Was war früher eindeutig besser als heute?

vom 24.03.2018, 11:44 Uhr

Manche Menschen reden ja gerne von der "guten alten Zeit". Mag ja sein, dass manche Aspekte durchaus besser gewesen sind früher, aber bestimmt nicht alle. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich nicht in früheren Zeiten leben wollen. Welche Aspekte aus der "guten alten Zeit" findet ihr persönlich positiv und was habt ihr früher definitiv als besser empfunden im Vergleich zu heute? Oder gibt es so etwas eurer Ansicht nach gar nicht?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde, dass früher die Menschen mehr Zeit miteinander verbracht haben und mehr miteinander gesprochen haben. Wenn man heute schaut hat jeder ein Smartphone in der Hand und schickt lustige Nachrichten und Videos in der Gegend herum und ist am Ende dennoch allein. Ich denke, dass wir nach und nach durch den Fortschritt der Technik vereinsamen.

Früher hat man sich getroffen und mit den Freunden etwas unternommen. Die Eltern wussten oft gar nicht wo genau sich ihre Kinder aufhalten und trotzdem sind alle groß geworden. Viele sitzen abends oder am Wochenende vor ihren PCs und tauchen in Spiele ein um sich ein wenig von der Realität abzulenken. Bei uns in der Gegend sieht man nicht sehr viele Kinder auf der Straße.

Nicht weil es kaum noch Kinder gibt, ganz im Gegenteil. Sie sind zu Hause und sehen fern oder spielen mit ihren Spielekonsolen. Ich finde das wirklich schlimm. Es ist meiner Meinung nach eine traurige Kindheit, wenn man die ganze Zeit im Innerern eines Hauses sitzt und einen Controller in der Hand hält.

» Birdy93 » Beiträge: 767 » Talkpoints: 10,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Rein subjektiv würde ich behaupten, dass die Winter früher besser waren und, dass man den Klimawandel inzwischen schon deutlich spürt. Meine Kindheit ist noch gar nicht so lange her, aber ich erinnere mich an Winter mit wesentlich mehr Schnee als wir in den letzten Jahren gehabt haben. Aber vielleicht erinnere ich mich auch nur an die tollen Schneewinter und habe die Winter mit wenig Schnee vergessen, weil die nicht so besonders waren?

Gefühlt waren früher die Filme besser. Wobei ich mit "besser" jetzt nicht meine, dass sie meinem Geschmack mehr entsprochen haben sondern, dass die Filme origineller waren. Es kommt heute öfters vor, dass wir uns das Kinoprogramm anschauen und da stehen fast nur Fortsetzungen und Neuverfilmungen und Buchverfilmungen und solche Sachen auf dem Programm. Ist nicht immer leicht dann einen Film zu finden, der sowohl originell ist als auch dem eigenen Geschmack entspricht. Dumme deutsche Komödien sind nämlich keine Option.

Manchmal denke ich auch, dass bestimmte Lebensmittel früher besser waren, aber ich glaube nicht, dass die mir heute tatsächlich besser schmecken würden. Ich habe schon öfter nach langer Zeit wieder irgendwas probiert, das ich als Kind toll fand, und ich fand das eigentlich immer zu süß oder zu künstlich.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ja, hier sind die Kinder bei unter 15 Grad auch drin. Zu kalt. Einiges wurde ja hier schon genannt, ich sehe die Smartphonezombies auch mit einigem Argwohn und wundere mich oft, manchmal finde ich es echt bedauerlich, wie fixiert die da reinstarren, als hinge ihr Leben davon ab. Handys an sich sind eine tolle Erfindung, Internet sowieso, aber ich weiß nicht, ob viele mit der Kopplung und ständigen Verfügbarkeit so gut umgehen können. Früher kam mir das Leben ruhiger und gelassener vor.

Ich glaube, das ist nicht mal ein Verklären der Vergangenheit, denn es gab bei näherem Nachdenken eine ganze Menge, was früher sehr viel besser war. Die Leute kamen mir gelassener vor, vermutlich weil weniger Anlass zur Wut bestand. Die Arbeitslosigkeit war viel geringer und wen das Schicksal doch mal ereilte, der wurde vom sozialen Netz finanziell viel besser aufgefangen. Es wurde auch nicht verlangt, dass man mit 23 mit dem Studium fertig zu sein hat und mindestens 3 Auslandspraktika vorzuweisen hatte. Irgendwie war ein Studium früher auch viel mehr Wert als heute, sicher auch, weil sich da noch nicht so viele eigentlich Ungeeignete durchquälten.

Es war nicht nur einfacher eine gute Arbeit zu finden, sondern auch einen Kindergartenplatz, eine gute bezahlbare Wohnung und so etwas wie die heutige Ghettobildung, die man selbst in Mittelstädten beobachten kann, gab es nicht in der Form. In meiner Grundschulzeit gab es in der ganzen Klasse gerade mal ein Scheidungskind. Gefühlt gab es weniger Menschen und objektiv betrachtet sehr viel weniger Verkehr und Staus. Mittlerweile wälzen sich hier Karawanen in die Innenstädte, das ist nicht mehr feierlich. Ich will da gar nicht zwanzig Jahre weiter denken.

Das Wetter kann ich auch bestätigen, bei den Sommern ist das ganz sicher keine Fehlwahrnehmung. Temperaturen über 30 oder gar wie heute 35 Grad gab es eigentlich nie, geschweige denn von Tropennächten mit 26 Grad um Mitternacht und brüllender Hitze über Wochen. In den letzten 10 bis 15 Jahren habe ich auch sehr selten eine geschlossene Schneedecke über 10 bis 20 cm hier gesehen.

» Verbena » Beiträge: 5138 » Talkpoints: 0,70 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Eigentlich versuche ich solche Aussagen immer zu vermeiden, gerade wenn es denn heißt, dass alles besser war. So richtig kann mir dann auch immer keiner antworten, was denn nun so genau jetzt alles besser waren. Natürlich wird es immer ein paar Dinge gebe, die anders manchmal vielleicht auch besser waren. Aber im Großen und Ganzen bin ich mit meinem Leben und meiner Situation sehr zufrieden. Und vieles, was mir heute nicht so richtig passt, war früher auch nicht anders.

Die hier angesprochene Sache mit den Smartphones und PCs würde ich aber schon ein wenig unterschreiben. Aber auch hier muss sagen, an vielen Punkten haben sie das Leben aber auch einfacher gemacht. Man kann ja doch mal schnell etwas nachgucken, sich einen Weg raussuchen oder ähnliches. Für viele Jugendliche hat das aber sicher schon dazu geführt, dass man mehr Zeit vor dem Telefon oder dem PC oder Tablet verbringt. Da könnte man schon sagen, dass zumindest gefühlt früher mehr Kinder einfach draußen mit dem was sie gerade gefunden haben gespielt haben.

Das kann man aber auch versuchen zu steuern. Wir schmeißen sozusagen unsere Kinder schon jeden Tag raus und dann toben die draußen. Das ist natürlich in einer Großstadt nicht für jeden so einfach machbar. Aber damit hängen sie dann eben doch nicht ganz soviel vor dem Fernseher oder Tablet ab.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich denke auch, dass sich die Menschen früher eher füreinander interessiert haben und die Kommunikation besser war. Heute stört es mich, dass ich oftmals das Gefühl habe, Alleinunterhalter zu sein, während mein Gegenüber nur in sein Smartphone starrt und damit beschäftigt ist.

Oder auch, was die Kinderbeschäftigung angeht. Da werden die Kinder heute schon früh vor den TV gesetzt oder bekommen ein Tablet zum spielen. Das ist natürlich nicht bei allen Kindern so, aber es kommt doch öfter mal vor. Wenn ich an meine Kindheit denke, so haben wir ständig draußen gespielt und immer neue Spiele erfunden.

Aber ich denke nicht, dass früher alles besser war. Wenn ich da mal meine Eltern oder Großeltern höre, kann ich mir das nicht vorstellen, dass es ihnen wirklich so geht, dass sie früher alles besser gefunden haben.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Verbena hat geschrieben:Die Arbeitslosigkeit war viel geringer und wen das Schicksal doch mal ereilte, der wurde vom sozialen Netz finanziell viel besser aufgefangen.

Also aus meiner Kindheit in der Nachwendezeit und dann der Zeit wo ich heranwuchs, kenne ich eigentlich nur Arbeitslosenquote um die 10 Prozent. Zahlen wir heute, wo 5 Prozent und weniger verkündet werden gab es da überhaupt nicht. Und schon damals wurden die Zahlen mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Lehrgängen geschönt. Ich würde das also keinesfalls so sehen, dass das früher wirklich besser war.

Es wurde auch nicht verlangt, dass man mit 23 mit dem Studium fertig zu sein hat und mindestens 3 Auslandspraktika vorzuweisen hatte. Irgendwie war ein Studium früher auch viel mehr Wert als heute, sicher auch, weil sich da noch nicht so viele eigentlich Ungeeignete durchquälten.

Das kann man so in keinster Weise pauschalisieren. Das geht ja größtenteils auch auf die Bolognareform zurück. Dadurch machen die Bachelorstudiengänge mittlerweile ja einen Großteil der Abschlüsse aus. Und sehr viele Bachlorabsolventen schließen danach eben keinen Master mehr an. Damit sind sie automatisch jünger, da ihr Studium einfach kürzer ist. Dementsprechend kann man dann auch mit 23 schon durchaus fertig sein und auch Auslandspraktika absolviert haben.

Studiengänge mit Studiendauernd vor 5 oder 6 Jahren nehmen dadurch prozentual ja deutlich ab. Sicherlich prägt dass dann auch zum Teil den Eindruck, dass das Studium "weniger" wert wäre. Natürlich ist es 3,5 jähriges Bachelorstudium nicht dasselbe wie eine 5 oder 6 jähriges Magisterstudium. Aber das ist eben oftmals auch nicht notwendig. Nicht jeder braucht halt ein Master oder ein Staatsexamen.

Es war nicht nur einfacher eine gute Arbeit zu finden, sondern auch einen Kindergartenplatz, eine gute bezahlbare Wohnung und so etwas wie die heutige Ghettobildung, die man selbst in Mittelstädten beobachten kann, gab es nicht in der Form.

Auch das würde ich denken ist sehr subjektiv und hängt wohl auch von der Region ab, wo man groß geworden ist. Als Nachwendekind aus dem Osten, würde ich davon jetzt nicht einen Punkt unterschreiben. Schon damals haben bei uns viele Menschen keine Arbeit gefunden und viele von denen, die eine gefunden haben, haben über ihre Löhne genauso gemeckert, wie es viele heute tun. Da hatten wir Arbeitslosenquoten von über 20 Prozent. Und das war völlig normal. Und einen Kindergartenplatz kriege ich heutzutage garantiert und finde ihn hier im Osten auch sehr zügig.

Natürlich kriege ich nicht unbedingt den Platz in meiner Wunschkita, aber ich finde einen und bekomme diesen sogar hier bei mir noch sehr günstig. Aber das ist eben sehr stark von der Region abhängig wo man wohnt. Auch der Wohnraum ist hier im östlichen Land, wenn man die Metropolregionen mal außen vornimmt, noch sehr erschwinglich und ist eben auch in den Boomstädten ganz einfach durch Angebot und Nachfrage geprägt.

Selbst kleine Ghettos gab es damals bei uns schon. Nur wohnten dort halt überwiegend übergesiedelte Russlanddeutsche. Da wollte auch kein Deutscher wohnen oder da lang gehen. Also so ganz neu ist das Phänomen auch nicht, wenn es natürlich wesentlich stärker ausgeprägt ist.

» Klehmchen » Beiträge: 5494 » Talkpoints: 1.015,07 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wenn man es vergleicht mit der Zeit von 1950 bis irgendwann in die achtziger Jahre im Abgleich mit den letzten zwanzig Jahren ist vieles Fakt, vor allem bezogen auf Verkehr, Arbeitsmarkt, Wohnungsmarkt, Scheidungsraten, Hartz 4, Altersarmut und den Westen. Viele der genannten Entwicklungen stammen aus der Zeit von 1990 bis um die Jahrtausendwende, deswegen kann sich die Wahrnehmung je nach eigener Erfahrung und abhängig vom Alter sehr stark unterscheiden.

Wenn ich jetzt überlegen müsste, welche Entwicklungen es von 1990 bis 2010 gegeben hat, kommt mir auch alles mehr wie ein Brei vor oder zu unmerklich, um einer bewussten Wahrnehmung zu unterliegen. Ich glaube einfach, man kann da nur in größeren Zeitsprüngen vergleichen. Meine Eltern und Großeltern wiederum würden sicher noch ganz andere Punkte aufzählen können, unsereins kann sich ja so etwas wie Vollbeschäftigung nicht mal mehr vorstellen.

Ich behaupte auch nicht, dass alles gesellschaftlich besser war, für manches gibt es sicher auch immer ein Gegenbeispiel, ich möchte das schon differenziert verstanden wissen. Die Menschen waren zum Beispiel aus meiner Sicht nicht moralisch besser oder einander mehr zugetan, das halte ich wiederum für eine romantische Verklärung, gerade im Osten gibt es ja viele Leute im mittleren oder höheren Alter, die den Zusammenhalt unter den Menschen in der DDR viel höher ansiedelten. Höre ich immer wieder, aber auch von Leuten aus dem Westen, die die 40 überschritten haben. Das ist wohl mehr eine Frage des eigenen Alters und der persönlichen Erfahrungen und zwangsläufigen Enttäuschungen, die einen so etwas denken lässt.

» Verbena » Beiträge: 5138 » Talkpoints: 0,70 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^