Zeichen für Beziehungsende, wenn man aufhört, zu streiten?

Im Fernsehen habe ich vor kurzem einen Beitrag gesehen, in dem es über Beziehungen ging. Es ging über Streit in Beziehungen, wobei gesagt wurde, dass zu häufiges Streiten die Beziehung zerstören würde. Allerdings sei es umgekehrt genauso, dass fehlende Streitereien zeigen würden, dass die Beziehung bald den Bach runter gehen würden.

Es wurde dann gesagt, dass es ein schlechtes Zeichen sei, wenn Paare irgendwann komplett aufhören würden, zu streiten. Das würde bedeuten, dass man sich emotional nicht mehr auf den Partner einlassen wollen würde. Ebenso würde man Probleme verdrängen und sich auch nicht mehr auf ernste Gespräche mit dem Partner einlassen. Von daher sei es wichtig, dass Paare, die hin und wieder streiten würden, nicht damit aufhören.

Ich kann den Beitrag schon nachvollziehen, wobei ich so etwas bei mir noch nie erlebt habe. In meinen zwei vergangenen Beziehungen war es immerhin so, dass man sich gegen Ende fast nur noch gestritten hatte, so dass ein Ende unausweichlich war. Ich kann es mir gar nicht vorstellen, gar nicht zu streiten, wenn die Beziehung den Bach runter geht. Wie seht ihr das?

Ich glaube Streit wird hier als Indikator für Kommunikation allgemein verwendet. Ich kenne auch Paare, die streiten überhaupt nicht, aber die leben eher nebeneinander her und nicht miteinander. Da ist es logisch, dass man sich nicht mehr streitet. Man hält es einfach für unnötig und es entwickelt sich meiner Ansicht nach eher zu einer Zweckbeziehung als zu einer Liebesbeziehung.

Wenn man aufhört, sich zu streiten, dann ist die Beziehung vielleicht gelaufen. Das heißt aber noch lange nicht, dass diese Verbindung vor ihrem Ende steht.

Ein Großteil langjähriger Beziehungen bestehen zwar, aber die Leute leben nur noch nebeneinander her. Man wohnt meist in einem Haushalt, jeder hat seine Aufgaben, man versucht, dem Streit aus dem Weg zu gehen, weil man weiß, dass es keinen Sinn hat.

Diese Beziehungen dauern in der Regel so lange, bis ein Partner stirbt. So sieht die Normalität aus - man hat längst aufgehört, sich zu streiten, ist aber zu faul, die Verbindung zu lösen.

Im Einzelfall bin ich ganz bei Prinzessin_90: Auch meine beiden letzten Beziehungen waren ab jenem Zeitpunkt zum Scheitern verurteilt, da wir uns nur noch stritten, jedes kleinste Detail am anderen nicht mehr auszuhalten war.

Wie ist das dann in Beziehungen, wo gar nicht gestritten wird, weil alles so harmonisch abläuft? Es gibt ja auch Paare, die sich immer einig sind und die nicht mal über normale Themen diskutieren wollen, weil für sie Diskussionen gleichbedeutend mit Streit sind und sie sich dann unwohl fühlen. Haben diese Paare dann nie eine Beziehung gehabt, weil die sich nie gestritten haben? Auch nach vielen Jahren Beziehung nicht?

Ich könnte mir vorstellen, dass es auch ein Zeichen sein kann, dass eine Beziehung nicht mehr zu retten ist, wenn ein Partner schlicht aufgibt. Solange man streitet, hat man ja noch die Hoffnung, dass das Gegenüber zuhört, versteht, etwas ändert, begreift, dass die Beziehung auf der Kippe steht. Natürlich nur bei Streitigkeiten um wichtige Dinge, nicht die gelegentlichen kleineren Raunzereien, wenn mal wieder das Altpapier nicht runtergetragen wurde oder was der Alltag sonst so hergibt.

Aber allem Anschein nach kommt es gar nicht so selten vor, dass ein Beteiligter völlig aus allen Wolken fällt, weil der/die Andere die Sachen packt, die Scheidung schon arrangiert ist und die neue Wohnung bereits eingerichtet. Schließlich habe man sich in letzter Zeit ja nie mehr gestritten, man konnte nach Herzenslust seinen Hobbys nachgehen, auch mal später heimkommen, es wurde nicht mehr genörgelt, man kümmere sich zu wenig um die Kinder und auch die genervte Frage, wie man finanziell über die Runden kommen solle, wenn so viel Geld für Drogen draufgeht, wurde nicht mehr gestellt. Sprich, in diesen Fällen hat es ein Partner wirklich mit allen Mitteln versucht und schließlich begriffen, dass er/sie sich nur den Mund fusselig redet, ohne auch nur gehört zu werden.

Wenn man Dinge, die man auf dem Herzen hat, nicht mehr anspricht, ist das natürlich nichts mehr. Redet man also nicht miteinander, dann streitet man sicherlich auch nicht, aber dann ist die Beziehung eben auch nichts mehr. Generell finde ich nicht, dass Streiten ein Indikator für eine gute Beziehung ist. Man kann ja auch diskutieren ohne das alles immer sofort ein Streit werden muss.

Eigentlich finde ich es auch gut, wenn man irgendwann weniger streitet, da man sich dann einiger zu sein scheint oder den anderen Menschen auch so gut kennt, dass man um dessen Meinung zu der Sache weiß. Ich streite auch höchst selten mal mit meinem Mann, wieso sollte ich aber auch, wir sind uns einfach sehr ähnlich und sehen viele Dinge gleich? Das ist ja jetzt kein Indikator, dass wir uns nicht verstehen und die Beziehung zu Ende geht.

Ich glaube, dass es auf die Beziehung selbst und das Paar ankommt. Bei manchen Paaren ist es normal, dass da mal die Fetzen fliegen und gestritten wird. Bei anderen kommt das so gut wie nie vor und dennoch sind die Beziehung glücklich. Bedenklich fände ich es eher, wenn sich ein sonst normales Verhalten dann plötzlich ändert. Also wenn es ansonsten bei einem Paar normal ist, dass es immer wieder mal Streit gibt und dann plötzlich gar nicht mehr, ebenso wie anders herum. Ich denke, dass man den Beitrag eben nicht auf jede Beziehung anwenden kann.