Wird Fremdgehen heutzutage überbewertet?

vom 24.02.2019, 10:33 Uhr

Heutzutage empfinden die meisten jungen Paare sexuelle Treue als etwas extrem Wichtiges für eine Beziehung. Selbst einen einzigen Seitensprung würden sie ihren Aussagen nach nicht verzeihen. Das war zu meiner Jugendzeit und in meiner sozialen Umgebung in den siebziger Jahren anders. Ich finde einen Seitensprung, wenn er rein körperlich ist und nur ab und zu in besonderen Situationen vorkommt, nicht so dramatisch, dass man dann gleich eine ansonsten gute Beziehung aufgeben muss. Wie seht ihr das?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde nicht, dass Fremdgehen überbewertet wird. Ich brauche keinen Partner, um wirtschaftlich nicht abzustürzen und die Kinder können auch einen Vater haben, der nicht mit mir zusammen wohnt. Ich komme gut allein zurecht und eine Beziehung soll mein Leben bereichern.

Und für mich ist es keine gute Beziehung, wenn ein Partner Absprachen und Vereinbarungen nicht einhält. Ich teile mein Leben und meine Finanzen komplett mit meinem Mann. Grundvoraussetzung dafür ist Vertrauen und Gleichberechtigung. Diese Grundlage kann durch viele Dinge zerstört werden, Fremdgehen gehört für mich dazu.

Denn ich gebe meine Gesundheit in die Hände meines Partners. Ich verlasse mich darauf, das Risiko zu kennen. Das kenne ich aber nicht mehr, wenn er durch fremde Betten hüpft und mich nicht vorher darüber informiert. Kondome mögen von HIV schützen, bei HPV, Syphilis Gonorrhoe oder Clamydien sieht die Bilanz aber viel schlechter aus.

Dieser Fakt plus die kleine Tatsache, dass der andere meint, eine Vereinbarung hinterrücks und einseitig aufkündigen zu können, entzieht für mich einer Beziehung jede Grundlage. Das ist auch nichts anderes, als wenn er einseitig die gemeinsamen Sparkonten abräumen oder Geld beiseite schaffen würde, damit es später nicht in der Zugewinnberechnung auftaucht.

Man kann über alles reden und man natürlich einmal getroffene Vereinbarungen hinterfragen und neu verhandeln. Aber so etwas tut man vorher, wenn man den anderen auch nur ein bisschen respektiert. Denn dann hat der Partner die Chance, die Situation für sich zu bewerten und eine Entscheidung zu treffen. Ein Egoist, der sich einredet, er nimmt dem anderen nichts weg, oder der andere merkt ja gar nichts davon, ist charakterlich für mich kein geeigneter Beziehungspartner. Das fehlt es an Integrität und Loyalität und deshalb die Beziehung dann für mich auch nicht "ansonsten" gut, sondern es fehlt komplett an der Basis für eine Beziehung.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wie so oft denke ich auch hier, cooper ist da was auf der Spur. :D Ich komme dank der Gesetzesänderungen der letzten Jahrzehnte auch mittlerweile ganz gut ohne Partner zurecht, sodass ich eine Beziehung nicht als notwendig ansehe, weil ich als auf dem Papier alleinstehende Frau nicht mehr ganz so sehr diskriminiert werde wie noch vor etlichen Jahrzehnten. Deswegen betrachte ich eine Beziehung als Bonus, der mir das Leben schöner machen soll und nicht als Eintrittskarte in das Leben als halbwegs vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. Und deswegen kann ich auch mehr Forderungen stellen.

Ich vermute, dass frau sich einiges mehr schönreden und gefallen lassen musste, wenn ein Dasein als "Fräulein" oder schlimmer noch als geschiedene Frau oder - am schlimmsten - als ledige/alleinerziehende Mutter die gesellschaftliche Ausgrenzung bedeutete und deswegen tunlichst zu vermeiden war. Deswegen bin ich ganz froh darüber, dass wir heute individuell entscheiden können, wie schlimm wir es finden, wenn jemand mit unserer Gesundheit russisches Roulette spielt (Stichwort Geschlechtskrankheiten) oder ein formelles oder informelles Abkommen der sexuellen und/oder emotionalen Exklusivität einseitig gekündigt wird.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Fremdgehen stellt für mich immer einen Betrug dar. Meiner Meinung nach hat das Fremdgehen auch etwas mit Lügen, Heimlichtuerei und Verarschung zu tun, denn sonst würde man beispielsweise eben eine offene Beziehung führen oder sich für andere Konzepte wie zum Beispiel Freundschaft Plus interessieren. Deswegen finde ich nicht, dass das Fremdgehen überbewertet wird.

Und heutzutage kann man schon freie Liebe, offene Beziehungen, Polygamie oder auch reine Sexbeziehungen führen. Fremdgehen muss man da wirklich nicht mehr und man muss sich auch nicht zur Monogamie zwingen, wenn man das nicht möchte und man das auch nicht ansprechend findet. Man kann aber keine monogame Beziehung eingehen und am Ende Sprüche wie "ich bin nur ein Mann" oder "Polygamie liegt in der Natur" bringen.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9223 » Talkpoints: 23,42 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde nicht, dass Fremdgehen überbewertet wird. Es sind bereits schon gute Gründe genannt worden. Wenn du von Monogamie gesprochen hättest, hätte ich da zugestimmt, dass das überbewertet wird, vorausgesetzt, dass die Beteiligten damit einverstanden sind, keine monogame Beziehung zu führen.

Der Begriff Fremgehen impliziert ja, dass gar keine Absprache vorhanden war, sondern dass eine Partei eigenmächtig entschieden hat, zu tun und zu lassen was er oder sie möchte und der andere wird einfach mit den Tatsachen konfrontiert und muss damit leben. Das finde ich nicht in Ordnung. Aber wenn man gemeinsam beschließt eine offene Beziehung zu führen ist das was völlig anderes.

Anlupa, du hast doch schon in einigen Beiträgen erwähnt, dass du jetzt Rentnerin bist. Ich finde, das merkt man auch, da du in dieser Hinsicht eine ziemlich altmodische Einstellung hast. Als Frau ist man nicht mehr wirtschaftlich auf den Mann angewiesen und muss sich mit einem Seitensprung nicht abfinden, weil das keinen gesellschaftlichen Schiffbruch mehr bedeutet, wenn man einen betrügenden Partner verlässt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich finde auch nicht, dass ein Seitensprung oder Fremdgehen überbewertet wird. Auf meinen Partner möchte ich mich verlassen können und ihm vertrauen. Wenn er fremdgegangen wäre, wäre das Vertrauen missbraucht worden und es würde mir schwer fallen, dass wieder aufzubauen. Ich denke sogar, dass ich das nicht könnte. Von den Krankheiten ganz zu schweigen, die Cooper aufgezählt hat.

Heute braucht eine Frau ja nicht mehr zwingend einen Mann, um einen gewissen Status zu haben. Ich würde auch lieber alleine leben, als hinzunehmen, dass ich betrogen werde. Mir ist Vertrauen wichtig und ich finde es wirklich schlimm, wenn man mich belügt oder betrügt. Mein Leben soll mit einem Partner schöner und bereichert werden.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde nicht das Fremdgehen überbewertet wird. Im Gegenteil. Früher wurde man dafür gesteinigt. Heute geht hingegen jeder 2. im Laufe seines Lebens fremd. Es ist also für 50% der Deutschen zu etwas Normalem geworden. Meine Nachbarin hat ganz offene eine Affäre mit einem verheirateten Mann. Jeder in der Nachbarschaft weiß das. Früher wäre sie ausgestoßen wurden. Heute interessiert das niemanden.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das muss ja jeder für sich entscheiden. Ich selbst finde, dass fremdgehen in keiner Weise überbewertet wird. Für mich ist Treue - emotionale und auch sexuelle Treue - in einer Beziehung absolut wichtig und unverzichtbar. Für mich selbst kommt es nicht in Frage fremdzugehen, wobei ich es auch absolut nicht möchte, dass mein Partner fremdgehen würde. Für mich wäre die Beziehung dann auch vorbei.

Mich würde das Fremdgehen an sich so verletzen, dass ich nicht mehr mit meinem Partner zusammen sein könnte und würde. Ich bin zudem auch ein sehr nachtragender Mensch, so dass mich das ewig verfolgen würde, wobei ich das auch ohnehin nicht verzeihen könnte und wollen würde. Zudem wäre das Vertrauen dann auch weg, so dass eine Beziehung dann auch nicht mehr funktionieren könnte.

Es kann schon sein, dass es früher lockerer gesehen wurde, wenn jemand fremdgegangen ist. Wenn man aber Kinder hat und finanziell abhängig vom Mann ist, weil man sonst nur als Hausfrau tätig ist - wie es früher eben so üblich war, dann bleibt einem nicht so viel anderes übrig. Heutzutage ist das ja aber nicht mehr so und da muss man sich auch als Frau nicht immer alles gefallen lassen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Das muss jeder für sich entscheiden. Ich habe schon einmal wieder eine Chance nach dem Fremdgehen gegeben. Also das ganze locker gesehen. Das ganze Theater hat sich wiederholt und ich habe es mit Narben beendet. Ich war damals noch jünger, doch die Schmerzen des Fremdgehens bleiben.

Beobachte das jetzt bei einer Freundin. Sie steht vor der Scheidung weil sich ihr Partner nicht nur mehrmals auf jüngere eingelassen hat. Sondern sich auch noch wie ein Kind benimmt und 15 Jahre Beziehung wegwirft. Meine betrogene Freundin ist eigentlich eine Traumfrau. Sieht gut aus, ist intelligent und verdient auch noch gut. Doch er fühlt sich minderwertig und will sie so irgendwie klein bekommen. Er lässt aber trotzdem nicht los, weil sie alles managed will aber trotzdem seine "Affären" behalten, weil die ihm anhimmeln und bestätigen. Das ist schlicht und ergreifend einfach krank. Da gibt es nichts zu tolerieren oder überbewerten.

Wenn nicht von Anfang an klar ist, dass das ganze eine Beziehung mit mehr Personen ist (solls ja geben), dann ist Fremdgehen ein Trennungsgrund. Ich habe nach meinen Erfahrungen eine Nulltoleranzgrenze entwickelt. Beim ersten Anzeichen kann er ausziehen.

» TinaPe » Beiträge: 451 » Talkpoints: 13,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ganz und gar nicht wird das in meinen Augen überbewertet und das habe ich auch nie getan. Ich halte gar nichts von Menschen, die ihre Hose nicht zu halten können. Weder Mann noch Frau. Wer mit mir eine Beziehung eingeht, der weiß ganz genau, dass es monogam ist. Wer das schon im Vorfeld nicht kann, der soll es auch gleich lassen. Ich experimentiere nicht und verziehe nicht. Hier geht es um Vertrauen und Absprachen. Hinzu kommend, dass es um die Gesundheit geht. Ich gebe doch auch meine Gesundheit, wenn ich ungeschützt mit meiner Partnerin oder einem Partner schlafe her, wenn der dann fremd vögelt oder sie, was kann dann passieren? Krankheiten lassen grüßen.

Ich bin nur bereit, eine Beziehung einzugehen, wenn sie monogam ist und monogam bleibt. Ich bin keine Frau, wo offene Beziehungen frönt oder welche gegebenenfalls freizügige sexuelle Kontakte begrüßt. Will ich nicht und mach ich nicht. Eine Beziehung ist für mich dann auf keinen Fall erstrebenswert und wenn ich weiß, dass die Person anderen Frauen/Männern im Vorfeld fremdgegangen ist, kann sie auch bei mir gleich weiter gehen. Solchen Leute vertraue ich dann sowieso nicht, was soll an mir denn beim Thema Treue dann anders sein?

Fremdgehen bedeutet immer, dass das nicht abgesprochen ist. Das bedeutet auch, dass entweder klare Absprachen über eine monogame Beziehung geführt wurden oder ohne eine Absprache, dass es anders ist, dies auch angenommen wurde. Wer fremdgeht, hat somit das Vertrauen missbraucht, eine Gesundheit aufs Spiel gesetzt und gleichermaßen das Recht für mich verkannt, mit mir weiter zusammen zu sein.

Deswegen bewerte ich das gar nicht über, sondern werte es als das, was es ist. Fremdgehen. Untreue und ein Vertrauensmissbrauch. Wenn ich keine offene Beziehung akzeptiere, keine Untreue usw, dann wird man bei mir bei diesem Thema auch keine Chance auf Vergebung haben. Mit solchen Leuten führe ich keine Beziehung mehr und beende das. Und ja, auch wenn 5 Jahre ohne Probleme sonst geführt wurden. Für mich ist dann Feierabend.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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