Ladenöffnungszeiten wie in den USA auch hier wünschenswert?
Wenn es heißt, dass sonntags, wegen eines Stadtfestes die Läden geöffnet haben sollen, mischt sich in letzter Zeit immer wieder die Gewerkschaft ein und verhindert dieses. Auch dann, wenn die Verkäufer und Ladenbesitzer gerne öffnen würden. Aber hier in Deutschland gelten eben die Ladenöffnungszeiten die gesetzlich festgelegt sind.
Einige regen sich auf, dass die armen Verkäuferinnen dann auch am Wochenende oder länger arbeiten müssen. In anderen Ländern geht das aber auch und wenn man es genau nimmt, arbeiten ja viele im Schichtdienst und auch am Wochenende. Warum nicht auch Verkäuferinnen? Warum ist Deutschland so streng bei den Ladenöffnungszeiten? Warum kann man die Läden nicht wie in den USA einfach 24/7 öffnen, wenn man will? Damit würden doch Arbeitsplätze geschaffen werden.
Wären für euch Ladenöffnungszeiten wie in den USA in Deutschland wünschenswert? Welche Vorteile und welche Nachteile seht ihr darin, wenn man flexibel oder rund um die Uhr öffnen kann (nicht muss)?
Ich habe noch nie verstanden warum das überhaupt gesetzlich geregelt werden muss. Die Nachfrage regelt das Angebot doch sowieso. Bei uns gibt es keine Supermärkte mehr, die bis 24 Uhr geöffnet haben. Die machen jetzt um 22 Uhr Schluss, weil sich die späten Öffnungszeiten nur am Wochenende und nur in der Innenstadt gelohnt haben.
Auch in den USA haben die meisten Geschäfte natürlich nicht rund um die Uhr geöffnet, weil die Chance, dass jemand in einer Kleinstadt um vier Uhr Morgens Schuhe kaufen möchte, doch überschaubar gering ist.
Natürlich müssen die Gewerkschaften irgendwas tun um relevant zu bleiben, sie verzeichnen ja seit Jahren einen Mitgliederschwund. Aber einen rationalen Grund gibt es nicht, der erklären könnte warum die Verkäuferin mit Schichtdienst und Wochenendarbeit überfordert wäre, die Restaurantangestellte aber nicht.
Ich wohne ja in einem Bundesland mit recht restriktiven Ladenöffnungszeiten. Nach 20 Uhr kann normalerweise kein Geschäft geöffnet sein. Für mich persönlich als Vollzeit-Angestellter wird es tatsächlich häufig knapp mit dem Einkaufen nach Feierabend, weil das Zeitfenster zwischen Dienst- und Ladenschluss vergleichsweise klein ist. Vor allem, wenn ich mal ein neues Kleidungsstück oder Schuhe kaufen will, für dessen Anschaffung ich vielleicht durch zwei oder drei Läden laufen muss, weil die Auswahl oder die verfügbaren Größen nicht passen, läuft mir regelmäßig die Zeit davon. Die Ladenschlusszeiten führen andererseits dazu, dass ich Geld spare, weil ich häufig dann doch von der Kaufabsicht absehe, um nicht in Einkaufsstress zu geraten.
Trotzdem fände ich persönlich etwas längere Ladenöffnungszeiten wünschenswert, weil ich dann die Abende entspannter für notwendige Anschaffungen nutzen könnte. Warum ausgerechnet der Einzelhandel besonders vor Abendarbeit geschützt werden muss, während es auf Mitarbeiter der Gastronomie, Pflegeberufe, den Fahrdienst von öffentlichen Verkehrsmitteln, Kino- und Theaterangestellte etc. nicht zutrifft, habe ich nie ganz verstanden.
Übrigens habe ich gehört, dass es tatsächlich extreme Befürworter strenger Ladenschlusszeiten geben soll, die sogar fordern, dass es nach 20 Uhr keine geöffneten Restaurants, Kinos etc. mehr geben dürfe.
Diamante, in Nordrhein-Westfalen dürfen die Läden doch längst werktags von 0 bis 24 Uhr öffnen. Nur die Sonntagsruhe legt das Grundgesetz durch Übernahme der Passagen aus der Weimarer Verfassung fest. Sollte dieses bisschen Arbeitnehmerschutz jetzt auch noch fallen?
Gegen Arbeitnehmerschutz hat doch keiner etwas, nur dagegen, dass der hier nur einer speziellen Klasse von Arbeitnehmern vorbehalten bleibt. Wenn der Staat erwartet, dass die Bürger bis Samstag Abend wissen, dass sie am Sonntag dringend Toilettenpapier brauchen werden kann er auch erwarten, dass die Bürger am Samstag Abend wissen, dass der Tank fast leer ist und vor dem Sonntagsausflug gefüllt werden muss oder, dass sie zusammen mit dem Toilettenpapier auch gleich etwas zu Essen kaufen und am Sonntag kein Restaurant benötigen.
Der Schutz des Sonntags mag zwar auf christlichen Wurzeln gründen, aber er gehört zu den größten Errungenschaften im Bereich der Arbeitnehmerrechte. Warum gewisse Gruppen davon ausgenommen sind, das solltest du aufgrund der Geschichte wissen.
Und Tankstellen sind aus gutem Grund geöffnet. Statt zu fordern, dass die Sonntagsruhe immer weiter ausgehöhlt wird, sollte man lieber dafür kämpfen, dass es wieder strikter gehandhabt wird. Und das nicht wegen der Kirche, sondern für die Gesellschaft.
Nein, ich weiß nicht warum eine Verkäuferin vor der Arbeit an Sonntagen geschützt werden muss, die Bedienung in der Gaststätte aber nicht. Und nein, ich weiß auch nicht warum es dringend notwendig ist, dass ein Restaurant am Sonntag geöffnet hat. Ich weiß warum es sehr angenehm ist und warum es praktisch ist wenn man etwas zu feiern hat, aber essentiell notwendig ist es nicht.
Und sicher weißt du, dass der freie Sonntag damals bedeutet hat, dass die Wochenarbeitszeit reduziert wurde. Es steht aber gar nicht zur Debatte, dass die Wochenarbeitszeit wieder erhöht werden soll. Die Verkäuferin, die Sonntags an der Kasse sitzt, hätte dann eben Montags frei oder vielleicht Mittwochs.
In den USA ist es eh üblich, dass man für solche Schichten, in denen nicht so viel los ist, nicht das reguläre Personal hat. Nächte und Wochenenden im Supermarkt sind typische Jobs für Schüler und Studenten, also für Leute, die zu den normalen deutschen Öffnungszeiten gar nicht arbeiten könnten.
Wenn du unbedingt so eindimensional denken willst, bitte. Kinder hast du offensichtlich keine, sonst würdest du gewisse Probleme erkennen. Und dass in den USA bevorzugt Schüler und Studenten diese Jobs machen, stimmt auch nicht. Das machen auch genug Menschen, die mehrere Jobs kombinieren müssen. Denn mehr Öffnungszeiten bringen nicht mehr Einnahmen, da bleibt nicht viel für den Lohn.
Warum Gaststätten und Restaurants traditionell sonntags geöffnet haben, sollte dir eigentlich klar sein. Das hat mit Bequemlichkeit wenig zu tun. Und es wird schwierig, Privilegien zu entziehen, die seit Jahrhunderten bestehen. So kompliziert ist das nun wirklich nicht.
Ich müsste also Kinder haben um zu verstehen, warum Sonntagsarbeit für Verkäuferinnen ganz ganz schlimm ist, für Angestellte in der Gastronomie aber völlig in Ordnung? Warum genau? Weil Angestellte in der Gastronomie ja nie Kinder haben und deshalb nie das Fußballspiel des Sohnes verpassen können weil sie Sonntags Biergläser schleppen müssen?
Und das Argument für Sonntagsöffnungszeiten in der Gastronomie ist dann wohl einfach "war schon immer so". Ja, kann man so machen, aber ich halte von dieser Argumentation nichts. Man sollte alles hinterfragen und überprüfen dürfen und wenn etwas keinen Sinn mehr macht dann sollte man es ändern. Und Sonntags geschlossene Geschäfte sind ein Relikt aus einer Zeit, in der niemand wusste, was online Shops sind und die Mehrheit Sonntags in die Kirchen ging.
Nein, es ist eben kein Relikt. Eigentlich kannst du genau nachlesen, welche Unternehmen überhaupt sonntags geöffnet werden können. Das ist eine ziemlich begrenzte Gruppe. Nur reicht neuerdings der Schrei nach internationaler Konkurrenz oder dem Internet, um das Arbeitsverbot aufzuheben. Und der Antrag ist nicht so kompliziert.
Und ja, Kinder sind dabei nicht unwichtig. Denn für die gibt es keine Betreuung und du verlierst deinen Job, wenn du immer wieder keine Betreuung hast. Und dann hat man noch das finanzielle Problem. Die Leute kaufen nicht mehr, nur weil länger geöffnet ist. Außerdem ist es verdankt belastend, wenn der nicht freie Sonntag innerhalb von zwei Wochen irgendwann nachgereicht wird. Ich habe nur zwei Jahre ohne zwei zusammenhängende freie Tage gearbeitet und da war ich jung. Das ist enorm belastend, weil Erholung fehlt.
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