Was bedeutet für euch eigentlich „richtig wirtschaften“?
In letzter Zeit bin ich viel am Nachdenken - vielleicht, weil unsere Welt gerade ziemlich ins Wanken gerät, vielleicht auch, -weil ich selbst an einem Punkt stehe, an dem ich vieles hinterfrage.
Ein Gedanke, der mich dabei nicht loslässt:
Was bedeutet eigentlich „richtig wirtschaften“?
Ich habe eine wirtschaftliche Ausbildung. Ich kenne Bilanzen, Kostenrechnung, die klassischen Modelle von Angebot und Nachfrage, Investitionen, Gewinnmaximierung. Und doch: Je tiefer ich in die reale Welt eintauche, desto öfter frage ich mich, ob ich überhaupt verstanden habe, was Wirtschaft wirklich ist - oder sein sollte.
Der Ursprung von Wirtschaft liegt im Tausch: Ich habe etwas, du brauchst es, wir finden einen fairen Ausgleich. Es war einmal ein System der Beziehung, der Gegenseitigkeit, der Deckung von Bedürfnissen – nicht der Maximierung von Rendite auf Kosten anderer. Heute scheint „Wirtschaften“ oft gleichgesetzt mit Kapitalismus, Profitstreben, Wachstumszwang, Systemausnutzung oder sogar Ausbeutung – von Menschen, von Ressourcen, von Zeit. Aber ist das wirklich Wirtschaft im ursprünglichen Sinn?
Ich glaube, viele von uns - gerade die, die in wirtschaftlichen Berufen oder Organisationen arbeiten - fühlen eine innere Spannung: zwischen dem, was wir tun müssen, weil es das System verlangt, und dem, was sich eigentlich richtig anfühlen würde.
Deshalb stelle ich die Frage in die Runde:
Was ist für euch der wahre Kern von Wirtschaft?
Geht es nicht eigentlich darum, Bedürfnisse sinnvoll zu erfüllen, Werte zu schaffen, Ressourcen klug und verantwortungsvoll zu nutzen, in Kreisläufen zu denken? Und wenn ja - wie kann man selbst eine gesunde, ethische Beziehung zum Wirtschaften entwickeln, ohne sich komplett vom bestehenden System zu entfremden?
Ich merke, wie schwer es ist, in einer Welt, die oft auf kurzfristige Zahlen fixiert ist, an langfristige Werte zu glauben. Und doch wünsche ich mir, dass wir anfangen, Wirtschaft neu zu denken - oder zumindest, dass wir uns ehrlich fragen dürfen, was „richtig“ in diesem Zusammenhang eigentlich bedeutet.
Was denkt ihr dazu? Habt ihr für euch eine Definition oder ein Gefühl gefunden, was „ethisch korrektes Wirtschaften“ ist? Lebt ihr nach bestimmten Prinzipien - oder hadert ihr wie ich manchmal mit dem Spagat zwischen Theorie und Wirklichkeit?
Ich würde mich sehr freuen, von euren Gedanken zu hören. Vielleicht ist das hier ja ein Anfang für eine andere Art von Wirtschaftsgespräch - eines, das nicht nur über Zahlen, sondern über Werte spricht.
Ohne jetzt zu schnippisch zu klingen, stelle ich mir vor allem die Frage: Was bedeutet eigentlich dieser Thread? So ganz verstehe ich das alles nicht, egal, wie oft ich es lese. Um was genau geht es dir? Um ethisches Handeln in wirtschaftlichen Kontexten? Wer definiert, was Ethik in diesem Fall ist. Du? Ich? Die Gesellschaft? Die Soziologen? Und in welcher Rolle fühlst du dich in wirtschaftlichen Kontexten ethisch herausgefordert oder über deine Grenzen gestoßen?
Das ist alles irgendwie extrem unkonkret. Geht es um BWL oder um VWL, um deine Rolle als Arbeitnehmerin oder als Konsumentin? Stellt sich die Frage, welche Strömung besser oder ethischer ist, Friedman, keynessche Fiskalpolitik oder etwas ganz anders? Oder geht es gleich um eine Systemkritik am Kapitalismus? Wenn du beispielsweise im Controlling eines großen Konzerns arbeitest, wo ist dann das Wirtschaften falsch? Und was bedeutet es, in "die reale Welt" einzutauchen, in welcher Welt warst du denn vorher?
Alles, was ich aus dem herausziehe, ist eine latente Kritik an der Wirtschaft, wie sie sich heute darstellt und der subjektiven Unterstellung, dass diese per se unethisch ist. Das mag ja sein, aber ich bin schon dankbar, dass wir überhaupt im System der sozialen Marktwirtschaft und nicht im knallharten Kapitalismus wie in USA leben. Und der Kommunismus hat ja nun wirtschaftlich noch nie in keinem einzigen Land der Welt, zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte, jemals funktioniert.
Und als letztes: Sobald du nur ein Radiergummi kaufst, bist du schon Teil des teuflischen Wirtschaftssystems. Das war aber auch nicht anders als der Neandertaler einem andere schon leicht angeschimmelte Vorräte gab, um das schicke Fell einzutauschen. Den immer nur edel wirtschaftenden Menschen kannte vermutlich keine Zeit der Geschichte, genauso wie Wirtschaft doch nicht gleichbedeutend mit etwas Negativem sein muss. Oder einem falschen Wirtschaften entspricht, was immer das auch sein soll bzw. eine KI sich darunter vorstellen mag.
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