Jeder 2. Castingteilnehmer ist arbeitslos

vom 15.10.2009, 13:53 Uhr

Es gibt ja viele Castingshows im deutschen Fernsehen und da kann sich kaum ein Sender von freisprechen. Gestern hat bei Günther Jauch auch Dieter Bohlen gesprochen und er meinte, dass es erschreckend ist, dass wirklich mindestens jeder 2. Castingteilnehmer (wenn nicht sogar noch mehr) arbeitslos wären und durch diese Show einfach hoffen das große Geld zu machen.

Bohlen meinte, dass es einfacher wäre, als wenn man Lotto spielt. Denn die Chance dort auch Millionär zu werden ist höher als als im Lotto. Denn es sind weitaus weniger Teilnehmer als beim Lotto und Hirte hat letztes Jahr auch soviel verdient, dass er nun Millionär ist. Auch sollen es wohl jedes Jahr mehr Teilnehmer werden.

Meint ihr, dass die Teilnehmerzahl an Castingshows sich durch die Arbeitslosigkeit immer mehr erhöht? Meint ihr, dass deshalb so viele eine Blamage in Kauf nehmen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Während ich für Arbeitslose, die an einer Casting Show teilnehmen durchaus Verständnis habe kann ich Leute, die durch eine Casting Show Teilnahme eine Arbeitslosigkeit riskieren absolut nicht verstehen. Denn es gibt ja immer mal wieder Leute, die ihre Ausbildung abbrechen oder ihren Job hinschmeißen, weil sie für die Castings nicht frei bekommen haben.

Ich glaube aber, das die Zahl der Arbeitslosen nicht in Zusammenhang mit der Zahl der Casting Show Teilnehmer steht. Ich denke das liegt daran, dass diese Shows in den Medien so präsent sind, was vor allem bei jungen Leuten dann dazu führt, dass sie keinen "normalen" Berufswunsch mehr haben sondern Superstar oder zumindest Modell werden wollen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Wenn man bei einem Casting mitmachen will, muss man ja eigentlich arbeitslos sein. Wenn man die Chance hat, bis ins Finale zu kommen, dann dauert das Ganze ja ungefähr drei Monate und so lange bekommt niemand Urlaub. Es sind doch alles junge Leute, die da mitmachen und da kann ich schon gut verstehen, dass sie alles auf eine Karte setzen wollen und dann auch mal einen Job kündigen. Die Jugendlichen sind das Arbeiten ja noch nicht gewöhnt und wollen sich einfach leicht machen. Obwohl ich finde, dass man in Deutschland nicht so viel Geld machen kann mit Musik wie in Amerika. Und auch dort verdient man alleine mit Musik auch nicht mehr so viel wie noch zu Zeiten, wo man die Lieder noch nicht illegal aus dem Internet bekommen konnte.

» lisa1902 » Beiträge: 249 » Talkpoints: 0,08 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich sehe es ähnlich wie Cloudy: wenn man arbeitslos ist, dann riskiert man doch eigentlich nichts. Wenn man dann tatsächlich noch einigermaßen talentiert ist, dann kann man sicher auch zu solchen Castingsshows gehen ohne sich extrem zu blamieren. Hat man dagegen ein Arbeitsverhältnis und ist damit auch noch zufrieden und hat dann nicht mal irgendwelche Superstarambitionen, dann wird man eher weniger Lust haben, sich an solchen Castings zu beteiligen. Daher kann es ja wirklich gut sein, dass sehr viele Arbeitslose ihr Glück zu versuchen.

Und schaut man sich die Gewinner etlicher Castingshows an, so waren ja da wirklich schon etliche dabei, die eben tatsächlich erstmal dem Schicksal Arbeitslosigkeit entfliehen konnten und finanziell erst mal besser gestellt waren. Und die Chance da entdeckt zu werden ist ja wirklich größer als die im Lotto zu gewinnen; Castingshows muss man ja nicht mal unbedingt gewinnen, um eventuell Geld zu verdienen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke, dass es so ist, dass viele sich davon das ganz große Geld versprechen. Einigen geht es zusätzlich zur Kohle wohl auch um eine Art Anerkennung und Berühmtheit. Denn gerade bei Shows wie Das Supertalent oder DSDS schauen ja wirklich sehr viele zu und die schillerndsten Kandidaten tingeln selbst nach dem Scheitern oftmals noch durch die eine oder andere Talkshow oder ähnliche Sendung. Ich denke da zum Beispiel an den Dauer-DSDS-Castingteilnehmer (und Scheiterer) Menderez Bacsi (oder wie auch immer sein Name sich schreibt). Der ist dank seiner treuen Teilnahme inzwischen sehr bekannt.

Dann dieser DSDS-Teilnehmer, der wie ein Alien aussah, nicht singen konnte, natürlich scheiterte, aber sogar eine eigene Single bekam. Das war mehr, als viele, die es bis in die Endrunde geschafft haben, hatten. Wer also außergewöhnlich aussieht oder etwas wirklich außergewöhnliches vorführt, der fällt auf. Und darüber wird dann auch geredet und vor allem berichtet (was wiederum Kohle gibt, denn für lau wird sich kaum einer von den gescheiterten Casting-Teilnehmern in eine Talkshow setzen).

Wer also arbeitslos ist und womöglich auch gar keine (abgeschlossene) Berufsausbildung hat, sieht in den Casting-Teilnahmen eine Chance, selbst wenn es nicht bis in die Endrunde reicht. Weil eben schon viele Kandidaten bewiesen haben, dass man auch ohne groß etwas zu können, weiterkommen kann. Klar, Michael Hirte spielt zumindest sehr gut Mundharmonika. Aber wie viele andere wurden schon berühmt, ohne etwas zu können. Das sind etliche und sei es eben nur für eine kurze Zeit der Berühmtheit, die dann aber wiederum auch Geld einbringt.

Ganz böse gesagt, kommt dazu, dass Arbeitslose eben auch Zeit haben, zu den Castings zu fahren, dort stundenlang zu warten und aufzutreten. Die Castings finden ja in verschiedenen deutschen Großstädten statt, bei DSDS gab es soweit ich weiß auch noch ein Casting auf Mallorca, ansonsten sind es halt die üblichen Orte wie Frankfurt, berlin, Köln, usw. Dort muss man erstmal hinkommen. Bei dem Andrang, der dort herrscht, dauert es garantiert Stunden, bis man mal drankommt. Wer also an mehr als einem Casting teilnehmen will, der muss entsprechende Urlaubstage haben, da er, wenn er nicht gerade genau neben so einem Studio (oder einer Halle, wo halt die Castings drin stattfinden) wohnt, gar nicht bei einem normalen Job die Zeit hätte, um dorthin zu fahren.

Und dazu kommt: Es ist eine Chance. Wenn auch eine verschwindend geringe, dass man bei über Zehntausend Teilnehmern tatsächlich ins Fernsehen kommt oder auffällt. Aber wer vielleichts chon jahrelang arbeitslos ist oder mit dem Geld absolut nicht hinkommt, der nutzt doch meist jede Chance. Zu verlieren hat er ja kaum etwas, schlimmstenfalls wird es halt eine Blamage, wenn er sich zum Affen der Nation macht. Was aber viele ohnehin nicht merken. Das sieht man ja schon, wenn die gescheiterten Kandidaten dann von einem Moderator befragt werden. Da hat dann die Jury keine Ahnung oder es kommt ein anderer Spruch. An Selbstbewusstsein mangelt es den allermeisten jedenfalls nicht.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das einzig Interessante an dieser Diskussion ist für mich, daß Dieter Bohlen noch die Frechheit besitzt, nach alldem, was an Fakes bei diesen Castingshows mittlerweile bekannt geworden ist (Vorauswahl, und trotzdem kommen total untalentierte Bewerber weiter und werden der Öffentlichkeit ans Messer geliefert; die Jury entscheidet nicht übers Weiterkommen sondern die Redaktion etc.) solche Themen aufzumachen und mit Wertung anzureichern.

Warum sollten Arbeitslose weniger Talent haben als Beschäftigte? Warum sollten Beschäftigte weniger hinter "den Millionen" her sein als Arbeitslose? Die Gründe, warum prozentual mehr Arbeitslose teilnehmen als Beschäftigte sind hier ja bereits schnell aufgezählt worden und deshalb bestimmt nicht notwendige Ursache eines Hochpromigesprächs. Tatsächlich ist Bohlen selbst ja ein gutes Beispiel, was man aus Talentfreiheit heraus entwickeln kann.

Ansonsten bleibt doch nur das Übliche: Üble Nachrede erzeugt hohe Quote der selbstgefälligen, den Feierabend genießenden Angestellten.

» rüdiger2006 » Beiträge: 5 » Talkpoints: 3,55 »


Grundsätzlich stimmt es sicher, dass die Wahrscheinlichkeit rein rechnerisch bei einer Castingshow höher ist, an das große Geld zu kommen, als wenn man Lotto spielt. Allerdings sollte man dabei fairerweise noch erwähnen, dass beim Lotto grundsätzlich jeder die gleiche Chance hat. Bei den Castingshows hingegen erkennt man eigentlich direkt zu Beginn schon die Leute, die es auf keinen Fall schaffen werden. Diese Leute hätten meiner Meinung nach schon vor der Bewerbung selbst erkennen müssen, dass sie einfach nicht für einen Job in der Musikbranche geeignet sind. Wer nicht singen kann, muss nicht zu einem Gesangswettbewerb gehen. Ich bin manchmal wirklich entsetzt wenn ich Ausschnitte sehe, in denen wirklich die seltsamsten Gestalten vorsingen und nicht einmal einen Ton halten können. Ich würde mich schämen, mich in dieser Weise dort zu präsentieren.

Ich kann mir vorstellen, dass einige Arbeitslose in den Casting-Shows ihre große Chance sehen. Auch Leute, die absolut nichts können, machen sich dann dort zum Hampelmann, in der Hoffnung auf diesem scheinbar unkomplizierten Wege viel Geld zu bekommen. Ich frage mich, wie dumm und naiv jemand sein muss, so zu handeln.

In Deutschland geht es auch den Leuten in den unteren sozialen Schichten noch verhältnismäßig gut. Es ist ja nicht so, dass jemand von der Hungersnot bedroht wäre, nur weil er keinen Job hat. Daher finde ich es seltsam, in dieser Casting-Show offenbar die einzige Chance zu sehen. Natürlich kann man über diese Sendung eine gewisse Popularität erreichen und sich erfolgreich vermarkten, so dass man auch Geld damit verdient. Allerdings muss man dafür auch etwas leisten und Talent mitbringen, selbst für Sender wie RTL und Co. - und viele dieser Arbeitslosen verkennen diese Voraussetzungen wohl vollkommen und wittern einfach nur das Geld. Das ist absolut kurzsichtig gedacht und ich kann es auch nicht nachvollziehen, dass jemand ernsthaft so handelt.

Man sollte zu so einem Wettbewerb gehen, wenn man wirklich etwas vorweisen kann - und nicht weil das Geld mal wieder knapp ist.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich denke dass für viele Casting- und auch Showteilnehmer diese Veranstaltungen so etwas wie Kaffeefahrten für Jüngere sind. Sie bekommen von den Sendern das Hotel bezahlt, die Fahrt dorthin und vielleicht noch ein paar Euro für ihren Auftritt in einer Realityshow. Was will man mehr. Außerdem ist man ja im Fernsehen, also für den Augenblick auch was besonderes. Das die meisten auf Grund ihres fehlenden Intellekts überhaupt nicht merken dass sie vorgeführt werden ist dabei noch hilfreich. Ich bin überzeugt davon, dass, wer einmal Blut geleckt hat, davon nicht mehr ablassen kann.

Sicherlich braucht man eine menge Tagesfreizeit aber darüber verfügt eigentlich jeder der keinen Job hat. Ich verdamme das garnicht einmal, jeder versucht nach seinen Möglichkeiten sich das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Wo bekommt man schon für so wenig eigenen finanziellen Einsatz solche Gewinnchancen geboten.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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