Nicht merken, dass man in seinem Beruf schlecht ist?

vom 28.05.2015, 21:08 Uhr

Wie ich in diesem Thread Als Azubi im Fernsehen zum Clown machen?, habe ich mich neulich über einen Beitrag im Fernsehen aufgeregt, in dem man einen Azubi ganz offensichtlich zum Affen gemacht hat, zur Unterhaltung der Menschen. Tatsächlich war der Azubi wirklich nicht besonders gut in seinem Job gewesen. Das war umso tragischer, da er bereits eine misslungene Ausbildung als Erzieher hinter sich hatte. Es war für ihn dann auch umso wichtiger, dass die nächste Ausbildung funktioniert.

Bei einem Gespräch mit dem Chef aber hoffte der Azubi darauf, dass sein Vertrag verlängert werden würde. Er war sogar zuversichtlich und betonte dem Chef gegenüber, dass ihm alles sehr großen Spaß machen würde. Davon dass er keine große Hilfe in der Küche gewesen war und alle nur behindert hätte, hat er angeblich nichts bemerkt. Wie kann sowas sein? Denkt ihr, dass der Azubi wirklich nichts bemerkt hat oder hat er das einfach nur so gesagt, weil er es sich nicht eingestehen konnte?

Glaubt ihr das es wirklich Menschen gibt die total schlecht in ihrem Beruf sind, es aber selbst gar nicht merken? Wie kommt sowas zustande? Wart ihr schon mal in etwas super schlecht und habt das selbst gar nicht so erkannt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Manchmal können sich Menschen wirklich schlecht einschätzen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass der Azubi das auch so sehen kann, wenn er sich nicht einschätzen kann. Es ist wichtig, dass man aber auch ein Feedback bekommt. Man kann ja auch erwarten, dass man mal ein Gespräch bekommt, wenn man bestimmte Dinge nicht richtig macht. Dazu ist er ja auch in der Ausbildung.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Glaubst du allen Ernstes, dass Fernsehsendungen und Berichte aus dem Fernsehen die Realität abbilden? Noch nie etwas von scripted-Reality gehört? Ich würde das gar nicht für bare Münze nehmen, wenn sich da ein vermeintlicher Azubi deutlich besser einschätzt als er ist. Solche Kontraste werden bewusst überspitzt dargestellt, um die Einschaltquoten zu erhöhen und die Zuschauer zu fesseln.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Scripted Reality hin oder her, jeder war mal dumm und naiv. Besonders die, die schon immer genau gewusst haben, was sie wollen und total rational und im vollen Bewusstsein ihrer Stärken und Schwächen schon im Kindergarten ihr weiteres Leben geplant haben. Ich kann mir also schon vorstellen, dass junge und lebensunerfahrene Leute aus unterschiedlichen Gründen nicht sofort umreißen, dass Job X oder Tätigkeit Y vielleicht nichts für sie sind.

Jung Gerbera war beispielsweise im Teenageralter in einer Theatergruppe, und Gott helfe mir, von Talent war da bestimmt keine Spur zu sehen. Im Nachhinein betrachtet haben sich bestimmt viele Zuschauer gefragt, was die Dicke da oben verloren hatte und wieso sie ihren unbeholfenen Gehversuchen zuschauen mussten.

Aber ich fand mich damals gar nicht so schlecht, ich hatte Spaß und ich wollte die Schauspielerei einfach mal ausprobieren. Das war zwar nur ein Hobby, aber so ein Riesenunterschied zu einem Praktikum oder den ersten Gehversuchen in einem Beruf war es auch nicht. Man darf auch nicht vergessen, dass nicht jeder studiert bis weit über die Dreißig. Manche Azubis sind 15, und da weiß ich nicht, ob man ganz am Anfang überhaupt schon sagen kann, dass jemand im "Beruf" schlecht ist.

Weitere Beispiele, dass Leute nicht merken, dass sie etwas nicht können, finden sich bekanntlich auch in den zahllosen Talentshows, die exakt auf diesem Prinzip beruhen. Oder auch wenn man behütet genug aufwächst und sich seine diversen Jobs über Mama und Papa oder sonstwie Vitamin B zuschanzen lässt, kann man sich locker für einen Überflieger halten, obwohl man nur zähneknirschend mit durchgeschleppt wird. Mir würden also genügend Szenarien einfallen, in denen sich jemand anstellt wie der letzte Depp und glaubt, die anderen seien schuld.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich war als Jugendliche in einem Chor und dachte, dass ich gut singe. Bis ich mich dann mal selbst gehört habe und mir klar war, dass ich keineswegs gut singe. Das war richtig erschreckend, ich hätte nie gedacht, dass ich so schief klinge. Daher kann ich mir auch vorstellen, dass junge Menschen es nicht merken, wenn sie in ihrem Beruf nicht so gut sind. Wenn man keine Rückmeldung bekommt ist es recht schwer, sich selbst einzuschätzen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es gibt glaube ich schon recht viele Menschen, die eine sehr schlechte Selbstwahrnehmung haben. Ich kenne da auch so einige Experten bei denen es lange gedauert hat, bis sie gemerkt haben, dass sie ihre Sache doch nicht so richtig gut machen.

Ich selbst sehe mich glaube ich eher immer schlechter, als ich wirklich bin. Aber irgendwie sollte man doch schon merken, ob man etwas so halbwegs hinbekommt oder nicht. Man merkt doch eigentlich auch an seinen Kollegen, ob die gerne mit einem arbeiten oder nicht. Das finde ich zumindest. Auch bekommt man doch je nach Arbeitsleistung auch unterschiedliche Wertschätzung der Kollegen.

Aber irgendwie gibt es dann eben doch immer wieder Menschen, die so gar kein Gefühl für solche Schwingungen haben. Warum das aber so ist, habe ich noch nie verstanden und nicht nachvollziehen können.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^