Yoga für Langzeitarbeitslose - für euch sinnvoll oder nicht?

vom 08.06.2016, 08:24 Uhr

Eben habe ich einen Bericht gesehen, in dem es darum ging, dass es in Berlin einen Yogakurs gibt, der 800 € kostet und komplett übernommen wird, für Langzeitarbeitslose. Nun wird darüber diskutiert wie sinnvoll das Ganze ist. Ich finde es schon ein bisschen albern, wenn man so etwas anbietet. Ich meine, es ist gut, wenn die Leute lernen einen geregelten Tag zu haben und auch Sport treiben, aber der Arbeit führt es einen auch nicht näher. Was denkt ihr darüber?

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» Ramones » Beiträge: 47758 » Talkpoints: 8,52 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



800€ ist ja schon ein bisschen viel, aber Hauptsache der Kurs zählt als Maßnahme und die Teilnehmer tauchen nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auf. :lol: Ich habe mir gerade einen Artikel dazu herausgesucht, aus dem hervorgeht, dass es nicht nur ein Yoga-Kurs ist, sondern immerhin auch Bewerbungstraining und einige weitere Dinge gemacht werden.

Nun ist es ja vielleicht gar nichts schlechtes, wenn man Hartz-IV-Empfängern die Möglichkeit gibt, etwas Sport zu treiben, da sie sich das normal nicht unbedingt leisten könnten. Yoga soll ja auch gesund sein, aber man muss auch Interesse daran haben. Wenn da nun, wie in andere Maßnahmen auch, die Leute einfach zwangsweise reingesteckt werden und absolut nichts damit anfangen können, dann gibt man das Geld wohl wirklich umsonst aus.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich diese Maßnahme schon etwas merkwürdig finde. Sicher ist es gut, wenn Langzeitarbeitslosen so gezeigt wird, dass man sie noch nicht abgeschrieben hat und dass sie auch die Chance haben, noch etwas aus ihrem Leben zu machen. Aber ich denke auch, dass es gerade bei so einem hohen Betrag schon sinnvoller ist, wenn etwas gefördert wird, was die Leute auch wieder in eine Arbeitssituation bringen kann. Diesen Weg sehe ich bei einem Yogakurs auch eher nicht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Jetzt mal davon abgesehen, dass zudem noch ein Bewerbungstraining und andere Strategien angeboten werden, finde ich die Idee gar nicht so schlecht. Ich war zwar bisher nicht allzu lange arbeitslos, aber kenne somit auch die psychische Belastung, die die Arbeitslosigkeit mit sich bringt. Und ich denke nicht, dass die Arbeitslosigkeit den meisten Langzeitarbeitslosen so egal ist.

Ich hatte beim Yoga auch immer Lachflashs und habe es wirklich für albernes Gehampel gehalten. Aber ich hatte vor Kurzem eine stressbedingte Krise, ich habe mich selbst zu sehr unter Druck gesetzt, und bin einfach mal zu einem Yoga-Kurs gegangen und ich muss gestehen, es bringt mir zum Beispiel wirklich was, ich bin etwas entspannter geworden.

Warum sollte es nicht auch den Langzeitarbeitslosen was bringen, wenn es mir als arbeitenden Menschen was bringt? 800 Euro finde ich zwar auch happig und ich finde es auch unschön, wenn die Arbeitslosen aus der Statistik rausfallen, aber andererseits ist es immerhin eine Form der Stressbewältigung und vielleicht ist es ja doch irgendwo sinnvoll. Und wenn es nur für die Psyche ist.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12612 » Talkpoints: 3,62 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich denke, dass Yoga für jeden sinnvoll sein kann, der sich auch darauf einlassen kann. Aber ob so ein Kurs nun 800 Euro kosten muss und komplett vom Arbeitsamt übernommen werden sollte, sei mal dahin gestellt. Ich denke, dass viele Arbeitssuchende vielleicht auch irgendwann frustriert sind, weil sie keinen Job finden. Vielleicht soll Yoga da einfach entspannend wirken und sich positiv auf die Jobsuche auswirken.

Ich kann mir aber auch durchaus sinnvollere Maßnahmen vorstellen, um einen Job zu finden. Aber ich meine, dass es ja nichts Neues ist, was sich das Amt teils einfallen lässt, um Arbeitslose zu beschäftigen. Das Meiste davon wird sicher recht sinnlos sein und nur dazu dienen, dass die Arbeitslosen schon mal nicht mehr in der Statistik auftauchen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Yoga kann sinnvoll sein, aber diese ganzen sinnlosen Maßnahmen, die ohne Konzept verteilt werden, sind natürlich nutzlos. Da ist das System zum Beispiel in den Niederlanden besser. Was bei uns Hartz IV heißt, das nennt sich dort Bijstand. Und das läuft ganz anders.

Der Antrag ist viel unbürokratischer als hier. Aber Geld gibt es nur gegen Leistung. Dort hat Zeitarbeit allerdings einen ganz anderen Stellenwert und chaotische Lebensläufe sind kein Problem. Folglich gibt erst einmal eine Liste mit Jobs, die sofort angetreten werden können. Klappt das nicht, geht es zum Training.

Acht Wochen sucht man zusammen mit anderen Betroffenen Stellen und schreibt Bewerbungen. Das ist an vier Tagen pro Woche vier Stunden am Tag so. Diese Zeit dient nicht nur der Vermittlung, die Arbeitsberater lernen die Leute kennen. Wer dann immer noch keinen Job hat, der wird gezielt gefördert. Das kann eine Weiterbildung sein, eine neue Ausbildung, Psychotherapie, Fitnesstraining, Yoga, medizinische Versorgung, Selbstständigkeit oder was auch immer.

Dazu wird soziale Interaktion gefordert. Kaffee trinken, ein Laufgruppe, Wanderungen und so weiter sollen die soziale Integration erhalten und fördern. Hier wie dort neigen die Leute aus Geldmangel und Scham in der Wohnung zu bleiben. Das geht dort nicht, wobei man natürlich passende Aktivitäten wählen kann. Es ist härter als hier, aber dafür sind die Aktionen zielgerichtet und nicht einfach so damit irgend etwas passiert.

» cooper75 » Beiträge: 13444 » Talkpoints: 523,22 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Nicht jeder Langzeitarbeitslose ist ein sozial einsamer und verkümmerter Mensch, der sich nicht mehr aus der Wohnung traut. Ich kenne da mehrere, die einfach in einer wirtschaftlich ungünstigen Region gewohnt haben und nicht umziehen wollten oder Wendeopfer waren usw. Die wurden dann von Maßnahme zu Maßnahme gescheucht. Ich finde, man sollte die Menschen einfach mal in Ruhe lassen und nicht andauernd durch Projekte und Trainings scheuchen.

Sport ist Privatsache. Wer Sport machen will, kann kostenfrei joggen gehen, da braucht man keinen 800 Euro Kurs. Solche Dinge finde ich sinnlos. Es ist nun mal so, dass manche nicht zum Arbeitsmarkt passen. Das sollte man akzeptieren und sich nicht solches Zeug ausdenken, um die Statistiken zu schönen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 20.07.2017, 21:02, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


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