Trotz Beruf einen Nebenjob

vom 14.12.2007, 20:15 Uhr

Obwohl 2,1 Millionen Deutsche bereits einen Beruf haben scheuten sie sich nicht davor, noch einen Nebenjob anzunehmen und sich damit bis zu 400 Euro im Monat dazuzuverdienen, so die Bundesagentur für Arbeit. Das bedeute in der Praxis einen Anstieg um knapp 750.000 Beschäftigte bzw. 60 %, die bereits einen Beruf ausüben im Vergleich zu 2003. Der Anteil am Westen, der nebenberuflich jobbenden trotz Haupttätigkeit, betrug übrigens 1,9 Millionen Menschen, im Osten 208.000 Menschen.

Die meisten sogenannten Minijobber üben ihren Nebenberuf entweder im Handel, in der Gastronomie, in der Gebäudereinigung oder im Baugewerbe aus, auch wenn Gesundheit und Soziales auch Zunahmen, wenn auch weniger deutlich verzeichnen würde. Die Zahl der Nebenjobber ohne sozialversicherungspflichtigen Hauptberuf beträgt übrigens 4,8 Millionen Deutsche, was insgesamt 6,9 Millionen Minijobber ausmacht.

Die Bundesagentur für Arbeit sieht übrigens darin keinen Beleg, dass die meisten Menschen nicht mehr mit einem Gehalt auskommen würden, sondern dass es einfach mehr und mehr Menschen geben würde, die sich gerne etwas dazuverdienen wollen. Angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage ist das jedoch eine zugegeben sehr optimistische Einstellung.

Das die Nebenjobs so stark boomen hängt vor allem, so Experten, mit dem Geringfügigkeitsgesetz zusammen, nach dem die Minijob Regelungen für alle Minijobber gelten und in der Praxis deutlich geringere Sozialabgaben für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bedeuten. Davor galten die Entlastungsregeln nur dann, wenn ein Minijobber keinen weiteren Hauptjob ausübte, was Nebenjobs für Arbeitnehmer und Arbeitgeber unattraktiv machte.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Da stelle ich mir aber die Frage wieso sie nicht glauben, dass die Menschen mit ihrem Gehalt nicht auskommen und deswegen noch zusätzlich Arbeiten gehen. Man geht doch nur Arbeiten um Geld zu verdienen, dass man danach auch ausgibt. Wenn jemand einen höheren Lebensstandart hat, muss man auch mehr verdienen um sich das leisten zu können. Andere gehen zusätzlich Arbeiten um sich mal einen Urlaub oder eine größere Anschaffung leisten zu können, aber auch das andere extrem gibt es - bei denen das Gehalt wirklich nicht mal für die Fixkosten im Monat ausreicht.

Also indirekt kommen die Menschen doch nicht mit dem Gehalt aus, egal ob die Ansprüche so gehoben sind oder es nicht einmal für das Notwendigste reicht. Es wird nicht viele geben die aus Spaß nochmal mehr Stunden arbeiten, um das Geld danach jemand anderen zu schenken.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Also ich denke auch, dass die meisten Menschen mit dem Gehalt aus dem Hauptberuf einfach nicht auskommen und sich deshalb noch einen zweiten Job suchen. Im Prinzip ist die Feststellung "Menschen würden sich gerne etwas dazu verdienen" für mich doch nur die geschönt formulierte Variante des gleichen Sachverhalts.

In einigen Fällen kommt vielleicht auch noch zum Tragen, dass diese Menschen in ihrem Hauptberuf nicht glücklich sind, und sich im Nebenjob Ausgleich verschaffen. Vielleicht sogar mit der Orientierung darauf, das Verhältnis irgendwann mal umzukehren. Also jetziger Hauptberuf wird Nebenjob oder ganz aufgegeben, der Nebenjob wird zur Haupteinnahmequelle.

Auf jeden Fall sollte aber auch der Chef im Hauptberuf vom Nebenjob informiert sein.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Viele Menschen können auch mit dem Gehalt aus dem Hauptjob nicht mehr auskommen. Das ist einfach so. Wenn man sich überlegt wo die Gehälter teilweise gelandet sind (siehe PIN) ist das auch nicht weiter verwunderlich.

Habe letztens noch irgendwo gelesen, wie viele Menschen mit Hartz IV ihr Einkommen aufstocken müssen obwohl sie einen Vollzeitjob haben. Traurig traurig.

» annamarc » Beiträge: 42 » Talkpoints: 0,15 »



Mit Hartz aufstocken trotz Hauptjob? Wie soll das denn möglich sein, ich meine es gilt doch entweder oder, oder? Also entweder Job ODER Hartz 4, oder wie oder was?

» ottschke » Beiträge: 5 » Talkpoints: 0,40 »


Viele verdienen so wenig, dass sie trotz Job noch ALG II beantragen müssen - z. B. Auszubildende, weil es nicht reicht was man verdient. Ich kenne auch einen, der hat in seiner Ausbildung so wenig bekommen (und kein BAB) dass er ALG II beantragen musste. Waren zwar nur 90 Euro, aber solche Fälle gibt`s bestimmt einige, wenn sie auch nicht die Regel darstellen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Die Behauptung, die Leute, die neben ihrem Hauptberuf noch einen Nebenjob haben, hätten einfach einen hohen Lebensstandard ist einfach total weltfremd. Ich weiß echt nicht wie man so weit ab von der Realität leben kann, dass man glaubt, die Leute würden einfach über ihren Verhältnissen leben. Was kennt ihr denn für Leute?!

Ich habe eine Freundin, die arbeitet als Friseurin 41 Stunden die Woche. Die geht morgens um 7 aus dem Haus und kommt abends um 20 Uhr wieder nach Hause. Und die bekommt netto nur knapp 1000 Euro raus - Naja, was soll sie denn damit groß anfangen?! Sie hat eine Wohnung, die bezahlt werden muss und hier sind die Mieten nicht gerade billig; also zahlt sie dafür schon 500 Euro warm. Das alleine sind schon 50 % ihres Nettogehalts! Der Rest geht oft schon drauf für ihr Auto, das Benzin und natürlich Versicherungen, Telefon, Internet.

Das sind doch alles Dinge, die man braucht. Und ihr Gehalt ist nicht gering oder einfach total unterbezahlt, sondern einfach total normal für Leute in ihrem Beruf. Ihr bleibt gar nichts übrig als nebenbei noch am Wochenende zu arbeiten oder manchmal sogar am späten Abend noch in einer Kneipe zu bedienen. Sonst würde sie nicht einmal über die Runden kommen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich arbeite derzeit auch nebenbei noch in einer anderen Firma, dort bin ich geringfügig angemeldet. Ich mache dies nicht, um über die Runden zu kommen sondern weil das Gehalt dort dermaßen gut ist, dass es sich so nebenbei einfach auszahlt. Ich bin dort geringfügig angestellt und verdiene für 5 Stunden die Woche um die 360 Euro monatlich. Das ergibt einen durchschnittlichen Verdienst von ca. 18€/Stunde. Natürlich kommen dann noch Steuern weg, da ich ja zwei Jobs habe. Es bleibt aber noch ein sehr schöner Stundenlohn über, noch dazu wo ich oft eine halbe Stunde früher gehen kann.

Sollte ich mit meinem Haupteinkommen nicht auskommen, wäre mein erster Gedanke ein Nebenjob! Somit kann man schnell die Haushaltskasse aufbessern und man hat mehr Geld zur Verfügung. Viele arbeiten aber auch nebenbei, um sich einen gewissen Luxus leisten zu können oder vielleicht schon für spätere Zeiten zu "sparen". Mein Lebensgefährte und ich zum Beispiel werden uns früher oder später ein Haus kaufen - spätestens da brauchen wir das Zusatzgeld dann. Das heißt wenn dann ein Kredit zum Abbezahlen da ist, zahlt sich ein Nebenjob auf jeden Fall aus. Allein die Kreditrate kann damit vielleicht zur Gänze oder teilweise gedeckt werden.

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» misses_jessica » Beiträge: 963 » Talkpoints: -4,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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