Atomkraft nein danke oder trotz allem Atomkraft ja bitte?

vom 14.03.2011, 11:10 Uhr

Vor kurzem hat die Bundesregierung einer Laufzeitverlängerung für unsere alten Dinosauriermeiler zugestimmt, die laut Greenpeace ein Sicherheitsrisiko darstellen. Die Proteste in der Bevölkerung blieben recht moderat. Wer bis vor kurzem noch gegen Atomstrom auf die Straße ging musste sich abfällige Bemerkungen gefallen lassen und Demonstranten gegen Castor-Transporte wirkten fast wie unbelehrbare Halsstarrige aus einem anderen Zeitalter. Das Credo, dass Atomenergie unter modernen technischen Bedingungen sicher sei hat einen erheblichen Knacks bekommen. Am Wochenende gingen wieder 60 000 Menschen als Menschenkette gegen Atomkraft auf die Straße. Das Thema ist plötzlich mit diesem tragischen Anlass so aktuell wie schon lange nicht mehr.

In einem anderen Thread hier auf Talkteria ist die Meinung zu lesen, dass es populistisch sei, wenn man jetzt auch in Deutschland noch mal in der Politik sorgfältig darüber nachdenkt wie es mit älteren Atomkraftwerken hierzulande weiter gehen soll. Aber ist das wirklich populistisch? Oder wäre es nicht eher unverantworlich jetzt nach so einem GAU nicht über die Zukunft der Atomenergie erneut nachzudenken? Auch wenn wir hier nicht für Erdbeben gefährdet sind, ist nicht zu vergessen, dass auch in Deutschland Naturkatastrophen zwar unwahrscheinlich aber nicht ganz ausgeschlossen sind. Auch Computervirenangriffe gegen Kraftwerke und Terrorangriffe werden als mögliche Risikofaktoren immer wieder ins Feld geführt.

Wie seht ihr im Moment die Lage? Sollte man den Atomausstieg noch mal übertrieben oder haltet ihr diese Überlegungen für populistisch?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Nein die Überlegungen sind keineswegs populistisch, zumindest meiner Meinung nach. Die Diskussion über die unrechtlichen Laufzeitverlängerungen war eh viel zu Lange zum Erliegen gekommen. So schrecklich die Lage in Japan auch ist und so leid mir das für die Opfer, Angehören, usw tut, wir in Deutschland haben die Möglichkeit daraus zu lernen!

» flascheleer » Beiträge: 7 » Talkpoints: 1,27 »


Natürlich wird die Situation jetzt von allen Atomkraftgegner total ausgenutzt. So hart es jetzt klingen mag, aber es hätte doch für sie gar nicht besser kommen können. Endlich hat man mal wieder einen Grund um gegen Atomkraft weiter Stimmung zu machen. Es denkt aber nur niemand darüber nach, dass einfach keine Alternativen gibt. Was sollte man denn ohne unsere Atomkraftwerke machen - es gibt sonst einfach zu wenig Strom. Wieso sollte man denn jetzt eine funktionierende Technik aufgeben, wenn man doch weiß, dass dadurch nichts anderes passieren würde, als dass die Preise für Strom weiter in die Höhe schießen.

Jeder, der nach den Ereignissen meint, dass unsere Kraftwerk natürlich auch nicht sicher sein können, hat einfach keine Ahnung von der Materie, hat sich nicht wirklich damit beschäftigt oder trägt grundsätzlich eine Ablehnung in sich, sodass auch alle Argumente keine Wirkung zeigen würden. Man kann die Atomkraftwerke in Deutschland einfach überhaupt nicht mit den Anlagen in Japan vergleichen. Wir haben hier einfach viel höhere Sicherheitsstandards und wir leben auch nicht in einem solche extrem anfälligen Gebiet für Erdbeben. Ebenfalls kann ich mich nicht an einen Tsunami in Deutschland erinnern. Wenn ich hier jetzt höre, dass die deutschen Anlagen teilweise doch so alt wären, dann frage ich mich denn allen Ernstes was dies für eine Logik beherbergen soll. Soll das denn heißen, dass jede alte Anlage gleich schlecht ist?

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also ich sehe es nicht ganz so schwarz weiß, wie manche das tun. Populistisch finde ich die Diskussion nicht, aber es muss auch gesagt werden, dass jetzt nichts überstürzt werden sollte. Doch die ganze Diskussion momentan führt schon fast dazu, dass schnell gehandelt wird und ob das dann immer gut überlegt ist, das weiß ich nicht.

Es ist generell sicher richtig, dass man jetzt über die Zukunft unserer Atomkraftwerke nachdenkt. Soweit ich weiß, werden gerade die älteren Modelle jetzt auch nochmal überprüft, was ich sehr gut finde. Eine 100%ige Sicherheit kann man hier zwar nie haben, aber wenn gravierende Sicherheitsmängel auftauchen, kann man diese Atomkraftwerke schließen.

Zum generellen Ausstieg aus der Atomkraft ist meine Meinung zwiegespalten. Sicherlich sind Atomkraftwerke ein Sicherheitsrisiko, das sehe ich völlig ein. Aber wenn ich mir überlege, welche Alternativen wir hier haben, bin ich relativ schnell fertig mit überlegen. Wir nutzen teilweise schon Wasser- und Windkraftwerke, es gibt Solarzellen, aber das war es auch schon. Damit können wir aktuell niemals den Strombedarf decken, den Deutschland hat. Wir sind ziemlich verwöhnt, denn alles was wir nutzen, läuft mit Strom. Wären wir auch bereit dazu, auf das eine oder andere zu verzichten, damit wir auf alternative Energien umsteigen können? Ich glaube fast nicht, denn das würde ja auch einen Einschnitt in die eigene Lebensqualität bedeuten.

Wenn es genügend Alternativen gäbe, die wirklich die Energiegewinnung sicherstellen, wäre ich absolut für einen Ausstieg. Aber momentan sehe ich das einfach nicht. Wenn ich mir überlege, für was wir alles Strom benötigen, da können wir nicht so schnell auf Atomenergie verzichten.

Zudem hängen dort Arbeitsplätze dran. Wenn die Atomkraftwerke geschlossen werden, dann haben diese Leute erstmal keine Arbeit mehr. Sie können ja nicht direkt bei den Firmen eingesetzt werden, die alternative Energien fördern, denn die Arbeit ist möglicherweise eine ganz andere. Auch das ist ein wichtiges Thema.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Vampirin hat geschrieben:Soweit ich weiß, werden gerade die älteren Modelle jetzt auch nochmal überprüft, was ich sehr gut finde.


Aber genau hier muss man sich dann auch die Frage stellen lassen, warum man dies jetzt für nötig hält. Es kann doch nicht sein, dass man nun der Meinung ist, dass aufgrund der Vorfälle in Japan auch unsere Atomkraftwerke nicht mehr sicher genug sind. Ich sehe einfach nicht die Notwendigkeit, dass man gerade jetzt auf die Idee kommt, dass eine Überprüfung der Anlagen eben gerade jetzt notwendig sein soll. Entweder man weiß doch schon seit längerer Zeit, dass eben etwas nicht stimmt und will dies jetzt einfach an das Licht bringen, da man doch wieder zurück rudern möchte und seine Meinung zum Ausstieg vom Ausstieg plötzlich wieder geändert hat oder aber man will die Gelegenheit jetzt einfach nutzen um noch einmal klar zu machen, dass unsere Anlagen doch sicher sind. Aber dann sollte man diese Überprüfungen doch jetzt auch begründen und klar sagen, warum man diese nun veranlasst und ob man möglicherweise doch Bedenken hat.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


BrilleWilli hat geschrieben:
Vampirin hat geschrieben:Soweit ich weiß, werden gerade die älteren Modelle jetzt auch nochmal überprüft, was ich sehr gut finde.


Aber genau hier muss man sich dann auch die Frage stellen lassen, warum man dies jetzt für nötig hält. Es kann doch nicht sein, dass man nun der Meinung ist, dass aufgrund der Vorfälle in Japan auch unsere Atomkraftwerke nicht mehr sicher genug sind. Ich sehe einfach nicht die Notwendigkeit, dass man gerade jetzt auf die Idee kommt, dass eine Überprüfung der Anlagen eben gerade jetzt notwendig sein soll. Entweder man weiß doch schon seit längerer Zeit, dass eben etwas nicht stimmt und will dies jetzt einfach an das Licht bringen, da man doch wieder zurück rudern möchte und seine Meinung zum Ausstieg vom Ausstieg plötzlich wieder geändert hat oder aber man will die Gelegenheit jetzt einfach nutzen um noch einmal klar zu machen, dass unsere Anlagen doch sicher sind. Aber dann sollte man diese Überprüfungen doch jetzt auch begründen und klar sagen, warum man diese nun veranlasst und ob man möglicherweise doch Bedenken hat.


Ich denke, das hat auch viel mit dem politischen Druck zutun. Das die Atomkraftwerke älteren Baujahres schon länger gewisse Sicherheitsmängel aufweisen, das ist ja bekannt. Jetzt allerdings drängt es mehr, weil die Vorfälle in Japan waren. Die Bürger gehen auf die Barrikaden und die SPD nutzt jetzt ihre Chance und schlägt in dieses Loch, auch weil jetzt wieder Wahlen anstehen.

Sicherlich hätte man diese Überprüfung nicht gemacht und man hätte auch nicht darüber diskutiert, wenn das in Japan nicht passiert wäre. Aber durch diese Vorfälle ist dieses Thema aktuell und auf den Politkern, insbesondere auf der Bundeskanzlerin, wird nun ein großer Druck ausgeübt. Man möchte nicht, dass das ignoriert wird. Ich denke, das ist der Grund dafür.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich weiß ja, dass man sich über dieses Thema ohne Grenzen aufregen kann. Aber bleibt doch bitte bei den Tatsachen und behauptet nicht ohne Recherche irgend etwas. Atomkraftwerk ist nunmal nicht gleich Atomkraftwerk. Einfach so pauschal zu behaupten, alle AKW hierzulande seien sicher ist einfach nicht zutreffend. Das große Unglück von Tchernobyl, das die Sicherheitsdebatte erst ins Rollen brachte fand 1986 statt. Ich würde deshalb alle AKW die vor diesem kritischen Datum in Betrieb genommen wurden und geplant wurde mit großer Vorsicht betrachten. Das AKW Krümmel in der Nähe von Hamburg wurde 1984 in Betrieb genommen. Der Block 1 des AKW Phillipsburg bei Karlsruhe stammt auch aus den 70ern, Auch Isar 1 bei Landshut und das österreichischen AKW Zwentendorf, das nie in Betrieb ging, stammen aus der Zeit.

Diese AKW sind von der technischen Konzeption mit dem stark umstrittenen AKW Brunsbüttel vergleichbar, das 2007 glücklicherweise still gelegt wurde. Dieses war seit den 70ern in Betrieb. Wenn man den technischen Fortschritt alleine in der Computertechnik seit diesem Zeitpunkt betrachtet, sollte jedem klar sein, was das bedeutet, wenn so ein Gerät fast 40 Jahre im Betrieb ist. Einen normalen harmlosen Fernseher würde auch kaum jemand so lange betreiben. Trotzdem wurde hier immer wieder verhandelt, ob man deren Laufzeiten nicht doch noch ausdehnen könne. Da sollte man schon fragen, ob das nicht ein Spiel mit dem Feuer ist, da diese Reaktoren, mitten im hoch technisierten Deutschland, dem umstrittenen und unsicheren Typ der Siedewasserreaktoren angehören.

Die Japanischen AKW hatten auch sehr hohe Standards, eben weil mal mit Naturkatastrophen rechnete. Auch sie sind offensichtlich nicht unfehlbar, weil man nie alle Risiken kalkulieren kann. Da wir in Deutschland keine Naturkatastrophen haben, finde ich es schon beachtlich, dass wir alleine im Jahr 2006 ganze 126 Pannen in den wenigen deutschen Atomkraftwerken hatten, was man hier nachlesen kann. Wer möchte kann ja mal die Statistiken für die übrigen Jahre heraus suchen. Sich da in absoluter Ruhe zu wähnen kann auch trügerisch sein.

Es redet ja auch bislang noch keiner davon, schlagartig und komplett aus der Kernenergie in Deutschland auszusteigen, sondern als ersten Schritt erstmal so vernünftig zu sein, alle unsicheren Meiler still zu legen.

Seit Tchernobyl wird ja immer wieder diskutiert, dass wir ja angeblich nicht genug alternativen hätten. Erst in den letzten 10 Jahren wurde überhaupt mal begonnen Alternativen zu nutzen in alternative Energieträger investiert. Wenn man 15 von 25 Jahren nicht richtig aus dem Tee kommt, braucht man sich eigentlich auch nicht zu wundern, dass keine Alternativen vom Himmel fallen. Statt jetzt schon wieder zu lamentieren, dass Kernspaltung alternativlos sei, sollte man verstärkt in Alternativen investieren, damit das Problem der Alternativlosigkeit nicht auf ewig bestehen bleibt. Neue und sichere Atomkraftwerke sind ja auch nicht gerade billig, wenn man Planung und Bau berechnet. Das sollte man immer berücksichtigen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Willst du dann damit sagen, dass alle Kraftwerke, die älter sind als das in Tchernobyl war, schlecht oder stärker gefährdet sind als alle andere? Das halte ich einfach für falsch und kann diese Argumentation auch einfach nicht nachvollziehen. Wenn ich es doch richtig im Kopf habe, dann entstand doch die Katastrophe in Tchernobyl auch deswegen, weil unter anderem bei einer Übung nicht genügend Mitarbeiter vor Ort waren und diejenigen, die dort waren auch nicht genau wussten wie sie sich zu verhalten haben. Dass dort auch Systeme ausgefallen sind, ist natürlich richtig. Jedoch kann man doch nicht einfach sagen, dass ein Reaktor lediglich aufgrund seines Alters nicht sicher ist. Das hat doch eben nichts mit dem Baujahr oder aber der Bauweise zu tun. Selbst wenn die Reaktoren noch älter wären, würde dies zum Einen nicht heißen, dass sie anfälliger sind und zum Zweiten doch auch nicht, dass diese Reaktoren mittlerweile eventuell modernisiert wurden und nun vielleicht sogar noch sicherer sind als Reaktoren, die deutlich nach Tchernobyl gebaut wurden.

Dass in den Kraftwerken immer mal wieder Pannen geschehen sind kann man ja nicht leugnen. Jedoch würde ich auch hier immer einmal sehr darauf achten war überhaupt passiert ist und wie kritisch diese Vorfälle wirklich einzuschätzen sind. Und gerade bei solchen Einschätzungen muss man sehr darauf achten wo man eben einen entsprechenden Bericht liest. Denn es ja auch klar, dass auf Seiten von Greenpeace oder den Grünen natürlich jeder kaum nennenswerte Vorfall schon ein kleiner Weltuntergang ist, während es auf anderen Seiten heißt, dass es sich nur eine Kleinigkeit handelt, die eben mit den Reaktoren nichts zu tun hatten.

Auch weiß ich nicht ob man wirklich die Standards von Tchernobyl mit den von anderen Kraftwerken vergleichen kann. Ich glaube nämlich nicht, dass man internationale und einheitliche Richtlinien hat, die eben die Sicherheitsvorkehrungen klar regeln. Deswegen tue ich mir auch schwer zu sagen, dass Vorfälle wie in Tchernobyl oder aber zurzeit in Japan auch bei uns passieren kann. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass unsere Sicherheitsrichtlinien nicht gerade zu den schlechtesten gehören und diese dann wirklich so anfällig sind, wie man sie in manchen Fällen redet. Ebenfalls ist es mir jetzt nicht verständlich warum man mehr oder weniger sagt, dass die Reaktoren in Deutschland ähnlich gebaut sind wie in Tchernobyl und damit dann ja auch sagen möchte, dass es nur eine Frage der Zeit bis es hier zu einem ähnlichen Unfall kommt. Natürlich kann es in jedem Kraftwerk zu einem Unfall kommen - die grundsätzliche Gefahr lässt sich nicht leugnen. Aber nur weil es irgendwo auf der Welt einen Unfall mit einem solchen Kraftwerk gab, heißt es doch nicht zwangsläufig, dass es eben in jedem Baugleichen Kraftwerk auf der Welt auch dazu kommen muss.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Übrigens habe ich nicht gesagt, dass deutsche Kernkraftwerke wie das in Tchernobyl gebaut sind. Sie stammen einfach aus einer Zeit, als man Sicherheit noch auf die recht lockere Schulter genommen hat. Lange Zeit hat man die Tatsache, dass der Reaktor in Tchernobyl angeblich sehr unsicher und marode gewesen sei, als Totschlagargument genommen, dass ein GAU in Deutschland deshalb ausgeschlossen sei, denn wir hätten bessere technische Standards.

Im normalen Betrieb wäre Tchernobyl wohl auch nicht so schnell in die Luft geflogen, der eigentliche Fehler lag angeblich in Fehlentscheidungen des technischen Personals, als man einen Ausfall im Kühlsystem im Rahmen einer Übung simulierte und sich dann alles wie bei einem echten Ausfall aufschaukelte. Natürlich kommt heute kein vernünftiger Mensch mehr dazu, einfach den Strom und die Notsysteme eines AKW abzuschalten, weil man mal schnell ausprobieren möchte, was dann passiert. Aber in Japan ist wohl das eine der Ursachen für die prekäre Lage in Japan, wenn das stimmt was in den Nachrichten gesagt wurde. Angeblich war durch das Erdbeben nicht nur das Gebäude so schwer erschüttert, sondern auch die Stromversorgung unterbrochen und die Notstromspeicher sind mittlerweile auch leer.

Ich bin schon der Meinung, dass technischer Fortschritt eine ganz enorme Rolle bei Fragen der Sicherheit bringt. Keine moderne Flugzeugflotte einer Qualitätsairline würde heute noch ernsthaft neue Flugzeuge in Bau geben und als neu hergestellte Produkte kaufen, die dem technischen Standard der 70er entsprechen. Man wird im Normalfall auf Neuware zurückgreifen, die auch zeitgenössischen Standards entpricht. Wenn man die Möglichkeit hat, technische Innovation zu nutzen, sollte man das tun. Bei einem Flugzeug kann jeder entscheiden, ob er eine Flugreise unternimmt oder nicht. Beim dem Betrieb eine AKW kann kaum einer wirklich frei entscheiden, ob er da nun wohnen will oder nicht. Wenn bei Atomkraftwerken die alten Meiler immer noch das Optimum wären, was man bauen kann, dann würde man auch heutige Anlagen noch genau so bauen wie diese alten und nicht in innovative Forschung investieren und die Anlagen weiter verfeinern.

Auch der natürliche Verschleiß von Anlage macht vor Atomkraftwerken keinen Halt. Da sollte man meiner Ansicht nach sehr wachsam sein und sich mit Bedacht besser einen gehörigen Sicherheitspuffer einplanen und nie an die Grenzen des machbaren gehen. Möglicherweise übertreiben die Grünen und Greenpeace. Das wäre im Zweifel aber das weniger schädliche Verhalten. Ein Betreiber eines AKW, der Sicherheitsrisiken untertreibt und die Lage beschönigt und die Mitarbeiter und Anwohner in Gefahr bringt, ist weit mehr kritisch zu beurteilen. Natürlich wird es nicht zu so einer Katastrophe wie in Tchernobyl kommen. Aber wenn es zu einer Atomkatastrophe kommt, ist es letztlich doch egal, ob sie so wie in Tchernobyl oder so wie in Japan oder ganz anders sein wird. Es wird auf jeden Fall nicht erfreulich werden. Wenn man Greenpeace und die Gründen als Informationsquelle ablehnt, dann sollte man die Atomlobby ebenso als Informationsquelle ablehnen, da die auch nicht neutral sprechen werden. Fragt sich nur noch, wem man dann vertrauen möchte, wenn man sich einen eigenen Standpunkt bilden will, ob man einen Atomausstieg langsam in Angriff nehmen sollte oder eher nicht.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Natürlich sind erst einmal alle entsetzt und geschockt und verlangen den sofortigen Stopp aller Atomkraftwerke, besser noch heute als morgen. Aber so einfach, wie es klingt, ist es nun mal nicht. Man kann nicht von heute auf morgen alle Atomkraftwerke durch Windenergie ersetzen, dafür haben wir gar nicht genügend Geräte zur Verfügung. Das braucht Zeit und kann nur Schritt für Schritt durchgeführt werden. Und die alten Kohlekraftwerke sind ja auch nicht so erstrebenswert.

Da Frau Merkel jetzt spontan beschlossen hat, die Energiegewinnung durch Atomkraftwerke zu stoppen, wird da wohl noch etwas in Gang gesetzt werden. Ich halte die Entscheidung für unüberdacht und vorschnell. Die Welt gerät in Panik, und die Politiker werden nervös und denken nicht mehr nach. Die Bundesregierung hat einen Vertrag mit den Atomkraftkonzernen abgeschlossen, der noch einige Jahre gültig ist. Es sollten lieber zunehmend andere Energiequellen gefördert werden, damit wir, sobald der Vertrag abgelaufen ist, vielleicht schon einige Atomkraftwerke stilllegen können. Damit erreichen wir viel mehr.

» <green day> » Beiträge: 403 » Talkpoints: 40,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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