Geschäfte boykottieren, deren Artikel moralisch nicht ok?
Aber durch Tarotkarten kommt niemand zu Schaden. Du lehnst sie aus religiösen Gründen ab, weil du selber nicht dran glaubst. Aber doch nicht aus moralischen Gründen. Du findest es doch nicht verwerflich, daran zu glauben, gesellschaftlich nicht tragbar oder asozial. In der Fellindustrie leiden aber Millionen von Tieren.
Wobei man das Beispiel auch ausweiten könnte. Meiner Meinung nach sind Leute, die an Esotherik glauben, ja oft ein bisschen minderbemittelt. Man kann sie gut manipulieren und ihnen Mist andrehen, den sie nicht brauchen, von dem sie sich dann aber Lösungen für ernsthafte Probleme erhoffen.
Wenn der Ladenbesitzer hinterrücks über seine Kundschaft lachen würde und sich nur darüber freut, dass er diesen Idioten das Geld aus der Tasche zieht, würde ich mich in dem Laden auch schon nicht mehr wohlfühlen. Wenn er einer Krebskranken irgendwelche Steinchen als Wunderheilmittel verkauft, wäre es dann ganz vorbei.
Oder nehmen wir Großhändler wie Amazon, da gibt es sicherlich auch ganz viel, was meinen moralischen Vorstellungen nicht entspricht, aber ich meide dann den Laden nicht.
Dazu gibt es auch ein schönes Beispiel. Gänsestopfleber zu produzieren ist in Deutschland verboten. Der Import nicht. Dennoch gab es einen Internetaufruf, Amazon zu boykottieren, weil es immer noch Foie Gras anbietet. Damals haben einige Kunden ihre Konten bei Amazon gelöscht. Viel davon wird heute nicht mehr angeboten, aber ich weiß nicht mehr genau, wie es tatsächlich ausging.
Aber durch Tarotkarten kommt niemand zu Schaden. Du lehnst sie aus religiösen Gründen ab, weil du selber nicht dran glaubst. Aber doch nicht aus moralischen Gründen. Du findest es doch nicht verwerflich, daran zu glauben, gesellschaftlich nicht tragbar oder asozial. In der Fellindustrie leiden aber Millionen von Tieren.
Na ja, vielleicht nicht so direkt. Aber wenn man selbst an eine bestimmte Religion glaubt, dann geht man ja davon aus, dass eine andere Religion falsch ist und so würde ich beispielsweise die Finger von Tarotkarten lassen, nicht weil ich nicht dran glaube, sondern weil ich es in geistlicher Hinsicht für falsch halte, so etwas zu benutzen. Im Prinzip finde ich es aber schon verwerflich, daran zu glauben. Aber ich würde dennoch niemandem vorschreiben, was er zu glauben hat.
Wenn ich Religion A angehöre, dann halte ich automatisch Religion B, C und D für falsch, vielleicht auch geistlich schädlich oder „Irrglauben“. Aber ich würde dennoch nicht versuchen, andere davon abzubringen oder die an der Ausübung ihrer religiösen Handlungen zu hindern oder dafür sorgen, dass die religiöse Gegenstände nicht mehr kaufen können. Ich würde es nicht fördern, aber ich würde es auch nicht verhindern. Ich finde, das steht mir irgendwie nicht zu. Ich würde ja umgekehrt auch nicht wollen, dass andere, die meine Religion für falsch halten, mich darin irgendwie behindern.
Wenn der Ladenbesitzer hinterrücks über seine Kundschaft lachen würde und sich nur darüber freut, dass er diesen Idioten das Geld aus der Tasche zieht, würde ich mich in dem Laden auch schon nicht mehr wohlfühlen. Wenn er einer Krebskranken irgendwelche Steinchen als Wunderheilmittel verkauft, wäre es dann ganz vorbei.
Bei einem unsympathischen Ladenbesitzer würde ich wiederum nicht kaufen, das wäre dann für mich auch ein Ausschlussgrund. Wenn ich jemanden total furchtbar finde, dann kaufe ich bei dem nichts. Aber das finde ich, ist etwas anderes. Da geht es nicht um das Angebot, sondern die Person des Händlers selbst.
Wenn der nun Steinchen an Krebskranke verkaufen würde, ist das eine zwiespältige Situation. Angesichts solcher Krankheiten flüchten sich ja Menschen in so manche Dinge oder in ihre religiöse Welt. Wer an einen Gott glaubt, würde dann vielleicht anfangen zu beten oder auf den Jakobsweg gehen oder irgendwas in der Art. Und wer Esotheriker ist, der würde vielleicht denken, dass der Stein tatsächlich eine heilende Wirkung hat. Da gibt es ja richtige Abhandlungen zu dem Thema. Auch wenn ich das für falsch halte, darf ich das jemandem absprechen?`
Und wenn der Händler selbst an die Steine glaubt oder an irgendwelche Pulver, dann würde er ja aus seiner Ansicht heraus irgendetwas machen, von dem er annimmt, dass es anderen hilft. Ich finde, letztlich ist dann jeder selbst dafür verantwortlich, was er kauft und bei solchen Glaubenssachen kann man nicht in Richtig oder Falsch urteilen. Es wäre was anderes, wenn er z.B. Elektrohändler wäre und den Kunden bewusst kaputte Geräte andreht.
Ich stehe der Thematik ein wenig zwiespältig gegenüber. Allerdings habe ich auch durchaus schon in verschiedene Richtungen Erfahrungen damit sammeln dürfen.
Ich war Anfang der 90er Jahre in der örtlichen Friedensbewegung ein wenig aktiv. Damals an sich relativ aktiv gegen den damaligen Golf-Krieg. In dem Zusammenhang gab es damals auch Flyer und Informationen, wer die Kriegsindustrie unterstützt und es wurde mehr oder weniger zum Boykott aufgerufen.
Bekannt ist unter Anderem, dass Mercedes eben nicht nur Autos baut. Nette Idee Mercedes zu boykottieren. Da ich selbst keinen Führerschein hatte, war das auf den ersten Blick sicherlich eine gute Methode. Nur doof, wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist und der örtliche Busbetreiber vor allem Mercedes-Busse nutzte. Mein Arbeitgeber fuhr auch einen Mercedes. Beziehungsweise standen im Hof gleich drei Fahrzeuge der Firma. Meine Arbeitgeber konnte ich schlecht boykottieren. Und meine Eltern waren sehr begeistert, als ich mich weigerte, mir ihnen in ein Taxi zu steigen, nur weil dieses ein Mercedes war - ok sie waren ziemlich geladen.
Auf einer Liste standen auch Unternehmen, die bewusst oder indirekt in die Rüstungsindustrie Gelder steckten. Unter Anderem eine größere Kaufhauskette. Damals gab es ja noch mehr als heute. Also an sich kein Problem, dort eben nicht mehr zu kaufen. Irgendwann siegte mein Geldbeutel, denn die waren nun mal wesentlich günstiger als ihre Mitbewerber.
Was ich später allerdings konsequent durchgezogen habe, ist ein Boykott der Schlecker-Geschäfte. Deren Umgang mit Mitarbeitern fand ich schlicht absolut daneben und unmöglich. Wobei hier auch die Auswahl besser war, denn DM bot in der Regel die selben oder ähnliche Artikel zum selben Preis an. Eine Zeitlang arbeitete ich in einem Betrieb, neben dem ein Schlecker-Geschäft lag. Da kam ich dann auch nicht mehr drum herum, denn mein Arbeitgeber hätte mir sonst was gehustet, wenn er mich schnell mal Spülmittel kaufen schickte und ich ihm gesagt hätte, ich bin dann aber mal mindestens eine halbe Stunde unterwegs, weil DM weiter weg ist und ich Schlecker boykottiere.
Wenn ich aber mal auf meine damalige Einstellung sehe - Amazon geht mit seinen Mitarbeitern nicht wesentlich besser um. Bei Hermes sieht es ähnlich aus. Ich versende aber gerne mit Hermes, weil fast gegenüber eine Annahmestelle ist, die fast 24 Stunden geöffnet hat. Ok wenn die Mitarbeiter dort netter wären, würde ich da auch andere Dinge kaufen. Und ich habe nun mal ein Amazon-Konto und kaufe dort auch. Unter anderem weil ich mich nicht noch wo registrieren möchte.
Für mich passt es einfach nicht zusammen, nach meiner Moral einkaufen zu gehen und gleichzeitig mein kleines Einkommen unter einen Hut zu bekommen. Ich achte allerdings darauf, dass ich bestimmte Dinge im örtlichen Einzelhandel kaufe und hier auch bewusst kleinere Geschäfte unterstütze. Nähgarn und ähnliches kaufe ich in einem kleinen Kurzwarengeschäft. Baumarktartikel in einem Holzfachhandel. Bastelbedarf in einem Bastelfachgeschäft.
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