Zeichnungen im Matheunterricht mit Bleistift oder nicht?

Heute kam mein Kind nach Hause und hat mir erzählt, dass sie mathematische Zeichnungen im Matheunterricht ab jetzt nur noch mit Kugelschreiber anfertigen dürfen. Das ist mir seltsam vorgekommen, denn ich kann mich noch sehr gut an meinen eigenen Matheunterricht erinnern, in welchem solche Zeichnungen absolut nicht mit Kugelschreiber angefertigt werden durften. Wir waren dazu verpflichtet solche Zeichnungen immer mit einem spitzen Bleistift anzufertigen.

Die Begründung für diese Vorgehensweise ist laut Lehrerin, dass die Schüler nicht so viel radieren sollen und lieber eine Zeichnung neu anfertigen sollen, wenn sie sich vertan haben. Das würde ihnen die Fehler bewusster machen, sodass sie beim nächsten Mal besser darauf achten würden. Es würde den Schülern zu mehr Ordnung verhelfen.

Sehe ich das als Elternteil komplett falsch, wenn ich diese Meinung nicht teilen kann? Für mein Verständnis sind die Kinder in der Schule um etwas zu lernen und sich selbst in Form von Radieren zu verbessern, ist doch Teil dieses Prozesses? Sollte man den Kindern nicht erlauben mit einem Bleistift zu zeichnen. Ich finde es eindeutig zu streng. Auch kann ich mir noch nicht vorstellen, wie das dann in einer Mathearbeit klappen soll? Jüngere Kinder verzeichnen sich durchaus häufiger als ältere Schüler, sodass sie dann die ganze Zeit nur am Durchstreichen und Neuzeichnen wären. Wie sollen sie dann das Pensum der Mathearbeit schaffen. Ich befürchte sie werden Aufgaben auslassen müssen, weil sie unter Zeitmangel leiden werden.

Wie seht ihr das? Haben eure Kinder auch solche Vorgaben? Was kann man tun?

Ich durfte früher Zeichnungen in Mathematik in Klassenarbeiten nur mit Füller anfertigen, die Tinte musste schwarz sein, weil es dafür keinen Tintenkiller gab. Begründung war, dass die Arbeit nicht mehr verändert werden kann und damit alles rechtssicher ist. Theoretisch wäre im Unterricht Bleistift erlaubt gewesen, praktisch bringt das nicht viel, weil Füller anders zeichnen. Da bot sich das Üben mit Tinte an. Meine Kinder dürfen in Arbeiten auch nicht mit Bleistift zeichnen.

Interessant, wie unterschiedlich die Auffassungen und Vorgaben diesbezüglich doch sind. Als ich zur Schule ging, war uns das Schreiben und Zeichnen mit dem Kugelschreiber gänzlich untersagt. Erlaubt waren einzig und allein ein Füller mit blauer Tinte für den Text und ein Bleistift für Zeichnungen. Die Begründung war genau die Gegenteilige wie die im Eingangspost genannte: nämlich die Möglichkeit, Fehler auszubessern. Da man Füllertinte wegkillern und Bleistift radieren konnte, sollten wir genau diese Medien nutzen und unsere Lösungen entsprechend so lange korrigieren, bis wir zufrieden damit waren.

Bei uns sollte das Gesamtbild einer Arbeit stets ordentlich und fehlerfrei sein. Verschmierte Tinte, durchgestrichene Textpassagen oder unsauber radierte Stellen gaben Punktabzüge auf die Form; ebenso wie die Anfertigung einer Zeichnung mit einem anderen Stift als einem Bleistift. Da ich es nicht anders kenne, verwundert mich die neue entgegengesetzte Vorschrift - und ich kann sie auch persönlich nicht wirklich gutheißen.

Zum einen stimme ich dir zu, dass Fehler in der Schule erlaubt und korrigierbar sein sollten und dass es ziemlich blödsinnig ist, von einem Schüler zu verlangen, dass er seine Antwort bei jedem kleinen Versehen von vorne zu bearbeiten beginnt; zum anderen finde ich auch, dass eine Kuli-Zeichnung nie so fein und akkurat wie eine Grafik mit einem spitzen Bleistift werden kann und dementsprechend ungenauer und weniger schön aussieht - von der Verschmierungsgefahr durch die Tinte mal ganz abgesehen.

Es wird vermutlich nicht viel bringen, mit der Lehrerin in Diskussion zu treten, sodass es vielleicht stressfreier ist, sich einfach an die Regeln zu halten und seinen Groll darüber herunterzuschlucken. Wenn es aber darauf hinausläuft, dass schwächeren Schülern gravierende Nachteile entstehen, würde ich die Angelegenheit doch mal zur Sprache bringen.

Ich kann schon nachvollziehen, dass Zeichnungen mit Bleistift in Klassenarbeiten oder Klausuren eben Nachteile haben. Ich habe oft genug als Schülerin damals mitbekommen, wie manche Mitschüler im Nachhinein die Klassenarbeiten manipuliert haben, damit sie dem Lehrer angeblich vergessene Punkte unter die Nase reiben konnten und die eigene Note dadurch verbessert werden konnte. Das war dann meistens bei den Schülern in Mathe der Fall, die eher schlechte Noten hatten und eben besser abschneiden wollten.

Wir durften unsere Zeichnungen im Matheunterricht nur mit dem Bleistift anfertigen. Das sah laut Lehrer einfach ordentlicher aus und die Schweinerei mit dem Kugelschreiber konnten wir uns sparen. Manipulationen gab es bei uns nicht, der Lehrer hat meistens im Nachhinein eh keine Punkte mehr verteilt. Aber auch heute mache ich Zeichnungen mit dem Bleistift, einfach weil es sauberer aussieht und gerade weil ich korrigieren kann.

Das ist anscheinend von Bundesland zu Bundesland und sogar von Jahrgang zu Jahrgang unterschiedlich. Mein Neffe durfte im Abitur wegen der Fälschungssicherheit die Zeichnungen nicht mit Bleistift anfertigen. Das hat mich sehr gewundert, denn bei uns war es noch sehr wichtig, dass nur mit Bleistift gezeichnet wird.

Selbst bei meinen Kindern ist das im Mathematikunterricht unterschiedlich. Es scheint da, außer bei Abschlussprüfungen keine vorgegebenen Regeln zu geben. Einer meiner Söhne darf nicht mit Bleistift zeichnen, die anderen müssen mit Bleistift zeichnen. Ich finde es eigentlich angemessen, mit Bleistift zu zeichnen. Das ist doch viel genauer als mit Kugelschreiber oder Füller. Außerdem kann man besser ausbessern. Schüler machen ja nicht gleich im ersten Versuch alles richtig.