Wie kaschiere ich eine große Lücke im Lebenslauf?

vom 25.09.2008, 08:12 Uhr

Hilfe! Was soll ich nur tun? Ich werde demnächst 30, der berühmte Alterssprung. Leider hatte und habe ich viele Probleme. Ich leide nämlich an starken Depressionen, die dazu führten, dass ich in meinem Leben nicht viel erreicht habe. Vor fünf Jahren begann ich etwa eine Ausbildung, die nach wenigen Monaten abgerochen wurde, da ich wieder massive Depressionen bekam.

Derzeit mache ich eine Eingliederungsmaßnahme und merke, dass es mir psychisch wieder recht ordentlich geht. Deshalb möchte ich so bald wie möglich eine Ausbildung beginnen. Ihr könnt euch vorstellen, wie problematisch meine Zeitlücken sind. Wie kann ich diese gewissermaßen verbergen? Ein Freund meinte, ich könnte behaupten, dass ich ein paar Jahre in den USA war, um Englisch zu lernen und die Kultur kennenzulernen.

Da käme ich mir denn doch doof vor, denn Englisch kann ich bis heute kaum, und ich finde das klingt so, als wäre ich ein unzuverlässiger Traumtänzer. Aber Faktum ist, dass mich jeder, bei dem ich mich bewerben werde, fragen wird, was ich in all den Jahren gemacht habe. Ich meine, wenn ich ganz ehrlich antworte denkt doch sicher jeder, dass ich „bekloppt“ bin und winkt gleich ab.

Oder wie seht ihr das? Habt ihr einen guten Rat, was ich antworten könnte? Ich möchte die Wahrheit schon gerne sagen, aber vielleicht ein bisschen „kaschiert“. Versteht ihr, was ich meine?

» Payback » Beiträge: 76 » Talkpoints: 0,00 »



Der Tipp Deines Freundes ist natürlich nicht nur falsch, sondern gefährlich, man darf im Lebenslauf nicht lügen, das kann auch Jahre später ein Kündigungsgrund sein. So etwas ist einfach schwierig und ich fühle mit Dir. Ich war ein Jahr mit Burnout krank, allerdings fing alles mit einem Knöchelbruch an - und so konnte ich in der Bewerbung den komplizierten Knöchelbruch ein wenig hinausziehen und so das Krankheitsjahr begründen.

Normal sind Krankheitsgründe egal welcher Art ja immer ein No-Go in der Bewerbung, denn welcher Chef will schon einen nicht-belastbaren Mitarbeiter? Kann man Dir in Deiner Eingliederungsmaßnahme oder beim Arbeitsamt keine Tipps geben? Die kennen sich mit so etwas doch sicher aus.

Vor allem ist es wichtig, dass Du das nächste Mal durchhältst. Ich kann nur (falls noch nicht geschehen) eine Therapie und möglicherweise Antidepressiva empfehlen, so dass Du langfristig stabilisierst. Und such Dir einen Job, der Dir Spaß bringt. Lerne Deine Grenzen kennen und beachte diese auch, so dass Du nicht wiederin ein tiefes Loch fällst.

Das habe ich zumindest in meinem Jahr gelernt. Und wenn es mir zuviel wird, schreie ich inzwischen auch stopp. Mein jetziger Chef weiß genau, weshalb ich krank war, kennt die ganze Geschichte - aber ich habe früher schon 3 Jahre für ihn gearbeitet, da ist es leicht, denn er verurteilt mich nicht deswegen, weiß was ich leisten kann und respektiert auch meine Grenzen.

Benutzeravatar

» gilowyn » Beiträge: 169 » Talkpoints: 7,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallöchen,

Ein Freund meinte, ich könnte behaupten, dass ich ein paar Jahre in den USA war, um Englisch zu lernen und die Kultur kennenzulernen.

Du kannst in dem Falle davon ausgehen,dass es dein Chef prüfen wird. Und zwar mit deinen Englischkentnissen. Und dazu muss er nicht mal englich können,es reicht schon,das er nur sehen will, wie du darauf reagierst. Jemand,der tatsächlich ein Jahr da war, wird darauf los erzählen. Dessweiteren kann es auch passieren,dass er sich erkundigt wo du genau warst, was du da gemacht hast usw. Und da müsstest du dir ein ordentliches Lügennetz spannen und das fliegt sicherlich auf. Ich halte davon absolut nichts.

Basis einer Beziehung, auch einer geschäftlichen, ist Ehrlichkeit. Man muss nicht alles breit treten, aber wenn man hinschreibt, dass man die Ausbildung wegen Kraknheit (und das sind Deppressionen ja) abgebrochen hat und dann in Behandlung war (natürlich nur,wenn du das warst). Das zeigt ja, dass du dich um deine Genesung bemühst. Du musst deinem Chef ernsthaft zusichern können,das du diese Ausbildung machen wirst - sonst wird dich keiner einstellen, denn wer will schon jemanden,der nach 6 Monaten wieder aufhört. Und du solltest dir im Klaren sein,dass du das wirklich willst und schaffen kannst. Nur dann geht das auch.

Ich denke aber, dass es dir ganz gut tun würde, wenn du etwas hättest, was dir Spaß macht, Geld bringt und wo du die Möglichkeit hast Anerkennung zu bekommen.

Liebe Grüße
winny

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 14941 » Talkpoints: 5,77 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich beziehe zur Zeit EU- Rente aufgrund einer psychischen Erkrankung. Ich habe allerdings eine abgeschlossene Berufsausbildung und auch fast 14 Jahre in meinem erlernten Beruf gearbeitet. Nur werde ich in den Beruf nicht mehr zurück können. Und wahrscheinlich auch nicht wirklich wollen.

Für mich stellt sich die Frage, wie fülle ich die Lücken im Lebenslauf auch immer wieder. Was mache ich, wenn die Rente ausläuft? Hinzu kommt, das ich viele Stellenwechsel im Lebenslauf drin habe. Die damals fehlenden Zeiten aufgrund von Arbeitslosigkeit konnte ich immer durch Nebenjobs abdecken. Lieber einen Nebenjob als Arbeitslos- machte sich damals zumindest besser im Lebenslauf. ( Ja ich habe die Nebenjobs auch gemacht). Auslandsjahre sind typische Füllaussagen. Das bringt aber nur was, wenn man die Sprache auch beherrscht. Du schreibst ja selber, das dein Englisch nicht das Beste ist.

Pflege von Angehörigen ist auch was, was man eintragen kann. In dem Zeitraum in dem ich jetzt nicht mehr Arbeite war meine Mutter schwer krank und ist dann auch gestorben. Hätte ich relativ zeitnah nach ihrem Tod wieder angefangen zu Arbeiten, hätte ich Pflege der Krebskranken Mutter einngetragen. Eventuell noch Regelung der Erbschaftsangelegenheiten. Meine Mutter ist aber nun über 1,5 Jahre Tod, das glaubt mir kein Mensch das ich solange die Erbschaftsangelegenheiten geregelt habe. Eine Bekannte erzählte mir, das sie Arbeitszeiten in Firmen in denen sie mal gearbeitet hat und die es nicht mehr gibt, einfach "verlängert" hat. Etwas was schwer nachprüfbar ist. Es sei denn, es gibt ein Zeugnis das man vorlegt.

Ansonsten hast du doch sicherlich einen Betreuer an deinem jetzigen, "geschützten" Arbeitsplatz. Können die dir nichts Raten? Und hast du schon mal daran gedacht, aufgrund deiner Depressionen einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen? Falls ich wieder arbeiten gehen kann, würde ich das für mich in Betracht ziehen. In der Hoffnung über die Schwerbehindertenquote wo rein zu rutschen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Es gibt eine goldene Regel für den Lebenslauf und Bewerbungsgespräche: Ehrlichkeit und natürliches menschliches Verhalten! Heißt für deinen konkreten Fall. Lasse die Lücken so im Lebenslauf drinnen. Jeder vernünftige Personaler wird dich dann danach fragen und nur eine vernünftige Antwort darauf akzeptieren. Unzwar eine ehrliche menschliche Antwort!

Niemand ist perfekt. Jeder Mensch hat irgendwelche Makel im Lebenslauf. Wichtig ist, dazu zu stehen und diese dann vernünftig und nicht übertrieben zu begründen. Begründungen wie: "Ach hatte einfach kein Bock" sind da natürlich total fehl am Platz. In deinem Fall hattest du jedoch trifftige Gründe, welche du auch so erwähnen solltest ohne groß auszuschweifen und in Erklärungsnot zu geraten. Ein Satz wie "Ich hatte damals starke persönliche Probleme die mit Depressionen verbunden waren ich aber nun überwinden konnte" ist da total ausreichend und sollte von jedem Personaler akzeptiert werden, solange der restliche Lebenslauf stimmt.

Falschaussagen im Lebenslauf wie auch in Bewerbungsgesprächen brechen dir sofort das Genick. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass diese Falschangabe im Lebenslauf aufgedeckt wird und das Gespräch somit sofort beendet ist. Das ist ein absolutes Tabu! Den Personalern ist wichtig, dass man ehrlich ist und dazu steht was man so in seinem Leben gemacht hat..auch wenn das Fehler sind. Das zeigt zumindest, dass man einsichtig ist und bereit ist an sich zu arbeiten.

Nicht umsonst fällt in fast jedem Bewerbungsgespräch nennen sie uns mal ihre Stärken und Schwächen oder was waren ihre Highlights und Fehler im Leben. Mensch die da nur Stärken und Highlights aufzählen können aber nicht zu ihren Schwächen und Fehlern stehen, sind nicht sehr gerne gesehen. Jeder Mensch hat Makel und diese Fragen zeigen auf, ob dieser dazu steht und diese erkannt hat oder nicht.

Daher mein Tipp: Steh zu dem was du bisher erlebt hast und sei ehrlich zu dir selbst und zu den Personalern!

» Ditschi » Beiträge: 321 » Talkpoints: 0,39 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Hallo an alle!

Also dein Problem kenne ich, selbst sehr gut :D Hab ich auch alnge drüber nachgedacht, ob und was und wie ich damit umgehe...das ich einfach auch mal ein Jahr Auszeit genommen habe. Was ich übringes absolut legitim finde in der heutigen Zeit. Alles ist so schnell und wir alle müssen/sollen am besten vom 5, 6 Lebensjahr an bis in die Rente funktionieren und wirtschaftlich sein, an uns arbeiten, Arbeiten allgemein egal ob Job oder Weiterbildung/Ausbildung für die Arbeit. Zum kotzen, nein. Da finde ich es wirklich ok wenn man sich nach der Schule oder dem Studium mal sagt, so ich mach mal ein Jahr nix und genieße mein Leben bevor es dann wieder weiter geht. REsultierend daraus hat man halt das Problem das man angesichts der Konkurenz auf dem aRbeitsmarkt und der herrschenden Meinung der perfekt strade on durchgehenden Karriere Menschen der weiß was er will eine Lücke schließen muss im LEbenslauf.

Aber das ist wie gesagt erstens gar nicht so schlimm, in meinen Augen zeugt das von Meschlichkeit (und wenn man sich in einem Bewerbungsgespräch gut verkaufen kann kreigt man auch das vernünftig mit Argumenten vermittelt) und zweitens ist es auch nicht schwer diese Lücke sinnvoll zu schließen. Überlege dir ganz einfach was du gemacht hast in der Zeit. Und dann formuliere es im Sinne einer Bewerbung Verkaufsmäßig sinnvoll.

Lügen würde ich nicht, aber geschickt formulieren. Du hast ein Jahr nur so in deiner Stadt rumgehangen? Du hast dich also sozial mit den Menschen und Gegebenheiten in deinr Stadt beschäftig. Du warst 8 Wochen im Urlaub? Du warst auf Eigeninitiative in dieem Land um Leute, Kultur und Sprache kennen zu lernen. Du hast nur vorm Rechner gehockt? Also hast du dich selbstverantwortlich im Bereich EDV WEitergebildet.

Ich weiß blöde Beispiele. Aber ich denke man weiß wie und was ich meine. Überlege dir nur was du gemacht hast, man macht immer etwas, und formuliere es dann zu einer positiven Erfahrung von dir um.

» Jokopi » Beiträge: 144 » Talkpoints: 0,16 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^