Eure Erfahrung mit Räumung einer Wohnung
Heute hatte ich als Vertreter der Eigentümer meine erste Zwangsräumung. Dabei war der Gerichtsvollzieher, ein Mitarbeiter des Sozialamtes, ein Vorarbeiter einer Möbelspedition und mehrere Möbelpacker mit vor Ort. Der säumige Mieter hatte aktuell 2.000 Euro Mietschulden und offene Posten in der Nebenkostenabrechnung und der Kaution. Also kommt so schon ein ganzer Berg Schulden zusammen.
Als Erstes hat der Gerichtsvollzieher den Briefkasten überprüft, welcher bis oben hin voll war. Wahrscheinlich war dazwischen auch die Korrespondenz, welche den Mieter auf die Räumung hinwies. An der Tür öffnete niemand, woraufhin die Wohnung geöffnet wurde. Als ich gesehen habe wie die Wohnung aussieht bin ich sehr erschrocken. Es war eine ordentliche aufgeräumte Wohnung. Sie war nicht hygienisch sauber aber gepflegt.
Zwei wirklich schöne Katzen liefen panisch durch die Wohnung und versuchten ins Treppenhaus zu entkommen. Diese wurden dann in der Küche eingesperrt. Hier musste ich dann schon schlucken und fühlte Mitgefühl sowohl für die Tiere als auch für den Menschen. Denn wer sich gut um seine Tiere kümmert, kann doch eigentlich kein so schlechter Mensch sein. Die Tiere wurden dann von der Tiernotrettung abgeholt, was ich wirklich sehr traurig und bedrückend fand. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass jemand meine Tiere einfach mit nimmt.
In der Wohnung befanden sich einige hochwertige Sachen, wie zum Beispiel ein teures Fahrrad und gute Möbel. Wahrscheinlich sind alle diese Sachen nicht mal bezahlt. Die Eigentümer der Wohnung sind durch seine ausbleibenden Mietzahlungen selber in finanzielle Schwierigkeiten geraten und stehen kurz vor der Insolvenz. Dieser Mensch hat so vielen anderen geschadet, aber ich habe Mitleid mit ihm.
An vielen Stellen der Wohnung standen Bierflaschen und er hatte einen großen Vorrat an Zigaretten. Auch lagen auf dem Tisch verschiedene Hilfsmittel um Drogen zu konsumieren. Ich persönlich glaube dieser Mensch hat niemanden außer seiner Katzen und er ist einfach irgendwo hineingeraten, wo er nicht mehr raus kommt. Das alles löste bei mir Mitgefühl für ihn aus, aber zeigte mir auch, was passiert, wenn man sich nicht um seine Angelegenheiten kümmert.
Hätte er das Gespräch gesucht, wäre ihm geholfen wurden. Wir setzen niemanden vor die Tür, der wirklich versucht zu kooperieren.
Ich habe noch keine persönlichen Erfahrungen mit der Zwangsräumung einer Wohnung gemacht. Ich kenne wie die Meisten die mehr oder weniger seriösen oder reißerischen Reportagen aus den Medien, in denen häufig von sogenannten "Mietnomaden" die Rede ist, die Wohnungen verwüstet und versifft zurücklassen und gar nicht die Absicht haben, Miete zu zahlen, sondern den Vermieter auf den Kosten sitzen lassen und weiterziehen.
Solche Horrorstorys verstellen natürlich massiv den Blick auf die Realität, die oft zugleich viel trister und viel weniger dramatisch aussieht. Ich kann mir vorstellen, dass die große Mehrheit der Zwangsräumungen eher so abläuft wie von dir beschrieben: Ganz normale Menschen kommen aus welchen Gründen auch immer in eine Zwangslage und stecken früher oder später so tief im Schlamassel, dass eine Zwangsräumung unumgänglich ist.
Die Gründe können vielfältig sein, und im Prinzip kann es jeden treffen. Wenn man von Vorurteilen geprägt ist, dass es nur asoziale Messies oder Kriminelle trifft, die dann ohne Wohnung und Haustiere dastehen, kommt diese Erkenntnis natürlich als ein Schock.
Ich habe neulich meine Garage räumen lassen, weil ich die vermieten wollte. Allerdings war ich selbst die Ursache der Unordnung und somit war das keine Zwangsräumung. Ich hatte da so viel Unrat gelagert, dass es mir zu aufwändig war, das alles selbst wegzuschaffen und da hatte ich einen Entrümpelungsdienst angerufen.
Der merkte, dass mir die Unordnung etwas peinlich war und meinte dann, dass er ansonsten häufig zu Zwangsräumungen gerufen wird, zu Messie-Wohnungen und wenn er mir da ein Bild zeigen würde, dann käme mir meine zugestallte Garage im Vergleich dazu lächerlich vor.
D.h. es muss schon auch in der Realität, außerhalb der sensationsgierigen Dokus im TV vorkommen, dass Menschen Wohnungen vermüllen und das dann geräumt werden muss. Und es gibt ja viele solcher Entrümpelungsdienste. So selten ist das vielleicht nicht.
Ich denke aber auch, dass man Menschen das, was sie daheim machen, oft nicht ansieht, Vielleicht haben ganz normale Leute, von denen man das nie denkt, die immer schick gekleidet sind, super unordentliche und verdreckte Wohnungen und Mietschulden und die, bei denen man das aufgrund des verlotterten Aussehens eher solche Aspekte vermutet, leben vielleicht mehrheitlich ganz normal.
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