Historische Romane nur lesen wenn wahrheitsgetreu?

vom 03.01.2018, 00:41 Uhr

Ich liebe historische Romane. Dieses Genre gehört mitunter zu meinen liebsten. Ich suche die Bücher aber einfach nach der allgemeinen Story aus und nicht danach, ob sie nun wahrheitsgetreu sind, also tatsächlich historischen Fakten entsprechen oder nicht. Mir ist aber aufgefallen, dass sehr viele Bücher tatsächlich geschichtlich korrekt sind, soweit ich das beurteilen kann.

Bei manchen ist das nicht so - genauso erfunden wie die Handlung ist, sind auch irgendwelche historischen Ereignisse. Das finde ich aber nicht weiter schlimm. Ich lese solche Bücher ja nicht, um mich weiterzubilden, sondern um unterhalten zu werden. Wie wichtig ist es euch, dass historische Romane wahrheitsgetreu sind und tatsächlich mit historischen Fakten übereinstimmen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Mir ist bei Büchern in erster Linie die Handlung und der Schreibstil wichtig und nicht, dass alles auch wahrheitsgetreu ist. Spontan fällt mir die Buchreihe "Angelique" von Anne Golon ein. Dort kommen ja auch real existierende Personen vor, beispielsweise der Name des französischen Königs. Aber irgendwelche Peyracs haben ja nie existiert und der Name bekommt in den Büchern ja eine sehr große Bedeutung. Allerdings ist die ganze Buchreihe so gut geschrieben, dass derartige Unwahrheiten meiner Ansicht nach gar nicht ins Gewicht fallen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Historische Romane können schon gar nicht "wahrheitsgetreu" sein, weil die Figuren in der Regel ein mehr oder weniger "modernes" Weltbild haben, damit sich die Leserschaft auch mit ihnen identifizieren kann. Auch sind die gezeichneten Figuren zwar meistens nicht völlig "unrealistisch", aber dennoch aus der Zeit, in der die Handlung spielt, heraus verstanden, absolute Ausnahmen vom Auftreten und Charakter her, denen man damals im "wirklichen Leben" maximal mit Feindseligkeit entgegengetreten wäre.

Ich meine, wer will schon die Geschichte einer barfüßigen Müllerstochter lesen, die selber weder lesen noch schreiben kann und auch nicht lernen wollte, wenn sie könnte, sich selten die Haare wäscht und gar nicht auf die Idee kommt, woanders als in ihrem 200-Seelen-Heimatdorf zu leben und (mit 30 im Kindbett) zu sterben? Dann ist sie am Ende noch absolut religiös, geht brav in die Kirche, betet den Rosenkranz, gehorcht ihren Eltern oder ihrem Mann und arbeitet sommers wie winters den ganzen Tag hart, um ein bescheidenes Leben zu ermöglichen.

Nein, solche Figuren habe ich noch in keinem historischen Roman überzeugend ausgearbeitet gesehen. Da spielen immer die ungewöhnlichsten Umstände zusammen, damit besagte Müllerstochter top emanzipiert und als "starke Frau ihren eigenen Weg geht". Auf diese Idee ist bis vor vielleicht 200 Jahren kaum eine Frau gekommen, aber in historischen Romanen wimmelt es davon. Da macht es für mich auch keinen Unterschied, ob gerade der richtige König herrscht, ob die Figuren Kartoffeln essen oder ob die Schlacht von Stonehenge um fünf Jahre verschoben wurde.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das würde ja erst mal voraussetzen, dass ich mich in Geschichte richtig gut auskenne. Und wir reden in dem Fall ja nicht nur von Jahreszahlen oder Namen von Königen, die man mal gehört hat, oder Feldzügen. Ich müsste ja dann auch Details aus den Biografien dieser Könige kennen wenn die als Figur in dem Roman auftauchen oder Details zur Geografie sind auch oft wichtig.

Wenn ich aber so ein Geschichtsnerd wäre, wäre ich doch wahrscheinlich mit einem Sachbuch wesentlich besser bedient als mit einem Roman, bei dem mir früher oder später sowieso irgendwo irgendein "Fehler" auffallen würde weil es ohne künstlerische Freiheiten auch in diesem Genre nicht geht.

Das mit dem "wahrheitsgetreu" ist an sich eh absurd, weil das Genre Roman, also Fiktion, das doch von vorne herein ausschließt. Das ist genauso wie wenn du Fantasy völlig ohne übernatürliche Elemente schreiben wolltest.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ein sehr guter Autor, der etwas auf sich hält, recherchiert ganz ausgiebig und versucht sich dabei sicher auch an historische Gegebenheiten zu halten. Das finde ich löblich. Andere Autoren aber verdrehen ganz bewusst historische Ereignisse. Da frage ich mich dann, ob das nicht sogar noch mehr Aufwand für den Autor bedeutet. Schließlich muss ja alles in sich kohärent bleiben.

Vor beiden Arten von Autoren habe ich Respekt und ich würde, wenn mir das grundsätzliche Handlungsthema zusagt, mit Freuden ihre Werke lesen. Was ich aber nicht schön finde ist, wenn ein Autor schlechte Recherche gemacht hat und sich historische Fehler einschleichen. Manchmal ist es so auffällig, dass selbst ich als historischer Laie das merken kann. Und dann ärgere ich mich schon darüber.

Ich würde also grundsätzlich bei einem Buch nicht voraussetzen, dass es auch wirklich zu einhundert Prozent historisch wahrheitsgetreu ist. Aber es sollten keine auffälligen Schnitzer vorhanden sein, sofern sie nicht beabsichtigt sind. Sonst könnte es sein, dass ich das Buch genervt vorzeitig beende.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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