Werden Streiks in Krankenhäusern gar nicht bemerkt?

vom 22.03.2018, 10:22 Uhr

Zur Zeit ruft Ver.di ja wieder zu Streiks auf, sodass teilweise der Nahverkehr still steht und auch Kita-Mitarbeiter streiken. Gerade Pendler und Eltern sind von den Streiks in diesen Tagen besonders getroffen.

Nun meint eine Bekannte, dass Streiks ja nicht überall beachtet würden. So würde man in Krankenhäusern zum Beispiel gar nichts von einem Streik merken. Es würde nichts weh tun, daher würde sich dort auch nichts ändern. Was meint ihr dazu? Haben Streiks in Krankenhäusern so gar keinen Effekt, sodass man sich diese eigentlich auch sparen könnte? Wie könnten die Mitarbeiter dort alternativ ihre Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen durchsetzen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wieso sollten Streiks in Krankenhäusern bemerkt werden? Du meinst wohl eher, dass in Krankenhäusern nicht gestreikt wird, oder? Deiner Bekannten ist aber schon klar, dass ganz viele Krankenhäuser einen kirchlichen Träger haben? Und dass das kirchliche Arbeitsrecht Streiks komplett verbietet?

Das hat allerdings die Mitarbeiter des katholischen Marienkrankenhauses in Ottweiler im letzten Herbst nicht interessiert. Da hat zum ersten Mal das Personal eines katholischen Krankenhauses gestreikt und damit die Kündigung riskiert. So gut geht es den Pflegekräften in Deutschland.

An der Uniklinik in Düsseldorf wurde im Dezember gestreikt. 2016 wurden nicht nur Kitas und der ÖPNV bestreikt, sondern die Mitarbeiter in 50 kommunalen Kliniken in NRW haben ebenfalls die Arbeit niedergelegt. Nur weil deine Bekannte nichts von der Welt mitbekommt, entspricht ihre Blase nicht der Realität.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Also vieles von dem was cooper da so schreibt, entspricht nicht wirklich der Realität. Gerade mal ein Drittel der Krankenhäuser steht noch unter kirchlicher Obhut. Das bedeutet das mehr als 1200 Krankenhäuser unter öffentlicher oder privater Trägerschaft stehen. Damit dürfen auch rein rechtlich mehr als genug Krankenhausangestellte streiken. Damit kann man also nicht erklären, dass man recht wenig von Krankenhausstreiks mitbekommt.

Genauso entspricht es eben auch der Realität, dass Streiks in Krankenhäusern anders ablaufen. So wird ja kein Krankenhaus komplett bestreikt. Egal wie groß oder lang ein Streik ausgelegt ist, jedes Krankenhaus stellt eine Notbesetzung zusammen. Und nur rein aus dem Arbeitskampf heraus, wurde zum Beispiel noch nie eine Notaufnahme geschlossen oder dringende Operationen abgesagt. Vielmehr wird das Planprogramm so reduziert, dass man mit wenig Personal auskommt.

Mal ganz davon abgesehen, dass ich mich auch an keinen wirklichen großen und langen Streik erinnern kann. Es gab mal kurze Phasen, da haben die Ärzte ihre Arbeit teilweise niedergelegt. Aber auch hier wurde eine Notversorgung jederzeit gewährleistet. Das führt dann in erster Linie dazu, dass die Krankenhausträger finanzielle Einschnitte hinnehmen müssen, weil eben Planprogramm ausfällt. Der normale Krankenhauspatient merkt das aber kaum, da wie gesagt alle Notfälle genauso behandelt werden wie ohne Streik und man Planprogramm ja auch unauffällig reduzieren kann ohne jedem Patienten jetzt zu erklären, dass da gestreikt wird.

Das sieht ja bei der Bahn oder Piloten schon anders aus. Wenn der Pilot nicht fliegt, hebt eben der ganze Ferienflieger nicht ab und es leiden gleich alle Passagiere darunter. Ebenso bei der Bahn. Zudem sind ja Abflugzeiten und Abfahrzeiten transparent, die interne Struktur eines Krankenhauses nicht.

Auch wenn die Kita zu macht und man woanders hinfahren muss, fällt das wesentlich stärker auf, genauso wie nicht abgeholte Mülltonnen. Es entspricht also zumindest bisher schon der Realität, dass zwar in Krankenhäusern gestreikt wurde und wird, aber man davon eben doch verhältnismäßig wenig mitbekommt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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