In Paderborn keine Wohnung für Unverheiratete?

vom 04.05.2010, 22:17 Uhr

In einem anderen Thread hier wurde nebenbei erwähnt, dass Paderborn so eine katholische Stadt sei, dass man dort als unverheiratetes Paar keine Wohnung vermietet bekommen würde. Das fände ich persönlich schrecklich, aber gleichzeitig bin ich mir auch nicht so sicher, ob das denn wirklich so verallgemeinernd gesagt werden kann. Das kommt mir einfach so fremdartig und unwahrscheinlich vor.

Daher meine Frage: War das als Scherz gemeint, oder bekommt man als unverheiratetes Paar in Paderborn tatsächlich keine (oder besser kaum eine, denn Ausnahmen wird es überall geben) Wohnung? Wenn ja, liegt das wirklich nur an der Religiösität der Vermieter? Weisen die einen dann auch direkt mit dieser Begründung ab, oder kommen sie mit Ausreden an? Wenn es Ausreden sein sollten, woher weiß man denn dann, dass sie einen wirklich nur wegen der Unehelichkeit der Beziehung abgelehnt haben? Und sind es wirklich im Allgemeinen so viele streng religiöse Leute dort, gerade unter den Vermietern?

Wie gesagt, ich als sehr unreligiöser Mensch aus einer absolut weltlichen Stadt, in der kaum jemand über Religion redet, geschweige denn seine Mitmenschen über ihre Religion befragt, empfinde das einfach als total seltsam. Es unterscheidet sich so stark von dem, was ich bisher kannte, sodass ich es kaum glauben kann. Daher frage ich lieber noch einmal nach, ob das denn wirklich alles so stimmt.

Bei religiösen Wohngemeinschaften könnte ich mir übrigens schon vorstellen, dass sie da nur keusche Christen haben wollen (wobei selbst nicht einmal das so selbstverständlich ist, denn es gibt ja auch tolerante Christen). Aber dass einen völlig weltliche, private Vermieter wegen ihrer Religion ablehnen, beziehungsweise weil man nach ihrer Religion sündig sei, das finde ich schon irgendwie kurios.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke mal, dass ich das in einem Thread geschrieben habe. Als mein Mann und ich hier in die Gegend eine Wohnung gesucht haben, waren wir noch nicht verheiratet. Wir haben uns wirklich viele Wohnungen angesehen und überall wurden wir gefragt, ob wir verheiratet sind. Da wir vor hatten zu heiraten haben wir das dann gesagt, als uns eine Wohnung gefallen hat und wir bekamen die Wohnung. Ich durfte aber den Mietvertrag erst als verheiratete Frau unterschreiben und mein Mann zog dann schon am 1. März in die Wohnung. Wir heirateten Anfang April und ich bekam auch dann erst den zweiten Schlüssel der Wohnung. Die Vermieterin hielt den Schlüssel so lange fest, bis ich als Frau meines Mannes und unter Vorlage der Heiratsurkunde den Mietvertrag unterschreiben konnte und durfte.

Das wird bestimmt nicht überall in Paderborn und Umgebung so sein. Aber selbst, als wir uns diese Wohnung, in der wir jetzt wohnen angesehen haben war die erste Frage des Vermieters "Sie sind doch verheiratet, oder?" Ich weiß nicht, ob wir die Wohnung sonst nicht bekommen hätten, aber die Frage war gestellt worden.

Es liegt wahrscheinlich nicht mal daran, dass Paderborn so "schwarz" katholisch ist. Denn wir mussten nicht kirchlich verheiratet sein. Es reichte die standesamtliche Trauung. Es ist einfach für die guten Paderborner wohl nicht moralisch verträglich, dass man unverheiratet zusammenwohnt.

Meine Tochter allerdings hat ohne Schwierigkeiten eine Wohnung direkt hier in Paderborn mit ihrem Freund bekommen. Es war ein privater Vermieter, der seinen Wohnsitz aber in Münster hat und vielleicht deswegen nicht so genau darauf geachtet hat. Es ist hier aber bei einigen Vermietern schon sehr komisch und wenn man Pech hat und nicht grade einen Makler einschalten will, ist es hier wirklich schwer. Besonders, wenn es private Vermieter sind, die im gleichen Ort wohnen und schon älter sind. Ich habe schon viele Wohnungen gehabt. Aber so schwer eine Wohnung zu finden, wenn man nicht verheiratet ist, war es bisher noch nie.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:Ich denke mal, dass ich das in einem Thread geschrieben habe. Als mein Mann und ich hier in die Gegend eine Wohnung gesucht haben, waren wir noch nicht verheiratet. Wir haben uns wirklich viele Wohnungen angesehen und überall wurden wir gefragt, ob wir verheiratet sind. Da wir vor hatten zu heiraten haben wir das dann gesagt, als uns eine Wohnung gefallen hat und wir bekamen die Wohnung. Ich durfte aber den Mietvertrag erst als verheiratete Frau unterschreiben und mein Mann zog dann schon am 1. März in die Wohnung. Wir heirateten Anfang April und ich bekam auch dann erst den zweiten Schlüssel der Wohnung. Die Vermieterin hielt den Schlüssel so lange fest, bis ich als Frau meines Mannes und unter Vorlage der Heiratsurkunde den Mietvertrag unterschreiben konnte und durfte.

Ich möchte dir nicht zu Nahe treten, da ich dich nicht kenne noch weiß, wie alt du bist, aber ich nehme mal ganz stark an, dass dein Erlebnis in den 1950er oder 1960er stattgefunden hat. Ich denke solche Vermieter beziehungsweise Vermieterinnen hat es zu der damaligen Zeit nicht nur in Paderborn gegeben sondern in der ganzen Republik, da es als Fräulein unschicklich war, unverheiratet mit einem Mann in wilder Ehe zu leben.

Diamante hat geschrieben:Meine Tochter allerdings hat ohne Schwierigkeiten eine Wohnung direkt hier in Paderborn mit ihrem Freund bekommen. Es war ein privater Vermieter, der seinen Wohnsitz aber in Münster hat und vielleicht deswegen nicht so genau darauf geachtet hat. Es ist hier aber bei einigen Vermietern schon sehr komisch und wenn man Pech hat und nicht grade einen Makler einschalten will, ist es hier wirklich schwer. Besonders, wenn es private Vermieter sind, die im gleichen Ort wohnen und schon älter sind. Ich habe schon viele Wohnungen gehabt. Aber so schwer eine Wohnung zu finden, wenn man nicht verheiratet ist, war es bisher noch nie.

Das kann und will ich mir gar nicht vorstellen, dass das so in Paderborn sein soll, da es dieses "Vermieterverhalten" im sehr katholischen Münster gar nicht gibt. Paderborn ist doch auch eine Universitätsstadt?! Wo leben denn dann all die Studenten? Die kann man ja schlecht alle Zwangsverheiraten oder täglich aus ihrem Elternhaus nach Paderborn anfahren lassen. Ich denke auch nicht, dass es genug Studentenheime geben wird.

Für mich scheint das eine persönliche Erfahrung zu sein, wieder eine der Kategorie "Unnötig Erfahrungen", aber bestimmt keine Allgemeingültige. Selbst für Paderborn nicht, von wo ich nur von wilden Partynächten der Studenten gehört habe. :D

» werweissdasschon » Beiträge: 224 » Talkpoints: 0,52 » Auszeichnung für 100 Beiträge



aber ich nehme mal ganz stark an, daß dein Erlebnis in den 1950er oder 1960er stattgefunden hat. Ich denke solche Vermieter beziehungsweise Vermieterinnen hat es zu der damaligen Zeit nicht nur in Paderborn gegeben sondern in der ganzen Republik, da es als Fräulein unschicklich war, unverheiratet mit einem Mann in wilder Ehe zu leben.

Solche Vermieter hat es auch noch Mitte der 80er hier in Hamburg gegeben. Eine Kollegin durfte keinen Herrenbesuch empfangen in ihrem angemieteten Zimmer. Es haben also noch welche mit diesen verborten Ansichten überlebt und in Paderborn sind das besondere Sturköpfe (mein Vater ist als evangelisches Kind dort aufgewachsen). Bei den Alteingesessenen wird das wohl auch noch dauern, bis da eine liberalere Ansicht ist. Ansonsten, was die Studenten betrifft, da hat Heinz Nixdorf einiges in Bewegung gebracht.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



bijin hat geschrieben:Eine Kollegin durfte keinen Herrenbesuch empfangen in ihrem angemieteten Zimmer.

Solche Vermieter gab/gibt es auch außerhalb Hamburgs, z.B. tief im Süden der Republik. Da kann es sogar vorkommen, dass eine solche Passage im Mietvertrag enthalten ist. ;)

Aber anders als das Verweigern eines Mietvertrags an unverheiratete Paare ist eine solche Passage, welche in das Privatleben der Mieter eingreift, unzulässig. Wie könnte denn ein Zuwiderhandeln der Kollegin vom Vermieter nachgewiesen und letztlich geahndet oder sanktioniert werden? Ohne noch weiter die Persönlichkeitsrechte der Mieterin seinerseits zu verletzen?

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


werweissdasschon hat geschrieben:Ich möchte dir nicht zu Nahe treten, da ich dich nicht kenne noch weiß, wie alt du bist, aber ich nehme mal ganz stark an, dass dein Erlebnis in den 1950er oder 1960er stattgefunden hat. Ich denke solche Vermieter beziehungsweise Vermieterinnen hat es zu der damaligen Zeit nicht nur in Paderborn gegeben sondern in der ganzen Republik, da es als Fräulein unschicklich war, unverheiratet mit einem Mann in wilder Ehe zu leben

Wenn du Diamantes Profil besucht hättest, wüsstest du, dass sie im Moment 56 Jahre alt ist, wobei dein Beitrag inzwischen 8 Jahre alt ist. Das kommt also rein rechnerisch gar nicht hin, dass Diamante in den 1950ern und 1960er Jahren als Erwachsene mit einem Partner auf Wohnungssuche gewesen ist. Abgesehen davon meine ich gelesen zu haben, dass sie seit knapp 17 Jahren verheiratet ist. Du siehst also, dass es auch im 21. Jahrhundert noch genug solche konservativen Vermieter gibt. :wall:

Abgesehen davon denke ich nicht, dass es überall in Paderborn gleich ist. Die Cousine meines Partners lebt seit Jahren in Paderborn und hat dort auch mit ihrem Partner (unverheiratet) eine Wohnung beziehen können und es gab nie irgendwelche Probleme. Sie ist übrigens konfessionslos und daran hat sich auch niemand gestört.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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