Krise, von Unkenntnis und "Schein" geprägt. Schon deine Frage, ob man Griechenland ausschließen könne, zeigt die Absurdität. Die EU-Verträge sehen das nicht vor. Diese Unkenntnis ist aber auch kein Wunder, weil Politik, Medien und leider auch die äußerst marktgläubige Wirtschaftswissenschaft, seit Jahren eine Nebelkerze nach der anderen zünden. Interessant ist dabei, dass man im Ausland v. a. im Bereich der Wissenschaft und Medien auch deutlich andere Stimmen hört. Das liegt daran, weil vor allem Deutschland selber Teil des europäischen Problems und Teil der Ursachen ist. (Stichwort: Exportweltmeister - das ist Schmarotzertum innerhalb einer Währungsunion, aber das wäre ein anderer Aufsatz). Natürlich will es niemand im Land der schwäbischen Hausfrau hören, aber leider kann man durchaus Deutschland als größten Sünder in der EU bezeichnen.

Nur kurz dazu : In einer Währungsunion müssen sich alle Teilnehmer dem gemeinsam akzeptierten Inflationsziel anpassen, ansonsten kommt es zu einer Verzerrung der Wettbewerbsfähigkeit (mit desaströsen Folgen, wie wir sie erleben) und das bei fehlender Möglichkeit zur Ab- oder Aufwertung einer nicht existierenden eigenen Währung. Abweichler vom vereinbarten Inflationsziel von 2% waren v. a. Griechenland, Portugal, Spanien und Deutschland. Deutschland war hier der größte Sünder (verursacht durch die seit ca. 10 Jahren praktizierte Lohnzurückhaltung). Heute sind wir durch diese Unterbietungspolitik die Billigheimer in Europa, Top-Qualität zu günstigen Preisen, wofür wir allerdings unsere Binnenkonjunktur und einen Teil des Wohlstandes geopfert haben. Das hatte zur Folge, dass wir auf Kosten der anderen EU-Partner Wettbewerbsvorteile errangen (wir haben einfach die Lohnstückkosten gesenkt, indem wir auf Lohn verzichtet haben) und die anderen dadurch ins Hintertreffen geraten sind. Wir haben also jahrelang UNTER unseren Verhältnissen gelebt. Diskutiert wird das unter dem Stichwort "Leistungsbilanzüberschüsse", falls da jemand einsteigen möchte. Eine Diskussion, die in der deutschen Politik absolut ignoriert wird, was ich für fast schon kriminell halte. Nun gibt es die Rechnung, denn wenn man über Jahre Waren gegen Schuldscheine verkauft, muss man sich nicht wundern, wenn der Schuldner irgendwann nicht mehr zahlen kann. Und da kommen dann wieder die Banken und Versicherungen ins Spiel und die dürfen wir jetzt erneut retten. Die Griechenlandrettung ist also eine 2. Bankenrettung. Der Steuerzahler zahlt und letztlich ist das ganze Spiel nichts als eine Enteignung.

Aber nun wirf doch mal einen Blick in die Zeit unmittelbar vor der Finanzkrise. Wo standen da eigentlich die Staaten, die heute als Buhmänner gelten, also die PIGS? Wenn man das alles so glauben soll, müssen die doch seit Jahren schlecht gewirtschaftet haben. Irland galt vor Ausbruch der Finanzkrise als absoluter Musterschüler (Staatsschuldenquote 19,8%), erwartet werden nun bis 2013 ca. 113% (inkl. Garantien). Spanien kam in den Euro mit einer Quote von 50% und schaffte bis 2007 sogar eine Senkung auf ca. 30%. Bis 2010 stieg sie dann wieder auf ca. 52%. Italien war schon bei Einführung des Euros hoch verschuldet. Nur: Zwischen 1995 und 2007 konnten die (bis auf 2005) jedes Jahr die Verschuldung abbauen. Die Schulden waren immer relativ hoch, aber immer auch zu bezahlen - bis zur Finanzkrise. Portugal konnte in den Jahren vor der Krise seine Schulden zwar nie senken, aber die waren dann 2007 mit ca. 66% nicht sonderlich hoch. Die Griechen lagen von Anfang an hoch mit ihren Schulden (ca. 106%), konnten aber die Schulden seit Einführung des Euro ständig abbauen. Griechenland hatte nämlich ein ziemlich hohes Wirtschaftswachstum.

Also: In all diesen Ländern gab es KEIN, KEIN, KEIN Ausufern der Staatsausgaben vor der Finanzkrise; auch bei uns nicht. Wie kann man sich hinstellen und so etwas behaupten? Die Schulden stiegen überall erst mit der Rettung der Banken, im Rahmen der Finanzkrise an! Es sind am Ende aber auch nicht mal die Staatsausgaben, die einem Land das Genick brechen (siehe Japan), es sind die Zinskosten. Die Höhe der Schulden bestimmt die Politik, die Höhe der Zinsen bestimmt aber der Finanzmarkt. Und der funktioniert leider überhaupt nicht rational, sondern eher nach dem Prinzip der Lemminge. Da es keinen Rettungsmechanismus für angeschlagene Staaten gab und zudem Merkel und Schäuble in jedes Mikrofon hauchten, dass auch ein Bankrott nicht auszuschließen sei, fingen die Finanzmärkte natürlich an und verlangten Risikoaufschläge. Hätte man einen Mechanismus gehabt und die EU-weit gesehen lächerlichen griechischen Schulden z. B. durch Eurobonds gesichert, hätte es nie diese Krise gegeben. Nun kann aber kein Land über längere Zeit Zinsen größer als ca. 6% zahlen, denn wie soll eine Wirtschaft wachsen, um solche Werte zu erzielen?

Die Ursachen für die Probleme liegen also NICHT in ausufernden Haushalten (die sind die Folge der Finanzkrise), sondern u. a. in einem fehlenden Rettungsmechanismus und einer fehlenden, koordinierten Wirtschafts- und Finanzpolitik in Europa, mithin in der fehlerhaften Konstruktion der Verträge. Deutschland, das bisher von der ganzen Geschichte profitiert hat (so sind z. B. die absoluten und relativen Kosten der Finanzkrise für uns BILLIGER geworden, wir profitieren bisher sogar von der griechischen Misere!) will nun allen Sparen verschreiben. Diese Austeritätspolitik hat aber noch nie funktioniert, in einer Währungsunion schießen wir uns sogar ins eigene Knie damit, denn wer kauft denn in Zukunft unsere Golfs und Fords? Und Länder wie Griechenland können nicht durch Sparen wieder gesunden. Wenn kein Marktteilnehmer mehr Geld ausgibt und alle nur noch sparen, wie zum Teufel soll das funktionieren? Wie kann man erwarten, das Griechenland da seinen Schuldenstand verringert? Das ist Voodoo-Ökonomie, die allenfalls in der Bild-Zeitung funktioniert.

Der Mati hat geschrieben:Da fragt man sich doch echt, ob die Griechen die Europäische Union überhaupt noch ernst nehmen? Dass ganze erinnert mich an die Fernsehsendung "Raus aus den Schulden" und den Schuldenberater Peter Zwegat, der versucht den uneinsichtigen Schuldnern den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und keinen Erfolg hat.

Die Griechen sparen schon wie die Blöden, alles amtlich festgestellt (OECD). Du guckst zu viel Unsinn im Fernsehen. Grundfehler Nr. 1 - auch unserer Kanzlerin - das Verhalten eines privaten Schuldners in einer Krise auf das Verhalten eines Staates zu übertragen. Was passiert, wenn du persönlich anfängst, 20% deiner Ausgaben zu kürzen? Du verzichtest auf ein wenig Essen, du fährst nicht mehr Auto, kaufst dir keine Klamotten mehr. Eine zeit lang mag das sogar problemlos funktionieren und erscheint in der Tat vernünftig, wenn du z. B. unbedingt einen Kredit tilgen musst. Was aber passiert, wenn du das in einer Volkswirtschaft machst? In Griechenland ist der Konsum inzwischen um über 20% eingebrochen, die Menschen sparen. Vernünftig für den Einzelnen, weil ja die Einkommen sinken. Nur haben jetzt die Handwerker keine Aufträge mehr, die Supermärkte verkaufen weniger, dem Bauer kaufen die Supermärkte die Ware nicht mehr ab, der Bauer nutzt seine Maschinen nicht mehr, Wartung und Ersatzteile werden nicht mehr benötigt, überhaupt bricht das Transportwesen zusammen, Busse und Bahnen werden von den Arbeitnehmern nicht mehr benutzt und bezahlt, weil die Arbeitslosigkeit enorm angestiegen ist, Speditionen haben keine Ware mehr zu transportieren, Taxifahrer finden keine Kunden mehr, die Benzinverkäufe brechen ein, usw. Und als Folge des ganzen Spiels fehlen Unmengen an Steuereinnahmen und zunehmend mehr Menschen können aufgrund fehlender Einnahmen ihre Steuerschuld dann auch ohnehin nicht mehr bezahlen. Wenn Menschen hungern und arbeitslos werden, steigen automatisch die Ausgaben für die sozialen Sicherungssysteme. Man könnte die Leute natürlich verhungern lassen oder erschießen. Und natürlich kommt es auch zu Protesten und Gewalt, was dann die Kosten für Sicherheit deutlich erhöht. Das kann nicht funktionieren. Was ist daran schwierig zu verstehen? Wenn dann noch Griechenland unnötig hohe Zinsen für die Schulden zahlen muss - wovon wir bisher profitieren - dann wird die Lage noch schlimmer. Auch das ist Voodoo-Ökonomie. Kein vernünftiger Mensch erwartet, dass das funktioniert. In einer Volkswirtschaft sind die Ausgaben der einen Seite, die Einnahmen der anderen Seite. Da haut die Empfehlung einzelwirtschaftlichen Entschuldungsverhaltens nicht hin, wirkt kontraproduktiv. Informiere dich mal über unseren Reichskanzler Brüning. Der hat auch schon mal versucht, sich aus der Krise herauszusparen. Die Folgen sind bekannt, frage deine Großeltern.

Der Mati hat geschrieben:Was haben wir eigentlich für Vorteile aus der EU? Gut, Deutschland profitiert vom Binnenhandel, aber was noch? Was meint ihr dazu?

Das kann ja nur ein Scherz sein.

kowalski6 hat geschrieben:[...] Aber was die Griechen hier gemacht haben, geht einfach nicht. Alle leben in Saus und Braus, [...]

Stelle dich doch mal irgendwo in Athen hin und erzähle das den Menschen. Die erklären dir dann mal die griechische Realität. Und auch wenn bei uns die Kanzlerin vollmundig mehr oder weniger die Faulheit der Griechen anpreist, faktisch haben die weniger Feiertage und weniger Urlaub als wir und das Renteneintrittsalter ist auch gleich.

P. S. Nicht, dass man in Griechenland nicht einiges verbessern könnte, nur muss man sehen, Griechenland war VOR der Finanzkrise, für die sie keinerlei Schuld tragen, auf dem richtigen Weg. Schwierig genug, mit einem übermächtigen Partner wie Deutschland.

Benutzeravatar

» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke mal nicht das man Griechenland so einfach aus der EU ausschließen kann da die Griechen zu der EU-Gemeinschaft einfach dazugehören. Meiner Meinung müssen sich die Länder alle zusammentun und sich mal für Notfälle ein System überlegen, falls es mal zu einer großen Verschuldung eines Landes kommen sollte. Leider sieht dies meist anders aus da die Länder das Geld sozusagen aus dem Fenster rausschmeißen. Also ich bin der Ansicht das Griechenland als einzige Möglichkeit nur sparen kann und sie bekommen zwar auch Unterstützung durch andere Länder aber die können und müssen denen auch nicht so viel in den Rachen werfen da sonst die Länder die das Geld gegeben haben auch pleite gehen können. Es wird zwar sehr schwer für die Griechen, aber wenn die konsequent einsparen gibt, es vielleicht noch etwas Hoffnung und sie kommen aus den Schulden wider raus. Wobei es sehr schwierig wird, da sie einen Haufen schulden haben, und bis dass verarbeitet wurde, dauert es sehr lange. Wenn die so weiter machen wie jetzt dann haben sie keine Chance mehr sich zu retten und gehen dann unter.

» GI KA » Beiträge: 1629 » Talkpoints: 62,28 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es sind einfach viel zu wenige Länder, die sich daran beteiligen, Griechenland wieder aufzubauen. Deutschland pumpt da Summen in das Land, die sie nie wieder sehen werden. Die ganze Wirtschaft und der Handel in Griechenland funktioniert nicht mehr und es wird noch eine Weile dauern, bis es sich wieder einigermaßen gefangen hat. Gerade bei den hohen Staatsschulden, die die Bundesrepublik eh schon tragen muss, sollte man da lieber etwas vorsichtiger sein. Die Beiträge in Millionenhöhe, die wir in Griechenland pumpen, sehen wir nie wieder und könnten sie meiner Meinung nach auch in etwas sinnvolleres einsetzen.

» iCandy » Beiträge: 1584 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn man die Griechen aus der EU ausschließen will muss das kontrolliert passieren, ansonsten haben wir einen Crash an der Börse. Dennoch bin ich dafür, dass wir die Griechen weiterhin unterstützen, denn wenn erst die Griechen raus sind was passiert dann mit Italien, Spanien, Portugal und Irland? Die werden ja nicht umsonst als PIGGS bezeichnet. Die Schweine in der EU. Jedenfalls kann man nicht einfach so ein Mitgliedsstaat aus der EU schmeißen um die anderen zu sichern. Das würde eine Kettenreaktion auslösen und daher niemanden in der EU einen Gefallen tun. Das Geld wäre dann auch verloren.

» traumfrau_ » Beiträge: 108 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


GI KA hat geschrieben:[...]Also ich bin der Ansicht das Griechenland als einzige Möglichkeit nur sparen kann [...] Es wird zwar sehr schwer für die Griechen, aber wenn die konsequent einsparen gibt, es vielleicht noch etwas Hoffnung und sie kommen aus den Schulden wider raus. [...] Wenn die so weiter machen wie jetzt dann haben sie keine Chance mehr sich zu retten und gehen dann unter.

Nochmal: Sparen führt einen Privatmann aus der Krise, aber ein Staat kann durch Sparen alleine nicht wieder gesunden - in einer Währungsunion ohne Abwertungsmöglichkeit der eigenen Währung schon gar nicht. Wenn man so spart, wie es in Griechenland der Fall ist, bricht der Konsum ein, die Arbeitslosigkeit steigt, wodurch die Sozialausgaben steigen, die Steuereinnahmen brechen, die Investitionen gehen zurück, es beginnt eine Spirale nach unten. Das funktioniert nicht. Das Prinzip der schwäbischen Hausfrau ist untauglich für ganze Volkswirtschaften. Die Volkswirtschaft kann zwar auf der einen Seite die Ausgaben zurückfahren, gräbt sich dafür aber auf der anderen Seite neue Löcher, so dass die Einnahmen ausbleiben und unter Umständen sogar höhere Ausgaben erfordern. Die Ausgaben der einen sind hier immer auch die Einnahmen der anderen Seite. Bei einem Privatmann ist das so nicht der Fall. Wenn er spart und arbeitet, hat er weiter seine Einnahmen, kann so seine Schulden verringern.

iCandy hat geschrieben:[...] Deutschland pumpt da Summen in das Land, die sie nie wieder sehen werden. [...] Die Beiträge in Millionenhöhe, die wir in Griechenland pumpen, sehen wir nie wieder und könnten sie meiner Meinung nach auch in etwas sinnvolleres einsetzen.

Das kann man auch anders sehen. Momentan pumpen wir da (Steuer)Geld nach, damit unsere Banken und Versicherungen und damit auch deren Gläubiger (also irgendwie auch du und ich) mit einem blauen Auge davonkommen. Außerdem: Umgekehrt wird ein Schuh draus, denn es sind die Griechen, die nie was von dem Geld zu sehen bekommen werden. Wir werden zahlen und das griechische Volk zahlt auch schon längst. Dazu muss man sagen, wir haben vorher auch jahrelang gut an den sich verschuldenden Ländern verdient (vermutlich nicht du, aber unsere Wirtschaft und die Geldgeber) und maßgeblich über ein Anhäufen von Leistungsbilanzüberschüssen zu dieser Situation beigetragen. Aber bis heute verbreitet man ja immer noch die Mär, es wäre irgendwas tolles, wenn man sog. "Exportweltmeister" wäre. In Wahrheit ist genau das der Hauptgrund für die Wettbewerbsverzerrungen in der Eurozone.

traumfrau_ hat geschrieben:Wenn man die Griechen aus der EU ausschließen will muss das kontrolliert passieren,

Der Gedanke ist absurd, weil die europäischen Verträge diesen Fall nicht vorsehen. Es geht nicht, weder unkontrolliert, noch kontrolliert. Die Diskussion ist unsinnig. Nur die Griechen selber könnten entscheiden, den Euro und/oder die Eurozone zu verlassen. Aber das wollen sie natürlich nicht.

traumfrau_ hat geschrieben:[...] wenn erst die Griechen raus sind was passiert dann mit Italien, Spanien, Portugal und Irland? Die werden ja nicht umsonst als PIGGS bezeichnet. Die Schweine in der EU.[...]

Abgesehen davon, dass das nichts als nationalistische Hetze ist, es bestünde die reale Gefahr, dass die Eurozone zerfällt. Wir bekämen die DM wieder, die sofort kräftig aufwerten würde und hätten das gleiche Problem wie die Schweiz. Wir wären für die anderen plötzlich sauteuer und kein Mensch könnte mehr unsere Produkte kaufen. Da wir selber keine Binnenkonjunktur haben, weil wir seit ca. 10 Jahren von der Lohnseite her geizen, wäre das der Anfang einer langen und dunklen Zeit.

Man kann nicht von jedem selbst nur grundsätzliche volkswirtschaftliche Kenntnisse verlangen, zumal die Medien gerne scheinbar simple Lösungen anbieten. Ich bitte euch, euch deshalb mal 8 Minuten Zeit zu nehmen und dieses kleine Video anzuschauen, dass die Zusammenhänge auf vereinfachte, aber verständliche Weise erklärt. Es ist nicht perfekt, stellt aber wirklich eines der besseren Angebote zur Thematik dar. Fragen dazu beantworte ich gerne. Ihr werft da so viel durcheinander und stellt Zusammenhänge und Begründungsketten dar, die so nicht vorhanden sind. Das Video stammt von Seiten der Gewerkschaft, ich vermute mal von Verdi.

Benutzeravatar

» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich würde Griechenland wenn es nach mir ginge sofort aus der EU schmeißen. Ich meine wir zahlen den größten Anteil um die Griechen wieder aufzubauen, aber was da gelaufen ist ist einfach unfassbar. Wir können so viel Geld zahlen wie wir wollen, die kommen da so in der EU nicht aus dem Schlamassel. Griechenland ist ein Fass ohne Boden und das haben sie sich selbst zuzuschreiben. Wenn ich dann noch sehe wie sie uns Deutsche, die größten Helfer und Geldgeber, als Nazis beschimpfen kann ich beim besten Willen nicht verstehen warum die Regierung an ihrem Kurs weiter festhält. Ich frage mich mittlerweile was Griechenland in der EU zu suchen hat, lieber hätte man die Türken noch aufnehmen sollen. Deren Wirtschaft ist stark im kommen, betrachten man alleine das Luftfahrtunternehmen Turkish Airlines.

» nille » Beiträge: 67 » Talkpoints: 21,76 »


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^