Warum verbringen Jugendliche so viel Zeit im Internet?

vom 27.06.2016, 18:11 Uhr

Es ist ja allgemein bekannt, dass die heutige Jugend immer mehr Zeit im Internet verbringt und das richtige Leben dadurch stark vernachlässigt. Noch vor wenigen Jahren war das ganz anders und ich finde den Einfluss des Internets manchmal richtig beängstigend.

Was sind für euch die Hauptgründe, warum die Jugendlichen heutzutage mehr Zeit im Internet als mit ihren Freunden verbringen? Meint ihr, dies ändert sich irgendwann wieder oder befürchtet ihr, wie ich, dass die verbrachte Zeit im Internet weiter steigen wird?

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Klar war es früher anders wie so vieles. Es gab kein Internet so flächendeckend, es war teuer und nicht jeder Haushalt hatte das ganze überhaupt zur Verfügung. Wenn ich an meine Anfangszeit vom Internet denke, dann war das noch mit einem 28k Modem und niemand im Haus durfte in der Zeit den Telefonhörer abnehmen damit man auch drinnen bleibt. Alleine das Verbinden zum Internet hat 3-5 Minuten gedauert und wenn man größere Seiten besucht hat, dann haben diese auch ein paar Minuten geladen.

Heute herrscht einfach dieser Onlinezwang in vielen Bereichen und es wird quasi vorausgesetzt, dass jeder den Zugang zum Internet auch hat wie auch einen Rechner. So werden Hausaufgaben am Computer aufgegeben die sich nur mit Internetrecherche lösen lassen, Formulare bekommt man nur noch Online und sogar die Spiele und Konsolen müssen ständig Online sein damit die Spielstände gespeichert werden können und auch die Patches gezogen. Früher war das nicht so, da war das ganze Offline und es gab auch nur wenige Spiele die Online waren.

Es wird sich auch nicht mehr ändern, je mehr Geräte so entwickelt und gebaut werden, dass diese das Internet brauchen umso mehr ist man darin gefangen und auch verstrickt. Bald braucht man das Internet auch, wenn man nur seinen Herd anschalten möchte um sich etwas zu essen zu kochen. Die Waschmaschine kommuniziert bereits darüber wie auch die Temperaturregler der Heizung und die Zahnbürste mit WiFi gibt es ebenfalls bereits schon.

Somit ist man einfach gezwungen mit dem Internet Kontakt zu haben und das betrifft nicht nur Jugendliche, sondern auch die Erwachsenen und teilweise auch schon die ganz kleinen Kinder. Ich habe neulich eine Aufgabe gesehen bei einem Kind in der 2. Klasse welches auch schon auf Informationen aus dem Internet ausgelegt war. Somit muss dieses Kind zwangsläufig damit auch schon Kontakt bekommen und das es die erste Aufgabe seiner Art sein soll, mag ich doch sehr bezweifeln so routiniert wie das Kind an die Lösung gegangen ist.

Draußen spielen ist inzwischen uncool, man sieht die Kinder bereits in jungen Jahren mit ihrem Smartphone auf dem Schulhof sitzen und daran zocken und daddeln. Auch das gab es früher nicht, dort war man ebenfalls gezwungen sich mit seinem Mitmenschen auseinander zu setzen wenn man etwas wissen wollte oder spielen. Heute findet man das alles Online, genauso die Tauschbörsen für diverse Sticker etc. Das wurde früher in meiner Kindheit klassisch auf dem Schulhof getauscht und nicht über soziale Medien und andere Plattformen. Findet man heute ebenfalls kaum noch in der realen Welt.

Als Eltern kann man die Kinder davon nicht fern halten und sollte man auch nicht. Aber die meisten gehen den Trend einfach mit, kaufen ihrem Kind das ganze ohne wirklich Ahnung davon zu haben oder sich dafür zu interessieren. Die wenigsten machen sich Gedanken ob das Kind noch draußen spielt, es ist inzwischen einfach normal geworden sich in seinem Kinderzimmer zu verschanzen und dort vor dem Rechner abzuhängen. Aber man kann das ganze beschränken. So würde mein Kind kein Smartphone mit unbegrenztem Zugang zum Internet bekommen, es dürfte damit auch nicht den ganzen Tag verbringen und auch nicht direkt nach der Schule an den Rechner rennen um dort wichtige Statusmeldungen auf Facebook und Co zu aktualisieren.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Es ist ja nicht so, dass sich die Bedürfnisse Jugendlicher verändert hätten, die Möglichkeiten sind nur vollkommen anders geworden. Als ich klein war, hatte nicht jeder Haushalt ein Telefon. Viele konnte man nur über die Telefonzelle in der Siedlung erreichen.

Selbst wenn ein Telefon vorhanden war, benutzte man das nur, um Verabredungen zu treffen. Telefonieren war teuer, eine Einheit kostete 23 oder 27 Pfennige. Das Telefon stand normalerweise in der Diele und alle hörten mit, dazu kam ständig der Kommentar, man solle nicht schon wieder oder so lange telefonieren.

Also traf man sich draußen. Bei Freunden zusammen sitzen war auch eher schwierig, weil die Mutter im Allgemeinen Hausfrau war und ständig herein platzte. Ewig an den ersten Spielen daddeln ging auch nicht, man wurde schlichtweg an die frische Luft gesetzt. Außerdem gab es nur einen Fernseher und der wurde erst am Abend eingeschaltet, ewig daran spielen wurde verboten.

Allgemein war es sowieso recht sinnlos, ewig vor dem Fernseher zu sitzen, denn der zeigte den größten Teil des Tages nur das Testbild. Die Sendezeit der drei zur Auswahl stehenden Sender betrug nur jeweils zwischen 7 und 8 Stunden pro Tag. Man musste raus. Zumal man sich das Zimmer meist mit mindestens einem Geschwisterkind teilte.

Das war auch kein Problem, denn es gab genügend Gleichaltrige in der Umgebung. Wirklich etwas anstellen konnte man nicht, weil jeder jeden kannte und irgendwer immer ein Auge auf die Kinder hatte. Da gab es eben auch einen Anpfiff vom Gemüsehändler oder der Witwe A und natürlich bekamen die Eltern alles sofort gesteckt.

Eigentlich hat man damals nichts anderes gewollt als Kinder und Jugendliche heute. Nur war der Weg dahin ein komplett anderer, weil die Möglichkeiten und die Art der elterlichen Aufsicht ganz anders waren als heute.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



swipu91 hat geschrieben:Es ist ja allgemein bekannt, dass die heutige Jugend immer mehr Zeit im Internet verbringt und das richtige Leben dadurch stark vernachlässigt.

Wer sagt sowas eigentlich? Wieso ist das allgemein bekannt? Ich habe mehrere enge Freundinnen, die alle Kinder zwischen 13 und 19 haben, es sind ganz verschiedene Frauen mit ganz unterschiedlichen Kindern. Und da entspricht keines dem angeblichen Klischee des Teenies, der von Sonnenlicht verarmt und völlig vereinsamt in seinem Zimmer sitzt und als einzigen Freund den Rechner hat.

Die gehen genauso an den See, auf Partys, abends in die Disco oder fahren durch die Gegend wie wir früher. Sie haben Träume und Partner, Streit, Teenager-Dramen und auch Jobs, fangen ein Studium oder eine Ausbildung an und treffen sich am Wochenende zum Shoppen. Nur mit dem Unterschied, dass alles heute viel spontaner und unverbindlicher passiert, weil sie durch Handys andere Möglichkeiten der Terminierung haben.

Während wir früher gelangweilt irgendwo rumsaßen und "abhingen", hängen die genauso an irgendwelchen Treffpunkten rum, nur mit dem Unterschied, dass sie Langeweile nicht mehr kennen, weil sie ständig mit der Nase am Smartphone kleben. Da wird dann der ganze Klatsch, Tratsch und das übliche Drama zum Großteil online abgewickelt, das macht es aber nicht weniger real.

Und ganz ehrlich, ich kenne keinen Teenager oder jungen Menschen bis 30, der eine vielversprechende Party oder einen Urlaub ablehnen würde, weil er lieber allein zuhause vor dem Computer sitzt. Einmal habe ich so einen Jungen tatsächlich gekannt, wenn man gefragt hat, ob er mit zum Schwimmen kommt, hing er lieber vor seinem Atari. Das war 1989. Und auch in den Zeiten bar jeder Technik, gab es diese sehr zurückhaltenden Jugendlichen mit nur wenigen Freunden, die haben dann eben Briefmarken gesammelt, an der Mofa geschraubt oder gelesen.

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich würde auch sagen, dass man so etwas nicht verallgemeinern kann. Gerade jetzt im Sommer sehe ich doch auch noch viele Kinder und Jugendliche, die ihre Freizeit auch draußen verbringen und nicht nur im Internet hängen. Sicher haben diese dann oft das Smartphone in der Hand, was ja auch meist bedeutet, dass sie im Internet sind. Aber nicht immer ist das der Fall.

Sicher ist heute die Kommunikation eine ganz andere geworden, als noch zu meiner Kindheit. Früher haben wir uns gefühlt mehr getroffen und sind dann in den Wald gegangen und mal in die Stadt. Heute wird mehr online bestellt und sicher gibt es die Jugendlichen, die lieber über Facebook miteinander kommunizieren, als sich zu treffen. Das finde ich dann schon immer etwas schade. Aber das ist eben mit ein Trend, seit es das Internet und die sozialen Netzwerke so flächendeckend gibt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Im Internet kann man halt alles machen, was man sich nur vorstellen kann. Man kann einkaufen, man kann chatten, miteinander reden, neue Leute treffen, man kann sich Informationen beschaffen, die neusten Nachrichten lesen, Spiele spielen und auch in Foren seine Meinung austauschen oder um Rat fragen. Man kann eigentlich alles machen mit einem Gerät, wofür man früher mehrere Orte aufsuchen musste oder wofür man sogar das Haus verlassen musste.

Es ist halt einfach bequemer und viele Menschen sind heute faul geworden. Und wenn ich dann Leute sehe, die draußen sitzen und sich gegenseitig WhatsApp-Nachrichten senden, dann frage ich mich schon, wieso die Leute überhaupt raus gehen.

» Bascolo » Beiträge: 3578 » Talkpoints: 33,15 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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