Ladenöffnungszeiten wie in den USA auch hier wünschenswert?

vom 22.02.2019, 14:15 Uhr

anlupa hat geschrieben:Mein Vater hatte eine Sechstagewoche. Daraus würde ich aber nicht ableiten, dass es heute auch noch so sein muss.

Ja, das kam noch dazu, dass es damals häufig eine Sechstagewoche gab. Mein Vater hat auch am Samstag bis Mittag gearbeitet. Insofern konnte man für Einkäufe als nicht einmal den Samstag nutzen, denn an diesem Tag hatten die Läden ja ebenfalls ab Mittag geschlossen. Wie man damals als Alleinlebender überhaupt einkaufen konnte, weiß ich tatsächlich nicht, weil ich damals noch nicht selbst gearbeitet habe, und weil es in meinem sozialen Umfeld nur Familien gab, in denen eine Aufgabenteilung zwischen arbeitenden und nicht arbeitenden Familienmitgliedern möglich war.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Natürlich muss es nicht ewig so bleiben. Aber es ist eben Jammern auf hohem Niveau. Und nur weil das Gesetz sehr lockere Öffnungszeiten erlaubt, werden die nicht automatisch genutzt. Das sieht man hier in Nordrhein-Westfalen ja sehr gut, wo Geschäfte außer sonntags rund um die Uhr öffnen dürfen.

Außerdem müssen dann die Betreuungszeiten von Kindertagesstätten und Tagespflegen für Senioren angepasst werden. In meiner Stadt mit 500.000 Einwohnern haben nur drei Tagesstätten für Kinder bis 18 Uhr geöffnet. Oder wollen wir auch hier amerikanische Verhältnisse, wo Schutzbedürftige aus wirtschaftlicher Not schlichtweg allein bleiben?

» cooper75 » Beiträge: 13326 » Talkpoints: 497,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Natürlich muss es nicht ewig so bleiben. Aber es ist eben Jammern auf hohem Niveau.

Wobei ich es so verstanden hatte, dass wir uns einfach sachlich über die Thematik unterhalten. Gejammert haben wir eigentlich nicht. Zumindest verstehe ich unter "jammern" etwas anderes, als mich sachlich über Vor- und Nachteile von gewissen Sachverhalten zu unterhalten. Ich habe ja nicht gestöhnt, wie schrecklich die derzeitige Situation sei, sondern ich habe ausdrücken wollen, dass die derzeitigen Ladenschlusszeiten in Bayern für mich zwar eine Einschränkung bedeuten, aber ich natürlich trotzdem klar komme. Falls ich das missverständlich formuliert haben sollte, bitte ich um Entschuldigung.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Lascar, du tust aber so, als könntest du plötzlich viel besser einkaufen, wenn der Ladenschluss nicht reguliert wird. Das ist aber nicht so. In meinem Bundesland darfst du außer an Sonntagen rund um die Uhr einkaufen. Trotzdem machen die meisten Läden um 20 Uhr zu. Denn es rechnet sich nicht.

Und so dramatisch kann die Einkaufssituation damals auch nicht gewesen sein. Meine Mutter hätte mit der Witwenpension locker daheim bleiben können. Ohne die sauteure Kinderbetreuung hätte sie sogar mehr gehabt. Aber sie wollte halt nicht von Vierzig bis zur Rente daheim die Topfpflanzen gießen. Da hat sie lieber auf die Pension verzichtet und uns selbst ernährt.

» cooper75 » Beiträge: 13326 » Talkpoints: 497,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



cooper75 hat geschrieben:Lascar, du tust aber so, als könntest du plötzlich viel besser einkaufen, wenn der Ladenschluss nicht reguliert wird.

Sicher könnte ich besser einkaufen, wenn die Läden abends länger geöffnet hätten. Das zu schreiben hätte ich allerdings jetzt nicht in die Kategorie "Jammern" verbucht.

Klar bedeutet die Lockerung des Ladenschlussgesetzes nicht, dass die Läden zwangsläufig länger geöffnet haben müssen, aber sie können, was bedeutet, dass dies von einigen Geschäften auch angeboten wird. Beispiel Baden-Württemberg: ein Freund von mir kauft regelmäßig in einem Supermarkt nach 21 Uhr ein, weil er vorher noch arbeiten muss. Es scheint also Optionen zu geben, auch wenn es nicht flächendeckend überall so ist. Oder Beispiel Berlin: dort gibt es jede Menge Spätis, das sind kleine Geschäfte, in denen man bis spätabends Kleinigkeiten einkaufen kann, was ich ebenfalls sehr praktisch finde.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Kleinigkeiten bekommt man In NRW schon immer "anne Bude", das ist sozusagen ein Späti in Miniform mit Bedienfenster. Außerdem betonst du bisher immer, dass du beispielsweise Schuhe kaufen möchtest, das geht hier eben nicht, obwohl es erlaubt ist.

Und du kannst eben auch ansonsten nicht alles haben. Die günstigen Discounter oder Drogeriemärkte haben hier ebenso geschlossen wie andere Geschäfte. Du bekommst halt in einigen teureren Supermärkten ein eingeschränktes Sortiment. Das ist nicht gerade der große Wurf.

» cooper75 » Beiträge: 13326 » Talkpoints: 497,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Kleinigkeiten bekommt man In NRW schon immer "anne Bude", das ist sozusagen ein Späti in Miniform mit Bedienfenster. Außerdem betonst du bisher immer, dass du beispielsweise Schuhe kaufen möchtest, das geht hier eben nicht, obwohl es erlaubt ist.

Das ist mir natürlich klar. Ich hatte nicht daran gedacht, dass ich gezielt hätte betonen müssen, dass mir bereits klar ist, ich in einem Späti keine Schuhe bekommen werde. Es ist so, dass ich im Lauf der Zeit unterschiedliche Kaufabsichten habe, und ich keineswegs immer nur Schuhe kaufen möchte. Die Schuhe hatte ich nur exemplarisch genannt. Daher könnte ich sowohl von einem Späti ohne Schuhangebot, als auch von Supermärkten und anderen Geschäften profitieren, wenn diese länger geöffnet hätten.

Noch ein Wort zur beschriebenen "Bude". Hier in Bayern beschränken die Ladenöffnungszeiten eben auch den Betrieb solcher Buden und Spätis, die im Normalfall genauso wenig nach 20 Uhr etwas verkaufen dürfen wie andere Geschäfte. Es gibt einige Schlupflöcher, wie z.B. den Tankstellenverkauf, der aber aus Sicht der Regierung am liebsten auch nur noch an echte Reisende erfolgen dürfte. Es gab mal den Versuch strenger Kontrollen, sodass Tankstellen nach 20 Uhr nur noch an Autofahrer verkaufen durfte, was zur etwas absurden Situation geführt hat, dass man zum Bierholen mit dem Auto vorfahren musste, weil man es als Fußgänger oder Radfahrer nicht bekommen hätte.

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» lascar » Beiträge: 4404 » Talkpoints: 780,84 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Es kommt wahrscheinlich auf die Gegend an, in der man wohnt. Ich kann mir vorstellen, dass in München im Innenbereich durchaus viele Supermärkte und auch das eine oder andere Kaufhaus und auch Schuhgeschäfte, vielleicht im Wechsel, länger offen haben. Das wäre durchaus eine Erleichterung für die Leute, die lange arbeiten. Es wäre auch eine Belebung für die Fußgängerzone, die abends und am Wochenende ziemlich tot ist.

Ich hatte vor einigen Jahren einmal eine Untermieterin aus Dresden, die total erstaunt war, dass in München die Geschäfte schon um 20 Uhr schließen. Wie gesagt, ich sehe darin keine Nachteile, wenn Mitarbeiter mit Kindern nicht gezwungen werden können, so lange zu arbeiten. Ich denke, in München würde sich das für die Geschäfte durchaus lohnen. Es lohnt sich ja auch anscheinend für Fitnessstudios, die Tag und Nacht offen haben.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Nun, ich lebe in Deutschlands größtem Ballungsraum mit über 5 Millionen Menschen und trotzdem werden die Öffnungszeiten kaum ausgenutzt. Klar, damals als das kam, hatten plötzlich alle möglichen Läden bis Mitternacht offen, es gab Aktionen wie Dämmerschoppen für Singles mit Einkaufswagen mit Schleife und so einen Kram. Nach ein paar Monaten war schon wieder um 20 Uhr Feierabend. Und wer zumindest Lebensmittel bis 21 oder 22 Uhr einkaufen möchte, braucht selbst im Ballungsraum Glück mit der Wohnlage oder ein Auto.

» cooper75 » Beiträge: 13326 » Talkpoints: 497,93 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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