Freundin will nicht über Probleme reden
Eine Freundin von mir, von der ich behaupten kann, dass sie mir nahe steht, hat sich vor Kurzem von ihrem Freund getrennt. Die Trennung verlief nicht ganz ohne Probleme und sie hat es auch ziemlich mitgenommen. Seitdem geht es ihr nicht besonders gut. Das merkt man an ihrem Verhalten. Sie ist viel stiller und irgendwie gleichgültiger ihren Freundinnen gegenüber.
Das Schlimme ist, dass sie nicht darüber reden will. Ich habe einmal versucht, sie darauf anzusprechen, aber sie meinte, dass es keinen etwas angeht und sie das mit sich selbst ausmachen muss. Irgendwie scheint das aber auch nicht der richtige Weg zu sein, denn ihr geht es seit Wochen gleich schlecht. Ich muss sagen, mich verletzt es schon, dass sie sich mir nicht anvertrauen will, denn erstens sind wir gut befreundet und zweitens komme ich auch mit meinen Problemen zu ihr. Andererseits kenne ich sie ja schon länger und kenne auch diese Art von ihr, persönliche Dinge nicht weiterzuerzählen.
Außerdem glaube ich, sie will jetzt, dass wir ganz normal mit ihr umgehen. Das fällt mir aber schwer, weil sie ständig so traurig, aber auch abweisend uns gegenüber scheint. Teilweise mache ich mir schon Sorgen, ich könnte etwas Falsches zu ihr gesagt haben oder so, weil sie total unfreundlich rüberkommt.
Ehrlich gesagt komme ich mit dieser Art Probleme zu "lösen" überhaupt nicht klar. Ich bin jemand, der sofort alles anspricht. Sie wartet lieber, bis sich alles von alleine wieder gibt. Das funktioniert natürlich nicht und das ist auch mit ein Grund, warum es in ihrer Beziehung oft so schlecht lief. Für mich ist das nur wieder ein Beweis, dass Reden das Wichtigste in einer Freundschaft oder Beziehung ist.
Aber wie seht ihr das? Trifft das wirklich auf jeden zu oder gibt es Menschen, die wirklich nicht über ihre Probleme reden müssen um sie zu lösen? Ich glaube das zwar nicht, aber vielleicht könnt ihr mich ja eines Besseren belehren. Klar, manchmal braucht man eine gewisse Zeit, in der man sich über seine Gefühle klar werden und allein sein muss. Aber irgendwann geht das Leben weiter und man trifft wieder auf Menschen. Das Verhalten meiner Freundin betrifft mich ja auch, deshalb finde ich schon, dass sie mir wenigstens ihre Gefühlslage erklären könnte, damit ich weiß, wie ich mit ihr umgehen muss. Aber ich habe auch Angst, sie darauf anzusprechen, weil ich sie natürlich nicht unter Druck setzen will oder dergleichen.
Deine Freundin wollte dich sicher nicht damit verletzten, indem sie dir sagte, dass sie ihre Probleme mit sich ausmachen muss. Es scheint einfach ihre Art zu sein und sie ist es sicher nicht anders gewohnt.
Ich denke, dass du da nicht viel machen kannst und sie auf keinen Fall unter Druck setzten solltest. Sage ihr, dass du für sie da bist, wenn sie doch reden möchte und sie immer zu dir kommen kann. Mehr wirst du dann auch nicht tun können. Triff dich mit ihr und macht zusammen was schönes, denn das kann ihr sicher auch etwas helfen und lenkt sie ab.
Das tolle an Freunden ist ja oder sollte sein, dass sie einen nehmen wie man ist. Sie kennen uns schon lange, wissen uns zu nehmen und stellen im allgemeinen weniger "Ansprüche" als Partner. Man kann mit einem Freund anders umgehen als mit einem Partner, weil das was er tut, ja viel weniger das eigene Leben betrifft.
Es ist Deine Freundin. Es ist ihre Art, mit den Dingen umzugehen. Du hast ihr gesagt, dass Du das nicht richtig findest und das sollten Freunde auch tun. Wenn sie aber immer noch meint, dass das ihr Weg wäre, dass sie mit niemandem darüber sprechen will und das alles mit sich selbst abmachen will, dann solltest Du als Freundin das so hinnehmen. Weil Du ihre Freundin bist. Weil das unsere Freunde ausmacht. Dass sie den Weg mit uns gehen, auch wenn sie ihn selbst vielleicht anders gehen würden.
Am allermeisten hilft ihr jetzt, wenn Du sie nimmst, wie sie ist. Das braucht sie jetzt. Sie hat in der Trennung schon genug gehört, was sie falsch gemacht hat, was falsch gelaufen ist etc. Und wahrscheinlich auch im Bekanntenkreis, was ihren jetzigen Rückzug betrifft. Wenn Du die Person bist, die ohne Rücksicht auf die eigene Meinung einfach an ihrer Seite ist, dann hilft ihr das am meisten. Und dann ist die Chance, dass sie sich dann dir gegenüber vielleicht doch öffnet, auch größer. Nur dann hat sie das Vertrauen, dass sie dir alles sagen kann, weil du sie ja auch vorher so genommen hast wie sie ist, als sie komisch war.
Manchmal braucht man einfach einen Begleiter und keinen Berater. Jemandem der einem gut tut, aber nicht antastet, weshalb man sich schlecht fühlt. Jemanden der noch die "alte fröhliche" Freundin kennt, aber auch kommentarlos akzeptiert, wenn man das mal nicht ist.
Auch wenn es schwer ist! Aber nur die manchmal schwierigen Dinge sind auch die wertvollen.
microonde hat geschrieben:Ehrlich gesagt komme ich mit dieser Art Probleme zu "lösen" überhaupt nicht klar.
Und genau das ist das Problem. Nicht, dass die Freundin nicht über ihre Probleme reden möchte, was sie sogar glasklar so kommuniziert, sondern dass die Threaderstellerin diesen Umstand einfach nicht akzeptieren will ist das eigentlich Problem. Und da geht es nicht um Sorge, es geht darum, einem anderen die eigenen Problemlösungsansätze überzustülpen, weil man selbst glaubt, es besser für alle anderen zu wissen. Selbst wenn die Freundin der Meinung ist, sie möchte nicht drüber reden und sie will normal behandelt werden. Das sind doch völlig eindeutige Handlungsanweisungen, denen man nachkommen kann.
Nur weil man selbst denkt, die Redekur ist die Lösung für alles, trifft das nicht auf jeden Menschen zu. Ferner glaube ich leider auch, dass hier der Gedanke vorherrscht: Wenn die endlich mal ihren Mund aufmacht und mich vollumfänglich in ihre Gedankenwelt eintauchen lässt, ist meine Neugier und mein Helfernarzissmus total befriedigt und vor allem hört dann endlich das Leiden auf, dass ich mir jetzt seit Wochen angucken muss. Es geht darum, dass man selbst (!!) mit der Spannung nicht umgehen kann. Mit Hilfe hat das alles gar nichts zu tun, im Gegenteil, es geht, wie man an vielen Passagen hier lesen kann, nur um einen selbst. Ich kann das nicht aushalten, die soll reden, die soll mich mit einbeziehen, die ist immer so blöde drauf, ganz komisch ist sie geworden.
Lustiger Fun fact: Die Freundin hat Recht. Nicht jedem hilft es, über Dinge zu reden, manche mögen sich lieber erstmal selbst sortieren und versuchen, alleine fertigzuwerden. Selbst in der Traumatherapie weiß man heute, dass das alte Paradigma des sofortigen Redens schädlich sein kann und traumatische Ereignisse sich so noch eher verfestigen können, ergo setzt man heute in der Krisenintervention auf Ablenkung.
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