Atomkraft nein danke oder trotz allem Atomkraft ja bitte?

vom 14.03.2011, 11:10 Uhr

Ich denke, dass die Forschung von umweltfreundlichen Energiequellen weiter unterstützt werden sollte. Und wenn eines Tages genug Energie mit diesen Mitteln erzeugt wird, haben wir einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Doch meiner Meinung nach ist die erzeugte Energie zur Zeit noch nicht ausreichend um auf die Atomkraftwerke zu verzichten.

Natürlich strahlen die Nebenerzeugnisse der Atomkraftwerke und der ganze Abbauprozess des Urans ist auch umweltschädigend, aber die Menge an erzeugter Energie ist absolut notwendig für unseren heutigen Lebensstandart. Das bedeutet, dass man zur Zeit noch nicht alles dafür tun sollte, dass die Atomkraftwerke schließen.

» Pawlos122 » Beiträge: 53 » Talkpoints: -0,93 »



Da fällt mir ein, was ist eigentlich aus NORGER geworden? Geplant war da doch ein Seekabel zwischen Norwegen und Deutschland, bei dem wir unsere überschüssige Windenergie einspeisen und die in Pumpspeicherwerken in Norwegen gespeichert und bei Bedarf zurückgeholt wird. Also ein Spiel zwischen Wind- und Wasserkraft. Ende letzten Jahres hatte unsere Regierung doch aus fadenscheinigen Gründen betreffs einer fehlenden Vorschrift, einen auf Blockade gemacht. Tut sich da noch was, oder ist das tot?

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Da Deutschland wohl angeblich rund 20 Prozent des erzeugten Stroms in andere Länder exportiert hat, gibt es wohl wirklich einen Überschuss, der nun weg fällt. Gestern wurde auch verkündet, dass mit der Abschaltung nicht einfach so die Lichter ausgehen. Die Bereitstellung von elektrischem Strom ist auch ein wenig komplizierter, als man so auf dem ersten Blick meint, sonst würde es bei Normalbetrieb schon ständig zu Ausfällen kommen. Das heißt, dass der Strom den man bezieht immer eine Mischung aus der Produktion verschiedener Kraftwerke ist. Außerdem hat man auch immer eine gewisse Menge an Kraftwerken in der Hinterhand, falls es mal zu Ausfällen egal welcher Art kommt. So ein AKW kann ja theoretisch auch mal schnell wegen eines technischen Defekts vom Netz genommen werden müssen, ohne dass der Endverbraucher was merkt und das ist in der Vergangenheit schon häufig geschehen. Außerdem ist der Stromverbrauch nicht über den Tag gleich, sondern es gibt Spitzenverbrauchszeiten, zum Beispiel zwischen etwa 6 Uhr morgens und 8 Uhr morgens, wenn die meisten sich für den Arbeitstag fertig machen. Für solche Spitzenzeiten nimmt man schnell mal Wasserspeicherkraftwerke in Betrieb.

Außerdem beginnt jetzt die warme Jahreszeit. Die drei Monate Moratorium fallen also in eine Zeit wo der Stromverbrauch sowieso im Jahresdurchschnitt gesenkt ist. Die vielen Leute, die mit Nachtspeicherheizungen und anderen Geräten auf Strombasis in Deutschland heizen fordern schon mal keinen Strom an. Außerdem wird nicht so viel Strom in Licht umgewandelt, da es draußen schon mal länger hell ist. Wenn jetzt jeder bei sich zu Hause noch mal kritisch überprüft, wo sinnlos Strom verschleudert wird und wo man zum Beispiel ein Standby abschalten könnte, dann ist das völlig irrelevant. Bis zum nächsten Winter ist die Situation schon mal so weit geklärt, dass da niemand Angst haben muss im dunklen Viertel Deutschlands zu sitzen.

Natürlich müsste jetzt endlich mal verstärkt in alternative Energiequellen investiert werden. Die letzte Finanzkrise hat ja auch gezeigt, dass das genau die Technologien waren, die sich in der Krise am stabilsten zeigten. Da momentan die Finanzmärkte schon wieder angegriffen sind, wäre das aus rein wirtschaftlicher Sicht doch bedenkenswert, unsere Wirtschaft mit diesen Technologien zu stabilisieren. Außerdem, wenn man immer nur lamentiert, dass etwas nicht geht, wird sich das Problem auch nicht von selbst lösen. Ein Komplettausstieg von einen auf den anderen Tag ist mit Sicherheit nicht machbar und vermutlich auch nicht sinnvoll. Man könnte aber nach und nach die Meiler ersetzen und uns von dieser Energieform unabhängig machen. Dabei muss aber auch garantiert werden, dass nur noch diese AKW in Betrieb sind, die wirklich sicher sind. Das letzte was wir jetzt brauchen ist, dass unsere Betreiberfirmen uns genauso verarschen wie die japanischen Firmen die Japaner verarscht haben.

Wenn man betrachtet, dass inzwischen auch Länder wie der Iran ein eigenes Atomkraftwerk betreiben, dann wird es meiner Meinung nach langsam Zeit, dass die fortschrittlichsten Länder langsam ein Signal setzen, dass Atomkraft nur eine Übergangslösung war und inzwischen unmodern geworden ist. Das könnte vielleicht die Euphorie in solchen Ländern bremsen, damit nicht noch mehr AKW in die Hände von unberechenbaren Machthabern gelangen. Es geht hier auch aber nicht nur alleine um die AKW in Deutschland. Auch in Frankreich hat sich wohl mittlerweile eine Protestfront gegen die unsicheren AKW gebildet. Statt immer nur zu heulen, dass wir als einzige Vorreiter nichts ausrichten können wäre es jetzt an der Zeit gemeinsam nach Alternativen zu forschen und gemeinsam Alternativen Stück für Stück aufzubauen. Ich würde sagen, auf einen besseren Zeitpunkt für so einen Projektbeginn kann man lange warten.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



trüffelsucher hat geschrieben:Außerdem, wenn man immer nur lamentiert, dass etwas nicht geht, wird sich das Problem auch nicht von selbst lösen. Ein Komplettausstieg von einen auf den anderen Tag ist mit Sicherheit nicht machbar und vermutlich auch nicht sinnvoll. Man könnte aber nach und nach die Meiler ersetzen und uns von dieser Energieform unabhängig machen. Dabei muss aber auch garantiert werden, dass nur noch diese AKW in Betrieb sind, die wirklich sicher sind. Das letzte was wir jetzt brauchen ist, dass unsere Betreiberfirmen uns genauso verarschen wie die japanischen Firmen die Japaner verarscht haben.

Wenn man betrachtet, dass inzwischen auch Länder wie der Iran ein eigenes Atomkraftwerk betreiben, dann wird es meiner Meinung nach langsam Zeit, dass die fortschrittlichsten Länder langsam ein Signal setzen, dass Atomkraft nur eine Übergangslösung war und inzwischen unmodern geworden ist. Das könnte vielleicht die Euphorie in solchen Ländern bremsen, damit nicht noch mehr AKW in die Hände von unberechenbaren Machthabern gelangen. Es geht hier auch aber nicht nur alleine um die AKW in Deutschland. Auch in Frankreich hat sich wohl mittlerweile eine Protestfront gegen die unsicheren AKW gebildet. Statt immer nur zu heulen, dass wir als einzige Vorreiter nichts ausrichten können wäre es jetzt an der Zeit gemeinsam nach Alternativen zu forschen und gemeinsam Alternativen Stück für Stück aufzubauen. Ich würde sagen, auf einen besseren Zeitpunkt für so einen Projektbeginn kann man lange warten.


Diejenigen, dies ich doch jetzt über die Kernkraftwerke weiter aufregen und meinen, dass sie doch so unsicher wären und es spätestens nächste Woche zu einem genauso großen Unfall kommen wird, diejenigen lamentieren doch genauso. Dass man von heute auf morgen die Kernkraftwerke nicht abschalten kann, haben wir jetzt auf den drei Seiten ausführlich diskutiert und ich denke auch, dass wir alle der Meinung sind, dass dies nicht so schnell möglich ist, auch wenn eine Überproduktion an Strom statt finden sollte. Es wird und wurde ja auch nicht gesagt, dass man für immer an den Kernkraftwerke fest halten will. Die Laufzeiten wurden ja nur verlängert, da man die Zeit benötigt um die Technologien für eine alternative Energiegewinnung weiter voran zu treiben und diese dann so bereit stellen zu können, dass man auf die Kernkraftwerke eben verzichten kann. Wäre dem doch jetzt schon so, dann hätte doch wohl auch niemand die Laufzeiten für die Kernkraftwerke verlängert.

Ich frage mich nur, warum du jetzt sagst, dass uns die Betreiber der Kernkraftwerke verarschen sollten. Das ist doch nichts neues, dass der Bürger für dumm verkauft wird und überall nicht mit der ganzen Wahrheit versorgt wird. Vor einer Woche wurde hier noch über E10 diskutiert. Hier ist es doch genauso, dass man von allen Seiten einfach nur verarscht wurde, es aber niemand so ernst genommen hat. Man kann die zwei Ereignisse jetzt zwar nicht so einfach vergleichen, aber ich denke es wird klar, worauf ich hinaus will.

Ich glaube aber, dass du es dir hier sehr einfach machst, wenn du sagst, dass der Iran schon Kernkraftwerke besitzt und man Signale setzen müsste, um den Diktator dort davon zu überzeugen, dass er diese wieder abschalten soll. Ich glaube, dass da viel passieren kann und die halbe Welt oder von mir auch mehr auf ihre Kernkraftwerke verzichten kann, aber dies dann keine Auswirkungen auf die Kernkraftwerke im Iran haben wird. Es ist ja auch nicht nur der Iran, der über solche Kernkraftwerke verfügt. Auch andere Staaten, die man auch in eine ähnliche Schublade stecken würde wie den Iran, besitzen ebenfalls solche oder ähnliche Kernkraftwerke. Noch schlimmer als ein Kernkraftwerke sollte aber Gedanke sein, dass in Nordkorea jemand regiert, der immer mal wieder Test mit Kernwaffen durchführt.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Besonders witzig finde ich übrigens, was unsere Bundesregierung sich da ja gerade noch Ende letzten Jahres ausgedacht hatte. Von Glaubwürdigkeit ist da für mich nichts mehr in Sicht, beim Schlingerkurs mit verwirrter Steuerfrau.

Geplant (und letztlich umgesetzt) wurde da nämlich eine Absenkung des Sicherheitsleves für AKWs. Hinweise tauchten zunächst in internen Regierungsdokumenten auf. Damals hatte die Sendung MONITOR berichtet. Demnach war geplant, dass man die Betreiber von der Nachrüstung der Reaktoren freistellt. Es sollte ein § 7d ins Atomgesetz aufgenommen werden, nach dem sollte das Sicherheitsniveau dann nicht mehr zwingend dem "Stand von Wissenschaft und Technik" genügen, sondern es war nur noch schwammig von einer "Sorgepflicht" die Rede. Und Sorgepflicht bedeutet nur Bemühen und nicht etwa tatsächlich durchführen und Erfolg haben. Das Papier schiebt sicherheitsrelevante Maßnahmen weit nach hinten, in den mittel- bis langfristigen Bereich, also alle teuren Modernisierungen, vor allem die für ältere AKWs. Als Topping sollte dann gleich noch das Klagerecht für Bürger einkassiert werden. Das sollte alles betreffen, was den Begriff des "Restrisikos" angeht (z. B. Flugzeugabstürze, terroristische Angriffe). Ergänzend hierzu die Einlassung einer Juristin der Deutsche Umwelthilfe. Das macht es leichter, das zu verstehen.

Und das mit dem "7d" ist, wie ich das sehe, auch tatsächlich umgesetzt worden, siehe hier. Soweit mir bekannt, wollen Grüne und SPD dagegen noch klagen. Man sollte dieses Verhalten der Regierung bei seiner nächsten Wahlentscheidung als ein Pünktchen zum Thema Atompolitik zur Beurteilung im Hinterkopf behalten.

Und zur Erinnerung führe man sich doch nochmal diesen Bericht von Monitor zu Gemüte.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Natürlich wird der Iran nicht sein neuestes Spielzeug still legen, nur wenn Deutschland aus der Atomenergie aussteigt. Wer wäre schon so naiv das zu glauben. Wenn aber mehrere Staaten die Post-Atomstrom-Ära einläuten würden, dann hätte das schon Signalwirkung. Ich gehe schon davon aus, dass der Besitz eines Atomkraftwerkes mehr ist als der Besitz dieses Kraftwerkes an sich, sondern mehr ein politisches Statement und Prestigesymbol. Wenn die Meinung der Vorreiterstaaten eines Tages so lautet, dass diese Technologie einfach mal sowas von altmodisch ist, dann besteht auch weniger Anlass für Schwellenländer mit so einer Technologie anzugeben. Und Iran ist natürlich nur ein Beispiel für viele Länder, das auszuweiten wäre hier in dem Thread aber fehl am Platz.

Ich glaube, wir müssen auch nicht über die ethische Beurteilung von Kernwaffen und sonstigen Massenvernichtungswaffen diskutieren. Das ist wieder ein anderes Problem und hat mit dem Atomausstieg eigentlich nichts zu tun. Außerdem verursachen Kernwaffen im Normalfall erst dann ein Problem, wenn jemand die Nerven verliert und den roten Knopf drückt. Sie sind also, einen gesunden Menschenverstand vorausgesetzt, von den Besitzern beherrschbar.

Dass man als Bürger immer wieder verarscht wird, ist nichts neues, aber ich sehe auch nicht ein, warum ich das stumm hinnehmen soll. Meine Meinung zu Atomstrom hat sich seit Japan auch nicht verändert. Allerdings kann man jetzt seine Meinung wieder kund tun ohne als alberner ewig gestriger abgestempelt zu werden. Ich würde unterstellen, dass es vielen die jetzt wieder protestieren auch so ähnlich geht. Jetzt hat man endlich wieder den Eindruck, dass Protest auf offene Ohren trifft und die Entscheidungsträger vielleicht endlich mal zu massiverem Umdenken bewegen kann. Auch wenn Merkels Manöver möglicherweise auf einige nicht glaubwürdig wirkt, auch wenn vieles möglicherweise durch wahlkampftaktische Überlegungen gesteuert wurde und auch wenn ich mir schon ein früheres bedächtiges Handeln gewünscht hätte: Wenigstens bewegt sich jetzt mal etwas. Das sollte man nicht aus dem Auge verlieren: Wichtig ist, was hinten raus kommt. Auch wenn es vielleicht mehr durch die Sorge um Wählerstimmen als durch die Sorge um die Unversehrtheit der Bürger zustande kommen mag finde ich es gut, dass es letztendlich unserer Sicherheit zu Gute kommt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Selbst wenn die halbe Welt sich von ihren Kernkraftwerken trennen würde, kann ich mir nicht vorstellen, dass man beispielsweise einen Iran damit beeindrucken kann, sodass man sich dort dann auch sagt, dass man diese Technologie auch abschaffen müsste. Es ist doch dort völlig egal was um einen herum passiert, sodass ich jegliche Handlungsmöglichkeiten, die eine Signalwirkung haben könnten, stark in Frage und würde einmal behaupten wollen, dass der Rest der Welt machen kann was sie will, es aber immer wieder Staaten geben wird, die sich eben nichts sagen lassen und weiterhin ihren Kurs fahren.

Und um noch einmal auf die Signalwirkung zurück zu kommen. Ein solches Signal wurde doch schon von einigen anderen Staaten mehr oder weniger verweigert. Gerade eben habe ich wieder einen Bericht gesehen, in dem mehrere ausländische Politiker gesagt haben, dass man an seinem Atomprogramm festhalten wird und maximal noch Nachbesserungen veranlassen wird. In vielen Fällen werden die Anlagen auch noch ausgebaut beziehungsweise noch neue Anlagen gebaut. Auch würde ich bezweifeln, dass andere Staaten so schnell von den Kernkraftwerken weg kommen könnten. Es gibt ja viele Staaten, die den größten Teil ihres Stromes eben aus solchen Kernkraftwerken beziehen und ich denke, dass es in manch anderen Ländern scheinbar nicht einfach möglich wäre, dass man von heute auf morgen ein paar Kernkraftwerke einfach vom Netz nehmen würde.

Ob man in diesem Zusammenhang nicht doch über Kernwaffen reden kann und vielleicht auch teilweise muss, stelle ich auch in Frage. Ich denke einmal, dass die Technologie für Kernkraftwerke doch in gewisser Weise eine Grundlage für die Entwicklung von Kernwaffen bildet. Wenn man sich jetzt so manche Staaten ansieht, die eben immer noch Kernwaffen testen und auch sonst keine Möglichkeit auslassen um wieder zu provozieren, dann sollte man dies doch genauso bedenklich finden, wie die Kernkraftwerke selbst. Und wenn ein Staat Kernwaffen testet und auch eine sehr fragwürdige politische Einstellung an den Tag legt, dann würde ich sagen, dass es nicht einmal der Fall sein muss, dass jemand die Nerven verlieren muss um eine Kernwaffe zu zünden. Und je nach verwendetem Material kann diese doch mit Sicherheit teilweise schwerere Folgen haben, als ein gewöhnliches Kernkraftwerk.

Ebenso sollte man doch, wenn man schon sagt, dass ein Flugzeug auf ein Kernkraftwerk fallen könnte oder aber dass ein terroristischer Anschlag stattfinden kann, auch erwähnen, dass es doch durchaus auch möglich ist, dass ein terroristischer Angriff möglicherweise auch mit Kernwaffen stattfinden könnte. Dies sollte einem doch schon mehr zu denken geben, als Kernkraftwerke, die bis zu einem entsprechenden Ereignis auch als sicher galten. Ebenso gibt es noch dutzende andere Möglichkeiten einen Anschlag durchzuführen, bei dem auch andere Ziele als Kernkraftwerke getroffen werden können, die aber dann ebenfalls zu fatalen Folgen kommen kann. Wenn man alles solche Einrichtungen schließen würde, dann hätte morgen halb Deutschland keinen Job mehr.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich weiß ja nicht, ob das populistisch in dem Ausgangsthread auf meinen Beitrag in einem anderen Thread gemünzt war. Wenn dann will ich an dieser Stelle noch mal darauf hinweisen, dass es einfach populistisch ist, diese Forderung der sofortigen Abschaltung zu stellen, weil das rein technisch gar nicht so einfach machbar ist - einmal die Kernspaltung in Gang gebracht, lässt sie sich gar nicht so einfach abschalten, wie der Lichtschalter daheim dafür sorgt, dass das Licht erlischt. Außerdem ist es nicht angebracht etwas zu überstürzen, wenn man denn die Lage in Japan heranzieht, weil es ganz einfach so ist, dass Deutschland nicht mal annähernd so seismische Aktivitäten zu verzeichnen hat. Und wenn man dann noch bedenkt, dass Aktionismus selten gut tut, dann ist etwas mehr Bedacht durchaus angebracht.

Natürlich ist es richtig, wenn sich die Politik wieder mit der Stilllegung von Kraftwerken beschäftigt und so eben auch beizeiten über wirklich brauchbare Alternativen nachdenkt und diese auch den Bürgern vermitteln kann. Ganz ehrlich: wer möchte denn wirklich eine große Farm Windräder vor der Haustür haben? Allein mit Photovoltaik auf dem derzeitigen Stand der Technik kann man aber auch nicht den Energiehunger einer Industrienation befriedigen. Und welche Formen der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen ist dem Großteil der Bevölkerung denn sonst noch bekannt? Ist es denn da ein Wunder, dass Energie aus Atomkraftwerken noch immer so eine starke Akzeptanz hat? Und ist das wirklich allein das Verschulden der Politik? Und wem würde man denn ein anderes entschlosseneres Handeln überhaupt zutrauen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Für mich ist es inzwischen eine ganz einfache Geschichte. Angesichts all der Unfälle in diesem Bereich, auch die, die erst Jahre später rauskommen, sollte auch dem letzten klar geworden sein, dass man prinzipiell mit dem ganzen Mist nicht mehr leben kann.

Das einzige Argument, das für mich noch zählt, ist die Versorgungssicherheit. Alles andere ist Lug und Trug. Wir haben uns jahrelang betrügen lassen und auch weggeschaut und aus der Nummer müssen wir raus. Atomstrom wurde und wird bilig gelogen, das weiß doch inzwischen jeder. In Wirklichkeit zahlen wir doch mit den Stromrechnung nur einen kleinen Teil der tatsächlichen Kosten. Bis vor einiger Zeit lautete die Rechnung von Greenpeace noch, dass eine Kilowattstunde im Grunde ca. 2.70 € kosten müsse, wenn man das Risiko enies Unfalls mit versichern müsste. Die Vereine leben von Steuersubventionen, Steuervergünstigungen und Bürgschaften. Und dann werden die Gewinne privatisiert (zwischen 2002 und 2009 waren es ca. 100 Milliarden € für die 4 großen Konzerne), aber die Risiken bleiben natürlich trotzdem bei uns. Daneben spielt die Bundesregierung noch ein falsches Spiel und vieles wird verschleiert. Das ist alles unerträglich und da gibt es nichts zu beschönigen. Die Dinger sind für die Konzerne Gelddruckmaschinen, das Risiko liegt bei uns. Was für ein Wahnsinn überhaupt, so etwas in private Hand zu geben. Diese Unternehmen haben ein Interesse, die Kosten so gering wie möglich zu halten und da muss einem klar sein, dass die immer am Risiko kratzen und nur das tun werden, wozu sie gesetzlich verpflichtet werden. Dass das nicht ausreicht, dafür haben wird doch inzwischen auch genug Belege.

Deshalb kann es nur einen Weg geben. Raus - und zwar so schnell wie das geht, was nicht heißt, von Freitag auf Montag (was allerdings für die ganz alten Kraftwerke meinetwegen gelten mag). Das wird ein paar Jahre dauern, aber es besteht ein Konsens darüber, dass das in 10-15 Jahren zu schaffen ist. Derweil müssen die Gewinne der Unternehmen rigoros gesetzlich beschnitten werden. Man braucht einen Plan für die Zeit danach und die wird viel Geld kosten, denn der Müll muss irgendwo hin. Es wären also 10-15 Jahre Zeit. Es muss das Verursacherprinzip gelten, die Stromkonzerne für zuküntige Zahlungen verpflichtet werden, die Subventionen müssen komplett offengelegt werden. Es gibt auch ein nettes Sümmchen an Rückstellungen, die müssten in die öffentliche Hand übeführt werden (z. b. einen öffentlich-rechltichen Fond), keine Forschungsförderung mehr für Atomstrom, das Geld muss in den regenrativen Bereich und in Richtung Entsorgung.

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» Richtlinie2 » Beiträge: 1872 » Talkpoints: -0,63 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wenn man doch die Anlagen in private Hände legt und du solche Bedenken hast, dann verstehe ich nicht warum man den Betreibern eben nicht schon die ganze Zeit mehr auf die Hände gesehen hat und eben auch schon früher weiter reichende Maßnahmen getroffen hat. Entweder hat man hier richtig geschlafen oder aber man nutzt jetzt die Verängstigung schamlos aus um doch noch einmal die bereits getroffenen Pläne zu überdenken und den Kurs nun doch noch zu ändern. Es kann doch einfach nicht sein, dass ich heute den Betreibern noch vertraue und dann meine Meinung innerhalb von ein paar Stunden nicht nur ändere, sondern dann auch noch genau in die Richtung handeln will. Man kann doch nicht einfach die Situation in Japan vorschieben, um jetzt einen Grund zu haben, unter dem man solche Maßnahmen jetzt treffen kann. Was hätte man denn gemacht, wenn es keinen solchen Vorfall gegeben hätte? Dann würde es niemanden interessieren, ob wir unsere Anlagen weiter am Laufen haben oder nicht.

Dass man nun einen Unfall auch in unseren Anlagen vorhersagt ist doch sehr weit her geholt. Dass theoretisch ein Unfall passieren kann, ist natürlich nicht falsch. Aber besteht denn auch eine realistische Gefahr? Ist es denn wirklich zu erwarten, dass ein solches Kraftwerke in die Luft gehen kann? Dass man nun sagt, dass es in Japan doch auch der Fall war, dann kann man dies doch nicht ernst nehmen. Dann werden einfach massiv Tatsachen verachtet, die eben nicht einfach außer Acht gelassen werden können. Es wird bei uns kein solches Erdbeben geben und auch kein solches Tsunami. Und man muss auch sehen, dass die Kraftwerke in Japan den erwarteten Erdbeben stand gehalten haben. Das Problem liegt einfach nur daran, dass das Erdbeben eben stärker war, als man es eingeschätzt und für möglich gehalten hat. Hier kann dann möglicherweise ansetzen und die Sicherheitsbestimmungen noch einmal überarbeiten und mögliche Naturkatastrophen neu einschätzen und gegebenenfalls neue Maßnahmen entwickeln. Aber es kann einfach nicht sein, dass man hier nicht vergleichbarer Dinge gleichsetzt und meint jetzt handeln zu müssen.

» BrilleWilli » Beiträge: 1779 » Talkpoints: 2,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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