Als Leiharbeiter größere gesundheitliche Belastung haben?

vom 21.08.2017, 07:44 Uhr

Leiharbeiter haben es nicht leicht. Sie haben meist unsichere Jobs, begrenzte Entwicklungsmöglichkeiten und die Belastungen sind vielfältig. Dies soll sich laut einer Studie der Techniker Krankenkasse auch auf die Gesundheit auswirken. Laut dieser Studie sollen Leiharbeiter im vergangenen Jahr im Schnitt 5,6 Tage mehr krankgeschrieben gewesen sein als die übrigen Beschäftigten. Besonders von Erkrankungen der Psyche und des Muskel-Skelett-Systems seien Leiharbeiter überdurchschnittlich oft betroffen.

Meint ihr, da besteht ein Zusammenhang? Korrelation oder Kausalität? Durch welche Maßnahmen könnte man die Fehlzeiten der Leiharbeiter verkürzen und ihre Gesundheit länger erhalten (abgesehen von einer theoretischen Festeinstellung)? Oder ist dies zu utopisch gedacht in einer Leihfirma? Wird es Leiharbeitern gesundheitlich grundsätzlich schlechter gehen oder besteht Entwicklungspotential?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe über verschiedene Bekannte schon mehrere Geschichten über Leiharbeit gehört. Zum einen sagen viele, sie wollen gar nicht fix angestellt werden, weil sie dann das Taggeld nicht mehr bekommen, was oft zehn oder mehrere Euros pro Tag ausmacht.

Zum anderen ist es aber eine psychische Belastung, nie zu wissen, ob und wie lange man noch in eine Firma vermittelt werden kann. Für mich selber wäre das jetzt nichts. Wahrscheinlich wäre ich schon aufgrund der psychischen Belastung des öfteren im Krankenstand.

Ein unsicheres Arbeitsverhältnis macht mich genau so fertig, wie wenn ich gar keine Arbeit habe. Deshalb würde ich mich bemühen und dazu sehen, dass ich fix übernommen werde, wenn ich mich nur gut genug anstrenge. Das ist schon einmal ein Grund, warum ich auf dieses Taggeld verzichten könnte.

Das mit den Muskelproblemen mag wohl auch daher kommen, dass sehr wahrscheinlich die Leasingarbeiter oft zu Tätigkeiten eingeteilt werden, die niemand von den Fixarbeitern übernehmen möchte. Oder es sind eben genau die Arbeiten, die niemand machen möchte, für die man niemand findet.

Aber ich kenne es auch von anderen Arbeitnehmern, die jetzt nicht über eine Leasingfirma an einen Arbeitsplatz vermittelt werden, dass sie Probleme mit den Muskeln und mit der Psyche haben. Deshalb finde ich, dass man das nicht so pauschal sagen kann.

Bei dieser Untersuchung müsste man heraus finden, wie genau sie durchgeführt wurde. Wurden einzelne Leasingfirmen und ihre vermittelten Leihkräfte beobachtet? Oder handelt es sich um eine allgemeine Studie? Über welchen Zeitraum hinweg wurde die Studie durchgeführt?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Wenn man für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommt und weniger Rechte hat, quasi ständig mit einem Bein auf der Straße steht und trotzdem mehr und besser arbeiten muss als die Festangestellten, weil man sonst noch schneller mit beiden Beinen wieder auf der Straße steht, ist es doch sonnenklar, dass das auf die Psyche schlägt. Und ich verstehe auch, dass man als Leiharbeiter sich eher mal krankschreiben lässt und so in der Statistik überhaupt erst aufscheint, wenn sich zum xten Mal abzeichnet, dass der aktuelle Einsatz keine zwei Monate dauern wird.

Aus Erfahrungen in meinem engen Umfeld kann ich sagen, dass das Prinzip der Leih- und Zeitarbeit wirklich nur den Unternehmen Vorteile bringt und jeder Nachteil von den Mitarbeitern auf unterster Ebene abgefangen werden muss. Gerade gering Qualifizierte sind tatsächlich bessere Sklaven, die sich für einen Hungerlohn herumschubsen lassen müssen ohne einen Funken Selbstbestimmung. Dass dass auf die Gesundheit schlägt, wundert mich überhaupt nicht. Körper und Psyche hängen schließlich zusammen.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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