Regiert Stress den Alltag?

Wenn man Samstagvormittags einkaufen geht (in größeren Supermärkten) regiert Stress ganz eindeutig den Alltag. Aber außerhalb des Supermarktes sieht man doch immer wieder Menschen, die ganz gemütlich herumspazieren, bei schönerem Wetter auf einer Bank sitzen, usw. Wobei das dann doch überwiegend ältere Leute sind. Oder Jugendliche, die eben "herumhängen". Weniger Stress scheinen mir die Landwirte und Gärtner zu haben, die haben doch einen sehr geregelten Tagesablauf, sind halt früh auf den Beinen, aber ziehen eben ihren Alltag so durch und wirken dabei nicht übermäßig gestresst. Die grüßen auch mal freundlich oder plaudern.

Ansonsten merke ich aber die schnelllebige Zeit schon sehr. Alles soll möglichst schnell gehen. Im Berufsleben finde ich das aber ganz gut, auch wenn ich einkaufen bin, freue ich mich, wenn alles zügig geht. Und ich selbst mag das eigentlich ganz gerne. Abends kann ich mich dann auch gut in Ruhe entspannen, da muss nichts schnell gehen. Aber so tagsüber brauche ich schon Tempo.

Mir ist es auch so gegangen - es gibt Momente im Leben in denen man erkennt, dass man eigentlich am Leben vorbei lebt. Ich habe jahrelang sehr viel gearbeitet und auch Karriere gemacht. Aber war ich deswegen ein glücklicherer Mensch? Nicht wirklich. Mir ist leider erst viel zu spät klar geworden, dass es viel wichtiger Dinge im Leben gibt als Geld und Konsum. Das sind nur Dinge die uns als Ersatz dienen.

Wir gehen so viel arbeiten, damit wir uns Dinge kaufen können, die wir ohnehin nicht wirklich benötigen. Ich fand es daher wirklich sehr erfrischend von Dir zu lesen - einfach mal hinstellen und den schönen Himmel ansehen! Ja. Genau das sind die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Mir wurde das ganze leider erst viel zu spät bewußt. Eigentlich erst als mein Vater vor 3 Jahren gestorben ist und ich drauf gekommen bin dass ich noch viel zu sagen gehabt hätte. Also nehmt Euch lieber Zeit für die wichtigen Dinge im Leben und rennt nicht immer jedem Konsum hinterher!

Auch ich muss gestehen, dass ich mir leider viel zu selten die Zeit nehme, um meine Umgebung wirklich wahrnehmen zu können. Zu oft bin ich im Stress. Nur ungern würde ich den Bus verpassen, weil ich aufgrund meiner Umgebung herumtrödle. Mir ist erst gestern aufgefallen, dass die Blätter geradezu von den Bäumen regnen. Und hätte ich gestern nicht meinen stressfreien Tag gehabt, wäre wohl der Herbst an meiner Wahrnehmung vorbei gezogen.

Ich finde es wahnsinnig schade, dass es so ist und würde es gern ändern. Doch wie soll das möglich sein in einer Welt, die alles von dir abverlangt. Jobs sind so unterbezahlt, dass man manchmal sogar zwei braucht, um über die Runden zu kommen. Sobald man dann seinen 12 Stunden Arbeitstag hinter sich hat, geht es noch ans Einkaufen, Aufräumen und Essen kochen. Es bleibt keine Zeit, um in den Himmel zu starren und mit den Gedanken abzuschweifen. Keiner nimmt wahr, wie die Felder im Sommer gelb und zum Herbst hin immer leerer werden. Unser Zeitplan ist zu eng, um solche schönen Dinge noch rein zu quetschen.

Leider sehe ich in Zukunft keine Besserung. Das Leben wird uns immer weiter belasten. Und zwar so lange, bis wir nicht einmal mehr Zeit für soziale Kontakte außerhalb des Arbeitsplatzes finden.

Ich finde, wir sollten uns einen Tag in der Woche frei machen, um einfach mal ein, zwei Stunden das genießen zu können, was die ganze Woche an uns unbeachtet vorbei zieht. Je mehr wir genießen können, umso ausgeglichener sind wir, wenn es wieder an den stressigen Part des Lebens geht. Und die Vollkommenheit der Natur bekommt endlich wieder mal ein wenig Beachtung geschenkt. Ich weiß, es ist reines Wunschdenken, aber es klingt so endlos schön und friedlich..