Sollte ein Erste Hilfe Kurs für jeden Pflicht werden?
Ich habe vor kurzem einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert und hatte eigentlich nicht so viel Lust darauf. Als ich allerdings dort war, wurde mir wieder klar, wie wichtig ein solcher Kurs ist. Ich hatte den letzten Kurs gemacht als ich den Führerschein gemacht habe. Mir ist beim Kurs auch aufgefallen, wie viel man eigentlich im Laufe der Zeit so vergisst.
Deswegen haben wir beim Kurs auch darüber diskutiert, ob man das Ganze nicht zur Pflicht machen sollte. Pflicht heißt, dass jeder Bundesbürger in regelmäßigen Abständen einen solchen Kurs absolvieren muss. Das würde mit Sicherheit viele Leben retten und auch einige Dinge wieder ins Gedächtnis rufen. Was haltet ihr von so einer Idee? Findet ihr das gut oder eher nicht so gut? Schließlich gibt es ja schon für sehr viele Sachen gesetzliche Regelungen, sodass man dazu verpflichtet wird.
Und was nutzt die Pflicht zu einem solchen Kurs, wenn ich gar keine Verpflichtung mehr habe, dieses Wissen anzuwenden? Man ist ja nur verpflichtet den Rettungsdienst zu informieren. Also ist doch eine Pflicht hier recht unnötig, wenn man auf der anderen Seite zur selben Problematik keine Pflicht hat.
Wobei es dann bei solchen Gedanken auch um die entsprechende Finanzierung geht. Denn das sollte dabei auch gut durchdacht sein. Macht jemand nie einen Führerschein, muss er sich nämlich auch nicht darum kümmern, dass der ganze Spaß auch bezahlt wird.
Wird aber ein solcher Kurs zur regelmäßigen Pflicht, dann muss das eben auch bezahlt werden. Vom Bürger selbst, der dazu verdonnert wurde oder soll hier der Staat bezahlen? Auch da wird man die Hände heben und verneinen.
Ich wäre schon dafür, dass der Erste Hilfe Kurs für jeden verpflichtend ist, aber viel wichtiger wäre mir ein Erste Hilfe Kurs für Grundschulkinder, in welchem ihnen die Reanimation vermittelt wird. Denn wichtiger als ein Pflaster richtig kleben, ist bei einem bewusstlosen Menschen immer noch das "Drücken". Dabei geht es nicht mal um das richtige "Drücken", sondern dass die Kinder sich auch zutrauen überhaupt zu helfen, denn das können auch viele Erwachsene nicht mehr.
Bei einem verpflichtenden Erste Hilfe Kurs ginge es mir auch nicht darum, dass man immer und immer wieder alles durchkaut. Es geht mir eher darum, dass die Personen sich zutrauen, den Notruf zu wählen, dass sie sich trauen überhaupt zu helfen. Und dies muss ja nicht in Form eines vollständigen Erste Hilfe Kurses angeboten werden, sondern vielleicht in einer abgespeckten Form, in der wirklich nur ein paar Inhalte behandelt werden und die günstiger angeboten werden, vielleicht sogar förderfähig oder vom Arbeitgeber aus.
Wieso besteht keine Pflicht zur Ersten Hilfe? Paragraph 323 c des Strafgesetzbuches ist da eindeutig. Daher wären verpflichtende Kurse auch sinnvoll. Dass das was kostet, ist nun kein Argument. Gib Dinge verursachen Kosten und müssen trotzdem zwangsweise erledigt werden.
Für die, die zu faul zum suchen sind: Paragraf 323c geht aber darauf ein, dass das Helfen zumutbar sein sollte, also sollte man zumindest in der Lage sein, sein Smartphone mal nicht mit Tiktok zu verbinden oder ein tolles Gafferfoto aufzunehmen und Hilfe zu rufen. Und es steht drin, dass man Ersthelfer und Helfende nicht behindern soll.
So und nun kommt die Frage auf: "Was bedeutet "zumutbar"? Hilfe rufen kann jeder. Nachfragen auch. Aber auch Eigenschutz geht vor. Da gibt es immer diese wunderbaren Beispiele mit der Frau, die an einem im Graben geparkten Auto vorbeifährt. Für die ist es zumutbar, die Polizei zu rufen. Sie kann ja der Polizei sagen, dass sie nicht sicher ist und halt Angst hat alleine nachzuschauen. Aber Hilfe rufen kann jeder. Aber das ist eine andere Diskussion.
Wibbeldribbel hat geschrieben:Ich wäre schon dafür, dass der Erste Hilfe Kurs für jeden verpflichtend ist, aber viel wichtiger wäre mir ein Erste Hilfe Kurs für Grundschulkinder, in welchem ihnen die Reanimation vermittelt wird. Denn wichtiger als ein Pflaster richtig kleben, ist bei einem bewusstlosen Menschen immer noch das "Drücken". Dabei geht es nicht mal um das richtige "Drücken", sondern dass die Kinder sich auch zutrauen überhaupt zu helfen, denn das können auch viele Erwachsene nicht mehr.
Die Grundschüler möchte ich sehen, die einen bewusstlosen Erwachsenen auch nur auf den Rücken drehen, geschweige denn dessen Brustkorb in flottem Tempo ca. 6 Zentimeter tief eindrücken können, wie es immer gelehrt wird. Und wenn es nicht auf das "richtige Drücken" ankommt, worauf denn dann? Auf die sportliche Betätigung? Den Spaß an der Sache?
Dieses Trauma würde ich Grundschulkindern doch ganz gerne ersparen. Bis zum Teenageralter sollte es reichen, wenn man im Notfall schnellstmöglich den nächsten Erwachsenen alarmiert. Alle weiteren Maßnahmen sind in meinen Augen zu viel Verantwortung für Kinder und setzt sie nur unnötig unter Druck. Klar gibt es immer ein paar pfiffige und gewiefte Kinder, die sich auch für derlei Themen interessieren, aber die meisten würden wohl nicht begeistert eine arterielle Blutung stillen wollen oder was auch immer. Für irgendwas müssen Erwachsene ja auch gut sein, und je nach Alter ist es schon eine Leistung, einen verständlichen Notruf abzusetzen. Das würde ich Kindern schon vermitteln, aber nicht gerade "Drücken".
Was die Erwachsenen angeht, weiß ich auch nicht so recht. Einerseits sind Erste- Hilfe-Kenntnisse selbstredend wichtig, andererseits kommen auch viele Erwachsene mit "Pflichtveranstaltungen" nicht so recht klar. In meinem letzten Kurs waren die meisten TeilnehmerInnen nicht aus Interesse da, sondern weil sie den Wisch für den Führerschein oder den Job brauchten. Entsprechend hat kaum jemand aufgepasst und bei den Übungen mitgemacht, sondern der halbe Kurs hat herumgeblödelt und Witzchen gerissen. Sprich, selbst wenn solche Kurse flächendeckend Pflicht werden (regelmäßige Auffrischungen eingeschlossen), werden drei Viertel der Leute aus purem Trotz, Desinteresse oder Dummheit sowieso kaum Wissen daraus mitnehmen.
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