Keine Lust mehr Jubiläen oder Geburtstage zu feiern?

vom 08.06.2023, 12:55 Uhr

Laut einer aktuellen Umfrage geben knapp 60% der Befragten an, dass sie keinerlei Wert auf besondere Feiern an Jubiläen oder Geburtstagen legen würden. Ich feiere meine Geburtstage jetzt zwar auch nicht überschwänglich, aber einige Leute aus der Familie und dem Freundeskreis sind bei mir immer eingeladen. Woher rührt denn eurer Meinung nach, diese scheinbar immer größer werdende Unlust Jubiläen oder Geburtstage mit einer Feier zu begehen und wie haltet ihr es denn in dieser Beziehung?

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» Lupenleser » Beiträge: 1126 » Talkpoints: 850,34 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Die vermeintlich wachsende Unlust, Jubiläen oder Geburtstage mit einer Feier zu begehen, kann verschiedene Gründe haben. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Wahrnehmung subjektiv sein kann und von individuellen Erfahrungen und Einstellungen abhängt. Dennoch lassen sich einige mögliche Ursachen identifizieren:

Zeitmangel und Stress: In unserer modernen Gesellschaft sind viele Menschen mit zahlreichen Verpflichtungen und Herausforderungen konfrontiert. Der Alltag ist oft hektisch, und es fällt schwer, Zeit für die Organisation und Durchführung einer Feier aufzubringen. Prioritäten verschieben sich möglicherweise, und andere Aspekte des Lebens werden wichtiger.

Veränderte soziale Strukturen: Traditionelle Familienstrukturen haben sich in vielen Gesellschaften gewandelt. Die Mobilität der Menschen führt dazu, dass Familienmitglieder über große Entfernungen verstreut leben. Dies erschwert die Organisation von gemeinsamen Feiern und kann dazu führen, dass Jubiläen und Geburtstage weniger intensiv gefeiert werden.

Individuelle Präferenzen: Manche Menschen empfinden Feiern als stressig oder unangenehm. Sie ziehen es vor, Geburtstage oder Jubiläen auf andere Weise zu feiern, beispielsweise im kleineren Kreis oder mit besonderen Aktivitäten, die ihnen persönlich wichtig sind.

In Bezug auf meine eigene Einstellung zu Jubiläen und Geburtstagen kann ich sagen, dass ich die Bedeutung solcher Meilensteine anerkenne. Ich finde es wichtig, Momente des Zusammenkommens und der Wertschätzung zu schaffen, sei es durch eine große Feier oder auch durch kleinere, intimere Treffen. Dabei ist es jedoch entscheidend, dass die Feier dem individuellen Geschmack und den Bedürfnissen der beteiligten Personen entspricht. Jeder sollte die Freiheit haben, auf seine eigene Art und Weise zu feiern oder eben auch nicht zu feiern, solange es für ihn selbst stimmig ist.

Letztendlich ist es wichtig, dass die Entscheidung, Jubiläen oder Geburtstage zu feiern oder nicht zu feiern, von jedem Einzelnen respektiert wird. Jeder Mensch hat unterschiedliche Vorlieben und Bedürfnisse, und es liegt an uns, einander in dieser Hinsicht zu unterstützen und zu akzeptieren.

» Jack R » Beiträge: 1229 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Meine eigene geringe Motivation, Geburtstage und Jubiläen zu feiern, habe ich wohl von meinen Eltern übernommen. Auch meine Eltern haben ihre Geburtstage immer nur im ganz engen Kreis verbracht, und zwar meistens ohne nennenswerte Feiern. Wir sind einfach meistens nett Essen gegangen, wenn jemand von uns Geburtstag hatte. Insbesondere mein Vater hat jede Art von Familienfeier abgelehnt.

Mit meinem früheren Partner kam es deswegen fast jedes Jahr zu Konflikten, weil ihm große Geburtstagsfeiern wichtig waren. Er konnte nicht verstehen, warum mir das nichts bedeutet, und er wollte mich fast jedes Jahr dazu drängen, endlich eine größere Feier zu organisieren. Einmal hatte er sogar ohne mein Wissen für mich eine Geburtstagsfeier organisiert, was mich damals stark gestresst hatte, weil ich mir eigentlich einen schönen Abend zu zweit gewünscht hatte.

Mein jetziger Partner kann genauso wenig mit großen Feiern anfangen wie ich. Da gibt es also keine unterschiedlichen Ansichten mehr und wir verbringen unsere jeweiligen Geburtstage ganz entspannt, indem wir entweder in einem schönen Gartenrestaurant Essen gehen oder gemütlich grillen (wir haben beide im Sommer Geburtstag).

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» lascar » Beiträge: 4419 » Talkpoints: 783,04 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich vermute mal, dass es sich hier um einen typischen Fall von "Die Zeiten ändern sich " handelt. Noch in der Generation meiner Eltern ist pro Familie vielleicht ein "schwarzes Schaf" weiter weggezogen als ins Nachbardorf, sodass es relativ einfach war, die ganze Familienbande zum runden Geburtstag zusammenzutrommeln. Mittlerweile sind die Familien und Verwandtschaftskreise unübersehbar kleiner geworden und auch weiter verstreut.

Außerdem habe ich auch den Eindruck, dass die soziale Kontrolle, das "Das haben wir immer schon gemacht" und "Auf eine Einladung muss eine Erwiderung folgen" einfach nicht mehr so einen großen Einfluss auf das menschliche Sozialverhalten hat. Die Frage, was man selber eigentlich will oder bräuchte, steht viel mehr im Vordergrund als das Bedürfnis, es der angeheirateten Bagage recht zu machen und den eigenen "Ehrentag" in der Küche zuzubringen. Sprich, etlichen Leuten scheint mittlerweile gedämmert zu sein, dass die Welt nicht untergeht, wenn man den 58. Geburtstag in einer Wellnesstherme im Saarland zubringt, ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen.

Auch die Art des Feierns von derlei "Anlässen" scheint sich meiner Erfahrung nach verändert zu haben. Mittlerweile werden beispielsweise auch in den konservativen Kreisen meines Umfelds Familienfeiern gerne an Restaurants fremdvergeben, weil auch Tante Gertrud zu ihrem 70. keinen Bock mehr darauf hat, sechs Kuchen zu backen, einen Eimer Bowle anzurühren, Aufschnitt vom Metzger Boggensagg rumzureichen und sich die Sermons des wie üblich sternhagelvollen Großonkels anzuhören, der bis Mitternacht auf der Eckbank hängend vor sich hin brabbelt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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