Schullaufbahn: Sollten Eltern Entscheidungsgewalt behalten?

vom 14.02.2020, 22:57 Uhr

Bisher ist es so, zumindest in Bayern, dass man nach der Grundschule als Eltern das letzte Wort hat, auf welche Schule das eigene Kind zukünftig gehen soll. Natürlich unter der Voraussetzung, dass der vorgegebene Notendurchschnitt passt.

Die Verbandsvorsitzende der Philologen Lin-Klitzing schlägt nun ein anderes Entscheidungssystem zur Beurteilung der Eignung vor. Sie habe den Eindruck, dass viele Eltern die Leistung ihres Kindes eindeutig überschätzen.

Um festzulegen, auf welche Schule ein Kind kommt schlägt sie deshalb eine Kombination vor aus, Elternwunsch, Lehrerempfehlung und einem bundesweiten Test. Dieser Test soll in der letzten Grundschulklasse gemäß deutschlandweit geltenden Standards durchgeführt werden. Aus diesen drei Ergebnissen, Elternwunsch, Grundschulempfehlung der Lehrer, Testresultat, soll letztendlich die Entscheidung in gleicher Gewichtung über die zukünftige Schullaufbahn des Kindes entscheiden.

Wie empfindet ihr diesen Vorschlag? Habt ihr den Eindruck das tatsächlich viele Eltern die schulische Leistungsfähigkeit ihres Kindes überschätzen?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe mich nun nicht näher mit dieser Idee beschäftigt, aber für mich klingt das vernünftig. Ich denke, dass viele Eltern aus dem Gedanken heraus, dass sie das Richtige machen wollen, falsche Entscheidungen getroffen werden. Für ein Kind ist es ja auch nicht angenehm, wenn es sich dann wieder auf andere Kinder einlassen muss. Ein Test, sowie nicht die alleinige Entscheidung der Eltern würde sicherlich einigen Kindern zu Gute kommen. Außerdem ist ja nichts verloren, man kann sein Abitur jederzeit nachholen. Oftmals braucht man vielleicht einfach noch etwas Zeit um sich entsprechend zu entwickeln und das ist auch okay.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Man sollte sicherlich keine Entscheidungen ohne die Eltern treffen. Auf der anderen Seite muss es aber natürlich wie ich finde auch irgendwo eine halbwegs subjektive Einschätzung über das Leistungsvermögen des Kindes geben. So dürfte wohl ein Kind, das bereits in der Grundschule mit dem Lernumfang überfordert ist, auf einem Gymnasium kaum aufblühen.

Auf der anderen Seite bin ich mir aber eben auch oftmals nicht so wirklich sicher, wenn ich mir die Benotung in den Grundschulen so anschaue, ob die Zeugnisse und auch die Arten, wie dort manchmal Tests und Klassenarbeiten geschrieben werden, wirklich dafür geeignet sind das Lernvermögen und den Leistungsstand eines Kindes einzuschätzen. Wenn da mehr Wert darauf gelegt wird, dass ein Ergebnis an der richtigen Stelle steht und die Problemlösung an sich in den Hintergrund gerät, dann dürfte das wohl auch kaum mal auf selbständiges Lernen in einem Studium vorbereiten. Und dafür sollte eine gymnasiale Schullaufbahn ja qualifizieren und nicht dafür, dass der Affe lernt, das Stöckchen immer schneller in das größte Loch zu stecken um an sein Essen zu kommen. Und bisweilen habe ich eben doch den Eindruck, dass aber genau das heute immer mehr trainiert wird und eben nicht, dass der Affe von sich aus lernt mit einem Stock das Essen aus dem Loch zu holen.

Dementsprechend kann man natürlich auch mit Eignungstest die völlig falschen Kinder aussieben, wenn man entweder im Test die Schwerpunkte falsch setzt oder eben auch in der schulischen Ausbildung.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Bei mir war die "Empfehlung" damals verbindlich und die Eltern, die das nicht akzeptieren wollten mussten ihr Kind dann nochmal für irgendeinen Test anmelden. Ich hatte zwei Mitschüler, die auf diese Weise aufs Gymnasium gekommen sind, und die dann nicht mitgekommen sind und Klassen wiederholen und die Schule wechseln mussten. Teilweise mehrmals.

Denen haben die Eltern mit Sicherheit keinen Gefallen getan. Da wäre es gut gewesen wenn von offizieller Stelle klar gesagt worden wäre, dass die Kinder zu dem Zeitpunkt nicht aufs Gymnasium gehen dürfen. Das bedeutet ja nicht, dass sie kein Abitur machen können, es gibt ja verschiedene Möglichkeiten.

Es gibt sicher Eltern, die die Intelligenz ihrer Sprösslinge maßlos überschätzen, solche Exemplare sind mir schon öfter begegnet. Aber ein anderes Problem ist wahrscheinlich das Bild, das von Hauptschulen und teilweise auch von Realschulen vorherrscht. Es gibt sicher Eltern, die einfach Angst haben, dass sie ihrem Kind die Zukunft verbauen wenn sie nicht alles dafür tun, dass das Kind Abitur machen kann.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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