Würde soziale Pflichtzeit die deutsche Gesellschaft stärken?

vom 17.12.2022, 16:26 Uhr

Frank-Walter Steinmeier würde gerne den Zusammenhalt in der deutschen Gesellschaft stärken und schlägt deshalb einen sozialen Pflichtdienst vor. Als Einsatzort sieht er hierfür soziale Einrichtungen z.B. in der Flüchtlingshilfe, in der Umwelt- und Klimaarbeit, im Katastrophenschutz oder auch bei der Bundeswehr.

Der Bundespräsident erhofft sich dadurch, dass die Bürger über den eigenen Tellerrand herausschauen und mindestens einmal in ihrem Leben aus ihrem eigenen Umfeld herauskommen und sich mit oben genannten Thematiken befassen.

Seiner Vorstellung nach, müsse man nicht unbedingt von einem Pflichtjahr sprechen bzw. sein Engagement ein ganzes Jahr am Stück absolvieren, sondern auf mehrere Lebensabschnitte verteilt. Außerdem richte sich seine Idee nicht nur an junge Menschen sondern solle für alle gelten.

Aus den Reihen der Politik kommt derzeit dafür allerdings zu wenig Unterstützung, um die Idee Gesetz werden zu lassen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte zum Beispiel Skepsis und merkte an, dass das Grundgesetz Zwangsverpflichtungen verbiete.

Was haltet ihr von einer sozialen Pflichtzeit, insbesondere eine, welche nicht nur Jugendliche/junge Erwachsene betrifft? Was würde für bzw. gegen eine solche Verpflichtung sprechen? Worin seht ihr Schwierigkeiten in der Umsetzung? Auf welchen Zeitraum sollte so eine Pflichtzeit ggf. festgesetzt werden? Seht ihr darin wirklich eine Stärkung der Gesellschaft bzw. einen besseren Zusammenhalt?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde nicht, dass man das zur Pflicht machen sollte. Sicherlich würde es bei einigen Menschen vielleicht zu einem Umdenken führen, aber es ist nun mal auch so, dass nicht jeder sozial ist und es auch nicht erlernen kann, weil er dann mal so etwas macht. Es gibt Menschen, die am besten mit sich selber klarkommen, die Störungen oder Einschränkungen haben und die sollen das dann auch machen? Das würde sicherlich nach hinten losgehen.

Ich würde es eher so gestalten, dass man Vorteile hat, wenn man es macht und wenn man es eben nicht macht, dann hat man diese Vorteile nicht, aber auch keine Nachteile. Man muss hier auf Freiwilligkeit setzen und sollte sich dies nicht erzwingen, denn das ist nun mal nicht für jeden Menschen etwas.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ach, sobald nicht mehr nur die Jungen und Fitten im Gespräch sind, sind "Zwangsverpflichtungen" auf einmal verboten? Bis vor Kurzem hieß es doch sinngemäß, dass die verwöhnten Wohlstandsbälger gerne ein Jahr ihres Lebens unentgeltlich in ungeliebten und anstrengenden Jobs aushelfen können.

Schließlich haben sie ja noch ihr Leben vor sich und Schule, Studium, Ausbildung, Hobbys, Essen und Unterkunft haben bis dato ja schon eine Menge Kohle verschlungen. Und die "richtigen Erwachsenen" haben schließlich Wichtigeres zu tun als im Altersheim Essen auszuteilen. :roll: Aber sobald theoretisch jeder mal ein paar Monate zum kleinen Tarif was Nützliches machen müsste, ist der Vorschlag ganz schnell wieder vom Tisch.

Ich selber halte eine faire Pflichtzeit, die tatsächlich alle Bevölkerungsschichten und Altersklassen in vernünftigem Rahmen umfasst, für eine gar keine so blöde Idee. Zumindest theoretisch. Jüngere und ältere Leute kämen wieder mehr zusammen, könnten voneinander lernen, und sich auch außerhalb des Einsatzes gegenseitig helfen, z. B. Jobs zuschanzen, wenn der 18jährige Abiturient zusammen mit der 45jährigen Unternehmerin mal ein paar Monate zusammen Bäume pflanzt.

In der Realität weiß ich jedoch, wie erbärmlich bescheuert gesunde Erwachsene reagieren, wenn sie das Gefühl haben, irgend etwas zu müssen. Hat uns ja schon die Maskenpflicht gezeigt. Und ich kann mich noch an meinen letzten Erste-Hilfe-Kurs erinnern: Kaum jemand war freiwillig dort, also hat sich kaum jemand wirklich interessiert, sondern nur herumgeblödelt und die Zeit totgeschlagen. Und solche Kreaturen wollen wir in ungeliebten und anstrengenden Jobs, am Besten noch im Umgang mit verletzlichen Bevölkerungsgruppen einsetzen? Besten Dank auch.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^