Besuch sagt was in der Wohnung fehlt?

vom 04.04.2017, 13:57 Uhr

In dem hier genannten Beispiel wäre der Vorfall vielleicht weniger nervig oder ärgerlich gewesen, wenn es nicht so geballt gekommen wäre. Manche Leute, die älter sind, glauben bei jüngeren Menschen, gerade wenn es sich um Verwandtschaft handelt, dass ein guter Rat ein nettes Präsent ist. Sie sehen sich dazu berufen, praktische Lebenshilfe in Form von Ratschlägen zu geben, auch wenn gar nicht danach gefragt ist. In diesem Fall war es eben so eine Mischung gepaart mit etwas Smalltalk. Für mich persönlich wäre die Sache mit dem Bügelbrett der Tiefpunkt gewesen. Brr.

Den Spruch mit dem Stuhl finde ich wiederum nur so dahingesagt, ich denke, ohne die anderen Anmerkungen im Vorfeld wäre das gar nicht negativ aufgefallen. Mir selbst fällt bei dem Thema Besuch und unangemessene Verbesserungsvorschläge gerade ein Beispiel ein, wo jemand die eigenen Eltern des Hauses verwiesen hat, weil diese sich nicht nur bemüßigt fühlten, zu sagen, was alles falsch und unpassend ist, sondern ungefragt selbst Hand anlegten. Die Mutter fängt angelegentlich an, einen Fleck von der Tür zu wischen, während der andere Part geschäftig im Garten hantiert. :lol: Dagegen sind rein verbale Anmerkungen ja fast schon von der harmlosen Sorte.

Egal wie lange ich gerade in mich gehe, aber ich kann mich nicht erinnern, jemals in meinem Leben in irgendeiner Wohnung einen wie auch immer gearteten Kommentar abgegeben zu haben. Vielleicht ist es mir früher, als ich noch mein Herz mehr auf der Zunge trug, nicht aufgefallen, vielleicht ist es mittlerweile so, dass ich selbst großen Wert auf die Privatheit meines Wohnraums lege und anderen nicht auf die Füße treten möchte. Vor einiger Zeit zum Beispiel sah ich ein Video von einem Bekannten, der sein neues Haus präsentierte. Insgeheim war ich überrascht, dass ein neu bezogenes Haus mit nur einem Paar darin, schon nach wenigen Wochen so unfassbar vollgestopft wirken kann, aber laut gesagt habe ich das natürlich nicht. Dann sagt man lieber gar nichts. Viele hätte so eine Vorführung sicher zum Anlass genommen, anschaulich ihren Senf dazuzugeben.

Insgesamt bin ich selbst aber in der Sache auch ein gebranntes Kind, weil ich ebenfalls schon Erfahrungen mit einer Freundin machen durfte, die jede Veränderung oder alles, was ihr so in der Wohnung auffiel, immer kommentierte. Oft waren es positive Dinge, aber es kam auch schon vor, dass sie entgeistert vor einem neuen Schrank stehenblieb und diesen musterte, wo sie eigentlich daran hätte vorbeigehen müssen. Es gab zwar keine Bemerkung, was fehlt, dafür aber die Frage, ob es nicht besser (!) wäre, wenn ich eine bestimmte Wand in einer anderen Farbe streichen würde. Dieses sich ungefragte Verdingen als meine persönliche Interieur-Beraterin hat mich zunehmend genervt.

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich würde solche Ergänzungen vom Besuch nicht als persönliche Kritik aufnehmen und werten. Geschmäcker sind nun mal verschieden. Solche Anregungen können unter Umständen einen auch motivieren sein Inventar zu ergänzen, vielleicht auch mal was Neues im Leben zu probieren. Es kommt auf die Art und Weise an, wie man solche Dinge einem als Gastgeber rüberbringt. Wenn man nur rum kritisiert und alles bemängelt würde es mich jedoch auch irgendwann mal nerven, das würde ich dann aber auch zeigen.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Mir macht das nichts, wenn jemand etwas an meiner Wohnung auszusetzen hat. Ich ignoriere das entweder freundlich oder erkläre, warum ich dieses oder jenes Bild aufgehängt habe und dass ich in der Diele gerne viel Platz habe.

Manchmal sind die Ratschläge auch sinnvoll. Ich habe ein Freundin, die mir schon öfters einen Tipp für meine Küchenutensilien gegeben hat. Sie schlägt immer die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie sieht, wie ich Kartoffeln schäle oder Knoblauch zerschneide. Einen Kartoffelschäler hat sie mir mal geschenkt. Den benutze ich aber nur, wenn sie zu Besuch ist. Der Mörser war allerdings eine gute Idee.

Kritik trifft mich nur selten bis tief ins Herz hinein und zwar meistens dann, wenn sie gerechtfertigt ist. Dann bin ich im Nachhinein aber trotzdem dankbar dafür. Es kommt auch darauf an, wie und von wem sie vorgetragen wird. Als ich stolz in meine erste neue Wohnung, eigentlich nur ein Zimmer, eingezogen war, war der erste Kommentar meines Vaters: Wie kahl sieht es denn hier aus? Wieso hast du nur zwei Stühle? Das hat mich ziemlich gekränkt. Besser wäre es gewesen, wenn er es wie in deinem Post positiv und mit einem zwinkernden Auge gesagt hätte.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



blümchen hat geschrieben:Manchmal sind die Ratschläge auch sinnvoll. Ich habe ein Freundin, die mir schon öfters einen Tipp für meine Küchenutensilien gegeben hat. Sie schlägt immer die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie sieht, wie ich Kartoffeln schäle oder Knoblauch zerschneide. Einen Kartoffelschäler hat sie mir mal geschenkt. Den benutze ich aber nur, wenn sie zu Besuch ist. Der Mörser war allerdings eine gute Idee.

Das meine ich ja damit, man wird ja nicht dümmer, wenn man sich Ratschläge auch mal annimmt und wenigstens in einer ruhigen Minute drüber nachdenkt, was man selbst draus macht ist ja einem selber überlassen.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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