Wie wichtig sind Konflikte in einer Partnerschaft?

vom 06.03.2019, 00:22 Uhr

Ich habe schon öfter von einigen Personen gehört, dass sie sich grundsätzlich nie mit ihrem Partner streiten. Abgesehen davon, dass ich das gar nicht so recht glauben kann, finde ich das nicht wirklich gut. Ich denke, dass Konflikte durchaus wichtig in einer Beziehung sind. Natürlich sollte man sich nicht rund um die Uhr streiten und auch nicht ständig streiten, dass die Fetzen fliegen.

Hin und wieder mal zu streiten, finde ich aber normal. Es ist doch auch normal, auch mal unterschiedlicher Meinung zu sein und gut, wenn man Sachen direkt anspricht, die einen stören, anstatt sie mit sich herumzuschleppen und das für sich zu behalten. Wie wichtig sind Konflikte in einer Beziehung und wie seht ihr das persönlich? Oder könntet ihr auch komplett darauf verzichten?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich würde das jetzt nicht unbedingt als "Konflikt" deklarieren, aber ich finde es sehr wichtig, dass man sich nicht immer mit dem Partner einig ist und auch einen Kompromiss finden muss, der für alle Beteiligten zufriedenstellend und akzeptabel ist. Das kann sich auf verschiedene Dinge beziehen, beispielsweise über die Wahl des geeigneten Wohnorts, bei der Wohnungssuche oder wenn man einen Urlaub bucht oder ein Auto kauft.

Wenn man sich immer nur einig ist und man dem Partner nur zustimmt, egal was der will und was der sagt, finde ich das ziemlich langweilig und auch nicht gesund. Es kann durchaus Paare geben, wo man sich (nach außen hin) immer einig ist und die Meinungen und Ansichten nie abweichen. Bei solchen Paaren unterstelle ich aber gerne mal eine gewisse Selbstinszenierung und Show oder aber Konfliktscheu und Überanpassung und das empfinde ich grundsätzlich nicht als positiv oder gesund.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Für mich sind Konflikte weniger "wichtig" als vielmehr ein integraler Bestandteil einer gleichberechtigten Partnerschaft. Ich kann mir nur vorstellen, dass es keine offenen Konflikte gibt, wenn ein Partner entweder derart unterdrückt und abhängig, oder derart meinungslos und apathisch ist, dass die andere Partei quasi die ganze Last der Entscheidungen, der Beziehungspflege und des Alltagslebens trägt, entweder aus Dominanzgründen, oder weil der/die andere den Hintern nicht hochbekommt.

Von daher kann ich mir schon vorstellen, dass es Beziehungen gibt, in denen "nie" gestritten wird, aber für mich wäre es nichts, weil das entweder bedeuten würde, dass ich sklavisch abhängig wäre, schwer depressiv und daher entscheidungsunfähig oder den ganzen Karren alleine ziehen müsste, während mein Partner als tote Last mitgeschleift wird, weil er weder Meinung noch Initiative zeigt.

Selbst in nicht-romantischen Beziehungen sehe ich es als wichtig an, dass es hin und wieder zu Konflikten kommt. Beispielsweise hätte ich auch keinen Bock auf einen Chef, der mich entweder planlos "machen lässt" oder als blinde Befehlsempfängerin ansieht.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Man muss sich in einer Partnerschaft austauschen, wenn einem etwas nicht passt, dann muss man das ansprechen und dieses bietet Potenzial für einen Streit oder auch eine Diskussion. Beziehungen, in denen nie ein Streit stattfindet sind für mich nicht realistisch. Da schluckt man dann Dinge herunter, die man besser aussprechen sollte und irgendwann kann man dann mit so einer Beziehung auch nicht mehr leben, denn ewig geht das nicht gut.

Ich spreche Dinge bei meinem Mann an, streite auch mal, wenn auch selten, aber das gehört einfach dazu. Vielleicht kann man sich auch manche Dinge schön reden und streitet dennoch, wenn man behauptet dies nicht zu tun, aber normal finde ich es nicht, wenn man nie streitet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich hätte Bedenken, dass sich der Partner immer nur anpasst, wenn es nie zu einer Meinungsverschiedenheit kommt. Ich kannte ein Paar, bei dem er immer versucht hat, ihr alles recht zu machen. Einfach auch, weil er keinen Streit wollte. Sie ist doch oftmals sehr anstrengend und irgendwann kam es dann auch zur Trennung, weil er eben zugegeben hat, dass er meist einfach nur das gemacht hat, was sie gerne wollte und sich selbst hinten angestellt hat. Das kann einfach nicht dauerhaft gut gehen.

Ich denke auch, dass es wichtig ist, dass man mal unterschiedlicher Meinung ist und einen Kompromiss finden muss. Daraus lernt man ja sicherlich auch und ich glaube nicht, dass es wirklich Paare gibt, bei denen immer alles harmonisch ist und sich keiner von Beiden verstellen muss.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde es schon sehr erschreckend, dass im Ausgangspost ein Konflikt gleichgesetzt mit Streit gesehen wird. In einer Beziehung definiere ich einen Konflikt wie der Duden als durch das Aufeinanderprallen widerstreitender Auffassungen, Interessen oder Ähnlichem entstandene schwierige Situation, die zum Zerwürfnis führen kann.

Mein Mann und ich streiten fast nie. Einen Streit, der normalerweise auch nur Minuten dauert, gibt es nur alle Jubeljahre mal. Bisher kann man unsere Streits an einer Hand abzählen, was weniger als einen Streit alle 5 Jahre ausmacht. Das bedeutet aber nicht, dass wir keine Konflikte haben. Wir sind wie Feuer und Wasser und haben fast immer gegensätzliche Ansichten.

Abgesehen von der Tatsache, dass wir beide unser Leben teilen wollen, haben wir kaum Gemeinsamkeiten. Ohne Liebe wären wir nicht einmal befreundet und der Horror für beide wäre, wenn wir zusammen arbeiten müssten und kein Paar wären. Konflikte haben wir immer. :D Und mancher Konflikt dauert. Nur haben wir eine Gesprächskultur, die einen Streit fast immer verhindert.

Davon auszugehen, dass ohne Streit immer einer nachgibt, sich verbiegt, sich nach dem anderen richtet, ist ein Trugschluss. Wir verhandeln einen Kompromiss durchaus mit harten Bandagen. Aber wir respektieren einander immer und wir versuchen auch immer, den Standpunkt des anderen zu verstehen. So lösen wir Konflikte, ohne zu streiten und den anderen zu verletzen. Zumindest fast immer.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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