Beeinflusst der weibliche Zyklus unsere Arbeitsweise?

vom 08.08.2025, 10:28 Uhr

In den sozialen Medien wird in letzter Zeit viel darüber gesprochen, dass Frauen anders arbeiten - und das nicht, weil sie weniger können, sondern weil sie einen völlig anderen biologischen Rhythmus haben als Männer. Unsere klassische Arbeitswelt basiert größtenteils auf dem männlichen 24-Stunden-Hormonzyklus: morgens leistungsfähig, abends müde – und das jeden Tag ähnlich. Der weibliche Zyklus hingegen dauert im Durchschnitt 28 Tage und verläuft in vier sehr unterschiedlichen Phasen, die unsere Energie, Konzentration, Stimmung und soziale Fähigkeiten stark beeinflussen können.

Das Problem ist: Viele Frauen versuchen, trotz dieser natürlichen Schwankungen, konstant zu funktionieren – nach dem Motto "immer 100 % geben", "jeden Tag durchziehen", "bloß keine Schwäche zeigen". Dabei sind diese Schwankungen keine Schwäche, sondern ein natürlicher Rhythmus, mit dem wir viel bewusster und sogar produktiver arbeiten könnten, wenn wir ihn berücksichtigen würden.

Die erste Phase ist die Menstruation. In dieser Zeit ist der Hormonspiegel niedrig, der Körper zieht sich zurück, braucht Ruhe. Viele Frauen fühlen sich dann müde, introvertiert, weniger leistungsfähig. Das ist die Phase, in der Reflexion und ruhiges Planen gut funktionieren - nicht aber kreative Höchstleistungen oder große Präsentationen. Wer sich hier überfordert, erlebt nicht selten emotionale Erschöpfung oder körperliche Beschwerden.

Danach folgt die sogenannte Follikelphase. Die Energie kommt zurück, das Östrogen steigt, und viele Frauen berichten, dass sie sich motivierter, klarer und aktiver fühlen. Diese Tage eignen sich ideal für Neuanfänge, intensives Arbeiten, Brainstormings und kreative Prozesse. In dieser Phase fällt es leichter, sich zu fokussieren und Ziele zu setzen.

Um den Eisprung herum - also in der Ovulationsphase - erreicht das Energielevel seinen Höhepunkt. Frauen fühlen sich in der Regel sehr kommunikativ, empathisch, durchsetzungsfähig. Es ist die beste Zeit für Meetings, Präsentationen, Gespräche mit Kund:innen oder schwierige Verhandlungen. Auch das soziale Miteinander läuft jetzt oft wie von selbst.

In der letzten Phase, der Lutealphase, sinkt der Hormonspiegel wieder ab. Viele Frauen spüren hier erste Anzeichen von PMS: Reizbarkeit, Erschöpfung, Stimmungsschwankungen oder innere Unruhe. Gleichzeitig ist das aber auch eine Phase, in der man sich gut um Struktur, Ordnung und Abschluss kümmern kann. Viele berichten, dass sie in dieser Zeit besonders detailorientiert und kritisch denken – perfekt für Korrekturen, Buchhaltung oder Organisationsaufgaben.

Zyklusorientiertes Arbeiten bedeutet also nicht, weniger zu leisten, sondern anders zu arbeiten. Im Einklang mit dem eigenen Rhythmus – und nicht ständig dagegen. Viele Frauen, die sich intensiver mit ihrem Zyklus beschäftigen, berichten von mehr Klarheit, weniger Stress, besserer Gesundheit und mehr Selbstvertrauen. Sie fühlen sich nicht mehr „falsch“, wenn sie mal keine Energie haben, sondern erkennen: Das ist okay – und es geht vorbei. Und die nächste Phase bringt wieder neue Stärken mit sich.

Was hilft, ist vor allem: den eigenen Zyklus besser kennenzulernen. Ob mit einer App, einem analogen Kalender oder einfach durch bewusstes Beobachten - je mehr man sich selbst versteht, desto besser kann man auch seinen Alltag danach gestalten. Wer die Möglichkeit hat, kann Aufgaben flexibler planen, wichtige Termine in die passende Zyklusphase legen oder sich an menstruationsstarken Tagen bewusst mehr Rückzug erlauben.

Natürlich lässt sich nicht jede Arbeit komplett anpassen - aber schon kleine Veränderungen können viel bewirken. Vielleicht ein Tag Home Office, ein ruhigerer Start in die Woche oder die bewusste Entscheidung, Meetings zu verschieben, wenn man sich nicht danach fühlt. Es geht nicht um Perfektion, sondern um mehr Achtsamkeit - für den Körper, für den eigenen Rhythmus und letztlich für die eigene Gesundheit.

Ich bin gespannt: Wie ist das bei euch? Habt ihr schon Erfahrungen mit zyklusorientiertem Arbeiten gemacht? Und wie geht ihr im Alltag damit um?

» TinaPe » Beiträge: 497 » Talkpoints: 34,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Diese detaillierten Ausführungen liefern den Kritikern eine Steilvorlage, die damit argumentieren, eine Gleichstellung könne nicht gerecht sein, da das Leistungsniveau einer Frau demjenigen eines Mannes nicht unmittelbar gegenübergestellt werden könne. Der sozial und gesamtgesellschaftlich angestrebte Zustand einer Gleichstellung von Frau und Mann sei folglich nicht erreichbar. Und das in jeder Hinsicht. Und etwas, was sich dann auch in unterschiedlicher Bezahlung und anderen Dingen ausdrückt.

Dabei stimmt die Behauptung nicht, Männer hätten keine hormonellen Schwankungen und Unterschiede in ihrer Leistungsfähigkeit. Das zeigen neueste Untersuchungen und Studien. Dabei meine ich nicht das Phänomen "typisches Montagsgerät", das nach durchzechten Wochenenden von Männern mit Entzugserscheinungen vom Band rollt und Fehler aufweist.

Die einen behaupten, was Frauen nach Mondkalender alle 28 Tage erleben, würde beim Mann sich innerhalb von nur einem Tag abspielen. So, wie es auch im Beitrag oben angedeutet wurde. Es gibt aber tatsächlich auch größere Schwankungsbreiten und -zeiten.

Genau so, wie es strenggenommen nicht nur "männlich" und "weiblich" gibt. Die Differenzierungsmöglichkeiten vom "Müller'schen Gang" bis zur besonderen Ausprägung von "Geschlechtsmerkmalen" und Hormonstatus sind vielfältiger.

Trotzdem ist das Thema ein sehr interessanter gedanklicher Ansatz, den Bedürfnissen der Belegschaft ganz individuell näher zu kommen. Es wird andererseits aber dann auch immer "ungerechter" in der Arbeitswelt zugehen, würde den Forderungen nach "zyklusorientierter" Arbeitsorganisation nachgegangen.

Die einen können sich die Arbeitsbedingungen aushandeln, die anderen sind der Aufforderung des Arbeitsamtes nachzukommen verpflichtet, einen insgesamt, auch in der angesprochenen Hinsicht unattraktiven Knochenjob anzunehmen.

Abgesehen davon gibt es ja andersherum zyklusbeeinflussende Medikamente, die die Regelmäßigkeit verändern, so wie es gerade in die Arbeitswelt passt. Bei Pilotinnen zum Beispiel. Oder wie ist das zu erklären, dass eine Gruppe von jungen Mädchen plötzlich alle zeitgleich ihre Tage bekommen. Diesem Phänomen nachzuspüren, wäre eine weitere Thematisierung wert.

Ein Zyklus ist also nicht ein in Stein gemeißeltes, sich berechenbar wiederholendes Ereignis, sondern durchaus auch von außen gewollt oder ungewollt beeinflussbar. Und die "Pille" als Verhütungsmittel hatte ich ganz vergessen. Die wirkt doch auch auf den Hormonhaushalt.

» Gorgen_ » Beiträge: 1226 » Talkpoints: 445,32 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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